mit dem Aufban der Ausſtellungsgegenſtände wurde bereits begonnen. Die 3 geräumigen Hallen mit 3200 qm. Bodenfläche machen einen äußerſt vor⸗ teilhaften Cindruck. An der Ausſtellung ſind über 200 Ausſteller beteiligt, die ihr ganzes Können eingeſetzt und keine Koſten geſcheut haben, um das Unternehmen zu einem der Stadt Mannheim und des ganzen Kammerbezirks würdigen zu geſtalten. Die Mitglieder verſchiedener gewerblicher Ver⸗ einigungen z. B. die Gewerbeverein in Mosbach und Schwetzinzen und der Schuhmacher Innung in Heidelberg werden gemeinſam ausſtellen. Ganz hervorragend wird das Schreinergewerbe mit Kaſtenmöbel aller Art vertreten ſein und damit in Verbindung auch das Tapezier und Dekorations⸗ gewerbe. In beſonders erbauten Cojen werden 20 komplette Zimmer zur Ausſtellung gelangen. Die Bekleidungs⸗ und Nahrungsmittelgewerbe, desgleichen auch die Polygraphiſchen Gewerbe und der Bau von Muſikinſtrumenten werden durch eine Reihe leiſtungsfähiger Firmen vertreten ſein. Eine Anzahl eleganter, ſowie gebrauchstüchtiger Wagen — vom feinſten Landauer bis zur ſchweren Bierrolle — werden zeigen, daß der Wagenbau im Kammer⸗ bezirk Mannheim eine hohe Stufe der Leiſtungs⸗ fähigkeit erreicht hat, ebenſo die Anfertigung von Geſchirren. Endlich, doch nicht zuletzt ſei bemerkt, daß Maſchinen ü und Werkzeuge für das Klein⸗ gewerbe in inſtruktiver Weiſe vorgeführt werden und ganz ſelbſtverſtändlich iſt es, daß im Zeit⸗ alter der Elektrizität auch dieſe auf der Aus⸗ ſtellung zu ihrem Rechte kommt; ebenſo wird das Kunſtgewerbe, das in Mannheim und im Bezirk eine Heimſtätte gefunden hat, nicht fehlen. Alles im Allem genommen kann getroſt behauptet werden, daß dieſe Ausſtellung, welche in erſter Linie eine Huldigung des Handwerks für unſern erhabenen Landes fürſten darſtellen ſoll, ihren Zweck den Be⸗ ſucher zu neuen Ideen anzuregen, die Herſtellungs⸗ methoden zu vereinfachen, die Abſatzgebiete zu er⸗ weitern und zur Verallgemeinung eines guten Geſchmackes beizutragen, voll und ganz erfüllen wird. — Mannheim, 14. April. Am Samſtag Abendereignete ſich bei Neckarau auf der nach Mannheim führenden Landſtraße ein Vorkommniß, dem leider ein Menſchenleben zum Opfer gefallen iſt. Der 26 Jahre alte verheirathete Taglöhner Johann Münch etwas angetrunkenem Zuſtande heimkehrte, beläſtigte bei dem Kanaliſationsbau den Vorarbeiter. Letzterer von Neckarau, der von der Kontrolverſammlung in verbat ſich das Benehmen des Münch, der aber mit ſeinen Hänſeleien fortfuhr. Hierüber gerieht der Vorbrbeiter derart in Wuth, daß er einen Holzknüppel ergriff und damit dem Münch über den Kopf ſchlug. Münſch ſank ſchwer verletzt zu Boden. Er wurde ſpäter, leider erſt Sonntag Morgens gegen 4 Uhr in das Allg. Krankenhaus nach Mannheim verbracht, wo er ſchon geſtern Abend gegen 6 Uhr verſtarb. Münch hatte einen Schädelbruch erlitten. Der Verſtorbene hinterläßt eine Frau mit drei Kindern. Der Vorarbeiter wurde geſtern früh, nachdem ſich die Gefährlichkeit der von ihm dem Münch beigebrachten Verletzung herausgeſtellt hatte, verhaftet. Wie wir nachträglich erfahren, heißt der Vorarbeiter