— euburger Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. ö Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend 0 Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt 8 frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. ———————.— Hamstag, den 17. Mai Zur Feier der Großjährigkeit des Königs Alfonſo XIII. An dieſem Sonnabend vollendet Hönig Alfonſo XIII. von Spanien ſein 16. Cebensjahr, womit er nach ſpaniſcher Sitte die Hroßjährigkeit erlangt und demnach die Regierung des Landes ſelbſtſtändig übernimmt. Bereits am vergangenen Montag haben in der ſpaniſchen Hauptſtadt die Feſtlichkeiten begongen, welche beſtimmt ſind, den für Spanien ſo bedeutſamen Act der Großjährigkeit ſeines jugendlichen Herrſchers zu umrahmen, deſſen Eidesleiſtung den Höhe ⸗ punkt der geſammten Feier bilden wird. Sämmtliche Staatsoberhäupter undhhöfe Europas haben zu derſelben ihre beſonderen Vertreter, meiſt Angehörige der betreffenden Fürſtenhäuſer, abgeſchickt, ja ſelbſt China, Japan und Siam ſind bei den Madrider Feſtlichkeiten beſonders vertreten, deren äußerlicher Glanz jedenfalls des factiſchen Regierungsantrittes Alfonſos XIII. für das Land der Kaſtanien entſpricht. Bis jetzt allerdings iſt der Sohn des vor länger als ſechszehn Jahren dahingeſchiedenen Hönigs Alfonſo XII. noch nicht ſonderlich vor der Oeffentlichkeit hervorgetreten, wie dies bei ſeinem noch jugendlichen Alter und dem ſtrengen ſpaniſchen Hofceremoniell ja auch nicht gut anders möglich war. Man weiß, daß ihm ſeine Mutter, die Hönigin⸗Kegentin Chriſtine, eine ſehr ſorgfältige Erziehung hat zu Theil werden laſſen, und daß der künftige Herrſcher Spro Mal Spaniens nicht unbedeutende geiſtige Fähigkeiten Der Nut bekunden ſoll, ob er jedoch die für einen — Monarchen vor Allem nöthigen Charakter⸗ eigenſchaften zeigen und ferner die an der Spitze wird, das muß noch dahingeſtellt bleiben, das Alles kann erſt die Seit lehren. Im Uebrigen iſt Alfonſo XIII. bislang inſofern ein rechtes Sorgenkind für ſeine königliche Mutter geweſen, als er bekauntklich infolge ſeiner zarten Conſti⸗ tution faſt von Geburt an viele Jahre kränkelte und wiederholt lange und ſchwere Urankheiten durchmachen mußte; doch iſt er in neueſter Zeit allmählig kräftiger und wiederſtandsfähiger geworden. Man kann gewiß nicht behaupten, daß ſich der Beginn der ſelbſtſtändigen Regierung Alfonſos XIII. unter hervorragend günſtigen Perſpectiven vollzieht. Ein jahrhundertaltes Mißregiment hat Spanien materiell und geiſtig tief heruntergebracht, der Stand ſeiner Staats- finanzen iſt heute geradezu ein kläglicher, in der Verwaltung, im Beamtenthum herrſcht ein un⸗ glaublicher Schlendrian, von bemerkenswerthen, wirthſchaftlichen und culturellen Fortſchritten in der Entwicklung des Caudes iſt keine Kede, und dazu wird daſſelbe noch von den ſtaats⸗ und dynaſtigefährlichen Bewegungen des Car⸗ lismus, der Sozialdemokratie und des Anar⸗ chismus immer bedrohlicher unterwühlt, während daneben faſt beſtändige Reibungen zwiſchen den Parteien der Liberalen, der Conſervativen und der Clericalen einherlaufen. Dieſem kläglichen