8 Gendarmen verhaftet. Die in der Kirche an⸗ weſenden Andächtigen widerſetzten ſich dieſer Ver⸗ haftung. Es kam zu einem Kampfe mit der Gendarmerie, die von der blanken Waffe Gebrauch machte. Zahlreiche Perſonen ſind verwundet. Die Urſache der Verhaftung des Pfarrers ſoll darin beſtehen, daß dieſer bei einer kürzlichen Feierlich⸗ keit es unterlaſſen hat das Gebet für den Zaren zu ſprechen. — Ansbach, 26. Febr. Di Ztg.“ meldet aus Dünkelsbühl: Heute morgen 7 Ub entſtand Feuer in einem Hauſe im nörb lichen Vie tel; ehe noch die Feuerwehr eintraf, ſtürzte der Giebel des brennenden Hauſes ein und begrub zwölf mit der Rettung von Mobiliar be⸗ ſchä tigte Nachbarsleute. Sämmtliche wurden todt aus den rauchenden Trümmern herausgezogen. — Von der ba diſchen Grenze, 26. Febr. Geſtern Nachmittag gegen 5 Uhr wurden in Baſel ein 6jäbriger und zwei 7jährige Knaben aus der Juraſtraße, welche in dem nahen Bru⸗ derholzwäldchen ſpielten, von zwei Wolfshunden angefallen. Einer der älteren Knaben, Heinrich Nullm yer, konnte ſich flüchten und kam mit klei⸗ neren Bißwunden davon, dagegen wurden dem einen anderen Knaben, Hans Krüdie, die Ohren durchbiſſen, ein Stück aus der Wange und theil⸗ weiſe die Kopfhaut abgeriſſen, ſo daß die Hirn⸗ ſchale blos liegt. Auch ſouſt noch erheblich verletzt mußte derſelbe in das Spital verbracht werden. Obwohl gleich darauf und die ganze Nacht durch mehrere Perſonen und Polizeipatrouillien nach dem jüngſten Kinde, Hans Neumann, ſuchten, konnte dasſelbe erſt heute Morgen etwas wegge⸗ tragen aufgefunden werden und zwar todt, bereits bis auf die Knochen abgenagt. Es iſt dies das einzige Kind beſſerer Leute und kann man ſich den Schmerrz der armen Eltern denken. Die ein⸗ geleitete Unterſuchung wird über den Vorfall wohl bald Klarheit bringen. — Berlin, 27. Febr. Die neue deutſche Einheits⸗Briefmarke mit dem Bilde der Germania, welche zum 1. April von der Reichspoſtverwaltung in Gemeinſchaft mit der württembergiſchen Poſt⸗ verwaltung eingeführt wird, zeigt in ihrer end⸗ giltigen Geſtalt einige weſentliche Unterſchiede von der jetzt in Geltung befindlichen Germania⸗Marke. Die Worte Deutſches Reich, die an Stelle des jetzigen Aufdrucks Reichspoſt treten, gehen über den ganzen untern Theil der Marke weg. Es Die „Fränkiſche iſt dadurch eine andere 2 begeiſternder Darſtellung, Eleganz der Ausſtattung 50 Exemplare à 30 Pfg, 100 4 28 Pfg., 250 gebene, aus dem fraglichen Artikel abſolut keine Beleidig⸗ ng der Umrahmung 9 des Bildes der Germania in ihrem unteren Theile nothwendig geworden. Wie jetzt ſchon bei den höheren Werthen iſt bei der neuen Ausgabe das Markenbild von einem neißen Rah nen umſäumt, der das Bild mehr zur Geltung bringt. Die Geſammtiſtückzahl der Werthzeichen und Ganzſachen, die nothwendig ſind, um mit der Ausgabe im Reichspoſtgebiet und in Württemberg beginnen zu können, beträgt über 1½ Milliarden, ihr Nenn⸗ werth etwa 150 Millionen Mark. Großherzog Friedrich von Baden und ſein Volk. Feſtſchrift zum 50 jährigen Regierunge jubiläum, verf. v E. A. Freiherr v. Göler. 