Elfriede?“ fragte er. Verſchiedenes. — Ladenburg, 14. März. Die land⸗ wirtſchafliche Winterſchule hier, welche mit dem morgigen Tage ihr 34. Schulhalbjahr durch eine Schlußprüfung beendet, war von 36 Schülern beſucht, davon entfielen 22 auf den erſten und 14 auf den zweiten Kurs. Auf die Amtsbezirke verteilen ſich dieſelben folgendermaßen: Weinheim 13, Schwetzingen 11, Mannheim 11 und Marki⸗ heidenfeld (Bayern) 1. Mit dem 3. November l. J. wird der Unterricht für den erſten und mit dem 24. November l. J. für den zweiten Kurs ſeinen Anfang nehmen. — Mannheim, 12. März. Morgen feiert Bankpräſident Eckhard, Senior der National- liberalen Partei Badens ſeinen 80. Geburtstag. Es ſind verſchie dene außerordentliche Ehrungen geplant. — Mann beim, 11. März. Ein Revolver⸗ Attentat auf den Eiſenbahnzug Mannheim Ludwigs⸗ hafen Nr 722 beging am geſtrigen Nachmittag zwiſchen 5 und 6 Uhr ein bis jetzt leider noch un miitelter Thäter während der Zug die Rhein⸗ brücke paſſi te. Der Schuß durchſchlug wie der „N. Pf. Kr.“ berichtet, ein Koupeefenſter ohne glücklicherweiſe Reiſende zu verletzen, daß die Kugel auf der andern Seite wieder durch das Fenſter drang und auch dieſes zertrümmerte. — Mannheim, 12. März. Heute Mittag plünderten Hoteldiebe im Parkhotel Pfälzer Hof eine Anzahl Hotelzimmer, unter anderen bedeutenden Werthſachen entwendeten die Diebe 30 Uhren. Es gelang ihnen, ungeſehen zu entkommen. — Heiligkreuzſtein ach, 14. März. Geſtern Früh wurde der fübere Rathſchreiber Becken⸗ bach in Heiligkreuzſteinach in ſeinem Garten er⸗ ſchlagen aufgefunden. Er hatte in der Nacht von Dienſtag auf Mittwoch in einer Wirtſchaft Streit und es iſt anzunehmen, daß er in derſelben Nacht mit einem ſtumpfen Gegenſtand ermordet wurde. Dem Tode ſcheint ein Kampf vorausgegangen zu ſein. — Kaiſerslautern, 12. März. Als jüngſt ein hieſiger Spezialarzt Abends nach Hauſe kam, hörte er, ehe er noch die Abſchlußthüre ſeines Junggeſellenheims geöffnet hatte, ſeinen Diener laut jammern „Mutter, Mutter, helf mir u. dergl.“ Der erſchrockene Arzt meinte zuerſt, jener ſei ver⸗ Zuſammenſtößen zwiſchen Polizei Menſchenmaſſen im Freihafen. rückt geworden, er fand ihn auf einem Stuhl ſitzend, brachte ihn zu Bett, und frug ihn, was eigentlich los ſei. Jener erzählte, er ſei durch Geräuſch aus dem Schlafe erwacht, habe ſich raſch angekleidet und ſei in das Vorzimmer geeilt. Dort habe ihn ein Mann. mit ſchwarzem Barte auf den Kopf gehauen, ihn gedroſſelt und ihm den Kopf auf den Boden mehrmals aufgehauen. Als der Arzt nachſchaute, fand er im Spiechzimmer ſeine Kaſſe erbrochen, das Geld geſtohlen, andere Behältniſſe waren ebenfalls erbrochen, die Stühle lagen auf dem Boden herum kurzum, es hatten Einbrecher da gehauſt. Die Polizei fand denn, daß im Hofe eine Leiter an das Fenſter angeſt llt war. da letzte es aber ſeſt verſchloſſen was, konne der Vubrecher unmö lich hie hinaus ſein. Auch verſchiedene andere auffällige Wahrnehmungen, ſo die an dem rechſen Oberſchenkel des Dieners und einem Arm konſtatirten Ritz wunden etc., führten auf die Vermuthung, daß der Diener ſelbſt der Dieb war, was er auch nach ſeiner Verhaftung bei der Polizei zugeben mußte. — Konſtanz, 12. März. Zu Tode ge⸗ ſtürzt iſt geſtern Mittag aus dem 3. Stock eines Hauſſes in der Gebhardſtraße das 2 jähr Kind des Herrn Grenzaufſehers Batſching, vermuthlich beim Spielen; das Kind ſtarb nach 2 Stunden. — Am Montag iſt der Lehrling eines hiiſigen Weinhändlers mit 995 Mk. durchgebrannt. Er erhob bei der Poſt einen Werthbrief im Betrag von 1116 M., öffnete ihn auf dem Bureau und ließ den Reſt, welcher in Kouponabſchnitten be⸗ ſtand, liegen. — Ettenhauſen, 11. März. Geſtern abend ſtürzte plötzlich die Scheuer des Müllers Schaffitzel zuſam en. Die Müllerin, welche gerade in derſelben beſchäftigt war, kam glücklicher weiſe ohne Verletzung davon. — Kopenhagen, 13. März. Es kam bei dem ausgebrochenen Heizerſtreik zu heftigen und großen Von dem zur Ab⸗ fahrt bereit liegenden däniſchen Emigrantendampfer „Oskar II.