grafenſtraße geſtanden hatte, zwiſchen das Bahn⸗ geleiſe geſtellt wurde. Der Zug wurde ſchwer gefährdet und beſchädigt. Mehrere Reiſende ſind erheblich verletzt. Das Verbrechen wurde in der Zeit von 6 Uhr 40 bis 7 Uhr 25 abends be⸗ gangen. Auf die Ermittelung des Thäters hat das Großh. Juſtizminiſterium 300 Mark, die Di⸗ rektion der Eiſenbahngeſellſchaft 200 Mark zu⸗ ſammen 500 Mark Belobnung aus geſetzt. Ich erſuche ſachdienliche Wahrnehmungen ſofort der Kriminalpolizei (Schloß linker Flügel zu ebener Erde) oder der nächſten Polizei⸗ oder Gendarmerieſtation mitzuteilen. Alle Perſonen, welche in der genannten Zeit den linken Neckar⸗ damm begangen haben, mögen ſich — auch wenn ſie beſondere Wahrnemungen nicht gemacht zu baben glauben — bei der Kriminalpolizei hier oder den Gendarmerieſtationen Feudenheim oder Seckenheim melden. — Karlsruhe, 9. März. Die Petitions⸗ commiſfion hat Berichte erſtattet über die Bitte der Beſitzer der kleineren Mi telbrauereien betr. die Malzſteuer. Die Kammer wird darin gebeten, zu beſchließen, daß das Malzſteuergeſetz dahin abgeändert werde, daß Brauereien bis zu einem Malzverbrauch von 2500 Doppelcentner für die erſten 250 De. 8 Mk., für die folgenden 1250 De. 10 Mk. und für die nächſtfolgenden 1000 De. 11 Mk. per 100 Kilogr. zu entrichten haben. Die Commiſſion hält in Uebereinſtimmung mit der Regierung die Wünſche der Petenten für be⸗ rechtigt. Der ſteuerliche Sprung, der beim Ver- brauch von 1501 De. Malz eintritt, ſei zu un⸗ vermittelt und für Betriebe von dieſem Umfang ſehr empfindlich. Er ſtehe in dieſer Beziehung gewiſſermaßen im Gegenſatz zu einem der Ziele, die das Geſetz verfolge, das iſt die möglichſte Berückſichtigung bezw. Entlaſtung der mittleren und kleineren Brauereien. Die vorgeſchlagene Entlaſtung und damit Kräftigung der kleineren und mittleren Brauer liege aber auch — und das möchte die Commiſſion beſonders betonen — im Intereſſe der Landwirthſchaft. Dieſe Betriebe ſeien ſchon der Erhaltung ihrer Kundſchaft wegen genöthigt, ihren Bedarf an Hopfen und Gerſte im Inland und zwar zunächſt in der Gegend zu decken, wo ſie ihre Kunden haben; daß ſie für die einheimiſchen Landwirthe ein großer Vortheil iſt, liegt auf der Hand. Auch für den Staat und namentlich für die Gemeinde iſt es von hohem Werth, daß auch das kleinere und mitt⸗ lere Braugewerbe lebensfähig und ſteuerkräftig erhalten werde. Der Antrag geht dahin, die Kammer möge die Petition der Regierung in dem Sinne empfehlend überweiſen, daß die von den Petenten gewünſchte Aenderung des geltenden Bierſteuergeſitzes noch auf dieſem Landtag, oder aber, wenn dies nicht möglich ſein ſollte, jeden⸗ falls auf dem nächſten Landtage herbeſührt werde. — Handſchuhs heim, 10. März. Heute mittag gegen 2 Uhr ereignete ſich hier ein ſehr bedauerlicher Unglücksfall. Durch den grellen Pfiff der Lokomotive der Lokalbahn ſcheuten die Kühe des Herrn Peter Kicherer und wurde derſelbe vom Wagen auf die Seite geſchleutert und kam zwiſchen die Räder, des eben vorüberfahrenden Zuges. Er wurde ſchrecklich zugerichtet und war ſofort tot. Kicherer iſt 68 Jahre alt und war überall ſehr beliebt. — Mannheim, 8. März. Der auf dem Schiffe „Eliſe“ bedienſtete 16jährige Schiffsjunge Ferdinand Kappes von Eberbach fiel am Nach⸗ mittag des 6. März über Bord und ertrank; ſeine Leiche wurde geſtein Mittag im alten Zoll⸗ hafen hier geländet und nach der Leichenhalle im alten Friedhof gebracht. — Bammenthal, 10. März. Bei der untern 6. d. M. vorg⸗ nommenen Bürgermeiſter⸗ wahl wurde unſer ſeitheriger Bürgermeiſter Herr Jobann Schenzel einſtimmig wiedergewählt. Es iſt dies ein Beweis des guten Einvernehmens zwiſchen Bürgermeiſter und Gemeinde. — Saragoſſa, 