9 . Schriesheim, 9. April. Ein gräß⸗ liches Unglück ereignete ſich geſtern Mittag kurz vor 12 Uhr im hieſigen Steinbruche. Die Arbeiter V. Ullrich und Ph. Gruber wurde durch einen Schuß getödtet. eine mit acht, der andere mit ſieben Kindern. Es iſt bis jetzt noch nicht aufgeklärt, durch welche Urſache das Unglück herbei geführt wurde. Es iſt ſeit dem kurzen Beſtehen des Bruches ſchon der vierte Unglücksfall mit tödtlichem Ausgange. — Weinheim, 10. April. Der vor 3 Wochen in Haft genommene Küfermeiſter Weymann iſt am Samſtag — da nichs belaſtendes gegen ihn entdeckt werden konnte — wieder auf freien Fuß geſetzt worden. Wir nehmen hiervon um ſo lieber Kenntnis, als uns Weymann bisher nur als ſtrebſauer und allgemein geliebter Mann bekannt war und deswegen auch dem nach ſeiner Inhaftirung im Umlauf befindlichen Gerüchte keine Bedeutung beilegten. — Karlsruhe, 9. April. In ſeinem Buch „Finanzpolitik und Staatshaushalt in Baden“ betont Finanzminiſter Buchenberger be⸗ treffs des Schulweſens, daß eine auf dem Gebiete des Unterrichts allzu karg verfahrende Finanz⸗ politik den wahren Intereſſen des Landes wenig förderlich ſein würde. In dieſer Auffaſſung haben ſich in Baden Fürſt, Regierung und Volksver⸗ tretung ſeit langer Zeit begegnet. Es iſt daher begreiflich, daß ſich in unſerem Lande der Auf⸗ wand für das Unterrichtsweſen — Volksſchulen, Mittelſchulen, Fachſchulen — ſeit 1835, wo er 422,000 Mk. betrug, bis zur Gegenwart (Auf⸗ wand 1900: 5.339,500 Mk) mehr als verzwölf⸗ facht, ſeit 1850, wo er auf 557,000 Mk.) ſich bezifferte, mehr als verneunfacht hat. Ein Jahres⸗ aufwand von jetzt 1,851,000 Mk. für die 3 Hoch⸗ ſchulen des Landes, die Univerſitäten Heidelberg und Freiburg und die Techniſche Hochſchule in Karlsruhe bedeutet ſicherlich für ein Land mit einer Bevölkerung von 1,866,584 Seelen eine ſchwere, wenn auch gern getragene, finanzielle Laſt. Bis 1870 halten ſich die außerordentlichen Auf⸗ wendungen in verhältnißmäßig ſehr beſcheidenen Grenzen, ſteigern ſich aber von da an beträchtlich und erreichen in dem 30jährigen Zeitraum 1870 1900 folgende Beträge: für Heidelberg 6,920,700 Wk., für Freiburg 3,726,300 Mk., für Karls⸗ ruhe 2,654,600 Mk. Die letzten drei Budget⸗ perioden 1896-97, 1898-99, 1900 — 01 weiſen Beide hinterlaſſen Wittwen, der für die drei Hochſchulen außerordentlich Credite von zuſammen 5,497,000 Mk. auf, darunter für die Techniſche Hochſchule allein 1,700, Mk. Der Aufwand für die Mittelſchulen ſeit 1835 bis zur Gegenwart hat ſich vervierundzwanzigfacht, ſeit 1840 verzwölffacht. Die Ausgaben für die Voksſchule (einſchließlichdes Aufwandes für Blinden- und Tanbſtummenanſtalten) haben ſich in den letzten 50 Jahren verzwölffacht; ſie ſind von! 71,000 Mk. auf 2,032,000 Mk. geſtiegen. Von den wiſſenſchaftlichen Anſtalten. welche aus ſtaatlichen Mitteln gegenwärtig unterhalten werden, ſind zu nennen: das Naturaliencabinet in Karlsruhe, die Hof⸗ und Landesbibliothek und die Sternwarte. Die erhöhte Fürſorge für die Pflege der Kunſt hat ihren Ausdruck in der Errichtung einer Kunſt⸗ ſchule gefunden, die im Jahre 1856 durch Groß⸗ herzog Friedrich ins Leben gerufen und lange Zeit hindurch ausſchließlich aus Mitteln des Hofetats unterhalten wurde; erſt in der Budketperiode 1876 — 77 ging ſie als Staatsinſtitut in ſtaat⸗ liche Leitung und Verwaltung über und führt ſeit 1893 den Namen „Akademie der bildenden Künſte“. Der thatſächliche Aufwand für Wiſſenſchaft und Künſte hat ſich ſeit 1860 von 39,400 Mk. auf 268,400 Mark im Jahre 1900 geſteigert. — Eßlingen, 9. April. Eine noch junge, erſt ſeit 1½ Jahr verheiratete Arbeiterfrau ſprang geſtern mittag aus dem 1. Stock ihrer Woh nung etwa 6 m hoch auf der Straße hinab. Sie wurde ſchwer verletzt ins Krankenhaus verbracht, an ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Der Grund zu dieſem Schritt ſolchen Familienzwiſtig⸗ keiten ſein. Mit dem Vorfall wird ſich übrigens, dem Vernehmen nach, noch die Staatsanwaltſchaft beſchäftigen. — Der Mann dieſer Frau ein Schloſſer der Zentralwerkſtätte namens Weiß, hat ſich auf dem hieſigen Friedhof erſchoſſen. — Walshut, 9. April. Auf dem Anhof bei Dogern gerieth das 6 Jahre alte Söhnchen des Hofbauern Baumgärtner unter die ſteinerne Ackerwalze, ſo daß ihm der Schädel zerdrückt wurde und das Kind alsbald eine Leiche war. — Malſchen berg, 9. April. Auf eine entſetzliche Weiſe hat ſich heute Nacht die ledige 57jährige Sophie Hock von hier ums Leben ge⸗ bracht. Die bedauernswerthe Perſon zeigte ſchon ſeit einiger Zeit wohl in Folge zerütteter Ver⸗ mögensverhältniſſe Spuren von Tiefſinn. Nacht nun begoß ſie ſich mit Petroleum, band des Jahres 1900 um rund 35 Millionen zurn, Heute 5 5 10 520 5 53 ſich an einen Baum feſt und zündete ſich ſelbſ an. Heute früh fand man den Leichnam dh ſtändig verkohlt. — Menzingen, 9. April. Beim Az graben eines Fuchſes aus ſeinem Bau wurde Waldhüter Chriſtian Kooß von nachſtürzenden Erdmaſſen erdrückt. Bis Hilfe kam, war bereits todt. — Mülheim a. d. Ruhr, 10. April, Auf der Straßenbahnſtrecke Mülheim⸗Heißen wurde infolge einer Störung der Leitung ein in pollg Fahrt befindlicher Wagen zurückgeſchleudert; J Bremſe verſagte, der Wagen ſtürzte um. Dahe wurden 9 Perſonen ſchwer verletzt. Eine derſelheg ein Lehrer aus Oberhauſen, erlitt einen Schädel bruch und ſtarb bald darauf. — Berlin, 9. April. Der auffallen Rückgang des Verkehrs der preußiſchen Stagſz, eiſenbahnen wird in den „Berl. P. Nachr.“ he ſprochen. Es heißt darüber: Die Einnahmen der Staatseiſenbahnen ſind gegen den Etatsanſatz um rund 80 Millionen, gegen die Ein nahe geblieben; ebenſo weiſt der Eiſenbahnüberſchgz gegenüber dem Etatsanſatz einen Rückgang a rund 58 Millionen gegenüber dem Vorjahre ag rund 43 Millionen Mark auf. Es wird weite darauf hingewieſen, daß das bisher in der ce ſchichte der preußiſchen Staatsbahnen noch nicht dageweſen iſt. Nur einmal war bisher Rückgang der Einnahmen gegen das Vorjahr verzeichnen, der aber nicht annährend von ſolchg Höhe war. i Neuerdings iſt es gelungen, dem Halls halt und den Dienſtboten dasjenige zu bringeg, was ſchon lange gewünſcht wurde, und zwar iz Schuh⸗ und Lederfett, das die Schuhe geſch mei dauer haft, waſſerdicht und zugleich glänzend mach Dasſelbe hat den großen Vorteil, daß es auß ordeutlich raſch Glanz erzengt, wodurch die mühe volle Arbeit des Wichſens beinahe ganz wegfäſ, Nicht nur den Schuhen, ſondern allem Lederzeng, wie Chevreau, Boxcalf, Pferdegeſchirren, Wageg decken, Leibriemen, Sattelzeug, Pakronentaſche 2c. giebt es ſchönſten Glanz. Es hat großen Fel gehalt, iſt frei von Schwefelſäure, beſchmutzt I Kleider nicht und iſt durch ſeinen geringen Perz brauch nicht teurer wie Wichſe. Der Arkikel unter dem Namen Glanzfeſt Poli im Handel md in den meiſten Colonialwarenhandlungen zu haben Wetterfahne auf dem alten Schloßthurme ſte mit banger Furcht erfüllte. 16. Dieſem erſten Tage in Elfriedens neuer Stellung ſchloß ſich eine Reihe ganz gleicher an, die nicht beſſer und nicht ſchlechter waren als jener erſte. Aber fürwahr, es war dies doch ein ſeltſames, höchſt langweiliges und geiſttödtendes Leben für das junge Mädchen. Sie litt ja keinen Mangel dabei, ſie brauchte ſich weder geiſtig noch körperlich ſehr anzuſtrengen, ſie hörte auch keine Klage, keinen Vorwurf über ihre Leiſtungen, aber die ſchreckliche Einförmigkeit ihres Daſeins nagte an ihrem Herzen. Dazu kam, daß Eiferſucht, Reue und Furcht in ihrem Geiſte um die Herrſchaft kämpften und ſte krankhaft nervös machten. Kein Wunder war es daher, daß ſie oft in Folge ſchlafloſer Nächte blaß und abgeſpannt war und mit dunklen Schatten unter den ſchönen Augen zum Frühſtück erſchien. Dazu kam noch eine heftige Erkältung, in Folge welcher ſie wochenlang kein lautes Wort