war, des Geſetzes vom 30. Dezember 1871 Einrichtung und Verwaltung, mit dem Reichs⸗ kauzler in Verbindung zu treten, den ich er⸗ mächtigen werde, einen entſprechenden Geſetz⸗ entwurf dem Bundesrathe vorzulegen. Sie wollen dieſen meinen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß bringen. Hoh⸗königsburg, 9. Mai 1902 Wilhelm — Straßburg, 12. Mai. Das Beſtehen des Diktaturparagraphen lag in dem Verant⸗ wortlichkeitsgefühl der Reichsgewalt, die ſorgſam darüber zu wachen hatte, daß nicht vom Grenz⸗ lande aus ein Brand entfacht würde, der das ganze Gebäude des deutſchen Reiches in Mitleideu⸗ ſchaft zu ziehen geeignet war. Es galt, kein Mittel aus der Hand zu geben, das im Stande jeden Verſuch einer Friedensſtörung im Keime zu erſticken. Das war im Weſentlichen die Aufgabe des Diktaturparagraphen, der ſo lange die ſehr wirkungsvolle Rolle eines Damokles⸗ ſchwertes ſpielte, als in Elſaß⸗Lothringen noch einheimiſche Elemente vorhanden waren, welchen zuzutrauen war, daß ſie nicht vor dem Verſuche furter Friedens Hand in Hand mit chauviniſtiſchen Elementen des Anslandes anzutaſten. Nicht die Anwendung, ſondern die Möglichkeit der Anwendung ſolcher außergewöhnlichen Befugniſſe genügte, um ſolche deutſchfeindliche Elemente in den Schranken zu halten und vor Ausſchreitungen zu bewahren. Aber je mehr ſich die Beziehungen zum Nachbar⸗ reiche verbeſſerten, nicht nur die amtlichen Be⸗ ziehungen von Regierung zur Regierung, ſondern auch die gegenſeitigen Beziehungen der Bevölker⸗ ungen untereinander, um ſo mehr wuchs auch die Möglichkeit, in den Grenzlanden denſelben Rechts⸗ zuſtand herzuſtellen, der auch ſonſt für das deutſche Reich Gültigkeit hat. Wenn jetzt der deutſche Kaiſer in dem Augenblicke, wo er in den deutſchen Grenzlonden weilte, ſich entſchloſſen hat, auf jene äußerſten Waffen zu verzichten, die ihm aus dem franzöſiſchen Regime überkommen waren, ſo iſt dies ein Zeichen, wie ſehr wohl der Kaiſer wie ſeine verantwortlichen Rathgebec davon durch⸗ drungen ſind, daß fortan Bemühungen, die Reichs⸗ lande vom deutſchen Reiche loszureißen, dort in der Grenzmark ſelbſt keinen Boden mehr finden und keine Wurzeln mehr ſchlagen werden. Das iſt ein offenkundiges Zeichen des Vertrauens in die Aufrechterhaltung und Befeſtigung des euro⸗ bin mir nicht bewußt, Dir durch mein Beuehmen Veranlaſſung gegeben zu haben, Deine Gefühle gegen mich zu ändern!“ „Und wie empfanden wir früher gegeneinander?“ fragte Ralph bitter; „was führte uns denn zuſammen? Was anders, als die paſſenden Verhältniſſe, — wie mein Vater es zu nennen beliebte. Es war für uns Beide rathſam zu heirathen, wir paßten in den Jahren zuſammen und — hegten keine gegenſeitige Abneigung — war es nicht ſo?“ „Möglich“, ſagte Marianne achſelzuckend. „Und trotzdem Du genau wußteſt, wie es um mein Herz ſtand, ſetzteſt Du mich dieſer grauſamen Verſuchung aus, ohne mich auch nur mit einem Wort zu warnen! War das recht? Das ſieht vielmehr grauſam, rachedurſtig und wie verwegenens Spiel treibend aus!