Auf allen Gebieten des Wirtſchaftslebens habe ſich n der neueren Zeit das Bedürfniß nach einem ngeren Zuſammenſchluß der Berufs⸗ und Standes⸗ genoſſen geltend gemacht; z. B. der Aerzte, Beamten, Angeſtellten in öffentlichen oder privaten Betrieben, Landwirthe. Als ein leuchtendes Vorbild in der Thätigkeit des Zuſammenſchluſſes für die Hand⸗ werker bezeichnete er die Organiſation der Arbeiter⸗ ſchaft, die muſtergiltig und großartig organiſirt, zielbewußt und opferfreudig an dem Ausbau ihrer Organiſation ſchafft. Anderſeits wies er auf die Beſtrebungen der Großinduſtrie zum gemeinſamen Zuſammenſchluſſe hin. Unter Betonung nationaler Intereſſen, der Regelung der Produktion und ähnlichen Schlagworten würden Ringe, Syndikate, Truſts etc. gegründet um mit eben denſelben Phraſen und Schlagwörtern ſuche man ihre das Allgemeinintereſſe vielfach ſo ſchwer ſchädigende Thätigkeit zu vertheidigen. Der Kapitalismus wiederum finde immer neue Wege und Formen, das freigewordene Kapital nutzbringend unterzu⸗ bringen. Thatſächlich ſehe man die den Mittel- ſtand ſo ſchwer ſchädigende Wirkung der Waaren⸗ häuſer die durch die zweifelhaften und vielfach unſauberen Mittel und durch Herſtellung von ſchlechten Waaren den ſoliden Geſchäfts⸗ und Handwerkerſtand zu vernichten drohen. In der Otrganiſation ſei aber der Handwerkerſtand, der mit Bezug auf feine ſoziale Stellung und ſeine Bedeutung für Staat und Geſellſchaft berufen iſt, als Mittelglied zwiſchen der Arbeiterſchaft und dem oberen Stande das ſtaatserhaltende Prinzip zu vertreten und zu bewahren, gänzlich zurück⸗ geblieben. Wohl ſeien in neuere Zeit beachtens⸗ werthe Erfolge zu verzeichnen, aber es ſeien immer nur wenige Intelligente, der große Haufe ſei noch gleichgültig; man dürfe nicht vergeſſen, daß man über das Anfangsſtadium der Hand⸗ werkerbewegung noch nicht hinaus gekommen ſei, und es ſei ganz verkehrt, zu glauben, daß nachdem die Handwerkskammer gebildet iſt, jede Organi⸗ ſation überflüſſig ſei und die Kammer alles be⸗ ſorgen werde. Der Unterbau der Kammer müſſe beſſer fundamentirt, die Organiſation die noch viel zu loſe ſei, müſſe nicht nur lokaliſirt ſondern zentraliſirt werden. als deren wichtige Vortheile genannt wurden: billiger und beſſerer Einkauf, Erſparung an Zeit, Dann ſei auch die Grund⸗ lage für Bildung von Genoſſenſchaften geſchaffen, beſondere des kleinen Meiſters, Vernichtung der Schleuderkonkurrenz, Hebung des Standesbewußt⸗ ſeins und Beſeitigung des gegenſeitigen Miß⸗ trauens. Die Organiſation ermögliche ferner, einen Einfluß ouf die Arbeits⸗ und Lohnverhält⸗ niſſe auszuüben und die ſo wichtige Frage des Lehrlingsweſens könne nur durch die Vereinigung gelöſt werden. Das Geſetz vom 26. Juli 1897, deſſen geſetzgeberiſcher Zweck darauf gerichtet ſei, das Handwerk durch eine Vertiefung und Aus⸗ geſtaltung ſeiner Organiſation durch beſſere Aus⸗ bildung ſeiner Lehrlinge und durch Hebung des Standesbewußtſeins des Handwerks zu einer lebenskräftigen Entwicklung zurückzuführen, werde mit ſeinen einſchneidenden Beſtimmungen für viele Handwerker ſehr große Ueberraſchungen zu bringen. Das