Verſchieden es. N Ladenburg, 28. Jan. Die Kaiſer⸗ feier des Evang. Arbeitervereins fand am Sonntag 26. Abends im Gaſthaus zum Anker ſtatt und hatte den erfreulichſten Verlauf. Dazu trug ſo⸗ wohl die dankenswerte Beteiligung des Evang. Kirchenchors, welcher religiöſe und weltliche Volks · lieder zu Gehör brachte, als auch die Bereit. willigkeit mit welcher jüngere Vereinsangebörige die Aufführung von drei luſtigen Einakter über⸗ nommen hatten, nicht wenig bei. Uebrigens ſchlug gleich zum Eingang der zweite Vorſitzende Stadt⸗ pfarrer Sievert den herrſchenden patriotiſch fröhlichen Ton an, indem er ſeine Begrüßungsworte in ein Hoch auf den Kaiſer ausgehen ließ, das jubelnde Zuſtimmung fand. Auch das Kaiſerlied wurde mit Begeiſterung geſungen. Die ganze Feier machte den Eindruck, daß unſer junger Verein bereits feſten Fuß in unſerm evangeliſchen Gemeindeleben gefaßt hat. Möge ihm ferneres Blühen und Gedeihen beſchieden ſein! — Mannheim, 26. Jan. Der Tag⸗ löhner Jobann Kuhn und ſeine Frau wurden geſtern verhaftet, weil ſie ein bei ihnen unterge⸗ brachtes Pflegekind verhungern ließen. Die Sektion hut den Verdacht beſtätigt. . 5 — Ludwigshafen, a. Rh., 27. Jan. Geſtern Vormittag 9 Uhr ſtürzte ſich der ver⸗ heirathete Schuhfabrikant Sehtlaceck von der ö Rheinbrücke in den Rhein und zerſchmetterte ſich den Schädel an einem Brückenpfeiler, auf welchem er auch liegen blieb. Derſelbe iſt 36 Jahre alt und aus Pirmaſens gebürtigt. — Leipzig, 27. Jan. Der 24 Jahre alte Theaterkaſſirer Friedrich Otto Schulze in Leipzig iſt mit 8000 Mk. durchgebrannt. — Bon der Leimbach, 25. Jan. Von einem Schülerſtreik in der Obertertia einer höheren Bürgerſchule wird der „Bad. Ldsztg.“ geſchrieben: Die betreffenden Obertertianer, die in der Meinung lebten in ihren mathematiſchen Leiſtungen nicht ch Recht cenſirt zu werden, beſchloſſen, den Unterricht in Mathematik nicht mehr zu beſuchen. Als der betreffende Lehrer vergangenen Montag 8 Klaſſenzimmer betrat, fand er zu ſeinem größten Erſtaunen nur leere Bänke vor. Anſtatt zur Schule, hatten unſere Obertertianer, 14 an der Zahl, ihre Schritte nach dem Schloßgarten gelenkt. Am Bahnhof, wohin ſie ſich ſpäter be⸗ Auskunfts verfahrens wird Schmidt an die Grenze bracht ſein, dieſem Vogel einige Worte zu widmen. den Rückzug vergeſſen haben und zur Hausgans gaben, fand ſie der ſuchende Vorſtand. In Er⸗ 0 eines geeigneten Lokals fand dann im Warteſaal das erſte Verhör ſtatt, über deſſen Reſultat leider nichts Näheres bekannt wurde. — Stuttgart, 25. Jan. Auf Grund eingezogener Erkundigungen theilt das Stuttgarter Elektricitätswerk mit, daß in den Räumlichkeiten, in welchen das Feuer ausbrach, keine elektriſchen Leitungen vorhanden waren, mithin die Brandur⸗ ſache nicht auf Kurzſchluß zurückgeführt werdenkönnen. — Chemnitz, 25. Jan. In Mittel⸗ Wittendorf erfolote heute Früh 7 Uhr eine furcht⸗ bare Benzinexploſion. Der Kaufmann Hertig hatte ſich mit offenem Licht in den Keller begeben, in welchen geſtern friſches Benzin gelegt worden war. Das ganze Haus ſtürzte zuſammen. 4 Perſonen wurden verletzt, Hertig liegt noch unter den Trümmern. aris, 27. Jan. Der flüchtige Direktor der Trebertrocknunsgeſellſchaft, Schmidt, wohnte ſeit einiger Zeit unter dem Namen Werner in einem hieſigen Hotel. Auf Erſuchen der deutſchen Sicherheitsbehörde iſt er geſtern Nachmittag ver⸗ haftet und ins Unterſuchungsgefängniß gebracht worden. Nach Erledigung der Formalitäten des gebracht und daſelbſt der deutſchen Polizei über⸗ geben werden. ANS ER Die Hans.) Zur Zeit der Gänſebraten, dürfte es ange⸗ Unſere Gans ſtammt von der ſog. Wildgans (ans er einereus)) welche im Norden Rußlands ihren hauptſächlichſten Aufenthalt hat. Bei Ein⸗ tritt großer Kälte wandert dieſelbe nach wärmeren Gegenden und kommt auch in unſere Gegend. Auf ſolche Weiſe wird eine wilde Gans, welche bei uns ein warmes Neſt, gutes Futter fand, geworden ſein. Die Hausgans iſt ein Schwimm⸗ vogel mit weißem, bisweilen auch ſchmutzigem Gefieder, kleinem Kopf, großem Schnabel, Säbel⸗ beine mit Schwimmfüßen, mit dem ſie gut im Schlamm waten und ſchwimmen kann. Die Gans lebt geſellig, ſchnattert beſtändig und iſt ſehr zänkiſch, beſonders der ſog. Gänſerich. Charakteriſtiſch iſt bei der Gans ihr watſchelnder und Fett. Die Gänſe ſollen einſt das Kapitol gerettet haben, was aber bei ihrer großen Dumm⸗ heit ſehr zu bezweifeln iſt. Dem „AUnitas-Poeten“ aus Dankbarkeit gewidmet von mehreren Freunden 0 und Genoſſen. 21 Lieber Potiphar, laß das Reimen, 1 Thu' keine Zeit hiermit verſäumen, iu ö Dagegen wollen Dir empfehlen, 5 0 fut Mehr Acht auf dein Geſchäft zu geben, Durch das Dichten und das Hocken, f Vergeſſe nicht das Maaß der Wecken. 0e Dein Haupt das kann man Kahl nicht nennen, Au hin Doch mußt auch offen Du bekennen, 1 Daß deine Beine, ohne gelogen, . bal, 05 . So ſehr nach außen ſind gebogen, a Und das, Du großes Dichterlein lun Verurſacht Dir oft große Pein. 11 Daß Du uns haſt ſogar geadelt, 15 Das wird von uns gewiß getadelt, 5 echte Wir wollen bleiben, was wir waren, ö Für jetzt und auch in ſpäteren Jahren, guntah. Auch Du, Du kleiner Gernegroß 100 b mem! Bleib doch in deiner hübſchen Hos. 1 Lit Wenn Feuerwehr — futſch Regiſſeur, , Jude Verurſacht Dir doch kein Malheur? 1 lg Nün Doch Du, als Mann, der ſtrebt nach Ehe, 12 Kannſt dieſes Amt ja nun begehren, , Solch Uniform, Schweifwedel — Helm Das wär etwas — für Dich, Du Schelm, edi Das „Mäckern“ macht Dir viel Plaifir, Medi. Drum geben einen Rath wir Dir, In du G0 Es iſt für Dich eine leichte Sach, Zu erlernen dieſe edle Sprach, Darum gib auf die Bienenzucht, Verſuch es mit der Ziegenzucht. te Wir geben Dir nun eine Lehr, 2.9 Mach keine ſolch' Gedichte mehr, 3 Laß Du uns alle hübſch in Ruh, 1 9 Schließ deine Dichtermappe zu, 1 Mat Back deine Wecke gleichundweit, ls Khan Geborgen biſt Du alle Zeit. i d NB. Verbeſſerte 2. Auflage behandelt dez Leben und Wirken unſeres berühmten Lokalpoeez Gang. Sie iſt nützlich durch ihre Federn, Fleiſch und folgt in nächſter Nummer. r Alterthumskunde und Doctor dieſer Wiſſenſchaft geworden und haſt mir davon kein Sterbenswörtchen geſagt“, bemerkt Helga und hebt ſchmollend das ſchöne, ſtolze Haupt. „Hätte ich doch nur eine Ahnung davon gehabt, elga, daß Du Dich für meine Perſon und meine iſſenſchaft wirklich ein wenig mehr wie andere Sterblichen intereſſirteſt, ſo hätteſt Du Alles haar⸗ klein zuerſt erfahren,“ enigegnet Tiefeneck mit leiſem Spott, und dabei blicken ſeine großen, graubraunen Augen ſo übermüthig, und ſein Weſen zeigt ſich ſo ſtark und ſelbſtbewußt, daß Helga eine heiße Blut⸗ welle nach dem Kopfe ſchießt. „Man erkennt Dich ja kaum wieder, ſeitdem Du ein großer Gelehrter geworden und nach Egypten gereiſt biſt, ohne Abſchied von uns zu nehmen,“ bringt ſie ſtockend hervor, und iſt dabei nicht ihm Stande, Tiefeneck frei ins Antlitz zu ſehen. 5 „Wer an der Verſtimmung jenes Abends am meiſten Schuld war, unterſuche ich heute nicht!“ rwidert Tiefeneck ſchlagfertig, „und dazu bin ich auch nicht nach San Remo gekommen.“ 5 „So iſt es recht, Horſt, ſo mußt Du zu ihr ſprechen,“ ruft Tante Ulrike dazwiſchen, „ſonſt fängt Euer alter Streit von Neuem an. Erzähle uns von Deiner Reiſe nach Egypten, während wir zu⸗ ſammen langſam nach San Remo zurückkehren.