zu ſprechen vermochte, denn es war ja auch winterliches, recht garſtiges Wetter eingetreten. Eines Nachmittags — heftiger Regen mit Schneetreiben untermiſcht hatte die alltägliche Ausfahrt nach Auenfeld verhindert — ſaß Frau von Wulffen mit den beiden jungen Damen in dem altmodiſchen und glücklicherweiſe auch großen Wohnzimmer — ſonſt würde die Hitze von dem von früh bis Abends geheizten Ofen und den ſtets feſtgeſchloſſenen Fenſtern geradezu unerträglich geworden ſein. Trotz alledem meinte die alte Dame fröſtelnd: „Liebes Fräulein, wollen Sie mir, bitte, meinen Wir müſſen die Fenſter wirklich noch beſſer verſchließen, der Wind bläſt einen bald Shawl geben. vom Stuhle fort.“ Elfriede legte ihr ein warmes Tuch um die Schultern und nahm alsdann das Gebind Wollt wieder auf, das ſie Marianne hielt. „Sag' mal, Marianne“, fuhr die alte Dame zu ihrer Nichte gewendet, fort, „iſt's Dir recht, daß ich Johann Auftrag gegeben habe, das blaue Zimmer in dem oberen Stock für den Herrn Aſſeſſor Ralph Stöckert zurecht zu machen — ich halte es für das wärmſte im ganzen Schloſſe.“ „Sehr vorſorglich von Dir, Tantchen,“ flötete Marianne. Bei dieſem Wetter finde ich dieſe Anordnung ſehr am Platze.“ 5 Ein jäher Schreck bei dieſen Worten durchzuckte Elfriede; achtlos ließ ſie die Hände mit der Wolle in den Schoß ſinken, während ihre Wangen ſich hochreth färbten. Für Ralph Stöckert wurde hier im Schloſſe das Blaue Zimmer zurecht gemacht. Weshalb kam er hieher? „Wenn Sie nicht ordentlich halten, kaun ich unmöglich wickeln“, ermahnte Marianne die zerſtreute Elfriede im leichten vorwurfsvollen Tone, der Elfriede wieder ſo weit zur Beſinnung brachte, daß ſie die Strähne Wolle wieder aufnahm und möglichſt unbe⸗ fangen fragte: „Der junge Herr Stöckert kommt hierher!“ Sie wollte Marianne damit zeugen, daß ſie ohne Erregung von ihm zu reden vermochte. „Ja, meine Liebe, morgen““ erwiderte die alte Dame, „Sie kennen ihn? Doch nein, das iſt wohl nicht möglich.“ „Doch, Tantchen, Fräulein Elfriede hat ihn borigen Sommer in Rodenburg kennen gelernt. Wie immer bei ſeiner großen Gutmüthigkeit war er ſehr nett, ſehr auſmerkſam gegen ſie und ging und ritt ſogar mit ihr ſpazieren — et macht eben jeder jungen Dame, die in ſeiner Eltern Haus kommt, den Hof.“ „Mir hat er nicht den Hof gemacht,“ entgegnete Elfriede, „er war nur liebenswürdig und fei gegen mich.“ 5 1 „Er hat ſich eben auch einmal ein Bi mit Ihnen amüſiert,“ verſetzte Marianne mit unberten barem Hohn und Spott, „ich habe Ralph ſchon i geſagt, er ſolle das nicht thun, es könnte Anlaß unglücklichen Mißverſtändniſſen bei gewiſſen jungen Damen geben; wer ihn nicht kennt, könnte ſeiue Liebenswürdigkeiten leicht falſch auslegen.“ 5 Elfriede biß ſich vor Aerger auf die N ſie war aber klug genug, weiter nichts auf höniſchen Worte zu erwidern. N „Ich wundere mich, daß Herr Stöckert, der da ein leidenſchaftlicher Waidmann iſt, grade jet A beſten Jagdzeit Rodenburg verläßt,“ bemerkte e nach einer kleinen Weile ſcheinbar ruhig, währen ſie im Stillen doch über Ralph's Ankunft kriumphiez und ſich der leiſen Hoffnung hingab, daß er de ihrem Hierſein gehört hatte und er unn kam, ein Mißverſtänduiß oder ein Unrecht aufzuklären ode um ſich der durch Unglück in eine ſchiefe Stellung geratheuen Freundin anzunehmen. Elfriede glaub dabei wie ein Kind an eine wunderbare Wendung ihres Geſchickes durch das Auftreten des erſehnmeh Retters. 1 Da wird ihr roſiger Gedankengang aber plot durch eine lächelnd gemachte Bemerkung Mariaunes auf eine häßliche Weiſe unterbrochen: „Es ſcheint, Tautchen,“ ſagte Marianne, „daß Fräulein Elfriede noch gar nichts von der Verlobung gehört hat.“ 3 „Von welcher Verlobung 2“ fragte Elfriede lelhaft. „Nun, von der meinigen it Veiter Rolphl“ lachte Mariaune triumphirend d 0 . de Pflachtigen fu e eh d . 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