hoher Mitglieder des Großh. Hauſes liegt nun vor. Nach demſelben iſt Donnerstag den 5. Juni, Mittags 12 Uhr Eröffnung der landwirthſchaft⸗ lliiUchen Ausſtellung, Nachmittags 4 Uhr Rundfahrt durch die Straßen der Stadt, Abends 9 Uhr Lampionszug der Vereine nach dem Schloßhofe und Geſangsſerenade daſelbſt. Freitag, den 6. Juni wird die kunſtgeſchichtliche Ausſtellung des Alter⸗ thumsvereins aus der Zeit Karl Theodors in der Inſtitutskirche eröffnet. Vormittags 11 Uhr findet Huldigung der Schuljugend im Schloßhofe ſtatt. Samstag Nachmittag 12½¼ Uhr iſt Feſtmahl im Saale des Stadtparkes, Nachmittags 4 Uhr Rundfahrt durch die Hafenanlagen. Sonntag, den 8. Juni, Vormittags: Beſuch des Gottes⸗ dienſtes durch die Allerhöchſten Herrſchaften; Nachmittags 2 Uhr: Hoftafel im Schloß; Nach⸗ mittags 5 Uhr: Aufſtellung und Begrüßung der Militärvereine des Gaues vor dem Schloß. Abends 7 Uhr: Feſtvorſtellung im Hoftheater. Montag, den 9. Juni: Ovation der badiſchen Zuchtverbände in der landwirthſchafttichen Ausſtellung. — Heidelberg, 1. Juni. Auf die Kunde von Kußmaul's Tod berief das Großherzogspaar ſofort den ehemaligen Schüler desſelben, Hofrat Fleiner⸗Heidelberg, um ſich über die letzten Augen⸗ blicke des hochverehrten Gelehrten Bericht erſtatten zu laſſen. Dabei äußerte die Großherzogin den Wunſch, Kußmaul's Leiche vor der Beiſetzung noch einmal ſehen zu können und geſtern früh traf ſie denn auch zu dieſem Zwecke hier ein. In Begleitung des Geh. Rat Czerny begab ſie ſich in die Friedhofkapelle, wo ſie eine halbe Stunde in ſtiller Andacht an dem Sarge des teuren Toten verweilte. Darnach ſtattete ſie noch dem Geh. Rat Kuno Fiſcher und der Luiſenanſtalt einen Beſuch ab und fuhr dann mit dem Zuge 10.07 Uhr nach Boxberg weiter. Geſtern nach⸗ mittag 4 Uhr fand unter ungemein zahlreicher Beteiligung das feierliche Leichenbegängnis ſtatt, bei dem ſich der Großherzog durch den Kammer⸗ herrn Offenſandt von Berckholz, die Großherzogin durch den Kammerherrn von Stabel, die Staats⸗ regierung durch Miniſterialrat Böhm vertreten ließen. Die reichsländiſche Regierung und die Univerſitäten Straßburg und Freiburg, ſowie viele gelehrten Geſellſchaften und Korporationen hatten ebenfalls Abordnungen entſandt; auch ſämtliche hieſigen Studentenkorporationen waren vertreten. Bei der Leichenfeierlichkeit in der Fried⸗ hofkapelle hielt Stadtpfarrer Hönig die tief empfundene Leichenrede und darauf folgte unter kürzeren Anſprachen die Niederlegung von Kränzen. Zunächſt trat der Rektor der Univerſität Straß⸗ burg, Prof. Otto Maier, vor und widmete dem ehemaligen „großen und edlen Lehrer“ der Kaiſer Wilhelms⸗Univerſität einen zu Herzen gehenden Nachruf. — Heidelberg, 1. Juni. Am 7.