48 S., 35 Pfennig, im Verlag des Evang. Schriftenvereins, Karlsruhe. Die bevor⸗ ſtehende Jubelfeier in Baden dürfte manche dies⸗ bezügliche Feſtſchrift zeitigen, aber keine wird an — und Preiswürdiakeit die vorſtehende übertreffen. Freiherrn von Göler iſt es gelungen, in kurzen Zügen ein Bild unſeres hohen, fürſtlichen Jubi⸗ lars zu zeichnen, wie es wahrer und tiefer nicht erfaßt durch die fcharf charakterifierten Entwick⸗ kungstpochen ſeines großen Werdegangs deutlicher nicht beleuchtet und durch die Wärme ſeiner Sprache nicht lebendiger vor die Seele des jubelnden jungen und alten Volkes geſtellt werden kann. Die kunſtleriſche Feinheit der Ausſtattung läßt nichts zu wünſchen übrig, der Paeis iſt für ein ſolch herrliches Büchlein der denkbar niedrigſte: à 26 Pfg, 500 à 24 Pfg, 1000 3 22 Pfg., — Seine Königl. Hoheit der Großherzog haben gnädigſt geruht, die Widmung der Feſtſchrift ent⸗ gegenzunehmen, ſowie mit Ihrer Königl. Hoheit der Großherzogin Höchſtihre Handſchriften huld⸗ vollſt zur Verfügung zu ſtellen, die in getreuer Wiedergabe der Feſtſchrift beigegeben worden ſind. Eingeſandt. Die vom Vorſtand der Sängereinheit abge⸗ auf das Eingeſandt in Nr. 15 dieſes Blattes bezügliche Erklärung zwingt mich zu dem Schluße, als enthalte der betreffende und — nach⸗ dem es nun doch verraten — von mir verfaßte Artikel eine gegen irgend welche Seite gerichtete Beleidigung. Ich glaube nun konſtatieren zu ung herauszufinden imſtande iſt; denn ich ſtelle ohne jede Nebenabſicht einfach folgendes feſt. 1. Die beiden 90 80 Ladenburger Männergeſangvereine ſtehen inmitten 8 J. 5,1 6, ernſter und ſchwerer Arbeit. 2. Die Sängereinhel 705 1. 7 hat ſich durch ihre Teilnahme an einem nationalen een Geſangswettſtreit eine beſonders ſchwierige Aufgabe 5 fa 5 geſtellt. 2. Die bei einem ſolchen Wettſtreite zu 12 erfüllenden Bedingungen ſind ſchwerer zu erfüllen, ge 1 . als bei einem Sängerbundsfeſte geltenden Bedi, 0 I b ungen. 4. Die Sängereinheit tritt nicht, wie An 1 ihr ſchon einmal zum Vorwurf gemacht wurd, u Wee 1 mit eitlem Siegesbewußtſein, ſondern im Vollge⸗ 1 Karin fübl der ihr harrenden Aufgabe in den Wei, 1. kampf ein. 5. Der Verein wird ſich eines E. ben an 1 folges herzlich freuen, wegen eines etwalgeh Ae Mißgeſchickes aber auch ebenſowenig wiedergebeugt in l Wien fühlen; ſondern es wird ihm in jedem Falle das „ ee Bewußtſein hochhalten, wieder einmal mit den dan a g als beſtbekannten Rheinländiſchen Mänzergeſang bee ae 10 vereinen kenkurriert zu haben. Nach meiner dien ui eu e Ueberzeugung enthalten nun dieſe Sätze abſolg ane e n eln uf 55 Piel 10 u Alſhtintn. lau 110 eure keine gegen irgend eine Seite gerichtete Spitze es ſchließen als ſolche jedwelche Beleidigung au, Allerdinas wäre der Artikel nicht gerade eine ah⸗ ales Nun ein 0 10 fei 1 15 1 „ n lie 1 ſolude Norwen digkeit geweſen; allein ich fh all f. mne mich dazu durch den mancherſeits aufgetauchte Mun 5 Vorwurf veranlaßt, mir wäre vor dem diesſah, aun me pf f 1 1. bb b . 20 rigem Bundesfeſte gewißer maßen bange. Anderer, bah. in Etch ſeits ſollten ſp ziell die auf die Sängereinhez ger sch der heel! bezüglichen Sätze noch den beſonderen Zweck hahe faul u lun dub 8 ine! ine de Pele den Verein nochmals an eine Aufgabe zu erinner, . use mid und nochmals die Begeiſterung und Schaffensfreude in , Fand zu erwecken, welche zum Gelingen des geplante bench ant illid vi Vorhaben von fundamentalſter Bedeutung ih, de une Zurückzunehmen habe ich alſo nichts, und hoffe eee lich iſt auch die vom „Herrn Vorſtand!