enburge Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 0 Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Anzeigen: frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Eruck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Samstag, den 10. Mai Cage der Keichsfinanzen hat durch die vor⸗ läufigen Abſchlußziffern der Keichseinnahmen für das am 31. März d. J. abgelaufene Etats⸗ jahr 1901 eine neue unerfreuliche Beleuchtung erfahren. Denn dieſe Siffern laſſen erkennen, daß der Voranſchlag bei Aufſtellung des Keichs⸗ haushaltsetats für 1901 auf viel zu optimiſti⸗ ſchen Berechnungen und Vorausetzungen be⸗ ruhte, da ſich ein vorausſichtlicher Ausfall in den Keichseinnahmen von insgeſammt 60 bis 65 Millionen Mark gegenüber den Anſätzen ergeben dürfte. Allerdings ſind die Zollein⸗ nahmen nicht unerheblich geſtiegen, ſie über⸗ ſteigen den angeſetzten Anſchlag um 15 ½ Millio⸗ nen Mark, dafür iſt jedoch bei den Keichs⸗ ſtempelabgaben ein um ſo beträchtlicheres Manco enthalten, es macht das runde Sümmchen von 51 Millionen Mark aus. Der Cöwenantheil an dieſem fatalen Minus entfällt auf die Börſenſteuer, ſie war im Stat für 1901 mit 558/60 Millionen Mark Ertrag aufgeführt, in Wirklichkeit ſind aber nur 270 Millionen Mark aus der Beſteuerung der Börſengeſchäfte erzielt worden, demnach iſt die Bönſenſteuer in ihren Erträgniſſen um volle 26 Millionen Mark hinter dem Statsanſchlage zurückgeblieben. Die vom Reichstage behufs theilweiſer Deckung der Mehrkoſten des neuen Flottengeſetzes be⸗ ſchloſſene Erhöhung der Börſenſteuer trat bekanntlich am J. Juli 1900 in Kraft, aber es iſt bemerkenswerth, daß letztere trotz der Hinaufſchraubung der Steuerſätze im Vergleich zu den Einnahmen aus der Börſenſteuer der Jahre 1898 und 18909 jetzt 6, reſp. 7 Millionen Mark weniger geliefert hat, was beweiſt, daß Erhöhungen von Steuern durchaus nicht immer vollflauel z ang & wirtſchafiliche Depreſſion in Deutſchland nicht ohne Einfluß auf den Kückgang in den Börſen⸗ ſteuererträgniſſen geblieben iſt. Sonſt weiſen von eigenen Einnahmen des Reichs noch die⸗ jenigen der Verwaltung der Reichseiſenbahnen und des Keichs⸗ Poſt⸗ und Telegraphenweſens größere Ausfälle auf, die Keichseiſenbahnen ver⸗ einnahmten 10 Millionen Mark weniger gegen⸗ über dem Voranſchlag, und bei der Keichs⸗ poſt ſtellte ſich dies Manco auf 612 Millionen Mark. Jedenfalls iſt dieſer Rückgang in den Reichs⸗ einnahmen um ſo weniger erfreulich, als der Etat für 1901 ohnehin ein wenig güuſtiges Bild zeigt, da er eine Anleihe von 204 Millionen Mark vorſah, letztere bleibt nun ungekürzt, außerdem treten jedoch noch die durch die Ein⸗ nahmenminderung veranlaßten Neubelaſtungen hinzu. Auch das neue Etatsjahr führt zu einer ganz anſehnlichen Schuldverrechnuug um rund 150 Millionen Mark, und das Jahr 1903 wird vornherein mit einem zu deckenden Deficit im Etat 1901 in der möglichen Höhe von vielleicht 60 Millionen Mark rechnen müſſen. Das ſind alſo recht unerquickliche Ausblicke auf die weitere Geſtaltung der Finapzlage des Reiches