Lehrlingsprüfungsweſen und die Meiſter⸗ prüfungsordnung ſeien ſo wichtig für jeden Meiſter, daß es nicht oft genug wiederholt werden kann und jedem Handwerker dringend angerathen werden muß, ſich mit den geſetzlichen Vorſchriften vertraut zu machen, um nicht ſpäter ganz un⸗ vorbereitet dazuſtehen. Schluß folgt. — Ilvesheim, 24. Dez. Einen frivolen Unfug trieben in der letzten Nacht Feudenheimer Burſchen hier. Auf dem Heimweg von, einer Vereinsbeſcheerung im letzteren Orte drang die angetrunkene Rotte in den Ilvesheimer Friedhof, zog den Leichenwagen aus der Halle und ſtürzten ihn den ſteilen Abhang hinab in den Neckar. Heute früh wurden die vier Uebelthäter von der Gendarmerie verhaftet und nach Mannheim transportirt. — Mannheim, 27. Dez. Das größte Schleppſchiff auf dem Neckar iſt jetzt ein den Gebrüder Adam und Heinrich Kühnlein Heilbronn gehöriger eiſerner Schleppkahn, das gegenwärtig ſeine erſte Bergfahrt macht. Das „W. Oſtertag“ benannte und auf der Werft der Gebrüder Seibert in Heilbronn gebaute Schiff hat eine Tragfähig⸗ keit von 8400 Zentnern und iſt für den Kohlen⸗ verſandt beſtimmt. Der Führer iſt Heinrich Kühnle. — Bingerbrück, 24. Dez. Heute Morgen halb 7 Uhr wurde der Arbeiter in der Eiſenbahn⸗ betriebswerkſtätte, Adam Ritter, bei der Station Trechtlingshauſen, als er von einem Eilgüterzug abſprang, von einem entgegenkommenden Güterzug erfaßt, und ihm der Kopf eingedrückt, ſo daß der Tod auf der Stelle eintrat. Er hinterläßt eine Frau und ſechs kleine Kinder. ſind. mit durchſchnittenem Halſe aufgefunden. Die Unterſuchung ergab, daß es die 20jährige Gertrud Hirsbrunner aus Sanswald bei Bern iſt, die in der vergangenen Nacht in einem Wagen zweiter Klaſſe eines zwiſchen Monte Carlo und Nizza verkehrenden Zuges ermordet worden ſel. Von dem Mörder fehlte bisher jede Spur. — London, 27. Dez. Lord Kitchener meldet: „Dewet erſtürmte das Lager Firmans bei Tweefontain, wo ſich vier Kompagnien Neomaury mit zwei Geſchützen befanden. Ich fürchte die Verluſte ſind beträchtlich.“ — London, 27, Dez. Ein Telegramm Kitchener aus Johannesburg vom 26. meldet: General Rundle berichtet: Dewet erſtürmte am 24. d. Mts. an der Spitze einer bet nächtlichen Burenſtreitmacht das Lager Firmans bei Twee⸗ fontein. Ich befürchte, daß die Verluſte bedeutend Die von Firman befehligten Truppen beſtanden aus 4 Kompagnien Momanty mit einem Feldgeſchütz und einer Maſchinenkanone. Sie hielten die Kopfſtation der von Harryſmith nach Betlehm gehenden Blockhauslinie beſetzt. 2 Kompagnien leichte Kavallerie ſind zue Verfolgung Dewets ab⸗ gegangen. Eingeſandt. Ein feierlicher Augenblick für die Poeſie u. Herkommen liebender Ladenburger war es, als Mittwoch den 18. ds. Mts., das zum Stillſchweigen gebrachte Elfuhrglöcklein ſeine eherne Stimme wieder erſchallen lies durch die nächtliche Stille. Glöcklein, klinge nur fort, wie du auch vorher ſeit bereits 400 Jahren die Wohlthaten der Sickingen'ſchen Armen⸗Brod⸗Stiftung verkündet f und grau bol 5 11 ö haſt. Einen beredten Anwalt haſt du ja gefunden in Nr. 102 des hieſigen Wochenblattes. Ja, noch 2 Mena beſſer und entſchiedener hätte er dein Recht, zu 16 0 klingen, vertheidigen können, hätte er ſich erinnert, Auna wie ſehr im Jahre 1865 die Stadtväter für dein iühst liebliches Läuten beſorgt waren. Dieſelben haben nämlich am 11. Februar 1865 bei Verlegung der f Feierabendſtunde von 10 auf 11 Uhr und gleich. 