“ der e u n. Sängereinheit abgegebene Erklärung nicht daz der givpverft Fazit einer ſolchen Abſicht. Aber ich verwahre mich ganz entſchieden gegen die Verdächtigusg ——— einer meinerſeits bezweckten Beleidigung. J 1 wollte und konnte Niemand beleidigen. daz Conſum: u. Fingetragene Am Fan flag, Gene ut fügnber Ta g e J. Verlage det B „Eingeſandt“ war eine rein objektieve Darſtellng von Thatſachen und hat eigentlich erſt nachträgſg durch die ohne jede Veranlaſſung abgegebene i ein gewißes Anpaſſungsvermögen verratende eh klärung des „Herrn Sängereinheits vor ſtan den Charakter einer Beleidigung erhalten. Ich empfehle mich der — Gnade eines de dürfen, daß ein wirklich vorurteilsfreier Leſer ehrten Publikums und zeichne mit vorzügliche Hochachtung: Ludwig Himmelsbach. 2. Entlaümg bes J. Narteilung des Gutmüthigkeit, ja von aufblitzender Herzensgüte auf ſeinem Geſicht, beſonders aber ließen ſeine kleine, ganz ſchwarz funkelnden Augen auf ſtarke Wuth, feſten männlichen Charakter und Entſchloſſenheit ſchließen. Daß dieſer Aſſeſſor Stöckert trotz ſeines wenig ſchönen Aeußeren doch eine viel bedeutendere Perſön⸗ lichkeit als ihr Franz war, fühlte die jugendliche Elfriede ſofort förmlich inſtinktiv heraus. Aber vor Franz fürchtete ſie ſich nicht, den behandelte ſie wie einen guten Freund, während der Ausdruck von Ralphs Geſicht, deſſen blitzenden Augen und energiſche Sprache Elfrieden bisweilen eine gewiſſe Scheu, ja faſt Angſt einflößten. Den möchte ich nicht zum Zorne reizen, dachte ſie gar manchmal, wenn es bei ganz geringfügigen Dingen oft feurig in den kleinen ſchwarzen Augen des Aſſeſſors Stöckert aufleuchtete. Indeſſen ihr gegenüber zeigte er ſich ſtets artig und liebeuswürdig. Während er am erſten Abend ihres Beſuchs mehr den ſtillen Beobachter geſpielt, ſteigerte ſich ſein Intereſſe ſo ſichtlich an ihr, daß ſeine ſchöne Couſine Marianne oft ſcheel dareinſah, denn Vetter Ralph ſollte ſeine Aufmerkſamkeiten nur ihr, ihr ganz allein zuwenden. Das verlangte Marianne unbedingt, zumal in Gegenwart dieſes Gänschen vom Lande, wie die ſtolze Dame ſehr oft in Gedanken Elfrieden nannte. Und doch konnte ſie vor ſich ſelbſt nicht leuguen, daß Ralph einigt Tage nach Elfriedens Abweſenheit im Hauſe ein Anderer geworden war. Bisher war er oft halbe Tage lang fern von Hauſe geblieben, oder er hatte ſich oiel in ſein Zimmer zurückgezogen, und war nur zur den Mahlzeiten erſchienen. Hatte früher Marianne ihn zu einem Spaziergang aufgefordert, ſo war es ihm meiſt zu heiß geweſen. Sollte er 4 ine ſchöne Couſine zu einem Morgentritt begleiten, ſo mußte grade ſein Pferd aus irgend welchem Grund geſchont werden. — Die wahre Urſache von allen dieſen Ausreden kannte ſein Vater ſo gut wie Ralph. Erſterer wünſchte nichts ſehnlicher als eine Verbindung mit Marianne, deren ſehr beſchiedene Mittel in den Augen des Majors durch den alten vornehmen Adel ihrer Familie