tand. 2 tzurel zungen fu 1 0 raße. etc. N o ete. — 8 —— ˖ mung. . 86 ldlung, 900 Redaktion, Anzeigen: frei ins Haus. Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. ruck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Erſcheint 17 Dienstag und Freitag Abend. 5 . Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Lokale Geſchäfts⸗ Zur Stunde 1 der chineſiſ 1 Hof wohl ſeinen prunkvollen Wiedereinzug in die Keichs⸗ hauptſtadt Peking gehalten, aus welcher er vor langen Monaten faſt im ſelben Moment Hals über Hopf geflohen war, da die Truppen der „fremden Barbaren“ die Mauern Pekings erſtürmten. Mit dem Wiedererſcheinen des jungen Kaiſer Uwangſü und der ſchier all⸗ mächtigen Kaiſerin „Wittwe Tſü⸗hſü in ihrer erſten KReſidenz iſt das große chineſiſche Drama der letzten zwei Jahre bis zu einem gewiſſen Grade zum Abſchluſſe gelangt, und demnach erſcheint in dem Rieſenreiche des aſiatiſchen Oſtens Alles wieder ſo ziemlich in das alte Geleiſe gebracht. Wenn man aber in Europa glauben wollte, daß durch die vorübergehende Beſetzung Pekings und der Provinz Petſchili ſeitens der verbündeten Truppen dem beiſpiellos daſtehenden ESigendünkel und der nationalen Selbſtgefälligkeit der Chineſen eine nachhaltige Lection ertheilt worden wäre, ſo würde dies ein ſchwerer Irrthum ſein. Gerade die ſo großem Gepränge gefeierte Rückkehr des kaiſerlichen Hofes nach der Hauptſtadt kann das Chineſenvolk nur in der Meinung beſtärken, daß China ſchließlich doch triumphirend gegenüber dem Auslande daſtehe und daß die fremden Truppen genöthigt worden ſeien, China unverrichteter Sache wieder zu verlaſſen. Und in der That ſchrumpfen ja die Ergebniſſe des vor zwei Jahren unternommenen inter⸗ nationalen Kreuzzuges nach dem fernen Oſten für faſt alle betheiligt geweſenen Mächte, genau genommen, erheblich zuſammen, wird vielleicht noch froh ſein müſſen, wenn die Beſtimmungen des Pekinger Friedensvertrags auch nur am N Theile zur Ausführung mit Miſſionars und mehrerer eingeborener Chriſten beweiſt. Es kann keinem Sweifel unterliegen, daß für und General Tungfuhſiang mindeſtens indirect dieſe neue Frevelthaten Prinz Tuan verantwortlich ſind, da dieſe beiden berüchtigten Hauptführer der fremdenfeindlichen Bewegung in China noch immer im Bezirk von Vingh⸗ ſiafu weilen, anſtatt nach Turkeſtan in die Verbannung zu gehen, wie ſie ſollten. Es muß daher nach wie vor mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß ſich die fremden Staaten über kurz oder lang neuen Schwierigkeiten mit den Chineſen gegenüberſehen, nur daß es erſtere dann vielleicht mit einem militäriſch beſſer gerüſteten China zu thun haben würden, als dies in dem jetzt beendigten Feldzuge der Fall war. Höchſtens eine Macht könnte ruhig und abermaligen Verwicklungen mit China ent⸗ gegenblicken, und das iſt Rußland. Letzteres Land hat ſich durch die Eroberung der Mand⸗ man ſchurei eine in jeder Beziehung günſtige und ſtarke Poſition in Oſtaſien geſchaffen, aus welcher es ſich ganz gewiß von Niemand mehr hinausdrängen laſſen wird, am aller⸗ wenigſten von den Chineſen ſelber. Die neuen Männer, welche ſeit dem Tode des ein⸗ flußreichen Li⸗Hhhung⸗Tſchang in Peking am Staatsruder ſind, haben ſich allerdings bemüht, den formellen Abſchluß des Abkommens mit Rußland über die Mandſchurei nach Kräften hinauszuziehen um von Rußland beſſere Be⸗ 1 zu erlangen. 