Konrad Schäfer und iſt in Mannheim wohnhaft. — Karlsruhe, 13. April. Aus Anlaß der Feier des 50jährigen Regierungsjubiläums des Großherzogs wird auf den badiſchen Staats⸗ bahnen Fahrpreisermäßigung in der Weiſe bewilligt, daß alle in der Zeit vom 25. bis 28. April l. Js. gelöſten einfachen Fahrkarten nach Karlsruhe bis einſchließlich 29. April auch zur Rückfahrt berechtigen. Mit dem Ablauf dieſes Tages er⸗ liſcht die Giltigkeit der Karten. Die Benützung von Schnellzügen auf Grund ſolcher Karten iſt ſelbſt gegen Zulöſung von Zuſchlagskarten aus⸗ geſchloſſen. Auf Fahrkarten zu ermäßigten Preiſen, z. B. Geſellſchaftskarten, und auf Kilometerheftein⸗ träge erſtreckt ſi'h die Vergünſtigung nicht. — Karlsruhe, 14. April. Anläßlich des Jubiläums des Großherzogs werden auf der Karlsruher Münzſtätte ſilberne Denkmünze n zu 5 Mark und 2 Mark geprägt. Dieſelben unter⸗ ſcheiden ſich von den gewöhnlichen Münzen durch, die Ziffer 1852— 1902. Die Prägung iſt nach franzöſiſcher Art flacher als wie bei den gewöhnlichen Münzen. Die Münze macht einen vornehmen, aber einfachen und beſcheidenen Eindruck. — Die Abgabe dieſer Münzen an die etatmäßigen Beamten ſoll mit der Gehaltszahlung vom 16. d. Mts. ab erfolgen; an das Publikum werden ſolche vom 21. d. Mts. ab bei den Zoll⸗, Steuer⸗ und Domänen⸗ kaſſen abgeg eben. — Mergentheim, 12. April. Leicht⸗ ſinnig gewirthſchaftet hat der Gutspächter des freiherrl. v. Zobelſchen Gutes Seiltheim Muſel⸗ mann, der im Zeitraume von 5 Jahren eine trat, das in einem wirthſchaſtlich guten Kraftzu⸗ einer Stunde war ſie todt. Nehmen Sie ſich alſo hübſch in Acht, liebes Fräuleinchen! — Gute Nacht, ich wünſche Ihnen angenehme Ruhe.“ Sobald Elfriede allein war, ſchob ſie den Riegel vor und fing an ſich auszukleiden. Sie ſetzte ſich daun, um ihre Haare zu lockern, einige Augenblicke vor den Spiegel und da fiel in ihrer Verzweiflung ein Blick auf ihr Autlitz und ihre Geſtalt. Wie alt, wie häßlich ſie vor Gram und Schmerz geworden war. Unwillkürlich glitten ihre Finger über die Wochen ihre Rundung, Teint verloren! Ein ſchwerer Seufzer entraug ſich der Bruſt der tiefbekümmerten Elfriede. Und dann wurde ſie von Hohn und Verachtung des Lebens erfüllt. „Was war es anderes als mein bischen friſches hübſches Aeußere, das ihm an mir gefiel,“ lachte ſie bitter, „ich bin ja weder geſchickt noch klug, noch gebildet, kann nicht ſingen, kann nicht gut Klavier ſpielen, kann auch nicht ordentlich Franzöſiſch, kann eben nichts; ich war eben nur hübſch und jung. Das war Alles. Und nun bin ich auch dies nicht ihren gewohnten roſigen Alles, Alles verloren!“ Ein Gefühl bitt'rer Verzweiflung bemächtigte ſich Elfriedens. Wo gab es eine Rettung für ſie aus dieſem Elend? Wo fand ſie einen Ausweg, wo einen Seitenpfad, nach dem ſie ablenken konnte, um dem dunklen, düſtern Leben, das ſo troſt⸗ und hoffnungslos vor ihr lag, zu entgehen?!