Bilde, welches die innere Cage Spaniens dar⸗ bietet, entſpricht aber völlig der Niedergang in ſeiner äußeren Machtſtellung und gerade in den reichlich ſechszehn Jahren der Kegentſchaft der Hönigin⸗Mutter Chriſtine mußte Spanien den ſchwerſten Schlag ſeit dem Abfall ſeiner ſüd⸗ amerikaniſchen Colonien verzeichnen, den Derluſt Cubas und Portoricos ſowie der Philippinen infolge des unglücklichen Krieges mit Nord⸗ amerika. Politiſch bedeutet dieſes Ausſcheiden Spaniens aus der Keihe des Colonalmächte zugleich ſeinen Verzicht auf die Stellung eine europäiſchen Großſtaates, und aus dem ehe maligen Weltreiche, in welchem die Sonne niemals unterging, iſt gegenwärtig eine Mach dritten Ranges geworden, die keinerlei Einfluß mehr auf den Sang der größten Weltbegeben heiten beſtitzt. Wahrlich, es iſt dies kein beneidenswerthes politiſches Erbe, welches jetzt der Sohn Alfon⸗ ſos XII. nach Ablauf der Regentſchaft ſeiner Mutter antritt, und es mag daher wohl ſein, daß er ſchweren Tagen auf dem Throne ent⸗ gegen geht. Ja, wenn es im heutigen Spanien eine wirklich geniale Perſönlichkeit gäbe, die es verſtünde, das Cand aus ſeinem Verfall mit kräftiger Hand wieder emporzuheben, daſſelbe in Wahrheit auf die Bahn der dem ſpaniſchen Volke noch immer vergebens verheißenen manig⸗ fachen und thatſächlich auch nothwendigen Reformen zu leiten, dann könnte man den Beginn der eigenen Regierung des jungen Königs mit einem ſolchen Berather an deſſen Seite, nur als glückverheißend bezeichnen. Aber ein ſolcher ſpaniſcher Bismarck läßt nach wie vor auf ſich warten, und ſo kommt es denn auf die Perſön⸗ lichkeit Alfonſos XIII. an, wie ſich die Dinge in dem ſo reich geſegneten und doch durch ſeine Regirenden ſo verwahrloſten Lande der Kaſtanien unter dem Szepter des jugendlichen Trägers der ſpaniſchen Königskrone entwickeln werden. Aufrichtig kann man da nur wünſchen, daß ſich an dem Spanien Alfonſos XIII nicht das düſtere bibliſche Wort erfüllen möge: „Wehe dem Lande, des König ein Kind iſt“. Verſchiedenes. Ladenburg, 16. Mai. Das dies- jährige Waldfeſt des Medizinalverbandes Laden⸗ burg,⸗Neckarhauſen,-Edingen gegr. 1896 findet fen eines Staatsweſens wie das heutige Spanien * beſonders erforderlichen Regententugen den 79 und ſtaats männiſchen Fähigkeiten entwickeln her nit weiße itho hin 1 Roman von A. Peters. bung. 22. Fortſetzung. (Nachdruck verboten. — Doch was war das 2 — Die Thür wiederſtand, öffnete ſich nicht. damit ihn ja Niemand hörte. Traum. Es machte ſich thatſächlich in der Nähe Jemand an einer Thüre leiſe zu ſchaffen. Sie horchte. Der Ton drang offenbar von unten herauf — anſcheinend von der kleinen Seitenthüre, die im Sommer vom Garten aus viel benutzt wurde, im Winter aber meiſt geſchloſſen war. Was hatte das zu bedeuten? angehaltenem Athem. Als das Geräuſch, wie wenn netwier ſich Jemand mit Hand und Knie Einlaß erzwingen 1 wollte, ſich wiederholte, ſprang ſie haſtig aus dem 7 Bette und lief barfuß an das Fenſter, um zu erſpähen, pirl. was dort unten vorgehe. Die Macht war nicht ſo dunkel, daß ihr ſcharfes Auge nicht erkennen konnte, Rall wie ein