5 zeitiger Vereinigung des Polizeiläutens mit deinem Stiftungsläuten beſtimmt, daß bei etwaiger ſpäterer Aenderung der Feierabendſtunde du wieder wie vorher um 11 Uhr allein das Lob der Wohlthäter der Armen verkünden ſollteſt. Mögen darum nach ihrem Vorbilde die Nachfolger durch alle Zeiten ju haben be Aufſtellung. hernieder, und er fiel lautlos in's Moos. Scheu blickte Wilken Ihrig umher. Kein Menſch war in Sicht. Er gab dem Bewußtloſen noch mehrere wuchtige Schläge auf den Kopf, und hörte damit erſt auf, als er an dem Röcheln ver⸗ nahm, daß Herſau im Sterben lag. Die Augen ſchlug dieſer nicht mehr auf. Nun unterſuchte der Wilddieb die Taſchen des Todten. Er fand darin nur einen Lederbeutel mit Gold. wühlte die Kleider der Leiche. dort mehr Geld. einem Riemen ein Ledertaſche voll Banknoten und Werthpapieren. Wilken Ihrig ſteckte die Taſche Eudlich fand Geld eingenäht ſei. Er fand dort nichts. Jetzt holte der Mörder aus dem Gebüſch einen alten Spaten herbei, den er hier ſchon vorbereitend ver⸗ ſteckt hatte, grub ein flaches Grab, wälzte die Leiche hinein, ſchüttete Erde darauf und deckte Tannen⸗ zweige darüber, ſo die Erhöhung, die entſtanden war, verdeckend. Den Spaten und Knüppel trug er an den Teich und warf ſie hinein. Er ſelbſt entfernte ſich dann eiligſt und zählte in dem dichteſten Forſt ſein geraubtes Geld. 5 Es waren zwanzig Doppelkronen und einige Thaler in Silber. Nun ward die Taſche repidirt und darin fand ſich reiche Beute: Zwanzig Scheine à tauſend Mark und mehrere Obligationen von hohen Beträgen. . „Die Scheine, ha, die ſind gut,“ murmelte der Gauner, „aber gefährlich auszugeben, die übrigen Walde vergraben, bis Gras über die Sache gewachſen Die Uhr und Kette riß er ab und durch⸗ er Auf der Bruſt trug Herſau an ein und fühlte nun den Rock an, ob vielleicht dort Papiere gleich Null für mich. Ich will alles im bildeten Ueberklugheit ſelbſt, denn es war eins gegen zehn zu wetten, daß der Verbrecher auf friſcher That entkommen wäre und daß die Juſtiz den Mord entdeckt hätte, wenn der Verbrecher bereits in Sicherheit war. Sonſt handelte Wilken Ihrig ſehr vorſichtig. Seine Büchſe, die er mitgeſchleppt hatte, verſteckte er wieder in einen hohlen Baum, die Uhr mit Kette ſteckte er nebſt Scheinen und Qbligationen wieder in die Ledertaſche und vergrub dieſe unweit des hohlen Baumes in der Erde unter Moos nnd Fichten⸗ nadeln. Daun ſah er ſich gleich nach, ob er voll Blutſpritzen ſei und ging dann auf Umwegen ſeiner Wohnung zu, wo er ſich zum Schlafen niederlegte. Auf Blumenthal merkte man zunächſt nichts von dem Verſchwinden des alten Mannes, da man an ſein unregelmäßiges Kommen und Gehen ge⸗ wöhnt war. Als er zu Tiſch am Mordtage nicht erſchien, ſagte Baron Glümer: „Onkel Herſau iſt einmal wieder ſeinen Extra⸗ vaganzen nachgegangen; Jean hat ihn heute früh zwiſchen 4 und 5 Uhr das Haus verlaſſen hören. Weiß Gott, ich will froh ſein, deu ſonderbaren Kautz wieder los zu ſein!