Ar. 4 Anzeigen: Redaktion, .. 5 —— frei ins Haus. Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Erscheint 1 Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Lokale Geſchäfts⸗ Samstag, den 11. Januar 1902. bends halb f le ſtatt. Verſchiedenes. — Mannheim, 8. Jan. Ein Attentat aus Eiferſucht verübte heute früh im Hauſe 8 61 der Metzgerburſche H. Zöller aus Steppach. In jenem Hauſe wohnt die 28 Jahre alte Friſeuſe Emilie Wagner, welche von ihrem Manne getrennt lebt und mit Zöller ein Liebes verhältnis unterhielt. Im Flur des Hauſes führte nun Zöller nach der ihm entgegentretenden Frau König, die er im Halbdunkel für ſeine Geliebte hielt, einen wuch⸗ tigen Stoß mit einem Metzgermeſſer. Da aber die Frau die Hand vor die Bruſt hob, ſo wurde ihr der linke Zeigefinger glatt abgeſchnitten. Sodann eilte Zöller in ſeine Wohnung und ſchnitt ſich den Hals durch. In hoffuungsloſem Zuſtande verbrachte man ihn nach dem Allgemeinen Kranken⸗ hauſe. Frau König ſank vor Schrecken ohnmäch⸗ tig zu Boden, hat aber ſonſt außer der erwähnten Verwundung leinen Schaden genommen. — Mannheim, 8. Jan. Ein auf der Durchreiſe befindliches Mädchen hat ſich lt. „Gen. Anz.“ im Gaſthaus „zur goldenen Gans“ mit 95 5 vermieten. fun . 50 e- Ad. burg bei lichael gläß. Morphium zu vergiften geſucht. Sie wurde ins — Allgem. Krankenhaus verbracht. Der Name iſt s noch nicht feſtgeſtellt. u ſllen — Mannheim, 9. Jan. Die Einwohner⸗ arcade zahl unſerer Stadt betrug nach feſtgeſtellter Be⸗ er's rechnung am 1. Januar d. Is. 146 500 Seelen, wonach im abgelaufenen Jahre ein Wachsthum ramellen um 5050 Perſonen oder 3,37 Procent zu ver⸗ beglaubigte zeichnen geweſen wäre. Wenn gleich dieſes Wachs⸗ thum hinter dem in den letzten Jahren beobachteten von durchſchnittlich 8000 Perſonen nicht unweſent⸗ lich zurückſteht, ſo iſt es doch immer noch ein im Vergleich zu andern Großſtädten ziemlich raſches. Im Gegenſatz zu den letzten Jahren iſt diesmal iſſe verbürgen arrh und Ver⸗ für Angebotene ket 25. Nfg. C. L. Sten, in Ladenburg. 5 ohn in N Heddeshein. Poſten Torfſtren Luchs, terialienhandlunt, 1 * 5 Nobelle von J. Pia. 1. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „O, beurtheile ihn nicht zu ſchroff, Helga, die meiſten Männer ſind heutzutage Egoiſten, Streber und Glücksjäger, und ſelbſtloſe, edele und groß an⸗ gelegte Naturen findet man ſelten unter ihnen,“ g a. N. entgegnete Lotti, „aber die Liebe und Ehe vermögen —— doch viel über die Herren Egoiſten, und Herr von 5 Waldenſen könnte ſich ändern, ſehr zu ſeinem Vor⸗ Je Badische theile verändern, kluge Frauen vermögen viel. Wir loten haben es ja auch ſchon erlebt. Helga. Wie iſt doch g bedürftige die forſtige Ehe im Conſul Haller ſchen Hauſe ſchon n Angebörgen nach einem Jahre ſo herzlich und innig zwiſchen 25 Janiar 190 den beiden Gatten geworden, die einſt nicht Liebe dgewinme und Zuneigung, ſondern Gold und Ehrgeiz vereinte.“ zug im Belrage „Du magſt ja nicht ganz Unrecht haben,“ be⸗ merkte Helga und warf ihren ſchönen Kopf, ſtolz zurück, „doch ich verlange mehh tr . 010 Das junge Mädchen konnte nicht weiter reden. 1 M. 200 0 Ein gellender, furchtbarer Schrei drang Mark und N Mf 1900 Bein erſchütternd durch das Haus, dann folgte ein 1. 1 000 zweiter Schreckensruf und ein ſtumpfer Fall erdröhnte. 