—9. Juni wird bekanntlich der Stenographentag der Gabelsbergerianer Südweſtdeutſchlands hier ab⸗ gehalten werden. Nach dem Programm findet am 7. Juni, Abends 8 Uhr, im Saalbau eine Sitzung der Vereinsvertreter, am 8. Juni, Vor⸗ mittags 8 Uhr, im „Badiſchen Hof“ die 2. Haupt⸗ verſammlung des Vereins ſtenographiekundiger Lehrer Badens und 9½ Uhr im Gymnaſium ein Wettſchreiben ſtatt. Die öffentliche Hauptver⸗ ſammlung wird darauf um 11 Uhr im ſtädt. Saalbau abgehalten werden, in welcher Herr Landtagsſtenograph Karl Teske aus Karlsruhe über das „Weſen und Ziel der ſtenographiſchen Bewegung der Gegenwart“ ſprechen wird. Um 1 Uhr Feſteſſen im ſtädtiſchen Saalbau, worauf ein Spaziergang nach dem Schloß unternommen wird. Am Abend wird unter Mitwirkung der „Lieder⸗ tafel eine Abendunterhaltung im ſtädtiſchen Saal⸗ bau ſtattfinden. Am Nachmittag des 9. Juni werden Ausflüge in das Neckarthal gemacht werden, deren Theilnehmer bei eintretender Dun kel⸗ heit in Ziegelhauſen eine Neckarfahrt nach Heidel⸗ berg zur Beſichtigung der Schloßbeleuchtung an⸗ treten. Ein Abſchiedstrunk im „Bad. Hof“ wird den Stenographentag beſchließen. i — Heidelberg, 2. Inni. Zu Ehren der Deutſchen Landwirthſchaftsgeſellſchaft, die in den nächſten Tagen in Mannheim zuſammentritt und am 9. ds. einen Ansflug nach Heidelberg und in das Neckarthal unternimmt, findet am Montag eine Schloßbeleuchtung ſtatt, zu der, auch das Großherzogspaar hierher kommt. Die Theil⸗ nehmer an dem Ausfluge werden ſich nach Be⸗ endigung desſelben auf der „Stiftsmühle“ zu einem gemeinſamen Abendeſſen zuſammenfinden und darnach dort das Feſtſchiff beſteigen, um zur Schloßbeleuchtung nach Heidelberg zurückzukehren. — Karlsruhe, 30. Mai. Seine Königl. Hoheit, der Großherzog von Baden ließ ſich am 30. er, von dem Director der Motorenfabrik Oberurſel, Blumenthal, längeren Vortrag über Spiritus⸗Motoren und deren Verwendung halten. 5 s n . Der Großherzog hatte zu dieſem Vortrage : Miniſter von Brauer, v. Buchenberger, Pride ener. Dr. Nikolai und eine Anzahl höherer Miniſterſal⸗ beamten zugezogen. — Pforzheim, 1. Juni. Die Vorhereit⸗ ungen für das 8. Kreisturnfeſt des 10 deutſchen Turnkreiſes (Baden, Elſas Lothringen, Bayer. Pfalz), welches in den Tagen vom 9. bis 11. Auguſt d. J. in Pforzheim abgehalten wird, ſind 2 ndl ſebi im vollen Gange und die Organiſationen, wie jede einzelne Arbeitsabtheilung funktioniren por⸗ den trefflich Schon rechnet man auf einen Beſuch nl Bald von 8000 Turnern aus dem Kreis 10, die alle hene gaſtfreundliche Aufnahme finden werden. Der 5 vorerſt aufgeſtellte Feſtplan enthält für den erſten 088 Tag: Empfang der Gäſte, Abends Fackelzug und f Reigen auf dem Feſtplatz, Feſtbankett im ſtädliſchen 4 id Gtſa Saalbau; für Sonntag: Vereins wettturnen, Frei 2 11 in 1 übungen und Feſtzug, Abends turneriſche Aufführ, Feen ungen ſowohl im Saalbau wie auf dem Feſiplaz; lufee, für Montag, Einzelwettturnen und für Dienstag; . Mita Turnfahrten in die ſo herrliche Umgebung der 61 Feſtſtadt. — Aus Bayern, 30. Mai. Auf dem Lande werden die der Gemeinde zur Laſt fallen⸗ den Armen meiſt ſehr herzlos