“ waren 18 Heizer deſertirt. Als die Polizei dieſelben feſtnehmen wollte, nahm eine nach mehreren Tauſenden zählende Menſchenmenge für die Deſerteure Partei und bombardirte die Polizei mit Steinen. Es kam zu einem regel⸗ rechten Kampfe. Schließlich gelang es der Polizei, die Menge auseinanderzutreiben. Die Deſerteure waren entkommen. Der Dampfer mußte mit bedeutend reduzirter Mannſchaft abgehen — Konſtantinopfel, 12. März Die Stadt Tſchangoi am ſchwarzen Meer, Vilay⸗t Caſtamun, iſt geſtern durch furchtbare Erdſtöße die ſich im Verlaufe einer Stunde 6 Mal wieder bolten heimgeſucht worden. 3000 Häuſer wurden ze ſtört Es ſind 20 000 Perſonen obdachtlos⸗ aus den Trünmern ſind bis j tzt 100 Verwu dez und 4 Todte hervorgezogen worden — Die gelben Poſtpacketadreſſen werden verändert. Nach einer Verfügung des Reichspoſtamtes ſollen die Formulare der Pofl⸗ pack'tadreſſen für den inneren und den intern tio, nalen Verkehr, ſowie der internationalen Poſtag⸗ weiſung künftig in der Größe des Formulars der Poſtanweiſung für den inneren Verkehr hergeſſelg werden. Die entſprechenden Formulare für den internationalen Verkehr erhalten einheitlich die Ueberſchrift: „Deutſchland. Adminiſtration dez Poſtes d'Allemage.“ Die Formulare zu de Poſtanweiſungen des inneren Verkehrs erhalte einen breiteren Abſchnitt. Die vorhandenen Me ſtände aller bezeichneten Formulare bisherige Einrichtung ſind aufzubrauchen. Von der Grip induſtrie her eſtellte Packetadreſſen nach Mues haben die Poſtanſtalten bis auf Weiteres nicht zu beanſtanden. Bei Beurtheilung der Zuläſſigkeit offener gedruckter Karten ſoll ebenfalls bis g Weiteres die jetzige Größe der Poſtpacketadreſſeg maßgebend bleiben. — Wie uns von zuverläſſiger Seite mftge⸗ teilt wird, findet nächſte Woche Freitag, den 2. und 22. März die 2. Ziehung d. II. badiſche Invaliden Lotterie ſtatt. Die Looſe erfreuen ſich infolge des edlen Zweckes, Unterſtützung do Invaliden und deren Angehörigen und weil zh Baargewinne zur Verloſung kommen, ſowie de günſtigen Aussichten; für 1 Mk. — 20 000 Mf etc. zu erhalten eines guten Abganges und fie daher di? Ziehung wie ſ. Zt. die 1. Ziehußg he ſtimmt ohne Verſchub, ſtatt. Wer alſo dies le Werk unterſtützen will, der thue es bald, dg ei vor Ziehung die Beſtellungen ſich ſehr häufen durch eine prompte Erledigung nicht immer mz iſt, auch geht der Loosvorrath zur Neige, weht Eile geboten iſt. Looſe à 1 Mk. 11 Loose 0% ſind ſolange Vorrath zu haben bei J. Sehe General Agent Straßburg in Elſ. Langeſtx. I Näheres beſagen die Inſerate und Beilagen, und die Herren in das Rauchzimmer begaben. Nach⸗ dem die Herren ihre Cigarren geraucht hatten, ge⸗ ſellten ſie ſich wieder zu dem zarteren Geſchlechte in den Salon. Elfriede hatte ſich an ein Seitentiſchchen in eine Ecke geſetzt und blätterte da in einem illuſtrirten Werke, als Ralph herbeikam, und ſich in dem leeren Fauteuil neben ihr niederließ. „Nun, wie amüſiren Sie ſich heute, Fräulein „Beſſer, als ich vor zwei Minuten fürchtete, als ich den gräßlichen Feinſchmecker dort auf mich zuſteuern ſah, gab Elfriede zur Antwort, ahnungs⸗ los, daß ſie damit ihre Freude über Ralphs Nähe verrieth. „Bei Tiſche hatten Sie alſo einen ſo wenig intereſſanten Nachbar — da haben Sie ſich gewiß gründlichſt gelangweilt.“ „O nein, ich habe mich für mich amüſirt— da ich Niemanden von den Gäſten kenne, habe ich ſie im Geiſte paarweiſe zuſammengeſtellt, mich aber darin, wie ich jetzt beobachte, gründlich geirrt.“ „Wieſo?