frei ins Haus, Erſcheint 1 Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ läums 190 und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. aktive We Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. glieder erſuhn AuAr. 2 Samstag, den 4. Jannar 1902. Ein wirthſchaftspolitiſcher Ausblick auf das Jahr 1902. Unter dem Drucke Def Luseu einer ernſten wirth⸗ 902 ſchaftlichen Criſis, welche ſehr empfindlich auf . dem geſammten Erwerbsleben der Nation laſtet, 1 iſt Deutſchland in das neue Jahr 1902 ein⸗ ler getreten. Es erſcheint daher ganz begreiflich, „ wenn man ſich in weiten Kreiſen fragt, ob 9. 81 denn dieſe Depreſſion auch fernerhin andauern nen und bis Nit r Vorſtand. — — oder ob ſie endlich einem Wiederaufſchwung von Handel und Wandel Platz machen werde, wie letzteres allenthalben gehofft und gewünſcht wird. Augenblicklich läßt ſich nun zwar noch Adenburg keine beſtimmte Anſchauung über die weitere ; Geſtaltung der wirthſchaftlichen Conjunktur ausſprechen, berückſichtigt man aber die Grund⸗ urſachen der herrſchenden Camalität in unſerem Wirthſchaftsleben, ſo kann man nur vor einer allzu optimiſtiſchen Auffaſſung der nächſten wirthſchaftspolitiſchen Zukunft warnen. Denn zweifellos hat die Ueberproduktion, in welcher ſich die deutſche Juduſtrie unter dem Einfluſſe des faſt beiſpielloſen Aufſchwunges, den ſie in Vorſfand den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts 8 nahm in erſter Linie zu der entſtandenen Criſis ud beigetragen. Der Conſum des Inlandes und der Abſatz nach dem Auslande hielten mit rh aufen, der geſteigerten Produktion der inländiſchen Induſtrie nicht Schritt ſondern blieben hinter Inlage. ihr mehr und mehr zurück, woraus ein Kück⸗ ſchlag auf faſt alle Induſtriegebiete reſultirte, ſchließlich kamen eine Keihe finanzieller Kata⸗ ſtrophen hinzu, welche die Bank⸗ und Börſen⸗ welt kopfſcheu machten, und all das hatte dann eine niederdrückende Wirkung für das geſammte Wirthſchaftsdaſein Deutſchlands zur Folge. Die Frage iſt nun, ob das charakteriſirte Mißverhältniß zwiſchen Produktion und Conſum in Krankheitsfäln ., ganze Fami t überſteigt. de erſonen 30 U, ern 25 Pfg. in unſerem Wirthſchaftsleben noch weiterhin andauern oder ob es ſich bald wieder aus⸗ gleichen wird, in welch' letzterem Falle alſo eine nachhaltige Beſſerung der gegenwärtigen Cage zu erwarten ſtünde. Eine beſtimmte, durchaus poſitive Antwort hierauf kann zwar noch nicht erteilt werden, immerhin läßt ſich aber doch wenigſtens das Eine ſagen, daß wir in Deutſchland noch immer bis zu einem gewiſſen Grade an der ſtaͤttgefundenen indu⸗ ſtriellen Ueberproduktion laboriren und daß darum auch die kritiſchen Folgen dieſer Er⸗ ſcheinung vorerſt noch nicht ſogleich verſchwinden dürften. Allerdings herrſcht auf manchen Ju⸗ duſtriegebieten unſeres Vaterlandes ein ziemlich guter bis flotter Heſchäftsgang, was u. A. von der chemiſchen Induſtrie, von der Papierindu⸗ ſtrie, von Möbelgewerbe, von der Leder- und von der Suckerinduſtrie gelten darf, aber im Großen und Ganzen waltet in der induſtriellen Thätigkeit doch nach wie vor eine erhebliche