reichlich aufgewogen wurden — ſo dachte der alte Major, ſein Sohn aber war ganz anderer Meinung. Und die Frau Major 2 Wie hielt es dieſe mit ihrer Anſicht in der wichtigen Frage der paſſenden Verheirathung ihres Sohnes? — Die arme dicke Dame war in ihrer Bequemlichkeit noch zu keinem rechten Entſchluſſe gekommen. Sprach ſie aber über den wichtigen Fall mit ihrem Gatten, ſo gab ſie dieſem Recht. Hing aber Ralph über das Heirathsproject mit Mariannen den Kopf, ſo ſetzte ſie ſeinem Widerſtande nicht den geringſten Widerſpruch entgegen, Eines Morgens, als die Familie Stöckert nebſt Marianne und Elfrieden um den Frühſtücks⸗ tiſch verſammelt waren, trafen gerade die Poſtſachen ein. Ralph nahm dieſelben in Empfang und ver⸗ theille ſie. Auch für Elfriede war ein Brief, dabei mit einer in ſeltſamer Schnörkelſchrift geſchriebener Adreſſe. Ungeleſen ſchob ſie ihn in die Taſche. Sie wurde dabei roth bis zu den Stirnwurzeln bei dem Gedanken, als ob Jedermann merken mußte: das war ein Brief von Franz Degener au ſeine Braut. Wie ſie dann ſpäter halb ſcheu die Augen erhob, begegnete ſie dem Blicke Ralphs, der halb neugierig, halb betroffen beobachtet hatte. Aber als ſich unter ſeinen Augen ihre Ver⸗ legenheit ſteigerte, ſprach er freundlich: „Sie können ungenirt Ihren Brief hier leſen, Fräulein Elfriede.“ „O, ich .... ich habe durchaus .. keine Eile damit,“ ſtammelte ſte verlegen; und doch riß ſie, ſobald ſie ſich allein in ihrem Zimmer befand, voll, Ungeduld das Couvert auf. In welchem Tone 0 1 ſie 5 Vahl ines Be . Ball don gti . Miithelurgen ! 1. Vatinszngelege A llben unſere an e füt Franz ihr wohl ſchreiben mochte? Nun, es i gerade kein ſehr liebeglübender Brief, ſondern von ſeiner geſchäftlichen Thätigkeit darin die Rede und enthielt noch ein paar Worte über Hans. Daz meiſte Intereſſe zeigte Franz aber für den junges Herrn Stöckert, über den er eine Menge Frage that und offenbar wegen ihm von Argwohn und Eiferſucht erfüllt war. Natürlich betheuerte auch Franz ſeine treue Liebe. Seufzend legte Elfriede den Brief bel Sei, „Ein guter Menſch iſt er,“ dachte ſie, „aber wenig intereſſant.“ Beim zweiten Frühſtück wurde ein Spazierth der beiden jungen Damen mit dem alten Hertz verabredet. Als Ralph geſtern davon geſprochen hal war Elfriede durchaus nicht abgeneigt geweſen, ſchwache Reitkunſt, denn ſie hatte vor drei Jah gelegentlich eines Beſuches bei einem verſtorheh Onkel mehrmals auf einem Pferde geſeſſen, ie zu verſuchen, in Ralphs Begleitung hätte ie ſicher gefühlt — Ralph aber hatte das Haus eh am Morgen verlaſſen und ſich nicht wieder e — und nun ſollte ſie mit Herrn Major Sick und Fräulein Marianne ausreiten. — Da bi ihr nun plötzlich vor dem Spazierritte und wut den für ſie geſattelten Braunen gewahrte, der ſie vollends den Muth und bat den Major, ſi 1 9 0 95 9 9 9 heim zu laſſen. i a Das aber verdroß den alten Herrn ſehr ! „Ich kann meine Pferde nicht nach Will küht Au! ——— binnen einer Viertelſtunde an- und abſatteln laſfeh brauſte er auf, „das iſt nachtheilig für jedes Au Reitpferd.“ 5 „Jetzt vorwärts! Friedrich, helfen Sie Feilen Wernick aufſitzen,“ fügte er im Kommandpan hinzu. 6 8 7 2 1 2 2 2