behandelt. May ärgert ſich über die Laſt, die ſie ſind und kümmert oder ſorgt ſich ſo wenig wie moglich um ſie. So iſt in Neukirchen (Oberpfalz) ein ſchwachſinniger epileptiſcher Burſche eben verhungert. Er hatte ſein Eſſen der Reihe nach bei den Bauern zu bekommen. Als er nicht mehr kam, kümmerte ſich niemand darum. Endlich entdeckte man, daß er todt in ſeinem Gelaſſe im Armenhauſe lag. Er war kronk geworden, und da ſich niemand um ihn kümmerte nach ärztlichem Befund ver⸗ hungert. Er lag, als man ihn fand in ſeinem mit Steinen gepflaſterten unheizbaren Gelaſſe auf wenigen faulen Stroh, daß man nicht einmal für das Vieh zum Einſtreuen hätte verwenden können. Ans ſeinen verlumpten Kleidern hatte er Stücke herausgeriſſen und aus Hunger zu ver⸗ kauen geſucht. Das Landgericht in Amberg ver⸗ urteilte, den Ortspfarrer zu 8 Tagen, den Bürger⸗ meiſter zu 3 Monaten, einen Armenpflegſchafts⸗ rat zu 1 Monat Gefängnis, weil ſie durch Ver⸗ ſäumnis ihrer Pfiicht als Mitglieder der Armen⸗ pflege dezw. als Gemeindevorſtand den Tod des Armen verſchuldet haben. Frs g ß nit und J Jemig an. dun Poſte lige C 1 Ak. 15 heiuri. it Lumen, ho dunklen Nelken geſchmückt. Sie ahnte freilich nicht, daß Hauptmann von Viſcher bei ihrem Anblick etwas mitleidig dachte: „Arme Prinzeſſin! Die Tage der Roſen ſcheinen ſchon hinter ihr zu liegen.“ Jetzt erſchien auch Gräfin Felicie in einem weiß und roſa geſtreiften Battiſtkleide; ein roſa Gürtel umſpannte die ſchlanke Taille, ſonſt fehlte eder andere Schmuck. „Ach, gnädige Gräfin,“ rief Fürſt Arnold uthuſtaſtiſch, „da ſind Sie endlich; ich fürchtete ſchon, wir müßten heute auf Ihre liebenswürdige Gegenwart veczichten. Aber Sie haben nicht einmal eine Blume wie ch ſehe; ich muß Ihnen doch gleich eine holen.“ Und er eilte, alle Eitiketterückſichten bei Seite laſſend, in den Garten, um eine vollerblühte zarte Roſe abzuſchneiden. „Durchlaucht“, wehrte Felicie faſt erſchrocken, „Sie ſchen mich ganz beſchämt; wie darf ich ſo viele Gnade annehmen.“ „Ach, beſte Gräfin, heute ſind wir unter uns und von Gnade iſt da keine Rede. den Arm, ich führe Sie zu Tiſch.“ Geben Sie mir „Was werden Durlaucht Prinzeſſin ſagen.“ „O nichts; Emilie hat ja auch einen Cavalier, und ich glaube, Viſcher wird ſie ganz gut unter⸗ halten.“ ö Der Lakai öffnete jetzt die Thüren zum Speiſeſaal, und die Prinzeſſin ſchritt lächelnd, ſtrahlend mit tem Cavalier hinein; der Fürſt und Felicie folgten. Das exquiſite kleine Diener verlief ſehr heiter; die fürſtlichen Geſchwiſter ſchienen garnicht zu bemerken, daß die Gräfin und der Hauptmann ziemlich ſchweig⸗ ſam waren. Nach eingenommener Mahlzeit begaben ſich die vier Perſonen auf die Veranda, um dort den Kaffee . Der Tag neigte ſich; es war ein köſtlich warmer, ſonniger Maientag geweſen, und wie Prinzeſſin Emilie. die Prinzeſſin ſchlug vor: „Wir wollen noch ein wenig auf dem Teiche fahren; die Herren rudern uns.