das Rad verloren. — Mannbeim, 5. Febr. Eine Heiraths. annonce unter Chiffre, deren Aufgabe in ein hieſiges Blatt ſich als Scherz herausgeſtellt hat, wird für die inſerirenden Damen ein unliebſames Nachſpiel baben. Die betieffenden Damen baben über den ibnen gelungenen Scher nicht den Mund halten können und die derlei Anzeigen gebräuch⸗ liche Diskretion nicht gewahrt. Auf das Inſerat ſind zahlreiche heirathsluſtige Herren hereingelaufen, welche alle in's Gerede der Menge gekommen ſind. Die Herren haben ſich nunmehr zuſammen⸗ gethan und werden gegen die Damen gerichtlich vorgehen. — Villingen, 6. Febr. Ein Lehrling einer Villinger O cheſtrionfabeik hatte an den Lippen ein kleines Bläschen, das er mit dem „Stichel“ entfernte. Es entſtand Blutvergiftung und der junge Menſch ſtarb geſtern nach ſchwerem Leiden. Seine Eltern wohnen in Newyork. — München, 4. Febr. („Sehen Sie, das iſt ein Geſchäft.““ Ein hieſiger Kaufmann der ſich vor nicht gar langer Zeit ſelbſtändig etabliert hatte und Geld bedurfte, wendete ſich an einen bekannten hieſigen Geldvermittler um ein Darlehen von 6000 Mk. Er erhielt dasſelbe auch auf drei Monate, mußte aber hierfür zwei Wechſel zu 3000 und 4000 Mk. ausſtellen. Am Verfalltage konnten die Wechſel nicht bezahlt werden. Auf Erſuchen des bedrängten Schuldners bewilligte der Geldleiher großmüthig die erbeteue Prolongation auf weitere drei Monate, wofür der S huldner eine Forderung ſeines Gläubigers an einen hieſigen Beamten im Be rage von 2000 Mk annehmen bezw ſich aufrechnen laſſen und außerdem an Sp ſen, Zinſen und Proviſivn 1160 Mk zahlen mußte, die, da der Schuloner nicht zahlen konnte, natürlich zur urſprünglichen Schuld gerechnet wurden, welche demnach auf 10 100 Mk. anwuchs. Der Schuldner konnte am Fälligkeits⸗ tage wieder nicht zahlen und die Folge war eine neuerliche Prolnugation, die natürlich wieder mit ſchweren Opfern erkauft werden mußte. Die Schuld war fetzt auf 13 125 Mk. angewachſen; obendrein mußte als Sicherheit eine Hypothek auf einem Anweſen und verſchiedene Petrioſen gegeben werden. Als der Fälligkeitstag eines der Wechſel heranrückte, erklärte der Schuldner, denſelben nicht zu honorieren, denn er ſei bewuchert worden. eee . ern r 8 0 und einer gehörigen E kältung davonkam, gine g Der Gläubiger drobte, wenn es 8 zur Klageſtellung kommen laſſe, ihn wegen 1 letzung der Eidespflicht beim Manifeſtationseid anzuzeigen; ſchließlich erklärte er jedoch, er vet 5 auf alles, wenn er die urſprünglich ge⸗ gebenen 6000 Mk. erhalte. — Nürnberg, 6. Febr. Der wegen falſcher Buchführung und Anterſchlagung von 30 000 Mk. verfolgte frühere Kaſſterer Zenner von der ſtädtiſchen Sparkaſſe Schalkau (Kreis Sonne⸗ berg) iſt im Reichswalde dahier erſchoſſen aufge⸗ funden worden. — Ulm, 5. Febr. Bei dem neulichen kalten Oſtwind bat ſich die Niederdruckdampf— heizung im neuen Juſtizgebäude als durchaus unzu⸗ länglich erwieſen. Am Samſtag vormittag war im Saale der Zivilkammer das Thermometer nicht über 7½ Gr. R. zu bringen. Man erw Auswanderung in einen anderen Raum, entſchlo es ſein Schuldner auch nicht wärmer wäre, zu bleiben und di Sitzung zu beginnen. bemerkte ſarkaſtiſch: „Bei der vorherrſchenden Temperatur glaube er die Herrn Rechtsanwälte nicht ermahnen zu müſſen, die Verhandlungen mit kaltem Blute zu führen.