“ »Wie nach einer Antwort auf dieſe ſtumme Frage ſuchend, ſchweiften ihre Augen im Zimmer umher, bis ſie auf dem Laudanumfläſchchen haften des böſen Verſuchers fuhr es ihr durch den Sinn; geſagt: Seien Sie vorſichtig, Fräulein, Sie könnten Wangen; wie hatten dieſelben in den letzten wenigen ſonſt nicht wieder erwachen? — Welcher Troſt, welche Hoffnung lag in dieſen arglos geſprochenen Worten! — Nicht wieder erwachen! — Nicht mehr allabendlich verzweiflungsvoll wünſchen zu müſſen: uns ſtarre Republikaner durch eine weſſe und Schuldegalaſt von 145000 Mark angehäuft hat, verſönliche Haltung nur dazu bringen können, obgleich er ſchuldenfrei anfing und ein Gut an⸗ Ihre Einmiſchung zu ſegnen.“ „Wäre es doch erſt Morgen!“ und am Morgen: „Wäre es doch erſt Abend!“ — Sie ſtand auf, griff nach dem Fläſchchen, entkorkte es, führte es an die Lippen und koſtete die Flüſſigkeit. Das Laudauum hat einen unangenehmen bitteren Geſchmack. Zögernd, halb verlaugend, halb erſchrocken hielt ſie das Fläſchchen in der Hand, während ihr Herz lauter und banger denn je klopfte. „Wenn ich das trinke, hat alle Erdennoth, aller Kummer für mich mit einem Mal ein Ende; ich bin bei meinem Bruder Hans und laſſe keine lebende Seele hier zurück, die mich auch nur eine Stunde vermiſſen würde. Hundert andere arme Mädchen können meine kleinen Dienſtleiſtungen hier im Hauſe beſſer verrichten, als ich, und einem alten tauben Manne viel geduldiger vorleſen, als ich es that. Wie manche Andere wird für die tauſend Mark Gehalt viel dankbarer ſein als ich.“ mehr und habe mit meinem hübſchen Geſicht eben blieben. Mit Blitzes ſchnelle wie eine plötzliche Eingebung Da iſt ja Rettung! — Hatte das Mädchen nicht Schaudernd ließ Elfriede den Hände ſinken. „Unheimlich, furchtbar war es doch, ſich aus eigenem Antriebe in die Finſterniß des Todes zu begeben. — Wie habe ich immer die Dunkelheit gehaßt!“ flüſterte ſie. — „Und was werden die Kopf in die Leute ſagen? — Die Leute! — Aber wer kennt mich denn? — Wer kümmert ſich noch um mich? — O Gott, wo werde ich morgen — morgen Abend ſein?!“ — Wie ſoll ich das ertragen, wenn er hier herkommt und mich kalt, höhniſch und verächtlich behandelt. „Morgen Abend wirſt Du hier ſein, wo Du jetzt biſt, und Dich über Deinen jetzigen Kleinmuth, Deine momentane Verzweiflung ganz gehörig ſchämen, gab aber jetzt eine innere Stimme ihr zur Antwort, theils heftiger Kopfſchmerzen, theils des ſehr häßlichen 590 bingohe kahl . 0 in b. l 10 des 50 ae 5 ſtand ſich befand. Der Schuldner ging vor g., raumer Zeit nach Amerika und ließ feine Fran mit 3 kleinen Kindern zurück. In der Gläubige verſammlung boten die Verwandten den Gläubigern eine Abfindung von 10 Procent, worauf aber nicht eingegangen wurde. ö — Dresden, 13. April. Ueber einen jugendlichen Mörder berichten die „Dresd. Nacht In der Dresdener Vorſtadt Pieſchen und au Micktener Flur ſind innerhalb der letzten zwei ahre wiederholt Kinder, die am Elbufer geſyf „ olzert u 500 in den Stromgefallen und N 1 J g l un den bisher zur Anzeige gelangten Fällen nahm — Auf man an, daß ein unglücklicher Zufall die Urſache Fr Emil geweſen ſei. Die von der Pieſchener Polizei ay ih 5 geſtellten Unterſuchungen haben jetzt jedoch auf eine andere Spur geführt. Darnach iſt der neug, jährige Sohn eines in Pieſchen wohnhafte Straßenkehrers als