politiſches Kiel, 19. März. Das Linienſchiff Kaiſer Wilhelm II. mit dem Kaiſer und Prinz Heinrich an Bord traf heute nachmittag 5 %½ Uhr hier ein und machte vor der Marineakadamie feſt. Auf den im Hafen liegenden Schiffen hatten die Be⸗ ſatzungen Paradeauſſtellung genommen und be⸗ grüßten den Kaiſer und den Prinzen Heinrich mit Hurrarufen. Als Kaiſer Wilhelm II. auf der Fahrt durch den Kaiſer Wilhelm⸗Kanal bei Rends⸗ burg vorüberkam, präſentierten die am Ufer auf⸗ geſtellten Truppen der dortigen Garniſon und die Bevölkerung brachte dem Kaiſer und dem Prinzen ſtürmiſche Huldigung dar. 5 Kiel, 19. März. Um 6 ½ Uhr landete Prinz Heinrich in Begleitung des Hofmarſchalls Freiherr von Seckendorff und der Adjutanten Kapitänleutnant Schmidt von Schwind und Egidy an der Barbarroſſa⸗Brücke und begab ſih als⸗ dann in das Schloß zur Begrüßung der Prinzeſſin Heinrich. Verſchiedenes. — Heidelberg, 19. März. Ein hieſiger Milchhändler, der für ſeine Milch ſchon verſchiedene „Ehrendiplome“ in Form von Strafmandaten er- halten hat, gerieth in der Rohrbacher Straße in große Bedrängniß. Von Weitem ſah er einen Polizeibeamten auf ſich zukommen, der jedenfalls die Abſicht hatte, eine Milchprobe bei ihm vor⸗ zunehmen. In ſeiner Bedrängniß wußte ſich der Milchhändler nicht anders zu helfen, als daß er das nächſte beſte Haus betrat und im vierten Stockwerk den ganzen Inhalt ſeiner Kanne in einen Waſſerſtein ſchüttete, ſo daß der nachfol⸗ gende Polizeibeamte nur noch an dem blau⸗ weißen Schimmer des Schüttſteins erſehen konnte, welche edle Flüſſigkeit von dem Milchhändler ge⸗ opfert worden war. — Ludwigshafen, 18. März. Ein verwerfliches Attentat verübte geſtern in der Mittagsſtunde der 15jährige Fabrikarbeiter H. Pfeifer. Derſelbe ſpritzte in der Ludwigsſtraße einem 21 Jahre alten Mädchen eine Flüſſigkeit (Ammoniak) ins Geſicht und zwar ohne irgend welchen Anlaß. Das Mädchen hat heftige Schmerzen auszuſtehen, beſonders hat ihr die Flüſſigkeit die Lippen aufgefreſſen und es iſt als ein Glück zu betrachten, daß nichts davon in die Augen ge⸗ kommen iſt. Der Junge wird vom Gericht den verdienten Lohn für dieſe Rohheit erhalten. Freiburg, 19. März. Von einem ſchrecklichen Unglück im Kappeler Bergwerk berichtet die „Freibg. Ztg.“: Geſtern Abend zündete ein Italiener beim Abſchießen die Zündſchnur von 3 Schüſſen nach einander an. Als er eben die dritte anbrannte, ging der erſte Schuß los und riß dem Italiener den Kopf weg, während zwei andere Arbeiter am Kiefer ſchwer verletzt wurden. Die Verletzungen ſind jedoch nicht lebensgefährlich. Wie genanntem Blatte von der Leitung des Berg⸗ werks mitgetheilt wird, iſt das Unglück durch die Unvorſichtigkeit des getödteten Arbeiters entſtanden, weil er gegen die beſtehende Vorſchrift die erſte Zündſchnur zu kurz geſchnitten hatte. — Stetten, 19. März. Geſtern Vor⸗ mittag erhängte ſich hier in ſeiner Wohnung der 67 Jahre alte Fabrikarbeiter Viktor Pregger aus Lebensüberdruß. Am Tage vor der That ſoll Pregger lt. „Obl. B.