10. März. 7 Kinder aus dem Orte Fuentes fanden in einer Höhle Pulvervorräthe. Um den Rückweg zu finden, zündete eines ein Zündhölzchen an. Da entſtand eine furchtbare Exploſion, wobei ſämmtliche 7 Kinder ſchwer verletzt wurden. — London, 10. März. Kriegsminiſter Brodrick verlas im Unterhauſe eine Depeſche, worin Lord Kitchener meldet, Lord Methuen und Major Paris ſind von Delarey angegriffen worden. Methuen wurde an der Schulter verwundet und gefangen genommen. Die Englänger verloren an Todten 3 Offiziere und 72 Mann. Ein Offizier und 200 Mann werden vermißt. Nach nichtamt⸗ lichen Nachrichten ſollen die Buren auch vier Geſchütze genommen haben. London, 10. März. Aus Pretorl wird offiziell vom 8. März gemeldet, daß Dela den General Lord Methuen mit dem ganzen Saut und der ganzen Bagage, ſowie 1200 Mann 11 5 Geſchützen zwiſchen Wynburg und Lichten hun gefangen nahm. Die meiſten engliſchen Trupp wurden von den Buren wieder frei gelaſſe, General Methuen iſt an der Hüfte verwunde und bleibt als Kriegsgefangener in den Hänhe der Buren. 5 — London, 10. März. Die Depeſhe Kitcheners lautet Prätoria 8. März. Ich bedaur ſehr, eine traurige Nachricht über Methnen meiden zu müſſen. Er war mit 900 Berittenen unte Major Paris, 300 Mann Infanterie, 4 Geschützen und einem Pompon auf dem Marſche von Wyn⸗ burg nach Lichtenburg und beabſichtigte am März mit Geenfell, der 1300 Berxittene unter Befehl hatte, bei Rovireinerfontein zuſam mei, ſtoßen 500 Mann berittener Truppen ſind Marlibogo und Kraaipan eingetroffen. Sie wurden von den Buren noch 4 Meilen verfolgt. Sie h richten, Methnens Geſchütze, Bagage de. ſeien von den Buren genommen. Als ſie Methnen zulegt geſehen, war er Gefangener. Ich habe kei näheren Nachrichten über Verluſte oder senf Meldungen. Geſtern früh wurde Methnen zpiſchg Tweboſch und Palmietkuill von Delareys Trupy⸗ angegriffen. Die Buren griffen von drei Seien an. Ich hatte bereits Dispoſttionen getroffeh um Truppen in dieſen Diſtrikt zu entſenden. J denke, dies Wiederauflebeu der Thätigkeit dee Buren bezweckte, die Dewet bedrängenden Truppe abzulenken. — Berlin, 10. März. Einem Berfiper Mädchenhändler iſt die hieſige Ceiminal⸗Polige auf die Spur gekommen. In einem Hauſe der Schönhauſer Allee wohnte ein Cigaretten⸗Arheiter Paul Winckler, aus Warſchau gebürtig, it ſeiner Ehefrau und, vier Kindern. Es fil dig Nachbarn auf daß zeitweiſe Mädchen mit Nele körben zu Winckler kamen. Die Polizei mittelte, daß Winckler junge Mädchen für Selig im Auslande ſuchte. Winckler iſt inzwiſcheg dn reiſt. Dagegen nahm die Polizei in der Wnklezſchg Wohnung eine Frauensperſon feſt, die mi ehe Mädchen zum Beſuch gekommen war, Die dig fungirte als Schlepperin. 1 6. Elfriede verbrachte eine unruhige Nacht. Sie vermochte ihre Gedanken nur ſchwer von dem Ge⸗ hörten, dem ſie vollen Glauben ſchenkte loszureißen. Sie nahm ſich daher vor, Ralph ſeine Rück⸗ ſichtsloſigkeit, fühlen zu laſſen, ſobald er aber in ihre Nähe kam, war der alte Zauber wieder da. „Wenn er Anderen gegenüber ſo wegwerfend über mich ſpricht,“ dachte ſie traurig, „dann werden wir wohl nicht viele ſo trauliche Plauderſtündchen mehr mit einanderhaben — da will ich die wenigen um ſo mehr genießen und ſie ſelbſt mir nicht ver⸗ bittern.“ Und doch ein gewiſſes Etwas in ihrem Weſen befremdete ihn heute. Sie begegnete ihm mit offenbar erzwungener Artigkeit, und immer traten Kunſtpauſen in ihrer Unterhaltung ein, während ſie ſonſt immer ſo munter und animirt mit einander plauderten. „Was haben Sie, Fräulein Elfriede?