“ „Ja, das iſt ſchön,“ Felicie ſchlug leicht in die Hände, noch ſchöner wäre es bei Mondenſchein. „Nein dann iſt's zu kühl,“ entſchied die Prinzeß, „Arnold, gehe doch mit der Gräfin voraus, um das Boot zurecht zu machen; ich will mir nur ein Tuch um die Schultern nehmen.“ Herr von Viſcher und Felicie ſpraugen zu gleicher Zeit auf, um den Wunſch der fürſtlichen Dame zu erfüllen, doch lachend rief der Fürſt: „Nein, Gräfin Sie müſſen mit mir kommen, die Prinzeß hat es gewünſcht, wie Sie hörten.“ Felicie umpfand ein leiſes Bedauern, daß es ihr heute nicht vergönnt wurde, mit dem ſchbuen, ſtattlichen Oſficier zu plaudern, doch fügte ſte ſich ohne Wiederſpruch den Pflichten, die ihre Stellung ihr auferlegte. f „Gräfin,“ begann der Fürſt, als ſie am Ufer des Teiches ſtanden und das langſam folgende zweite Paar erwarteten, „was würden Sie thun, wenn meine Schweſter noch heirathen wollte?“ „Wenn Ihre Durchlaucht mich noch zu behalten gedächten, würde ich ihr noch wie vor treulich dienen.“ „Auch wenn ſie einen Mann wählte, der kein Fürſt iſt?“ „Das werden Ihre Durchlaucht gewiß nicht thun; man muß den Pflichten gerecht werden, die unſer Stand uns auferlegt.“ „So würden Sie es alſo wie ein Unrecht anſehen, Felicie, wenn ich nach meinem Herzen wählen wollte.“ „Ew. Durchlaucht dürfen das noch viel weniger Ew. der regierende Fürſt dieſes Landes.“ Durchlaucht ſind ja Chevreau⸗ mein Leben an der Seite einer fürſtlichen Gemahlin zu verbringen, die ich nicht lieben würde! Fellcie, 1 das könnten Sie mir rathen?“ N Sie zitterte wie Eſpenlaub unter ſeinem glühenden 1 Blicke und athmete erleichtert auf, als jetzt die Prinzeß ö . und Viſcher zu ihnen ſtießen, letzterer ungewöhnlich ernſt ſeine Dame jedoch in ſtrahlender Laune. Faſt ohne es zu wiſſen, warf Felicie dem Adjutanten einen flehenden Blick zu, ſo daß dieſer beſchloß, ſeinen Fürſten und die Gräfin nicht mehr allein zu laſſen. Ein wunderbares Empfinden zog in ſein Herz, Heute hat er dies ſchöne Mädchen zum erſten Male geſehen, und doch war's ihm, als verſtünde er ſe wie ſein eigenes Ich. i „Arme kleine Gräfin,“ dachte er bei ſich, „wie manche Andre würde Dich beneiden um dieſe Sonne der fürſtlichen Gunſt. Dich aber erfüllt ſie mit Augſt und Furcht. Du ſtehſt ſo allein, und ich will Dich ſchützen, Dein Freund werden, weil mich dieſe ſchönen Augen darum bitten.“ Erſt als ſich die Herren verabſchiedeten, konnte er der Gräfin die Hand küſſen und ihr zuflüſtern: „Ich hoffe, beim nächſten Hoffeſte die Ehre einer näheren Bekanntſchaft zu haben.“ Nach vierzehn Tagen wurde ein großes Gartenfest bei Hofe angeſagt zu Ehren eines zum Beſuch anweſenden Vetters. Felicie zitterte bei dem Gedanken, den Fürſten wiederzuſehen, denn ſeit jenem oben beſchriebenen Tage hatte ſie es ſtets zu vermeiden gewußt, mlt ihm unter vier Augen zu ſprechen, obſchon der Fürſt keine Gelegenheit vorüber ließ, um wenigſtens den Verſuch dazu zu machen. 5