Abgang bis einſchl. 1. April 155 bleibt ſomit ein Stand auf 1. April 1902 567 Mitgl. — Mannheim, 2. April. Großen Muth legte am 29. v. Mts. der Schiffszimmermann Kalinke an den Tag, indem er vier Menſchen vom Tode des Extrinkens rettete. Von dem an der Schiffswerft der Mannheimer Schiffs⸗ und Ma⸗ ſchinenbau⸗Aktiengeſellſchaft Kohlen löſchenden Schiff „Wilhelmine“ aus Mülheim a. Rh. fiel nämlich das 5jährige Söhnchen des Schiffers über Bord, zu deſſen Rettung ſich die Mutter in die Fluthen ſtürzte. Auch dieſe gerieth in Lebensgefahr. Es ſprangen darauf zwei Kohlenträger ins Waſſer, doch dem einen klammerte ſich das Kind ſo um den Hals, daß derſelbe zu erſticken drohte, während dem Anderen das Gewicht der korpulenten Frau zu ſchaffen machte. In dieſem Augenblick kam der Schiffszimmermann Kalinke mit einem Nachen herbei und entriß unter eigener Lebensgefahr Eines nach dem Anderen den Wellen. — Mannheim, 1. April. Ein Unglücks. fall ereignete ſich am Oſterſonntag auf der Feuden⸗ heimer Landſtraße. Infolge des heftigen Windes flog dem auf der Feudenbeimer Straßenbahn ſtehenden 20jährigen Schneider Friedrich Elaß der Hut vom Kopf. Er ſprang dieſem aber ſtatt nach vorn mehr ſeitswärts von dem Straßenbahnwagen nach und kam dabei zu Fall. Elaß ſchlug mit ſolcher Heftigkeit mit dem Kopf auf das Straßen⸗ pflaſter, daß er beſinnungslos aufgehoben werden mußte. Der Verunglückte wurde in dieſem Zuſtande nach dem ſtädtiſchen Krankenhauſe verbracht. — Dundenhe im, 1. April. In der Nacht zum Oſtermontag verſetzte der etwa 23 Jahre alte Zeiſer dem 18jähr. Wollenbär mit einem Meſſer einen Stich ins Herz, ſodaß der Geſtochene alsbald eine Leiche war. Beide ſind Nachbars⸗ kinder. Der Thäter wurde andern Tags nach Lahr ins Gefängniß abgeführt. Zeiſer behauptet, der „Lahr. Ztg.“ zufolge, in Nothwehr oder N 9 995 . e 55 N 85 0 15 N 8 1 105 e 58 1 * . ritt vo ib gegeben hätte. Das Verſchiedenes. e 1 aden burg, 4. April. Der Mitglieder⸗ — Anweiler, I. April. In dem ſonſt ſtand der Ortskrankenkaſſe betrug ruhigen Städtchen fanden die Feiertage in dem am 1. Januar 1902 10 Hauſe der Lumpenſammlerin Bret einen trauen ugang bis einſchl. 1. April 152 Abſchluß. Die Frau des kürzlich verſtorbenen Sa. 722 Spitz unterhielt mit dem Sohne obengenannter Frau Bretz, Namens Ludwig Bretz ein Liebes ver⸗ hältniß, und es ſollte bis Samstag die Trauung ſtattfinden. Wegen kurzem Wortwechſel gerieth Ludwig Bretz in ſolche Wuth, daß er das Handbeil, mit welchem er klein Holz machen wollte, auf ſeine Braut hineinhieb und ihr ca. 27 Hauwunden beibrachte. Der Kopf iſt total zerhauen, ſodaß an einigen Stellen das Hirn hervorſieht. Die Hand, mit welcher ſie abwehren wollte ſchlug er ihr ab, ſie hängt noch ein wenig. Genannter Bretz iſt im Herbſt vom Militär entlaſſen worden und hat ſchon verſchiedene Gefängnißſtrafen abgebüßt. Die Ver⸗ letzungen der Wittwe Spitz waren derart, daß die zwei ſofort herbeigerufenen Aerzte über drei Stunden Arbeit hatten, um die Verbände anzulegen; die Frau ſchwebt in höchſter Lebensgefahr. Der Thäter flücktete und wurde in der Behauſung ſeines Onkels kurz nach der That verhafet. i — Beuthen, (Oberſchleſ) 2. April. Ein kaum glaubliches Verbrechen wurde in Franzdorf bei Weißkirchen verübt. Der dortige Einwohner Balika nahm an ſeinem Feinde Joſef Balan in der Weiſe Rache, daß er ihn an das Rad ſeines Wagens feſſelte und dann die Pferde antrieb. Das Fuhrwerk raſte die Straße entlang, den von Blut triefenden Balan nach ſich ſchleppend. Als der Wagen endlich von herbeigeeilten Dorf⸗ bewohnern zum Stehen gebracht wurde, war Balan bereits todt. Der Mörder wurde verhaftet. — Riſa, 3. April. Geſtern ſtürzte der 12jährige Schulknabe Jäniche nuweit der Elbe in die Jahne. Seine Mutter, welche ihn retten wollte, wurde im