1 4 180 Helga. 1 Novelle von J. Pia. (Nachdruck verboten.) 45 Ein herrlicher Sommermorgen glänzt über der Erde. Klar und hell ſteht die Sonne am Himmel tiefe Stille herrſcht in der Natur, kein Lüftchen regt ſich, ſelbſt die Vögel ſcheinen zu feiern. Und ſo hell und ſonnig wie draußen in freier Natur, ſo hell und ſonnig ſieht es auch drinnen aus in dem ebenſo luxuriös wie comfortabel einge⸗ richteten Balkonzimmer in der Villa des Herrn Gottes Chriſtian Gülden, Chef des altrenommirten Bank⸗ hauſes Gülben und Compagnie in der Reſidenz. Herr Chriſtian Gülden, ein Mann in Fünfzigern mit graumellirtem Bart und Kopfhaar und gutmüthig dreinſchauenden Augen, ſitzt im be⸗ quemen Armſtuhl zurückgelehnt, ganz vertieft in die Lektüre eines Briefes. „Du machſt ja ein ſo vergnügtes Geſicht, Papa, als wenn der Brief Dir ganz beſonders gute Nachricht brächte,“ ſpricht Helga, des Bankiers ein⸗ den Dich mit mir, Helga, Vetter Horst 1 0 ſich fr morgen bei uns an!“ Mittwoch, den 8. Januar 1902. elangen. Jedenfalls iſt dem gefährlichen man aber jetzt das Spiel ſatt bekommen un Treiben der fremden und chriſtenfeindlichen den Chineſen mit dürren Worten erklärt, fall Partei in China durch die Expedition der der Mandſchurei⸗Vertrag bis zum ruſſiſchen Verbündeten kein nachhaltiger Riegel vor- Veujahrsfeſte nicht unterzeichnet ſei, ſo werde geſchoben worden, wie u. A. die in Ninghſiafu ſich Rußland einfach durch nichts mehr ge⸗ ſtattgefundene Ermordung eines belgiſchen bunden erachten, und künftig in der Mand⸗ ſchurei nach Belieben auftreten. Sweifellos iſt man in Petersburg feſt entſchloſſen, auf alle Fälle am Beſitz der Mandſchurei feſtzuhalten, ſelbſt wenn dies ohne die Formalitäten eines Vertrags geſchehen ſollte. Von anderen Mächten braucht Rußland in ſeinen mand⸗ ſchuriſchen Plänen keinerlei ernſtlichen Ein⸗ ſpruch zu befürchten, auch nicht von England und Japan. England ſieht ſich durch den Burenkrieg noch immer derart an Südafrika gefeſſelt, daß es gar nicht daran denken darf, dieſer abermaligen bedeutſamen Ausdehnung der ruſſiſchen Macht⸗ und Intereſſenſphäre in Oſtaſien irgendwie Widerſtand zu leiſten, Japan aber wird es gewiß nicht reskiren, wegen der Mandſchurei einen Waffengang auf Leben und Tod mit dem gewaltigen Rußland zu unternehmen, jene Strömungen im japani⸗ ſchen Volke, welche ein entſchiedenes Auftreten der japaniſchen Politik gegen Rußland ver⸗ langen können für die Regierung des Mikado nicht in Betracht kommen. Sweifellos iſt darum heute nach dem chineſiſchen Kriege, die Lage Rußlands in Oſtaſien günſtiger denn je, das Sarenreich wird dann wohl auch die ein⸗ zige fremde Macht bleiben, welche erhebliche Vortheile aus den chineſiſchen Wirren für ſich verzeichnen darf. Verſchiedenes. O Ladenburg, 7. Jan. Wir wollen heute den Blick unſerer Leſer und Leſerinnen auf ein Büchlein lenken, das im Verlage von F. Acker⸗ „Iſt das Alles“, erwidert dieſe mit gleichgiltiger Miene. Du ihn haſt.