77 400 Bleich vor Schreck und Angſt ſtarrten Helga uſ. , 9 die und Lotti einander an, dann eilten ſie zitternden 125 f. tun Fußes aus dem Zimmer, um die Urſache dieſes er ſchrecklichen Geſchreies zu erfahren. . 7 5 Die Töne des Jammers kamen aus Herrn J Urg * 5 3 eee der Zu⸗ über die Wegzüge ſehr der Ueberſchuß nachgelaſſen hat. — Wiesloch, 9. Jan. Der Kronen⸗ wirth Thome von Deilheim hatte ſich heute Vor⸗ mittag wegen Körperverletzung ſeiner Frau vor dem hieſigen Schöffengericht zu verantworten. Dabei verſuchte er ſeine Frau, welche als Zeugin geladen war und die Eheſcheidung beantragt hatte, zur Zurücknahme der Klage zu verlaſſen. Als dieſe nicht darauf einging, zog er den Revolver und ſchoß dieſelbe im Hofe des Amtsgerichts nieder. Darauf richtete er die Waffe gegen ſich ſelbſt und verletzte ſich ſchwer. Die Frau iſt todt. Das Ehepaar iſt erſt ca. 2 Jahre verheirathet. — Schopfheim, 8. Jan. In der Nacht auf Dienſtag fand die Ehefrau des Färbereiarbeiters E. F. Kaiſer hier, als ſie aufwachte, ihr im gleichen Bett neben ihr liegendes 2 Monate altes Kind erſtickt. Wahrſcheinlich war dasſelbe mit dem Geſicht in eine ſolche Lage gekommen, daß es ſich weder helfen noch ſchreien konnte. Eine Gerichtskommiſſion nahm geſtern Mittag eine Sektion der Leiche vor, welches die angegebene Todesurſache beſtätigte. — Allmannsweier A. Lahr. „Viel Lärm um nichts“ gab es in den Tagen hier und in den Nachbarſchaften, ſich lt. „L. 3“ das Gerücht verbreitete, Herr Bäckermeiſter Wilhelm Heimburger habe beim Fiſchen im Grünloch die Leiche eines kleinen Kindes, in Tüchern eingebunden herausgezogen, aber vom Eckel erfaßt, ſofort wieder ins Waſſer geſchleudert. Das Bürgermeiſteramt wurde in Bewegung geſetzt, die Polizei und Gendarmerie raſch herbeibeordert, und mit eiſernen, 9. Jan. letzten indem hauptſächlich der Geburtenüberſchuß (mit rund 3000 Köpfen) an der Zunahme betheiligt, 1 9 5 an langen Stangen befeſtigten Rechen begab man fich an die Fundſtätte, die tiefſte Stelle des Weihers. Es gelang auch in der That das ge⸗ 1 Bündel zu ee Chitin Güldens Zimmer, wohin er ſich vor kaum einer halben Stunde mit Herrn Seruau begeben hatte. Was war dort für ein unheimliches Unglück geſchehen? Helga und Lotti liefen mit klopfenden Herzen an die Thüre des Zimmers, aber Herr Sernau und die Diener ließen die Damen eintreten. tiefe zu landen. Als man es aber öffnete, fand man einen abgezogenen, vermuthlich jungen Hund, dem jedoch der Kopf abgetrennt war, während ſämmtliche vier Beine noch die Zehen und Krallen aufweiſen. Der Kadaver war ſorglich in einen alten Mutzen (Joppe) eingebunden. Mit größter Wahrſcheinlich keit darf man das fahrende Volk, welches unweit des Grünlochs ſeine Lagerſtätte hat, als Verüber des Unfugs bezeichnen. — Malen A. Offenburg, 8. Jan. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich geſtern auf dem Rhein. Ein mit Kies beladenes Schiff mit vier Schiffern wollte landen, faßte jedoch Waſſer und ſank. Während es Dreien gelang, ſich mit knapper Noth zu retten, fand der 4. Schiffer Karl Klem Sohn des Acciſor Klem in Goldſcheuer den Tod in den Wellen. Der Verunglückte iſt 42 Jahre alt und Vater von 3 unerwachſenen Kindern. — Sasbach a. K., 8. Jan. Von eine ſchrecklichen Unglück das erneut zur Vorſicht beim Umgang mit Schießwaffen mahnt, wurde die Familie Stoffel in Elſenheim betroffen. Während des Abfüttern des Viehes übte ſich der zweitälteſte der drei Brüder im Scheibenſchießen, wozu er eine alte Doppelflinte benutzte. Auf den erſten Schuß wollte ſein jüngſter Bruder nachſehen, was der Schütze getroffen habe. Kaum war derſel be im Garten angelangt, ſo gewahrte er zu ſeinem Entſetzen ſeinen Bruder regungslos am Bode liegen, der Unglückliche lag todt mit einer Schuß wunde da. Allem Anſchein nach iſt derſelbe unn? vorſichtigt mit dem Gewehr umgegangen, ſo daß der Schuß vorzeitig losging. Der ſo ſchrecklich ums Leben gekommene ſtand im 31. Lebensjahre gebot auf dem Standesamt bekannt gegeben un und glücklich nicht „Um Gottes willen jetzt nicht, nur jetzt nicht,“ flehte Herr Sernau mit keuchender Bruſt und ſchloß wieder die Thüre. 2. Robert Sernau, ein Mann in der Mitte der d eißiger, war ſchon ſeit Jahren Procuriſt in dem Bankhauſe von Gülden und Compagnie und beſaß Chriſtian Güldens Vertrauen ſo ſehr, daß er dem tüchtigen Manne gern die Hand ſeiner Nichte Lotti gegeben und Sernau mit dieſer verlobt hatte. Der begabte und mit eiſernem Fleiße arbeitende Sernau leitete mit Gewiſſenhaftigkeit ſchon ſeit Jahren und Tag das ganze Gülden'ſche Bankhaus und kannte die Licht⸗ und Schattenſeiten dieſes Ge⸗ Sernau einen Piſſimiſten, einen Schwarzſeher un führte ſein ſchäftes beſſer als deſſen ſeit langer Zeit vom Glücke begünſtigt geweſener und deshalb etwas leichtlebig gewordener Beſitzer. Während Gülden ſtets meinte, ſein Glücksſtern könnte niemals untergehen und bei jedem ſchlechten Geſchäftsgange froh und unbekümmert auf die beſſere Zukunft baute, erfüllte Sernau jeder Verluſt mit neuer Sorge. Mehrere ganz uner⸗ wartete Bankrotte von mit Gülden und Compagnie arbeiteten Bankhäuſern traten ein, die dem anſcheinend und wollte ſich demnächſt verheirathen. Gerade am Morgen desſelben Tages war ſein Eheauf⸗ d am Abend war derſelbe eine Leiche. feſtſtehenden Hauſe einen empfindlichen Stoß verſetzten aber vertrauensvoll mit lächelnder Miene wartete Chriſtian Gülden ſtets auf eine güunſtige Wendung, die ſein Gſchäft, das auf Felſen und Klippen geraten war, wieder flott machen würde. Er berlachte deshalb noch vor drei Monaten Sernau Sorge vor der drohenden Gefahr, er verlachte ſoga deſſen Warnungen, vorſichtiger Credit zu geben un ſparſamer zu wirthſchaften. Gülden nannte damal koſtſpieliges luxuriöſes Leben weiter unbekümmert darum, was die Zukunft ihm bringe würde. Da erreichte die Kriſis für Güldens Ger ſchäft ihren Höhepunkt, als wieder ein bedeutende Handelshaus, mit dem die Firma Ch. Gülden i engen Beziehungen ſtand, ſeine Zahlungen einſtellte So ſtanden die Dinge, als Robert Sernau ſich an jenem Morgen bei ſeinem Chef melden ließ Des Bankiers Züge verfinſterten ſich, als e ſein Arbeitszimmer betrat und Sernau ihm mi dem Ausdruck der Verzweiflung entgegenkam. „Ihr heutiger Beſuch prophezeit mir nicht Gutes,“ hub er an. „Haben Sie mir wieder ein neue geſchäftliche Widerwärtigkeit zu melden?“ „Leider ja,“ verſetzte Sernau mit bebende Lippen, „das Falliſſement der Firma Klenk u. Co veranlaßte mich zu einer genauen Durchſicht de Bücher und —“ „Nun, das Reſultat davon?“ forſchte Gülden, als Jener ſtockte.