welch' letztere vor allen Dingen zur größtmöglichſten Sparſamkeit in allen Ausgaben drängt, obſchon eine Wiederzunahme der Reichseinnahmen ſchon in den nächſten Jahren ſelbſtverſtändlich nicht ausge⸗ ſchloſſen erſcheint. Freilich, eine durchgreifende Beſſer⸗ ung derReichsfinanzen ſteht nur von der ſchon ſolange projectirten definitiven finanziellen Auseinanderſetz⸗ ung des Reiches mit den Einzelſtaaten und der hier⸗ durch bedingten finanziellen Selbſtſtändigmachung des erſteren zu erwarten. Indeſſen, für heute 2. 1 ö 3 . auch eine Steigerung in den Einnahmen zur und morgen iſt an eine endliche Inangriffnahme Die Finanzfrage für das Reich. Folge haben. Allerdings muß zugeſtanden der Reichsfinauzreform noch nicht zu denken, gilt Die ſich immer ungüaſtiger geſtaltende werden, daß die im Jahre 1900 einſetzende es doch in erſter Linie, die noch dringendere wichtigere Zolltarifangelegenheit ins Reine zu bringen. Erſt, wenn es gelingen ſollte, das Werk der Zolltarifreform und der Reviſion der Handels⸗ verträge zum glücklichen Abſchluſſe zu führen, wird es Zeit ſein, auch die Frage der Reichsfinanz⸗ reform ernſtlich anzuſchneiden. Dann würde man vielleicht mit einem Theile der zu er wartenden Mehreinnahme aus den neuen Zöllen auch eine geeignete Baſis gewinnen, auf welcher die Finanzreform aufgebaut werden könnte. Allerdings ſchlöſſe dies nicht die Nothwendigkeit aus, weitere Einnahmequellen zur Sanirung der Reichsfinanzen ausfindig zu machen, obwohl die Schwierigkeiten neue Steuern aufzufinden, oder die beſtehenden zu vermehren, unverkennbar große ſind. Politiſches Mannheim, 6. Mai. Der Großherzog und die Großherzogin trafen um 1.32 Uhr hier ein. In ihrer Begleitung befanden ſich nur Oberhofmarſchall Hraf Andlaw, Flügel⸗ adjutant Graf Sponeck und Geh. Legationsrath von Babo. Zum Empfang waren im Fürſten⸗ ſaal anweſend: Candeskommiſſär Miniſterjalrath POfiſterer, Seh. Ober Reg.⸗Kath Lang. Ober⸗ bürgermeiſter Beck u. Al. Vom Bahnhof begaben ſich die Herrſchaften durch die Bismarck⸗ ſtraße nach dem Schloß und bald darauf nach der Gewerbeausſtellung. Hier wurden dieſelben begrüßt von den Vorſtandsmitgliedern der Handwerkskammer und ſämtlichen Ausſtellern. Der PDräſident der Handwerkskammer, Spengler⸗ meiſter Ceonhard, empfing die hohen Gäſte Namens der Kammer, Fräulein Emilie Peter, Tochter des Möbelfabrikanten Peter, über⸗ reichte dem Großherzog ein Roſenbouquet. Wahn und Wahrhe 5 Roman von A. Peters. 8 75 20. Fortſetzung. (Nachdruck ver oten. „Warum?“ wiederholte er dann mit ſichtlicher Ueberwindung: „weil ich meinem Worte, weil ich mir ſelbſt untreu geworden bin; weil, wie ich jetzt ſelbſt erſt ſehe, nicht Marianne, wie es hätte ſein ſollen, ſondern eine Andere mich hier feſtgehalten hat, weil —“ „Halten Sie ein,“ fiel Elfriede ihm leiden⸗ ſchaftlich erregt ins Wort, indem ſie ihm wie abwehrend beide Hände entgegenſtreckte. „Ich bitte, ich beſchwöre 8 bis M. ie, gehen Sie, verlaſſen Sie dieſes Haus, bevor 1 J es zu ſpät iſt! Wenn Sie nicht gehen, muß ich 5 ort!