“ „Gewiß hab' ich ihn gern als Jugendfreund, als Spielgefährten und als Vetter —“ „Nun, hoffentlich kommt auch noch einmal die Zeit, wo Du ihm noch weit näher trittſt.“ „Meinſt Du?“ entgegnete Helga. Eine leichte Röthe gleitet über ihre Züge, von der man nicht recht weiß, ob Verlegenheit oder Un⸗ willen über des Vaters Worte ſie hervorgerufen hat. „Horſt Tiefeneck iſt ein braver, ein kluger, ein liebenswürdiger Menſch, und reich dazu — ſehr reich,“ führt inzwiſchen Jener ruhig fort. „Das ſind allerdings große Vorzüge, beſonders iſt ſein Reichthum ſehr verlockend,“ erwiderte Helga, während es ſpöttiſch an ihre Mundwinkel zuckt, „meinſt Du nicht auch, Lotti?“ wendet ſie ſich ihrer Couſine zu, die, mit einer Stickerei beſchäftigt, am Fenſter ſitzend die Unterhaltung bisher nur ſtumm zige Tochter, indem ſie hinzutritt, ihren Aim um des Vaters Hals ſchlingt und mit innigem, fragen⸗ dem Blicke zu ihm niederſieht. b ihn ſich nicht beſſer So iſt es anch in der That,“ versetzt der Bankier, zärtlich zu ſeiner Tochter aufſchauend, „freue zugehört hat. „Jedenfalls, glaube ich, würde Horſt Tiefeneck einen ſehr guten Ehemann abgeben, wie eine Frau wünſchen kann,“ entgegnete Lotti lächelnd. „Und ich ſage Euch, das Horſt nicht nach meinem „O, Kind, thu' nur nicht, als wenn Dir nichts an ihm gelegen wäre! Ich weiß recht gut, wie gern Wenn Du — was giebt's Martin?“ er ſich, zu dem eben eintretenden Diener gewendet. gelegenheit., leichter Schatten über Geſchmack iſt und ich ihn niemals heirathen werbe!“ ruft Helga heftig, und zornig flammt es in ihren dunklen Augen auf. „Beruhige Dich, Kind“, ergreift ihr Vater tröſtend wieder das Wort, „Du weißt, daß mir nichts mehr amHerzen liegt, als Dich glücklich zu ſehen. unterbricht „Herr Sernau wünſchen den Herrn auf ein paar Minuten zu ſprechen — in geſchäftlicher An⸗ Sernaus Namen geleitet ein die freundlichen Züge des alten Herrn, aber er beherrſcht ſich raſch und ſagt zu dem Diener: „Führen Sie ihn in mein Geſchäfts⸗ Bei Nennung von zimmer. — Ich werde nicht lange mit ihm zu reden haben,“ wendet er ſich dann aufſtehend zu Helga. „Beſtelle inzwiſchen den Wagen, daß wir in einer Stunde ausfahren können.“ Liebkoſend ſtreicht ſeine Hand über Helgas ſchwarzglänzendes Haar, leicht berühren ſeine Lippen ihre weiße Stirn, in der nächſten Minute hat ſich die Thüre hinter ihm geſchloſſen, während Helga mitten im Zimmer ſinnend ſtehen bleibt. „Sag' einmal aufrichtig, Helga,“ hebt Lotti nach einer kurzen Pauſe an, indem ſie die Arbeit in den Schooß ſinken läßt und ihre Auge mit ernſt⸗ forſchendem Ausdruck auf der Freundin ruht. „Iſt Dir wirklich ſo wenig an Deinem Vetter gelegen?“ „Weshalb dieſe Frage?“ durkworzes e kühl.