“ noch geäußert haben: „Morgen befördere ich mich ins Jenſeits.“ Als man ihm darüber Vorhaltungen machte, meinte er, er mache ja nur Spaß! — Darmſtadt, 19. März. Eine kräftige Abbitte leſen wir im „Tägl. Anz. ,: „Hiermit erkläre ich öffentlich, daß im am 24 Februar 1902 in der Gaſtwirthſchaft „Zur Starkenburg“ dahier die hieſigen Lehrer in ſolch roher Weiſe beleidigt habe, wie es eines menſchlichen Mundes auszuſprechen nicht würdig iſt. Da mir keine Veranlaſſung dazu geben war, müſſen alle Aeußer⸗ ungen der Ausbruch ſchlummernder, durch den Alkohol aufgeweckter, unmenſchlicher Gereiztheit ſein. — Ich nehme deshalb alle mir bewußten und unbewußten Aeußerungen zurück. — Ich bat um Verzeihung und verſpreche, nach geſckehener Buße den Beleidigten niemals zu nahe zu treten. Traiſa, 10. März 1902. (Folgt der Name). — Stuttgart, 19. März. Ein ſcheuß⸗ liches Verbrechen wurde geſtern Nacht in einer der belebteſten Straßen der Stadt verübt. Eine ledige Büglerin wurde von ihrem Geliebten nach einer voraufgegangenen Eiferſuchtsſcene mit einem Fauſtſchlag zu Boden geſtreckt und darauf durch einen Fußtritt in die Schläfengegend getödtet. Der Thäter, ein Güterſchaffner, iſt verhaftet. — Vom Hinter lande, 19. März. Akte Liebe roſtet nicht. Ein Ehepaar, das ſich vor etlichen Jahren ſcheiden ließ und heute zuſammen „Es iſt unerhört, was Du Damen bei dieſer Hitze zumutheſt, Ralph,“ ſagte noch Marianne ärger⸗ lich und giftige Blitze aus den Augen ſprühend zog er ſie zurück. Ralph lächelte Mariannen nur nach, als wollte er ſagen: „Dich werde ich ſchon kuriren.“ Bald brach er auch mit Elfrieden nach K. auf. „Darf ich Ihnen Ihr Geſangbuch nicht tragen?“ fragte Ralph, nachdem ſie eine kleine Strecke plaudernd nebeneinander hergegangen waten. lehnenden Antwort, eingedenk der Widmung, die in goldenen Buchſtaben auf dem Einbande ihres Ge⸗ ſangbuches prangte, als er es ihr auch ſchon mit ſanfter Gewalt abgenommen hatte. Ralph nahm das Buch in die Hand und be⸗ trachtete es. 5 „Elfriede Wernick von Franz Degener“ — las er. „Wer iſt Herr Franz Degener?“ frug Ralph dann harmlos. Elfrieden ſtockte der Athem. Sollte ſie ihm jetzt Alles ſagen? — und mit dem Bekenntniß ihre eigene Bruſt von der Angſt und Beklemmung befreien, die ſeit geſtern ſchwer auf ihr laſtete 2! „Wer iſt Franz Degener?“ wiederholte Ralph in leicht gereiztem Tone. Die nächſte Sekunde beeinflußte in verhängniß⸗ voller Weiſe Elfriedens Schickſal. „Anſtatt muthig zu bekennen: mein Verlobter,“ ſagte ſie: „Ein Kaufmann in meiner Heimath. „Wohl ein Verwandter von Ihnen?