geſchäflliche Flauheit vor, die ſelbſtverſtändlich ihr Einwirkungen auch auf Handel und Se⸗ werbe äußert, die maßgebenden Erwerbs⸗ zweige, wie vor Allem die Metall- und die Maſchineninduſtrie, das Baugewerbe und der allergrößte Theil des ſo wichtigen und vielver⸗ das deutſche Reich mit einigen der fremden zweigten Textilgewerbes, liegen auch jetzt noch bedeutend darnieder, obſchon es nicht an An⸗ wohl gar in einen Sollkrieg gerathen, ſo würde zeichen einer beginnenden leiſen Beſſerung fehlte. Ein grelles Streiflicht auf den Stand der Dinge wirft da namentlich die hohe Sahl der Arbeitsloſen, die in einer der letzten Nummern der „Arbeitsmarkt⸗Correſp.“ auf rund eine halbe Million Köpfe für Ende 1901 veranſchlagt worden iſt, welche Siffer allerdings eine berede Sprache redet, eine halbe Million Reichs bürger muß nothgedrungen die ſonſt ſo fleißigen 1 feiern K weil Der Erbonkel. CECErzählung von C. vom Walde. 6 8. Schluß. (Nachdruck verboten.) „Wegen Wilderei ? Ich habe kein Gewehr!“ „Macht nichts!“ Das trat die Kommiſſion ein in's Haus. Der Staatsanwalt ſah Wilken Ihrig ſtreng in die Augen. „Nun, Ihrig? Wollen Sie geſtehen ?“ „Ich habe nicht gewildert!“ f „Nein, aber — gemordet!“ 5 Der Wilddieb ward todtenbleich. Nun nahm Köhler das Wort: altung, Taſche tragen?“ Als hätte der Blitz bei ihm eingeſchlagen, ſo ſtand der Mörder da. Die Kommiſſion brach dann nochmals zum Walde auf, wo Köhler, den ein anderer Gendarm abgelöſt hatte, der den Mörder escortiren mußte, den Mäunern das Verſteck zeigte. Als man das Geld ſah, die Uhr, die Abligationen, ſagte v. Ilken feierlich: „Gott bringt alles an den Tag!“ ren g pfelss * * d Der Mörder galt in den Gerichtskreiſen für völlig überführt, deshalb ward auch kein Anſtand genommen, alles gefundene Geld Herrn Hugo von Glümer auszuhändigen, er dadurch mit einem Mal aus allen ſeinen Sorgen geriſſen ward. a „Und der Tauſendmarkſchein, den Sie in der Dr. Dornmeher mußte ihm neue . ab⸗ legen und der Name Onkel Herſaus ward oft ſegnend in Blumenfeld und Blumenthal ausgeſprochen. Oberförſters Walter beſtand ſein Examen und erſchreckend ward zum Förſter⸗Adjunkten cum spe succendi ſeines Vaters ernannt; Eveline und Walter konnten daß das Motiv des Mordes nur hätte Habgier ſein nunmehr heirathen. Herr Alexander v. Freden hörte kaum davon, daß man ſich in Blumenthal zur Hochzeit vorbereite, ſo reiſte er davon, denn er hatte Eveline nicht ver⸗ geſſen können. Die Hochzeit wurde auf Blumenthal glänzend gefeiert, und das junge Paar zog mit in das große Forſthaus, wo Platz in Hülle und Fülle vorhanden war. Unterdeß ſchritt der Prozeß unentwegt in ſeiner Eutwickelung fort. Wilken Ihrig hatte in der Vor⸗ unterſuchung alles geleugnet. Er wollte Herſau nicht gekannt haben, bis Engler und ſelbſt Marten Tritz bezeugten, daß ſie beide Männer oft vertraut bei einander geſehen hatten. Als man ihm vorhielt, daß man bei der Haus⸗ ſuchung in ſeinem Hauſe Herſaus Geldbeutel ge⸗ funden, lachte er und ſagte, er habe die Taſche und das Geldbeutelchen im Walde gefunden, was ihm natürlich nicht geglaubt ward. Warum er das Geld vergraben