Waſſer vom Schlage getroffen, Mutter und Sohn ertrankeu. — New⸗Pork, 3. April. Der bekannte Strandort Atlantic City ſteht in Flammen und iſt anſcheinend völlig dem Untergang geweiht. Bis⸗ her ſind acht große Hotels und viele andere Ge⸗ bäude abgebrannt. Starker Wind landeinwärts treibt die Flammen auf den noch ſtehenden Stadt⸗ theil. Der Brand verbreitete ſich mit ſolcher wenigſtens in Vertheidigung gehandelt zu haben, da Wollenbär ihm im Wege geſtanden und ihm Schnelligkeit, daß ſogar die Löſchapparate ver⸗ brannten. Es wurde Hilfe von Philadelphia requirirt. Sechs Perſonen ſollen verbrannt ſein. Der Materialſchaden beziffert ſich bis jezt auf zwei Millionen Dollars. — Wie ein weſtere Kabeltelegramm meldet, find im Ganzen 11 Hotel abgebrannt. — Gartenfreunde und ſolche des Obſthaueg ſeien einmal wieder auf den „Praktiſchen Ratgeber im Obſt⸗ und Gartenbau“ aufmerkſam gemacht der ſich aus kleinen Anfängen ohne Stillſtand einer der kräftigſten Stützen des deutſchen Ob baues und Gartenbaues entwickelt hat. Drei Gärtner, unter denen als leitender Redakteur der bekannte Gartenſchriftſteller Joh. Böttner, ſind an der Redaktion feſt angeſtellt; ein vierter leſtet als Obergärtner eine 12½ ha große gärtſeriſch Verſuchs⸗ und Muſteranlange. Ständiges Mitglied der Redaktion iſt ſeit kurzem auch der Kunſimaler Kleindienſt, unter deſſen Leitung alle Abbildungeg (im vorigen Jahr waren es gegen 900) eigen für den „Praktiſchen Ratgeber“ hergeſtellt werden, Alle Autoritäten in den verſchiedenſten Gebielen des Gartenbaues und Obſtbaues arbeiten an der Zeitſchrift mit, die rein praktiſchen Zwecken dienen ſoll. Die Redaktion ſtützt ſich auf über 1000 Mitarbeiter. Die Leſer werden ſtändig durch Preisaufgaben und durch Beteiligung an kleien Verſuchen angeregt. Trotz aller Reichhaltigkelt koſtet der „Praktiſche Ratgeber“ vierteljährlich nur 1 Mark. Jeder, der für Gartenbau und Obſtbau Intereſſe hat, möge ſich eine Probenommeg kommen laſſen, die von der Verlagsbuchhandlung Trowitzſch und Sohn, Frankfurt a. Oder gern unentgeltlich zugeſandt wird. Es iſt bekannt, daß Pfeiffer u. Diller Kaffe⸗Eſſenz ein vorzüglicher Kaffee⸗Zuſatz ſſt, — das Beſte, was man ſeit Jahren kennt. Bein Einkauf ſei aber Vorſicht anempfohlen, damit man nicht an Stelle der ächten Kaffee⸗Eſſenz in Orig naldoſen minderwertige Nachahn ungen erhält. — Sammler von Pfeiffer u Dillers Serienkatleh⸗ werden darauf aufmerkſam gemacht, daß in ür die dritte Serie des Nibelungen⸗Cyelus age geben wird. Man laſſe ſich durch nichts beirren, Eiermanns Backpulver iſt und bleibt das laut Urteil erſter Autoritäten. eſte⸗ Wohl möglich. Iſt ſie aus Poſen gebürtig? Vielleicht ſind es gar ihre Eltern?“ entgegnete Degener. „Ihre Eltern ſind beide ſeit langen Jahren todt.“ Aber ich entſinne mich“, meinte Elfriede, indem ſie die Stirn kraus zog und ſich ins Gedächtniß zurückzurufen ſuchte, was ſie über Mariannes Ver⸗ machen, „ich entſinne mich, daß ſie von einem alten Onkel und einer Tante in Poſen ſprach, die ſie nothgedrungen beſuchen müſſe.“ „Herr und Frau von Wulffen leben in Poſen“, erklärte Degener nochmals, die Angabe des Briefes prüfend. 1 Dann ſind es ſicher die Verwandten Mariauuens on Wulffen“, rief Elfriede im Tone tiefſten Be⸗ dauerns. „Wie ſchade! Da iſt es nichts mit der Stelle, bie ich ſonſt ſo gern angenommen hätte. „Warum nicht?“ fragte Franz erſtaunt, „haſt Du in Rodenburg bei Stöckerts etwas mit Fräulein von Wulffen vorgehabt? Dich etwa mit ihr gezankt 2, „Gezankt? Nein!