“ platzte Ralph endlich heraus, „iſt meine Geſellſchaft Ihnen läſtig, ſo ſagen Sie es, damit ich Sie davon befreie“. Tief ſenkte ſie ihr hübſches Köpfchen herab, damit er nicht ſah, wie Kummer und Verlegenheit ihr das Blut heiß zur Stirn treiben. „Wie Sie nur ſo reden können“, erwiderte ſie dann lächelnd, doch mit thränenumflorten Augen. „Gefällt Ihnen meine Unterhaltung nicht? Haben Sie etwas gegen mich?“ frug Ralph, als er Elfriedens Thränen ſah. „Ich. . .. ich wundere mich nur, daß Ihre Anſicht mir gegenüber vollſtändig in Widerſpruch ſteht mit dem, was ſie kürzlich gegen — gegen Andere äußerten“, ſtammelte Elfriede mit halb er⸗ ter Stimme. Erſtaunt zog Ralph die Brauen in die Höhe. „Was habe ich denn geſagt“, fragte er dann charf“. 2 „Jemand, der ... der es wiſſen muß.. . ſagte mir, Sie .... Sie hätten ſich ſehr abfällig über ... über mich ausgeſprochen ....“ ſagte ſie mühſam. . „Wer — wer hat Ihnen das geſagt?“ ſtieß Ralph vor Zorn bebend hervor. „Daran iſt ja wenig gelegen,“ entgegnete Elfriede. „O, ich kenne die Perſon, auch ohne daß Sie ſie mir nennen“, verſetzte Ralph mit vor Zorn ge⸗ 9 5 Geſicht, „der Himmel vergebe ihr eine ſolche üge!“ 5 „So iſt es nicht wahr?“ forſchte Elfriede lebhaft, während ſie glückſtrahlend zu ihm aufblickte. „Es wäre eine Thorheit, ſich überhaupt gegen eine ſolche Beſchuldigung zu vertheidigen“, antwortete Ralph verächtlich; „würde ſich wohl jemals ein Mann über ein Mädchen abfällig äußern, das er Plötzlich ſtockte er und fuhr dann wie im Selbſtgeſpräche fort: „Doch nein, nein, es iſt ja unmöglich. Sollte ich nun eine wirkliche Thorheit begehen!“ Und mit einer kurzen Verbeugung ging Ralph eilig davon. 760 Man erwartete zum Fünf⸗Uhr⸗Diner im Hauſe des Majors Stöckert eine kleine Geſellſchaft von zwölf Perſonen. Marianne und Elfriede waren deshalb in den Morgenſtunden eifrig mit thätig geweſen, für die Gäſte alles möglichſt feſtlich herzurichten. Die Tafel war bereits gedeckt, und das Arrangement der herr⸗ lichſten Blumen in Waſen, Schalen und Jardinièren vollendet. Für die jungen Damen gab es nun nichts mehr zu helfen. Obwohl die Gäſte erſt in mehreren Stunden erwartet wurden, hatte Marianne ſich doch bereits in ihr Zimmer zurückgezogen, um große Toilette zu machen. Elfriede brauchte zu dergleichen Vorbereitungen nur wenig Zeit; ihr von Nah leicht gewelltes Haar bedurfte keiner Brennſchegz ihr beſcheidenes weißes Batiſtkleid war ſchnell über geworfen und eine rothe Roſe in den Gürtel geſteckl, ſollte ihren einzigen Schmuck ausmachen. Sie war deshalb an dieſem Tage im Woh zimmer einige Zeit für ſich allein, da auch die Fe Major große Toilette machte. Elfriede lehnte ge mächlich in einem Schaukelſtuhl und gab ſich galt dem Behagen der Lektüre eines ihr ſehr intereſſauten Werkes hin, das ſie ſchon vorige Woche zu lee begonnen hatte. 3 So vertieft war ſie in den offenbar feht ſpannenden Roman, — denn ihre Wangen glühen wie zwei rothe Roſen — daß ſie Ralphs Eintreſeh nicht eher bemerkte, bis er, ganz in ihre Nähe ge kommen, fragte: „Was leſen Sie denn da Inez eſſantes? Darf ich es ſehen?“ 5 Unwillkürlich bedeckte ſie den Titel des Buche mit ihr Hand und zog dasſelbe dichter an ſich. A ſie aber ſeinem verwunderten Blick begegnete, felt ſie die Augen und reichte ihm kurz entſchloſſen di Buch. 5 „Wie kommen Sie zu dieſem Buchs“ frag er mit gerunzelter Stirn. i f „Ich habe es mir vom oberſten Fach i Bücherſchrauk geholt — wie die Sahne auf d Milch, ſo ſind auch immer die beſten Bücher in de höchſten Fächern,“ ſetzte ſie lächelnd hinzu. „Wollen Sie mir den Gefallen thun, und daß Buch wieder dahin thun, wo Sie es hergehel haben?“ i „Wenn ich es geleſen habe — gewiß,“ erklärz Elfriede. „Nein, bevor Sie es geleſen haben!“ (Fortſetzung folgt.) 1 ns N * 2 1 — * * 2 * — 2 2 2 a + * 1 2 * Har mts 1 Coußlxr Mur en Ac . 4 n R