“ „Muß ich Dir denn nochmals wiederholen, daß ich es für das beſte Mittel hielt, Dich von Deiner thörichten Leidenſchaft für dieſes Mädchen für eine Ruine aus ihr geworden iſt,“ betonte Marianne. „Du haſt es vielleicht gut gemeint, leider aber das genaue Gegentheil damit bewirkt“, ſagte Ralph ſeufzend. „Wie ſoll ich das verſtehen, Ralph,“ rief Marianne erſchrocken. Schritten durch das Zimmer, bevor er vor ſeiner Braut ſtehen blieb und, tief Athem holend, begann: „Marianne, ich muß Dir die Wahrheit ſagen, ſo ſchwer es mir auch ankommt, und ſo bitter ſie für als daß wir ſie uns heute übers Jahr ſagen, wenn es zu ſpät iſt, Geſchehenes ungeſchehen zu machen. Wir könen uns doch die Thatſache nicht verhehlen, daß zurückſcheuen würden, die Grundlagen des Frank⸗ N betr. die Ufer entfernt. päiſchen Friedens. Von dieſem Stand gewinnt die Beſeitigung des Dikraturparagraphen, die demnächſt im dentſchen Reichstag der geſetz⸗ lichen Beabſichtigung unterbreitet werden wird, auch außerhalb der Grenzpfähle der Reichslande eine beſondere und ſehr willkommene Bedeutung. ö Verſchiedenes. — Ladenburg, 12. Mai. Am ver⸗ gangenen Sonntag veranſtaltete der Geſangverein „Sängereinheit“ im Gaſthaus zum Anker eine Abendunterhaltung mit Tanz, welche einen ſchönen Verlauf nahm und recht gut beſucht war. Ge⸗ ſaugsvorträge wechſelten mit Couplets und Terzetts, ſowie mit Violinvorträgen des Herrn Haberwaier, Stud. der Hochſchule für Muſik in Mannheim und fauden letztere ungeteilten ſtürg iſchen Beifall. Zürich, 12. Maf. Der ſeit deim Mal verkehrende neu Nachtzug Mailand — Zürich München, der dort Anſchluß nach Berlin hat, entgleiſt heute um 1 Uhr 5 Minuten Morgens kurz bor der Einfahrt in den Bahnhof St. Gallen au durchweichtem Untergrund. Die Lokomotive und drei Wagen flogen aus den Gleiſen und wurden theilweiſe demolirt. Getödtet wurde niemand, dagegen ſind geb. mehrere Perſonen mehr oder weniger ſchwer perletzt en Wege ! worden. Einige Paſſagiere haben Arm⸗ und Beinhriche fan nir auf dieſem Nie davongetragen. Der Materialſchaden iſt bedeuten, 0 auken wit 1 5 fl Glücklicherweiſe war der Zug nur ſchwach beſett, 111 aufmerkſante 1 — Petersburg, 11. Mai. In Grosnyſ 1 dye vielen Keui (Kaukaſus) wurde geſtern Abend ein ſtarker Erdſtoß en ſuhe geleiteten, verſpürt. — Im Flecken Quikſethy im Kreiſe Wilkomie f 0 Namen bel 1 äſcherte ein Feuersbrunſt 160 Häuſer ein. Se Auch das Luſtſpiel, der Ehrenpokal wirkte höchſt beluſtigend und hielten die Mitwirkenden die Lachmuskeln der Zubörer in ſteter Thätigkeit. und Küche und Keller des Herrn Heiß trugen dazu bei die Geſellſchaft bis frühen Morgen bei froher Stimmung beiſammen zuhalten. Ladenburg, 13. Mai. Patenteintragungen vom 28. Februar Unter dem 1902 befindet ſich unter anderem auch eine von Seminariſt einen Stundenzeigerachſe für 24 Stunden, mit loſe aufgeſitztem Cylinder, auf deſſen Steigfläche ein Gleitſtift der Achſe liegt der den Cylinder gegen eine Kontaktfeder preßt, eingetragen unter D. R. G. M. 171334. — Mannheim, 12. Mai. Eine wackere That hat am Sonntag Nachmittag der Heizer Friedrich Sand am unteren Rheinufer vollbracht. Während derſelbe bei der Hemshofſchachtel ſpazieren ging, ſah er im Rheinſtrom