“ erwiederte Elfriede, während heiße Gluth ihr in die Stirn ſtieg, „aber ich ich mag ſie nicht, ich haſſe ſie, und haſſe alle und alles, was zu ihr gehört!, ſagte ſie in immer leidenſchaftlicherem Tone. Franz Degener wunderte ſich ſehr über dieſe —— legenheit blieb auf ſich beruhen. Als aber eine weitere Woche verſtrichen war, ohue daß ſich die geringſte Ausſicht für Elfriedes unſicher gewordene Zukunft geboten hätte, war ſie ſelbſt es, die noch einmal auf das Geſuch des alten Ehepaares zurückkam, und das Weitere darüber mit Franz beſprach. Jetzt hielt man es für klug, wegen der Stelle wenigſtens bei den Herrſchaften einige Erkundigungen einzuziehen. Es wurden mehrere Briefe ausgetauſcht, man kam über Rechte, Pflichten wandte ſeiner Zeit gehört hatte, als die ganze Sache ſie zu wenig iutereſſirte, um Eindruck auf ſie zu Feindſchaft, aber er erwiderte nichts und die Auge⸗ und Gehalt überein, und Elfriedes Antritt wurde noch für die letzte Woche des laufenden Monats beſtimmt. Das waren noch volle acht Tage, bevor Franz Degener ſeinen Heimathsort verlaſſen und nach Amerika überſiedeln mußte, — alſo genügend 5 Zeit für ihn, vor Elfriedens Abreiſe in ihre Stellung noch deren Angelegenheiten völlig zu ordnen. J Ein Käufer für das kleine hübſche Gut hatte ſich bald gefunden; es galt nur noch, demſelben nachdem Elfriede das Haus verlaſſen würde, ſein neuerworbenes Eigenthum regelrecht zu übergeben. Die alte Dörthe blieb auch bis zur letzten Stunde im Hauſe bei ihrer geliebten Elfriede. Nach dieſer Zeit wollte Dörthe ſich — wie die alte treue Perſon unter Thräuen erklärte — unter keine andere Herr⸗ ſchaft mehr begeben, ſie war dazu zu alt und eigenthüm⸗ lich geworden, und darum wollte ſie ihre letzten paar Lebensjahre, die der liebe Gott ihr noch be⸗ willige, bei einer verwittwete Nichte verbringen. Tags vor ihrer Abreiſe lenkte Elfriede ihre Schritte noch einmal nach dem Kirchhof, zu dem Abſchied, der ihr noch geblieben war. Schluchzend ſauk ſie an den Gräbern der geliebten Eltern und des theuren Bruders nieder in die Kniee, krampfhaft umklammerte ſie mit den zarten Händen die weißen Marmorkreuze und ſendete ein iubrünſtiges Gebet gen Himmel. Lauge, lange verweilte ſie von tiefem Schmerze erfüllt wie in halber Betäubung bei den Gräbern. Die ſchweren letzten Wochen und die in völliger Finſterniß vor ihr liegende Zukunft belaſteten doch zu ſchwer ihr Gemüth. Erſt wie es berkits dunkel geworden war und die weißen Kreuze ringsum ſich geiſterhaft von den abendlichen Schatten abhoben, gewann Elfriede wieder Macht über ihren Kummer, ihren Schmerz und ihre Sorge. Wie ein Balſam des Lebens und der Hoffnung war es endlich doch über ſie gekommen. Raſch richtete ſie ſich nun auf, zog den Mah feſter um ihre von Erregung zitternde Gestalt d begab ſich zum letzten Male unter das ae * Am nächſten Morgen verließ ſie unter Degeners Geleit und ſeinen tröſtenden Woehe geliebtes Heim für immer, um einer une und gefürchteten Zukunft entgegenzugehen. zitternten die Thränen in ihren Augen, als ie treuen Freunde, der in ſeiner Einfachheit doch a großen und feſten Charakter zeigte, zum letzten Male in die Augen blickte und die Hand zum fete ſchiedsgruße reichte. „Mag Dich Gott vor Unglück ſchützen e he Franz Degeners letzte Abſchiedsworte.“ s Zwölf Stunden ſpäter hatte Elfriede die kh Fahrt zurückgelegt, während welcher die Je „Wie wird es ſein? Wirſt Du auch dei an Dit geſtellten Anforderungen genügen können, die ſie doch keine Antwort hatte, ſchwer af laſteten. 5 14. Das Beſitzthum des Herrn von Wulffen wur ein altes Schloß in der Nähe der Stadk Poſell un Elfriede erſt gegen Abend eintraf. 1175 Ein Diener, deſſen altmodische verſchabte Matz und unterthänigſte Bücklinge den Eindruck machten als ſei er erſt kürzlich aus einem hunderkfähem Schlafe erwacht, öffnete ihr die Thüre und führte ſie einen langen, halbdunklen Korridor enklang i ein großes Zimmer mit gewölbter Decke und einen großen viereckigen grünen Fließofen, in dem 10 der milden Luft draußen ein helles Feuer flackert urn Se dt Jar 85