“ 5 — Breslau, 6. Febr. Hauptſtadt des gleichnamigen Gouvernements in Ruſſiſch⸗Polen, erregte vor etwa zwei Wochen das ſpurloſe Verſchwinden des dortigen Bankiers Wolf Cohn großes Aufſehen Er hatte ſeine Wohnung verlaſſen, ohne wiederzukehren. Alle Nachforſchungen nach ſeinem Verbleiben waren erſolglos. Da ſeine finanziellen Verbältniſſe die beſtgeordn ten waren u. ein Selbſtmord als aus⸗ geſchloſſen galt, ſtand man einem Rätfel geaen⸗ über. Vorgeſtern wurde nun im Prosnafluſſe, näch! der Stadt ein zugenähter Sad gefunden, in welchem ſich die Leiche befand. Die Leiche wies zablreiche Verletzungen auf, ſie war förm⸗ lich zerſchlagen. Vom Mörder fehlt bisher jede Spur. — Wien, 6. Febr. Geſtern Abend 10 Uhr fuhr auf dem Getreidemarkt ein elektriſcher Straßenbahnwagen in den Fiaker des Herren hausmitgliedes Herzogs Beanfort. Der Fiaker wurde zertrümmert und der Herzog und die Herzogin aus dem Wagen herausgeſchleudert. Herzog Be⸗ anfort erlitt eine ſchwere Kopfwunde, die Herzogin blieb bewußlos liegen. . . ſich dann aber doch, weil es anderwärts eee Der Herr Präſident aber In Kaliſch, der Frauen und Dienſtmädchen werd gerne hören, daß es jetzt ein Glanzfett giebt, dem man viel leichter die Schuhe glänzend mache kann, als mit der bisherigen Schubwichſe. Dietz Glanzfett hat vor der Wichſe den Vorzug, daß es ſäurefrei iſt und das Leder erhält. Dasgſelhe ſtellt ſich durch ſeinen geringen Verbrauch nicht teurer wie die bisherige Schuhwichſe und f unter dem Namen Glanzfett Poli in den meiſte Colonialwarengeſchäften zu haben. 5 muff Dem Unitas-Poeten matten und den Anti-Poeten. 1 Lieber Maier laß das Reimen Ladenbu Steig vom Pegaſus herab, Thuſt ſonſt deine Zeit verſäumen, 1 Deine Kundſchaft nimmt dir ab. . So ruft deiner Freunde Schar, Vergebt Denen du einſt teuer warſt, l 7 dtſehe Weil in Verſen du geſprochen, 8 Shun Haſt gar Schweres du verbrochen. 15 alu 0 Alſobald mit Vichterzeilen 1. Abbruchard 2. Maurerarbe 3, Steinhauet⸗ 4. Zinn ard 5. Dachdeckera 6. Grobſ niet . Nlaſterarbe Thun ſie freundlich dich verkeilen, Künden dir ein ſchrecklich Los, l Schweig, ſonſt ſtellen wir dich blos Gefährlich iſt es uns zu necken, Was geh'n dich unſre Aemter an, Back ruhig du nur deine Wecken Rin ud Oder fang was Andres an. 5 gls lun Fünl Mit ſtropfenſchwangrem Stoff gerüſte 1, wf auch di Harrt der traute Dichterchor, ind bis Montag iu welcher Zelt die nit enthptecerder . Zu clansfeit Mannheim, de Falls zu dichten dich's gelüſtet, Gehen ſie zum Angriff vor. Sie wollen dir am Zeuge flicken In Proſa und in Poeſie, f Für alte Schuld vielleicht dich drücke In Versgewandter Ironie. Doch wozu dies lieblos Ringen, Laßt den Dingen ihren Lauf, Keinem kann es Nutzen bringen, Einer zehrt den Andern auf. fehlen user große K. Drum befolget guten Rat, ſolche Schränke haben complicirte Doppelſchlöſſer und dazu Vexirſchlüſſel. Gewöhnlich ſind zu einem ſolchen Schranke doppelte Schlüſſel vorhanden. Wiſſen Sie nicht, wo das zweite Paar Schlüſſel aufbewahrt wird.“ Helga ſchüttelt verneinend das Hanpt. „Dann müſſen wir verſuchen, uns Schlüſſel machen zu laſſen, welche den Schrank aufſchließen. Wo befindet ſich der Schrank.“ f „Im linken Seitenflügel des Hauſes im zweiten Zimmer meines Mannes,“ entgegnet Helga mit ganz leiſer Stimme. „Sind wir dort ſicher ungeſtört, die Schlöſſer des Schrankes unterſuchen zu können 2“ „Ganz ſicher“ antwortet Helga, „denn mein Mann kehrt erſt in zwei Stunden wieder zurück, er wohnt heute einer langen Sitzung des archäolo⸗ giſchen Vereins bei, und ſeinen Diener habe ich in die Stadt geſchickt.“ „Nun gut, ſo wollen wir ſofort den Schrank Schranke. Kopfſchüttelnd prüft Waldenſen den ſtarken Stahlſchrank und deſſen ſchwere Thüre. Dann nnterſucht er auch die Schlöſſer und macht ſich mit Hülfe eines aus ſeinem Taſchenbuche ge⸗ riſſenen Vlattes Papier und einem Bleiſtifte ſorg⸗ fältige Abzeichnungen der Schlüſſellöcher. ſagt dabei Helga mit befriedigenden Blicken und be⸗ rührt dabei leiſe mit ihrer Hand Waldenſens noch eifrig mit dem Bleiſtifte zeichnende Rechte. Wie elektriſirt fährt Waldeuſen bei dieſer Be⸗ rührung empor und zieht Helgas Hand an ſeine Lippen. Sie entreißt ihm dieſelbe aber blitzſchnell wieder und ſpricht: —— Nur keine unpaſſenden Vertraulichkeiten jetzt, Herr von Waldenſen. Mein armer Kopf wird von brenuenden Quallen zermartert. Ich ſchätze Ihre Freundſchaft ſehr, ſehr hoch. Verſchaffen Sie mir ſobald als möglich die Schlüſſel! Wann wollen Sie wieder kommen.