“ frug Ralph. „Nein, ein Freund unſeres Hauſes, wir kennen uns von Jugend auf,“ erwiderte ſie ausweichend. Franz Degener hatte auf das Tietelblatt des Geſangbuches auch noch ein Vers geſchrieben. „Der Handſchrieft nach hätte ich ihn eber für einen Schüler gehalten, — viel feinen Geſchmack ſcheint er auch nicht zu beſitzen, der junge Mann,“ Eben öffnete Elfriede die Lippen zu einer ab⸗ mit dieſen Worten drehte Ralph das in Lilafarbe mit breitem Goldrand eingebundene Buch ironiſch lächelnd in den Händen herum. a Elfriede ſchämte ſich einerſeits ihres unbedeuten⸗ den Ver lobten, andrerſeits ärgerte ſie ſich aber auch ſo über Ralphs wegwerfende Worte, daß ſie, ihm das Buch plötzlich entreißend, heftig ſagte: „Wenn Sie ſich über mein Geſangbuch nur luſtig machen, geben Sie es mir lieber wieder!“ „Verzeihung, ich wollte Sie nicht beleidigen“, entgegnete Ralph ernſt und er fing von anderem zu reden an, aber der geeignete Augenblick zu einem offenen Bekenntniß Elfriedens über ihr ſeltſames Verhältniß zu Franz war ungenützt vorübergegangen. Ziemlich einſilbig ſchritten nun Ralph und Elfriede weiter und kamen noch rechtzeitig zu der Einweihung der Kirche. Der Gottesdienſt war zu Ende, die Einweihungs⸗ feier vorüber, und die beiden jungen Leute ſchickten ſich an, wieder heimzukehren. „Können wir nicht einen anderen Rückweg nehmen?“ fragte Elfriede ihren Begleiter, als ſie aus der Kirche wieder ins Freie getreten waren. „Es giebt wohl noch einen andern Weg, der iſt aber noch etwas länger, und meiſt ein ſchlechter Feldweg. 5 „O, dieſe Wege bin ich von meiner Heimath her gewöhnt“, lachte Elfriede munter, „ich gehe ſo ungern denſelben Weg zurück, laſſen Sie uns alſo den andern einſchlagen, damit man ein anderes land⸗ ſchaftliches Bild ſieht“. Sie bogen links in die Dorfſtraße ein, und gingen dann an Aeckern und Wieſen vorüber und jetzt kreuzten ſie ein breites Feld. „Sagen Sie mal“, hub Ralph an, nachdem ſie eine Weile ſtumm theils neben-, theils hinter- einanderhergegangen waren, „ich kann mich irren, aber wollten Sie mit nicht letzte Nacht — gerade e 1 9 Veka ſchon 119 Jahre zählt, erſchien dieſer Tage auf dem Standesamt, um ſich aufs Neue trauen zu laſſen, 8 Nen — Kehl, 19. März. Verſchwunden iſt geit 1 f Montag Morgen ein junger Mann von hier, der 74 . beim unterelſäſſiſchen Trainbataillon Nr. 15 in 2 Fünen Straßburg ſeiner Dienſtpflicht genügte. Am Sonntag Ae 5 1 Abend wurde er hier noch geſehen, kehrte aber (i r „Mb. Nchr.“ nicht mehr in die Kaſerne zurück, 6e Am Montag war ein Unteroffizier des Bataillons ee a, B hier, um ihn zu holen, fand ihn aber nicht. Sei In J Rock wurde im Citadellgraben aufgefunden. Oh dem jungen Manne ein Unfall zugeſtoßen oder oh er böswilliger Weiſe ſeinen Truppentheil verl aſſen hat, iſt bis jetzt unaufgeklärt. — Todtmoos. 