den Körper eines Kindes treiben und zwar ca. 30 Meter vom Sofort legte Sand ſeine Kleider ab, ſchwamm auf das Kind zu, und brachte es nach großer Anſtrengung an's Land, wo er als⸗ bald Lebensverſuche mit dem Kleinen, einem 5jährigen Knaben des Fabrikarbeiters Lauer, anſtellte, die von dem beſien Erfolg begleitet waren. Offenbar iſt der Kleine beim Spiel in den Storm geſtürzt und fortzeriſſen worden. Eine Belohnung ſeitens der Mutter des Kindes lehnte der Edelmüthige ab. empfinden, die Eheleute zu einander empfinden ſollen.“ „Du kommſt etwas ſpät zu dieſer Einſicht,“ erwiederte Marianne verächtlich, „Du haſt mich doch mein Leben lang gekannt, warum haſt Du Dir das Alles nicht damals geſagt, ehe Du um mich warbſt, auſtatt jetzt, wo wir ſeit drei Monaten verlobt ſind?“ bittere Euttäuſchung nicht zu verrathen. „Gewiß, ich hätte mir das Alles ſchon früher ſagen ſollen; veilleicht wäre mir aber der Gedauke überhaupt nie gekommen, vielleicht hätte ich, gleichgiltig gegen alles und Jedes, hierherkam, weiter gelebt, wenn nicht Du ſelbſt mich mit Elfriede Wernick wieder zuſammengetrieben hätteſt.“ Bleich vor Zorn richtete Marianne ſich kerzengrade in ihrem Stuhle auf. „Soll Deiner langen Rede kurzen Sinn, in klares Deutſch überſetzt, vielleicht heißen, daß Du, anſtatt meiner, Elfriede Wernick heirathen willſt!“ zu heilen, wenn Du mit eigenen Augen ſähſt, was drang es wuthentbrannt ſtoßweiſe von ihren zitternden Lippen. Ralph ſchwieg und ein eiſiger Blick ſtreifte Mariannen. „Hab' ich Recht?“ wiederholte ſie mit erhöhter Stimme und am ganzen Körper heftig erzitternd. „Wenn ich mit der Einen verlobt bin, verbietet meine Ehre mir, an eine Verbindung mit einer Anderen zu denken,“ antwortete Ralph wie ein Orakel räthſelhaft, langſam aber feſt. Ralph lief mehrere Male mit heftig erregten Vor Mariaunes junerem Auge blitzten und funkelten die koſtbaren, herrlichen Stöckert'ſchen Fami⸗ liendiamanten, unerträglich war ihr der Gedanke, Dich auch ſein mag. Aber beſſer, Du hörſt ſie jetzt, dieſelben in Elfriedens Haar, an deren Nacken und deren Armen flimmern zu ſehen. — Nein! Sie gab ibn nicht frei, ſo ſehr er es auch wünſchen mochte. Feſthalten wollte ſie ihn an einer ſtarken Kette, die nicht riß, an ſeiner Ehre! Denn ſo legte ſich Marianne wir gegenſeitig nichts von der wahren Liebe Ralphs borakelhafte Antwort aus. „Das freut mich zu hören,“ verſetzte ſie lächlend, wie ich es war, bis ich das Schiff ſei am 6. Mai Frühmorgens nach einen 8 it. heftigen Gewitter im Hafen von St. Pierre angelaug Die Muſikkappelle Hertel konzertirte vorzüglich Georg Ruckelshauſen von hier erfundene, Wecker⸗ werde. Stromkreis ⸗ſchließende⸗Uhr, gekennzeichnet durch getreten ſein muß. „aus Rückſicht für mich könnteſt Du auch kaum anders handeln; die Ehre eines Mädchens, deſſez — New⸗York, 12. Mai. Der erſte Offieſer . 