derjenige ermittelt worden, der vor drei Tagen den Knaben Pietſch in böswillige Abſicht in die Elbe geſtoßen hat, weil er angeh⸗ lich von ihm beſchimpft worden iſt. Weſterhiy wurde feſtgeſtellt, daß der jungendliche Uebelthäſer noch einen andern Knaben und ein 8 Jahre gllez Mädchen, die beide ertranken, in die Elbe geſtoßen hat. Endlich iſt in noch vier weiteren Fällen, wo Kinder ertranken, feſtgeſtellt worden, daß der⸗ ſelbe Knabe zugegen geweſen iſt, ſodaß er höͤchſt⸗ wahrſcheinlich anch dort ſeine Hände im Spfele gehabt haben dürfte. — Brüſſel, 14. April. Etoile Beg . ne ſchreibt: Das Blut floß heute Nacht in Ströme, u für Anfänge Es gab 3 Tode und etwa 100 ſchwer Verwunde , ber 500 s Der „Peuple“ veröffentlichte eine von bürgerlichg Seite kommende Einladung, wonach alle a Belgien an Gelehrten, Künſtlern, Schriftſtellen, Richtern und Aerzten ſich verſammeln ſollen, un den König durch eine Deputation zur Wieder herſtellung des bürgerlichen Friedens und Auf; löſung der Kammer zu bitten. Das ſozialiſtiſche Organ wendete ſich ebenfalls an den König; „Es hat Tode gegeben Majeſtät! Wenn Sie der Vermittler und Retter des innern Friedens werden wollen, ſo zögern ſie nicht und beendigem Sie den Bürgerkrieg. Das wird erſt die wf liche Krönung Ihrer Regierung ſein; wenn Sie eine Gebül Flunden. fn bworſtehende dehu! hende Erinner und dabei machte ſich ſeltſamer Weiſe ein Kufſtern was wohl das Knabberu einer Maus unter der Diele war, ſo bemerkbar, daß Elfriede erſchrocken den Kopf hob und athemlos horchte. Da erfolgte ein heftiger Windſtoß, der dei nicht richtig befeſtigten Laden gegen das Fenſter in Wichsk warf, daß daſſelbe laut klirrte, und — Krach! — 1 6 war den Häuden der zu Tode Erſchrockenen das 11 Fläſchchen entfalleu, das nun in hundert Splitlerh am Boden lag; während ſich die gefährliche Flüſſigkeiz in dunkelbläulichen Streifen auf den Fußboden ergoß, Mit einem Seufzer, wohl mehr der Exleichterung als des Bedauerns, heftete Elfriede ihren ſtarren Blick wohl eine Minute lang auf die Flüſfigkeiz, die ſich im ſchmalem, immer länger werdenden dunkel bläulichem Streifen langſam nach der Thüre hintzog, Daun dankte ſie Gott, daß die ſchlimme Verſuchung ſo gnädig au ihr vorübergegangen war, entkleſdels ſich vollends und ſuchte haſtig ihr Lager auf; 17 Herr Ralph Stöckert war am anderen Tage ii Wulffen'ſchen Schloſſe angekommen, aber er befand ſich bei ſeiner Ankunft in ziemlich ſchlechter Laue, ſochen⸗ Auöp 1 Bopkalfl. wih in Ur. 24 enarbte K 0 U 10 3 Lchnüt g für Under, 5 Damen e Hiegenl her, Mädch Nase Noßle 0 für! Aratu Nuratn alem Ju 8 8 feuchtkalten Wetters halber. 72 Hätte er gewußt, daß eine junge Dame seie Ankunft im Schloſſe beobachtete, ſo hätte er fei 0 Geſicht vielleicht in minder finſtere Falten gezogen; hätte er nun vollends ahnen konnen, daß dieſe junge Dame keine andere als Elfriede Wernick war, hätten ſeine Züge wahrſcheinlich einen ganz anderen Ausdruck gewonnen, und ſein lebhafter Geiſt wäre wohl von ganz anderen Gedanken erfüllt geweſen, als von Aerger über das miſerabele Wetter ud über die ihn plagenden Kopfſchmerzen. N