19. März. Durch die Exploſion eines 30 pferdigen Gasmotors, der im Hotel Wirthle zur Erzeugung des elektriſchen Lichts in Betrieb war, wurden geſtern dem Maſchiniſten Storz beide Beine zerſchmettert. Der Verunglückhe wurde nach dem Spital in Reihen bei Baſel per⸗ bracht. Unmittelbar nach dem Unglücksfall erhielt der Verletzte von ſeiner ihm vor Jahresfriſt ay⸗ getrauten jungen Frau aus Mannheim die tele, graphiſche Nachricht von der glücklichen Gegurt eines Knäbleins. Wie wir hören iſt der Verun⸗ glückte ſeinen Verletzungen erlegen. Er iſt aus Thuningen Amt Tuttlingen (Württbg.) gebiß lig, Der Verſtorbene war ein ſolider und tüchtige Arbeiter und wendet ihm allgemeine Teilnahme zu, — New⸗PYork, 19. März. In Hoboleg brach ein Brand aus, der vielfach der große Feuersbrunſt in den Lloyddocks ähnelt, nur in kleinerem Maßſtabe. Das Königsdock, der brich bee g m Dampfer „Britiſh Queen“ und mehrere Lichte dr han Rike ſchffe ſind abgebrannt. Auch die benachba eleg 181 h fe Docks wurden beſchädigt. Viele Baumwolle A e Heu verbrannten. Über Verluſte an Menſchen⸗ 9a ha leben iſt noch nichts Beſtimmtes bekannt. Jedeſ⸗ falls iſt derſelbe nicht groß. Eine Zeitlang waren 5 bie Docks der holländiſchen Linie gefährdet, Der F Geſammtſchaden beläuft ſich auf 11 Millſogen 5 Dollars. Die Szene war außerrodentlich pittort, N da die Flammen hoch gen Himmel ſchlugen manche kleine Fahrzeuge brennend den Fluß untertreibeu, ſo ein Pier in New⸗ Mork in Fla gerieth, die aber bald gelöſcht weiden koi mährend andere Piers die ganze Nacht geſährte waren. Manche Fuhrbote geriethen in eh von umhertreibenden breunenden Fahrzengeg Brand geſetzt zu werden. (Fſt Ztg.) in dem Unglücksmoment wo Mariaune uns ſiher raſchte — etwas anvertrauen, etwas über ſich feln „Ich müßte nicht was 2“ entgegnete ſie mög; lichſt unbefangen und ſich verſtellend, denn ſie haz jetzt alles richtige Empſinden und Handeln verlor „Ich kann mir natürlich Ihr Vertrauen ich erzwingen, aber — ſagen Sie mir offen, bestehe irgend welche Beziehungen zwiſchen Ihnen und und dem Meuſchen, von dem Sie das Gefangen zum Geſchenk erhalten haben 2, 5 Elfriede kämpfte einen kurzen inneren Kah der den ſcharfen Augen Ralphs nicht entging, Alles Blut drängte ſich ihr zum Herzen, ihr Ahe ſtockte, der Puls klopfte zum Zerſpringen, ſie fand nicht das befreiende, erlöſende Work.“ „Was kümmert das Sie 21“ ſtieß is plötzlich haſtig heraus. — l Es ſollte ſcherzhaft klingen, es war khatfächtg aber nur grob ablehnend. „O nichts“, verſetzte Ralph, während die Zoriſegh röthe ihm in die Stirn ſtieg. Und ſchweigend gingen ſie weiter. „Sind Sie mir böſe ?“ fragte Elfriede nach einer Weile halb zaghaft, halb ſchelmiſch „Sie haben ſeit einer vollen halben Stunde kein Work mit mi geſprochen.“ a „Wenn ich auf höfliche Fragen nur unhöfliche Antworten bekomme, thue ich wohl am beſten, denk Mund zu halteu.“ „Die Anſichten über Höflichkeit ſind manch verſchieden“, meinte Elfriede. „Ich habe Sie nicht kränken wollen. Sie fragten mich heute zu biel. „Wenigſtens kaun ich aber doch eine klare Antwort auf eine für mich wichtige Frage der langen — Ich beſchwöre Sie“, fuhr Ralph erregt fert, „beſtehen irgend welche tiefere Beziehungen zwiſche Ihnen und — Herrn Degener?“ 8 Fortſetzung folgt.)