“ i 25 19 Schluchzen erſtickte ihre Stimme, heiße Thräuen 8 „ „ ollten auf ihren bleichen eingefallenen Wangen „Meinen Worten ſollen Sie glauben! Wenn mir zu Gefallen — heute, noch dieſe Woche gehen Sie! Schwören Sie es mir; dann weiß ich, daß Sie es thun.“ d Aber Ralph ſchwieg. Noch ſchrack er zurück vor dieſer unwiderruflichen Verbannung von ihr, die er dereinſt in gerechtem Zorn von ſich geſtoßen, und die er niemals wieder zu ſehen gewünſcht hatte. Und nun hatte es doch das Schickſal gefügt, daß er ohne ſein Zuthun in ihrer unmittelbare Nähe gekommen, ſie wiederzuſehen und bemitleiden gelernt hatte. „Wiſſen Sie,“ ſagte Ralph nach einer längeren Pauſe zu Elfrieden, und indem ſeine Augen einen wehmüthigen Ausdruck angenommen hatten, „daß nicht die, wegen der ich hierhergekommen bin, mich im Schloſſe zurückhält, ſondern daß Ihr trauriges Schickſal, Elfriede, und die ganze ſeltſame Lage, in der Sie ſich befinden, mich veranlaßt hat, meinen Beſuch hier ſo lange auszudehnen. Auch wenn dies oft gar nicht ſo ſchien und ich in Geſellſchaften, Jagd und Sport die Tage verbrachte, ohue kaum mit Ihnen ein Wort zu ſprechen, ſo iſt doch der wahre Grund meines längeren Verweilens im Schloſſe die Sorge um Sie, um Ihre Geſundheit und um Ihre Zukunft.“ Ganz hatte mit dieſen Worten Ralph aber die Wahrheit noch gar nicht geſagt, denn es war nicht nur die Sorge um Elfrieden, ſondern auch die wieder heiß und mächtig in ſeinem Herzen erwachte Liebe ch es bin, die Sie hier zurückhält, ſo gehen Sie, ich erbitte es mir als eine beſondere Gunſt von für ſie, deren zartes gebrechliches Leben ſeinem eigenen jetzt aber unentbehelich ſchien. „Schwören Sie es mir, daß ſie bald abreiſen werden,“ wiederholte ſie, flehentlich zu ihm aufblickend, Ihnen — ſonſt muß ich fort — noch heute — wiewohl ich damit meine ganze Exiſtenz aufgebe.“ Die Entſchloſſenheit, womit Elfriede dies ſagte, brachte Ralph wieder zur Beſinnung. „Dahin ſoll es nicht kommen,“ erwiederte er ruhigen Tones, „geben Sie mir nur noch eine kurze ii bis morgen — dann ſchwöre ich Ihnen, alles zu thun, was Sie wünſchen., Mit dieſem Verſprechen beruhigte ſich Elfride und begab ſich in ihr Zimmer, um die Thränenſpuren zu verwiſchen, bevor die Schloßherrſchaft und Marianne aus der Kirche heimkehrten. K * ** Deſſelben Nachmittags befanden Marianne und Ralph ſich allein im Salon. Erſtere lehnte behaglich in einem bequemen Schaukelſtuhl und betrachtete ſinnend ihre auf einem Fußſchemel ruhenden Füße. — Sie überlegte in ihrer Eitelkeit gerade, ob etwas kleinere Stahlſchnallen, als die auf den zierlichen Schuhen befindlichen, ihre Füße nicht noch hübſcher würden erſcheinen laſſen, denn legte Marianne von Wulffen den größten Werth. Ihr Verlobter, Ralph, ſaß am Tiſche in einiger Entfernung von ihr. Sich mit der linken Hand den Kopf ſtützend, kritzelte er mit der rechten auf ein loſes Blatt Papier allerhand Figuren. Auch er dachte nach — aber nicht über Schuhſchnallen. J tſ f 1 „ 2 5 8 Gortſetzung folg.) auf äußeren, wirkſamen und glänzenden Effect