hätte, fragte ihn der Staatsanwalt. Weil er dadurch hätte keinen Verdacht auf ſich 5 lenken wollen. Zu einem Geſtändniſſe bekehrte er ſich in der es an Arbeitsgelegenheit fehlt! Gewiß iſt das ein trübes Bild der zur Seit in Dentſchland beſtehenden wirthſchaftlichen Verhältniſſe, aber trotzdem wäre es verfehlt, mit feigem Peſſimis⸗ mus in die Zukunft zu ſchauen, wird doch gewiß auch der gegenwärtigen Sbbe in un⸗ ſerem Wirthſchaftsleben wieder eine Periode der befruchtenden und belebenden Fluth nach⸗ folgen. Nur läßt ſich noch nicht angeben, wenn eigentlich dieſe Wendung zum Beſſeren eintreten wird, möglich daß hierüber noch ein guter Theil des jetzigen Jahres, wenn nicht daſſelbe vollſtändig verſtreift. Jedenfalls ſind aber Anzeichen einer früheren oder ſpäteren Beendigung der wirthſchaftlichen Criſis vor⸗ handen, bis dahin gilt es eben für den Ein⸗ zelnen wie für die Geſammtheit, ſich mit den ungünſtigen Seitverhältniſſen abzuſinden, ſo gut dies möglich ſein wird. Von erheblichem Einfluſſe auf die fernere Geſtaltung der wirth⸗ ſchaftlichen Situation wird aber ſicherlich der Ausgang der ſchwebenden geſetzgeberiſchen Action im Keichstage in Sachen der Soll⸗ tarifreform und im engen Suſammenhang hiermit die Entwickelung der Frage der neuen deutſchen Handelgverträge ſein. Sollt zum Abſchluſſe neuer Handels⸗ noch mit ihnen Staaten nicht verträge gelaugen und dann dies aller Wahrſcheinlichkeit nach eine Ver⸗ längerung der wirthſchaftlichen s be⸗ deuten, während im anderen Falle ine er⸗ ſprießliche Neubelebung des erwerblichen Schaffens der Nation zu erwarten ſtände. Einſtweilen kann man indeſſen wohl hoffen, daß Deutſchland unter Wahrung berechtigter Intereſſen ſeiner produktiven Bevölkerungs⸗ 1 abermals zu einer gandelspolitiſchen Voi lerſuchung nicht, das ſollte erſt dem Mentlichen Verfahren vorbehalten bleiben. Die Anklageſchrift jetzte mit großem Scharfſinn das Verbrechen auseinander, wie Wilken Ihrig dazu gekommen, den alten Mann zu morden. Der Staatsanwalt wies klar und deutlich nach, können. Zuerſt ſei Wilken mit ihm bekannt geworden durch Zufall ſpäter wurden ſie gute Freunde, und es ſei anzunehmen, daß Herſau ſeinem guten Freunde ſelbſt erzählt habe, daß er viel Geld beſitze und mit ſich herumtrage. Da hätten Neid und Habgier von der Seele des Mörders Beſitz ergriffen, ſodaß er den Plan gefaßt, Onkel Herſau zu ermorden, um ſich in Beſitz von deſſen Vermögen zu bringen. Sehr nahe an die Wahrheit reichend, trug die Anklageſchrift dann vor, wie der Mörder ſein Opfer an ſich gelockt und es darauf mit einem eichenen Knutenſtock erſchlagen habe. Der Stock war gefunden und an demſelben denn auch noch Harre und Blut des Ermordeten gefunden odrden. Dann habe er denn Leichnam an der Stelle, wo man ihn gefunden, berſcharrt; thieriſcher Inſtinkt habe die Stelle auffinden laſſen, die Leiche ſei gefunden und als die des verſchwundenen Herſau agnoscirt worden. Damals ſei der Angeklagte als verdächtig be wacht worden. Seine That ſei dadurch gewiß ge⸗ worden, daß man bei ihm das Geldbeutelchen des Ermordeten entdeckt, während er dabei überraſcht 2