5 f dadenburg, den! Scott vom zerſtörten Dampfer „Roraimg erzählt, 9b — 2 8 62 855 . guss 291 8 borüdliches in-Jaal Mastpulle A in Originolpackung J f. Merk l. — gcbrauchte 1 gage: Klavier, Zi letible, eine Bank, gro 99 Der Schiffsagent kam an Bord und ſprach Befürchtungeg in Betreff des Mont Pelee aus, da heißer Sand gefallen ſei, indeſſen war der Vulkan nunmehr ruhig und die Löſchung der Fracht begann. Etwa zwanzig Schiffe waren im Hafen, und das letzte, welches ankam, war der engliſche Dampfer „Roddam, Plötzlich hatte man das Gefühl, als ob man geſchlttelt Die Luft erzitterte und aller Augen wandfen ſich nach dem Mont Pelee, aus welchem eine himmel⸗ hohe Feuerſäule emporſchoß, dann barſt der Berg auseinander und die Flamme ſchlug vom Himmel auf die Stadt und den Hafen zurück. Darauf ſtieg unter gewaltigem Toſen eine entſetzliche Fluthwelle empor. Heißer Schlamm ergoß ſich und der Unter⸗ gang der Welt ſchien herbeigekommen. Alle Schiffe ſtanden in Flammen. Die Stadt St. Pierre war in Rauch und grauen Staub gehüllt und der Hafen war voller Leichen. Die erſte Hilfsexpedition iſt in St. Pierre angelangt. Nach den Leichen⸗ haufen bei der Kathedrale zu ſchließen, ſuchte Alles in der Stunde der Gefahr dort Schuß. Manche Todte befanden ſich in Stellungen wie im Leben, ſo daß der Tod augenblicklich ei Die Zerſtörung St. Pierkes iſt vollſtändig und kein einziger Ueberlebendes wurde dort entdeckt. Alle Uhren blieben auf 7 Uhr 50 Minuten ſtehen. Es ſteht eine Hungers, noth auf Martinique hervor, da alles Eß bar vernichtet oder ſchon aufgezehrt iſt. a NN NN 1 8 lier flit n E. Mus! J binftl. Zähne in Uronen⸗ und (bekannt als Zahn domben in Gold, Si Shlechtſtzende Gebiſſe Repare Schmerzlof ung örtliche Oekäubung a Täglich zu ſprechen. — eee Friſch ofſtzielle Verlobung rückgängig geworden, iſt in des Augen der Welt für ihr ganzes Leben erſchüttertl! Ralph wendete ſich dem Fenſter zu, um feine „So bleibt es alſo zwiſchen uns beim Alten d antwortete er auſcheinend ruhig. „Ich hielt es zr für meine Pflicht, Dich darauf aufmerkſam zu maches wie wenig glückverheißend eine ſo liebeleere Ehe wie die unſere ſein wird, iſt. — Das Uebrige muß Du vor Dir ſelbſt verantworten!“ 20. Es war Nacht. 7 ö Auf Elfriedes ſchlummerndem Geſicht spielte ein glückliches Lächeln. Er hatte ihr ja vergeben, er haßte ſſie nicht mehr! Er hatte es ihr mit Worten, hatte es ihr Fe gra . . . 5 . 11 5 d gloße Parfie mit Blicken geſagt, wie er heute über ihrem Haupte 5 e lehnte und ſeine mit ſo ſellſam traurigem Ausdeug Aller 0 ſich in die ihren verſenkten. Wenn er ſie auch morgen 1 8 Ul verlaſſen würde — auf ihr eigenes Drängen — Alete und ſie einander in dieſem Leben vielleicht niemals wiederſahen, ſo erfüllte ſie das doch mit Freude wenn auch einer nur wehmüthigen Freude. i Er hatte ihr die einſt ſo ſchöne Vergangenheit zurückgegeben, ungetrübt kounte ſie ſich wieder der kurzen, glücklichen Zeit in Rodenburg erinnern; das Nees kounte ihr ſelbſt Marianne nicht nehmen, die ihr ſonſt Alles, Alles genommen hatte, — Vergangenheit ö Tilla 0 und Zukunft, Alles, Alles! Jetzt träumte ſie von ihm, träumte, daß ſie ö wieder im Park von Rodenburg ſei, von duftenden — Putz N lun guter Oualität empft Blumen umgeben, und hochklopfenden Herzens an ſeine nuhenden Schritte lauſchte. Jetzt war er a der Gartenthüre, er wollte ſie öffnen.