“ „Ich denke in drei Tagen. Zwei der geſchickteſten Schloſſer ſollen nach meinen Aufzeichnungen die Schlüſſel anfertigen und Tag und Nacht daran arbeiten“, erklärt Waldenſen. „Nun gut, mein werther Freund in dieſer ſchweren Noth“, ſeufzt Helga. „Aber geſtatten Sie, daß ich mich ſofort zurückziehe meine Nerven ſind zu ſehr angegriffen. Auf Wiederſehen in drei Tagen zu derſelben Zeit.“ Helga reicht flüchtig Herrn von Waldenſen ihre feine ſchlanke Hand und zieht ſich eiligſt zurück. Waldenſen ſteht allein und flüſtert ihre leiſe uach: in Augenſchein nehmen“, erwidert Waldenſen haſtig. In einer Minute beſinden ſie ſich vor dem „So iſt es recht, auf dieſe Weiſe werden wir wohl die Schlüſſel zu dem Schranke bekommen“, „Eine ebeuſo ſchöne als räthſelhafte Frau! O Weiber, Weiber, wer vermag Euch zu ergründen ? Jetzt weiß ich wieder nicht, ob ich der Sieger oder der Gefoppte bin! — Und dann dieſe ſchwere und gefährliche Sache mit den Schlüſſeln und dem Käſtchen. Wäre ſie nicht ſo zauberiſch ſchön, ſo rührte ich für ihr Verlangen keinen Finger mehr. Aber ſo, ſo! Herz, Herz, wohin führſt Du mich noch?“ Dann verläßt tief bekümmert auch Waldenſen eilig das Haus. I. Helga iſt an dem folgenden Tage vor gekränkter Eitelkeit, finſterer Eiferſucht und brenneudem Ver⸗ langen, das Geheimniß Tiefenecks zu ergründen, faſt krank geworden. Sie ſchließt ſich in ihre Zimmer ein und vermeidet ängſtlich, Tiefeneck zu ſehen. Als ſie aber ſicher iſt, daß er das Haus für längere Zeite verlaſſen hat, ſpionirt ſie eifrig in ſeinen Zimmern herum, ob ſie nichts ihren Ver⸗ 1 Den wir beiden Teilen geben, ba in rüttelt Legt die Streitaxt in das Grab, Col Einer laß den Andern leben. iu ſcht biligen Pri 78 T. dacht Beſtärkendes oder das Geheimniß Böen Ein Poſten 8 entdecken kann. 6 brü 5. Stundenlang ſucht ſie eifrig in den bete ebrüde Zimmern und in der Bibliothek Tiefenecks nie ——ůů und findet trotz emſigen Spähen nichts, rein g Zur b nichts, was ihren Verdacht beſtärken kann. in e Aber morgen will ſie noch gründlicher nach nu forſchen, denn ſie hat hoch oben in einigen Schraueg . Mel noch nicht alle Schubfächer durchſtöbert. i 5 5 Die hohen Schränke mit dieſen geheimnisvolles Schubfächern befinden ſich in Tiefenecks Biblfolhe zimmer, und es macht Helga große Mühe, Hülfe einer großen Treppenleiter, die Minng, Kammermädchen, herbeiſchleppen muß, die ohen Fächer zu durchſuchen. Aber ſie findet nichts alte vergilbte Schriften, die Tiefeneck irgende kauft und dann dort oben niedergelegt haben aß Süper i: eh Heiſt, grün . i. Ls, che 1 8 Jutterartike lun md Hefe Mit einem tiefen Seufzer der Enttäuſchung eld lee verläßt Helga das Bibliothekzimmer, und beſchleh udat: . nun noch einmal, die beiden anderen Zimmer ie Nun, Waadt 1 Gatten zu durchſuchen. 4 Dort ſieht ſie ärgerlich den feuerfeſten diebesſicheren Stahlſchrank, der das geheime goldene Käſtchen birgt, deſſen Inhalt ihr fog Kummer bereitet. Sie ſtreift mit einem zornig Blicke den großen Stahlſchrank, der wie eo und höhniſch daſteht, und dann ſpäht ſie mit he ſcharfen Augen überall nach etwas Verdächtigen umher. Aber ſie findet in dem Arbeitszimmer hes Gatten nicht ein Altom, das ihren Verdacht ke ſtärken kann, und ſie begiebt ſich nun in den a ſtoßende Privatzimmer Tiefenecks, daß dieſer r ſelten betritt, weil er ſich meiſtens in ſeinem Arbei zimmer und in der Bibliothek aufhält. 8 Nut. Din Vun . 1 It 9 ben bin 5 * Cortſetzung folgt.)