Mann ſich gegen die fragliche Thüre ſtemmte erlel und ſie mit aller Gewalt zu öffnen ſuchte. . Tödtlicher Schrecken bemächtigte ſichclfriedens, die Zähne klapperten ihr hörbar vor Angſt und 9 V e 5 15 0 85 5 Sie ſchreckte auf, ſie hatte geträumt und jetzt war ſie wach. Doch nein, das war nicht alles Im Bette aufrecht ſitzend, horchte Elfriede mit Kälte. Was ſollte ſie thun? — Die Dienſtleute wecken? — Die ſchliefen alle im anderen Flügel des Schloſſes und würden ſie ſchwerlich hören. Zu Mariannen gehen? Was ſollten ſie Zwei ſgegen Einbrecher thun? — Sich in dieſer Noth an Ralph wenden, ſchien ihr noch das Beſte! — Kaum hatte ſie ging nicht auf. Er drückte ſtärker auf die Klinke, ſie den Gedanken erfaßt, ſo führte ſie ihn auch ſchon er ſtemmte ſich gegen die Thüre — Umſonſt! ſie Wie heimlich er das Alles that, aus, denn in dieſer Lage that höchſte Eile noth. Sie machte Licht, warf ſich raſch ihr Morgenkleid über, eilte den dunkeln Gaug hinab und klopfte an Ralphs Thüre. Keine Antwort erfolgte auf das erſte Klopfen und Anrufen. Sie klopfte ſtärker und rief laut „Herr Stöckert! Herr Stöckert!“ Stimme. „Ich bin's! Elfriede!“ ſtieß ſie athemlos hervor. „Machen Sie auf! Bitte, ſchnell, ſchnell!“ „Elfriede! Sie! — Was iſt denn los? — Ich komme gleich!“ Haſtig warf er ſich in die Kleider und öffnete dann die Thüre. „Sie ſind krank?“ forſchte er beſorgt, als ſie ſich, an allen Gliedern zitternd, mit erdfahlem Geſicht, gegen den Thürpfoſten lehnte. „Nein, nein,“ ſtieß ſie heiſer hervor, „mir L mir fehlt nichts — aber ein — ein Mann ſucht in's Schloß — einzudringen — an der kleinen Gartenthüre — ich ſah ihn!“ N 98 „Wer iſt da ?“ antwortete eine verſchlafene binab. 5 In Elfriedes Zimmer swar es aber hell, da brannte Licht. kurze Sekunden. „Zum Teufel! Ich will gleich gehn und ſehen“ was er will. —“ „Nein, nein, um Gottes Willen — das dürfen Sie nicht — er — er thut Ihnen ſicher etwas Böſes an!“ ſagte ſie krawpfhaft, während ſie ihn mit ihren weißen Armen zurückzuhalten ſuchte. In der nächſten Minute ſank ſie ihm vor Erregung bewußtlos in die Arme, ihm dabei das Licht aus der Haud ſtoßend. a Was ſollte Ralph jetzt thun? Er überlegte einige Sollte er ſie in ſeinem Zimmer auf das Sopha legen, während er ging, um nach der Urſache ihres Schreckens zu forſchen? Das könnte, falls die übrigen Schloßbewohner erwachten und ſie da fände, ein ſchlechtes Licht aufzſie und ihn werfen. Noch unſchlüſſig blickte er den langen Gang In der nächſten Minute hatte er ſie dorthin getragen z und behutſam auf ihr Bett gelegt. Sie jetzt zum Leben zurückzubringen, war keine Zeit, denn Ralph hörte jetzt auch das verdächtige Geräuſch an der Thüre ſehr deutlich. Ohne weiter zu zögern, eilte er mit dem Licht und einem Revolver in der Hand die Treppe hinab. Da plötzlich verſtummte das Geräuſch. Ralph ſchob muthig den Riegel der Seitenthüre zuruck und lugte hinaus. Schnell gewöhnte ſich ſein Auge an die Dunkelheit, und bei dem ſternenhellen Himmel bemerkte er alsbald, wie ſich hinter eine der ſteinernen Säulen im Garten eine dunkle Geſtalt zu verbergen ſuchte. e N ne „ . 8