“ f Nur Eveline erhob ſich dagegen und ſagte! „Papal er iſt doch ſonſt ſo gut!“ „Weil er zu Deinen Gunſten Partei genommen hat? Damit hat er uns keinen großen Dienſt ge⸗ wieſen, das iſt meine Meinung auch heute noch!“ Die Unruhe im Herrenhauſe mehrte ſich aber, als mehrere Tage vergingen, ohne das vom Onkel Herſau irgend welche Kunde eintraf. Dagegen traf ein Brief aus der Stadt mit der Firma des Rechts⸗ Geld und Mühe und Hebung der Selbſtſtändig⸗ — Nizza, 24. Dez. Geſtern wurde auf dich in ihre ſchirmende Obhut nehmen. Zu keit und der Kreditwürdigkeit des einzelnen, ins⸗ dem Bahndam die Leiche eines jungen Mädchens Das iſt unſer Neujahrswunſch! b 5 1 . 9 Unterdes nahm Wilken, den Eichenknüppel zum iſt und dann nach Amerika. Gehe ich gleich, ſo anwaltes und Notars Dornmeyher daſelbſt an den na- wuchtigen Schlage erhoben, hinter dem alten Manne lenkt ſich der Verdacht von ſelbſt auf mich. Ich Rentier Fritz Herſau auf Gut Blumenthal ein, woraus Der Alte achtete nicht darauf. werde ſchlauer ſein!“ 5 geſchloſſen ward, daß der Alte in der Stadt nicht 1 haben in Linden Plötzlich ſauſte der Knüppel auf Herſau's Kopf So fangen ſich die Verbrecher in ihrer einge- war, was man bisher angenommen hatte. li Nunmehr machte Baron Hugo Anzeige beim Landrathsamte. Dieſes gab die Sache an die Staats⸗ anwaltſchaft in der Stadt ab, und dieſe erließ einen Aufruf, daß ſich der 68⸗jährige Rentier Fritz Herſau eines Morgens vom Gut Blumenthal entfernt habe Huſten bewirten und und nicht zurückgekehrt ſei. Man fürchte ein Un⸗ . Kaiſe glück, da der Sonderling ſtets ſein ganzes Ver⸗ ruſt⸗ Car mögen bei ſich getragen. Wer Auskunft über den 97 1 Verbleib des Alten oder ſonſtige Auskünfte geben 100 Jai könne, ſolle ſich bei der Staatsanwaltſchaft melden. 8980 1 5 ſcheten Erfol Seit dieſer Zeit umkreiſten Gendarmen be⸗ ae ſekeit, Catar ſtändig Gut Blumenthal nach allen Richtungen, durch⸗ timung. Daf, ſtreiften auch den Wald die Kreuz und Quer. 5 119 5 15 Bei der Staatsanwaltſchaft liefen bei den kour⸗ 4 ſirenden Gerüchten von einem Morde des Rentiers lagen bei: 6 mehrere Denunciationen ein. Die eine hatte ſicherlich Baron Alexander von Freden wenigſtens veranlaßt, als er wiederholt erklärte, d. h. ganz heimlich, der Rentier habe Baron . Lang S6 von Glümer zum Erben eingeſetzt, wie der Notar 5 5 Neun Dornmeyer feſtgeſtellt, und daß es um die Finanz⸗ sft f lage auf Blumenlhal ſeit langem ſchlecht geſtanden, * 1 l Wer die Denunciation geſchrieben, war nicht zu er. A biligg weiſen Man wagte im Uebrigen aber auch nicht⸗ dem Baron zu nahe zu treten. Da ward dieſes direkt veraulaßt durch den rachſüchtigen Marten Tritz, der dem Gendarm Köhler ſagte, Baron Glümer habe nie Geld gehabt und jeßt wiſſe er deſſen ja kein Ende; wer einen Menſchen ſo ſchlagen könne, wie der Baron ihn, den Jungen, der könne auch einen Menſchen todtſchlagen, zumal wenn er ihn beerben müſſe. Das ſei ſeine Meinung. 0 1 N Thoma . gewünſchten in empfehl Es war des Kuhjungen Rache. lied Fortſetzung folgt.) 65 N 7 * 0.