“ frug Ralph überraſcht von dieſen Worten. „Zum Beiſpiel habe ich den alten kahlköpfigen Herrn dort mit der weißen Weſte und goldenen Brille für den Mann der kleinen dicken rundligen Dame in dem grauſeidenen Kleide mit dem reichen Diamantenſchmuck gehalten; ſie ſind beite ſo roth, ſehen beide ſo gewichtig und geldſtolz aus, als hätten ſie ſich ſeit dreißig Jahren gegenſeitig immer erzählt, wie Reichthum doch glücklich mache.“ 5 „Und woraus ſchließen Sie, daß ſie nicht zu⸗ ſammengehören?“ ſetzte Ralph ſeine er ſtaunten Fragen fort. „Er nahm ihr die Taſſe eben ſo höflich aus der Hand und ſetzte ſie bei Seite, Mann ſeiner Frau gegenüber thut.“ Ralph lachte und ſagte: wie das kein geblühte Roſe. „Das iſt bei Ihrer Jugend ein ſcharfes Ur⸗ theil über die Ehe.“ „Finden Sie das 2“ entgegnete ſie unbefangen; „ich meine, ein Mann kann ſeine Frau lieb haben, kann gut und freundlich gegen ſie ſein, aber was man direkt unter „höflich“, ſo formel höflich verſteht, nein, das braucht ein Mann nicht zu ſein, denn dieſe Art von Höflich ſchließt immer ein gewiſſes Einanderfernſtehen in ſich ein.“ „Ralph, Du wirſt am Whiſttiſch gewünſcht,“ unterbrach jetzt Marianne, in hocheleganter hellgrüner Atlasrobe einherrauſchend, der Beiden Unterhaltung. „Mögen Sie mit dem Strohmann ſpielen“, gab ihr Vetter zur Antwort, ohne ſich zu rühren. „Das wollen ſie ja auch“, bemerkte Marianne, „aber es fehlt Onkel Max und der Generalin Alten noch ein Dritter.“ „So können ſie ja mit zwei Strohmännern ſpielen! — Du weißt, wie wenig ſympathiſch mir die Generalin iſt.“ „Wie können Sie aber ſo unliebenswürdig ſein und in jeder Hinſicht ablehnen,“ machte Elfriede ihm zum Vorwurf, ſobald die Beiden wieder allein waren. Wiſſen Sie noch nicht, daß ich ſtets das Gegen⸗ theil von dem thue, was man von mir ſo ohne weiteres erwartet und verlangt?“ entgegnete Ralph mit ſchelmiſchem Lächeln und ſchon wieder in beſter Laune. Aber an die Spieltiſche war Ralph an dem Abende nicht zu bringen, ſondern er widmete ſich nur Elfrieden, die ohne ſeine Geſellſchaft ganz ver⸗ laſſen geweſen wäre. Die vornehme Geſellſchaft kümmerte ſich wenig um das junge Mädchen vom Lande, mochte es auch ſchön ſein wie eine eben auf⸗ 8. 15 Fünf Wochen waren ſchon dahingegangen ſeit dem Tage, wo Elfriede der Heimath den Rücken Heimkommen. gewandt, und noch erwähnte ſie in ihren Bez dem Bruder und Bräutigam gegenüber nichts don Ihre ecſt häufigen Briefe an Fech waren ſeltener, kürzer, kälter geworden; außez ihrem erſten Schreiben hatte ſie Ralphs Nate keinem weiteren erwähnt. So wenig Franz Degen zu Mißtraueu neigte, ſo wurde er doch darüber ſtutig Auch Bruder Haus fing an, ſich einſam fühlen und ſich nach Elfrieden zu ſehnen, beſonerz bon E. J des Abends, wenn er ſo allein zu Hauſe ſaß i ſeine Pfeife rauchte. Da fehlte ihm die Schwe Aua. 300 die ſie ihm ſtopft, da fehlte ſie ihm auch als heiter 5 Kobold, der mit ſeinem oft übermüthigen Geplant Kronen. ſo gut verſtand, die zu ernſten Gedanken des Bpuherz zu verſcheuchen. Ach ja, die ernſten Gedanleg die den jungen Mann nur allzuoft überkamen, az auch jetzt noch einen Grund mehr, er ſorgte fi Zukunft der Schweſter. a Und Elfriede felbſt? Ach, ſie vermochte ih mehr, ſich unbefangen den ihr gebotenen ungewohnz Freuden und Vergnügungen hinzugeben. Sie z nicht mehr blind; die Augen wurden ihr geöffuel ſte wußte, wie es in ihrem eigenen Inneren ausſah Sie fühlte, was auch er, der Geliebte, für ſie e pfand, ſie ſah es in ſeinen Augen, ſie hörte er an jedem Worte, daß er zu ihr ſprach, ſie fühlle bei der leiſeſten Berührung ſeiner Hand! — Schon lange hatten ſich Alle nach deut Geſeh ſchaftsabend in ihr Zimmer zurückgezogen, aber fn immer lief Elfriede in dem ihrigen ruhelos auf unden „Was ſoll ich thun ? Was ſoll ich thun Dieſe Frage entrang ſich wiederholt ihrem gepreßlen Herzen, während ihre heißen Händen ſich kram haft ineinanderſchloſſen; „hätte ich doch Jeſnan, der mir rathen könnte! — (e. —— .