“ Und mit blitzenden Augen und einer großen Begeiſterung beginnt. Tiefeneck von dem Lande der Phargonen zu berichten, daß ihm die Damen be⸗ wundernd zuhören. Er erſcheint ihnen dabei ein ganz anderer, bedeutenderer Mann geworden, und Helga findet ihn zum erſten Male nicht mehr langweilig. Tiefeneck ſeine Tante und Nichte beſchließen nun, noch einige Tage in San Remo zu bleiben gemeinſam die reizende Landſchaft zu genießen. Mehr und mehr wendet Helgas Herz ſich Tiefeneck zu, denn mehr und mehr erkennt ſie deſſen hohe, edle Liebe. Und als ſie dann über Nizza und Paris nach Deutſchland gereiſt ſind, und dann bald darauf Horſt Tiefeneck in der Güldenſchen Villa erſcheint, von neuem Muth erfaſt und zu Helga ein drittes Mal von ſeiner Liebe zu ihr ſpricht, ſolgt ſie ſeinen Worten mit höher gerötheten Wangen und froh und bang klopfendem Herzen. Und wie er zu Ende ge⸗ ſprochen hat und ſein zärtlicher Blick um die er⸗ ſehnte Antwort fleht, da legt ſie ihre Hand in die ſeine und geſteht ihm mit bebenden Lippen und zu Boden geſenkten Augen, daß ihr Herz ſchon längſt nur für ihn noch ſchlägt. „Ich lege getroſt und mit voller Zubverſicht meine Zukunft in Deine Hand,“ ſpricht ſie innigen Tones, haſt aber auch Du bedacht, wen Du Dir zur Frau erwählſt? Du kennſt mich, Horſt. Du weißt, daß ich ſtolz, daß ich eitel und oberflächlich bin, daß ich keines Menſchen Willen neben dem meinen gelten laſſe,“ fügt ſie mit halb kokettem Lächeln hinzu. „Laß das meine Sorge ſein,“ erwiderte Horſt mit glückſtrahlendem Geſicht, indem er die Geliebte an ſich drückt, zärtlich über ihren Scheitel ſtreicht und beider Lippen ſich in einen langen innigen Kuſſe finden. Aber hat Tiefeneck nun wirklich gefunden, was ſein edles Herz begehrt, oder nährt er eine kalte, kokette Schlange an ſeinem Buſen ? 8. Sechs Monate ſind verſtrichen. Während damals vor zwei Jahren Sernau und Lotti eine einfache ſtille Hochzeit gefeiert hatten, läßt Horſt Tiefenecks Vermählung mit Helga an Pracht und Glanz nichts zu wünſchen übrig. Und wie in einem glücklichen Traume lebt er im Beſitz 0 ö der ſchönen Helga, die in der Geſellſchaft unter ale 5 Damen ſtets die Schönſte und Gefeiertſte iſt. 1 100 1 Diners, Geſellſchaften, Bälle und andere Fe 1 1 1 lichkeiten wechſelten in bunter Reihe mit einander ) Nun und ohne Bedenken läßt Helga ſich vom Sten der Vergnügungen mit fortreißen. — Eine Zeitlang fand auch Horſt aus Liebe ſeiner ſchönen Frau Freude an dieſem Leben. ſchmeichelt ſeinem erwachten Ehrgeize doch, ein junge Frau von allen Seiten bewundert und da Verehrern umſchwämt zu ſehen. Aber dieſer Rall iſt bei ihm von nur kurzer Dauer. Bald regt fig die nüchterne Stimme der Vernunft in ihm; denkt an das Schickſal von Chriſtian Gülden, erkennt, daß eine gleiche Gefahr bald auch ih drohen würde, wenn er ſein jetziges Leben in dieſet Weiſe lange Jahre weiterführt, denn dieſe Ark 25 * l. 1 — — 6 leben, koſtet Tiefeneck rieſige Summen. Jufer Ju zarter, rückſichtsvoller Weiſe giebt er Hel 3 zu verſtehen, daß ſie ſo nicht weiterleben diefe Wat daß dieſe koſtſpielige Lebensweiſe in keinem M hältniß zu ſeinem Einnehmen ſtehe. Helga ſchlägt aber ſeine Ermahnungen in den Wind, und als er eines Tages wieder darauf z rückkommt und davon ſpricht, daß ſie ihre Ausgabe beſchränken müßten, nimmt Helga ihre Zufluchs den Thränen und Alles bleibt beim Alten. Eines Tages indeſſen, als Helga eine nel große Forderung an die Börſe ihres Mannnes ſtellh 6 lehnt derſelbe ihr Anliegen ſehr ruhig, aber i dh voller Entſcheidenheit ab. „Wie?“ ruft Helga, während es wie beräch licher Spott um ihre Lippen zuckt, „Du biſt ſo rec und ſchlägſt mir die Bitte ab 21 Freilich, als d mir dereinſt ſagteſt, daß auch Du Deine Schwäche hätteſt, ahnte ich nicht, daß Geitz und Engherzigkeit zu Deinen Hauptfehlern zählten. 7 (Fortſetzung folgt.) * 4 S = Ser n 10 N e