Redaktion, tree euern rc, Anzeigen: Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. biirck. 14 Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Ar. 104 — Samstag, den 28. Dezember 1901. 805 Abounements⸗Einladung. Mitt dem 1. Januar beginnt wieder ein neues Abonnement auf das Talenburger IPachenblat nern Schwe ſbllabengg chor. mit der wöchentlich gratis erſcheinenden Beilage 190 Illuſtriertes Sonntagsblatt 1 zu welchem wir hiermit ganz ergebenſt einladen. Beſtellungen werden in der Expedition, ſowie von allen unſeren Seitungsträgern ent⸗ Verloſung. Jug, gegengenommen. mmen und bs Der Preis beträgt vierteljährlich Mk. 1 mit dem Unterhaltungsblatt frei ins Haus, die 5 Der Vorkun Einzel⸗Nummer in der Expedition abgeholt — —— 8 Pfennig. — Inſeraten haben im „Laden⸗ burger Wochenblatt für hieſigen Platz und Umgegend den beſten Erfolg. fal 1 0 Für die ſeitherige Unterſtützung danken ute an ein de wir beſtens und bitten auch fernerhin um ge⸗ N neigtes Wohlwollen. 6 Redaktion und Expedition. nell ee eee Verſchiedenes. Ladenburg, 27. Dez. um uch Kreiſe über die Bedeutung der Orga⸗ weitere niſation und der Aufgabe der Handwerkskammer zu informiren, geben wir aus Nr. 51 der Bad. Gewerbezeitung den Vortrag des Herrn Kammerſecretärs Dr. Loth in Pforzheim wieder. Ausgehend von der völligen Umwälzung der Technik und der Erwerbs verhältniſſe auf gewerblichem Gebiete, die durch die Erfindungen und Fortſchritte im vorigen Jahrhundert ver⸗ urſacht waren, ſchilderte der Redner, wie die überaus ſich raſch entwickelte Fabrikinduſtrie in Verbindung mit dem mobiliſirten Kapital das Erwerbsfeld des Uleingewerbes zuſehends einſchränkte. Die liberale Wirthſchaftspolitik der damaligen Seit habe die Direktive zu der freien Entfaltung der Uräfle gegeben. Sie habe vielfach verkannt, daß Gegenſeitigkeit und gemeinſames Handeln die Geſetze für die Exſtiens und den Fortſchritt der Menſchheit zu bilden haben. Die Klagen gegen die be⸗ ſtehenden Erwerbsverhältniſſe werden zum Theil mit Kecht geltend gemacht; denn nicht immer geben perſönliche Tüchtigkeit und per⸗ ſönliche Verdienſte den Ausſchlag bei dem heutigen freien wirthſchaftlichen Kampf, ſondern das Hapital, vielfach im Bunde mit der Kunſt der Ausbeutung, entſcheiden im heutigen Kon⸗ kurrenzkampf. Vach den ſchlimmen Erfahr⸗ ungen der letzten Jahrzehnte ſei es für Nie⸗ mand ein Sweifel, daß die geprieſene Freiheit des Erwerbs eine falſche Freiheit iſt, ſie iſt Freiheit für den Gerüſteten und Bewaffneten, aber nicht für den Ungerüſteten. Hierunter habe das Handwerk am meiſten zu leiden ge⸗ habt. Die beſtehenden Vereinigungen haben ſich aufgelöſt und damit habe der Niedergang begonnen. Dieſe Auflöſung der innern Orga niſation im Handwerk habe eine totale Ser⸗ ſplitterung des Handwerks herbeigeführt, und der Einzelne, ſich ſtützend auf ſeine eigene ſchwache Uraft habe nicht vermocht, den KHampf mit den beiden Mächten, dem Kapi⸗ talismus und der Großinduſtrie, aufzunehmen. Swiſchen Produzent und Konſument habe ſich ein neues Glied gedrängt, das die Produkte um Spottpreiſe dem Produzent abkauft, um ſie dem Honſumenten theuer aufzudrängen und von der dabei entſtehenden Werthdifferenz ziehen dieſe Zwiſchenmitglieder müheloſen und reichen Gewinn. Das Siel der Handwerker müſſe demnach ſein das Streben nach Wieder⸗ vereinigung von Kapital und Arbeit, das nur zu erreichen ſei durch die Organiſation der Handwerker; ſelbſt vor Zwangsvereinigungen dürfe man nicht zurückſchrecken, da wirth⸗ ſchaftliche Juſtitutionen bei dem herrſchenden Egoismus ohne Zwangsrecht zu keiner dauernden ſegensreichen Entfaltung gelangen könnten. Wie die Produktion, ſo müſſe auch der Abſatz geregelt werden; indeß ſei eine allgemeine Regelung nur durch ſtramme Organiſation zu erzielen. Auch das Borgunweſen, deſſen ſchädliche Folgen der Redner im Einzelnen hervorhob, laſſe ſich ebenfalls nur durch ein ſolidariſches Vorgehen beſeitigen. Die Organiſation allein ferner ermögliche den Weg, um den Handwerker mit dem induſtriellen Groß⸗ betriebe konkurrenzfähig zu machen durch Bildung von Geneſſenſchaften. Wie man auch die Hand⸗ werkerfrage betrachten möge, ob vom Standpunkt der materiellen Exiſtenz, vom Geſichtspunkte des Verhältniſſes der Arbeit zum Kapital, oder vom Standpunkt der Erlangung von Arbeitsfertigkeit und der techniſchen Hebung des geſammten Hand⸗ werkerſtandes — immer wieder käme man zur Forderung einer Organiſation des Handwerks. .. . ———P—————————————— 1 u e Der Erbonkel. 1110 rzählung von C. vom Walde. mann. ortſetzung. (Nachdruck verboten.) Beide fielen dem Hausherrn um dem Hals, und Eveline frug zärtlich: „Darf ich Walter benachrichtigen?“ Der Baron lächelte und nickte der Tochter zu, die freudig aufjauchzte. Onkel Herſau aber ſagte heimlich zu ſich. „Gottlob, endlich, glaube ich, habe ich doch 990055 2 gutes Werk vor meinem Ende gethan und man U wird in mir nicht mehr nur den Geizhals und 10 nderling ſehen.“ N i Er überab die Summe ſogleich den Baron 5 der Beſtimmuug, ſie der Bank für Eveline zur Verfügung zu ſtellen, er ſelbſt aber ſchrieb auf, daß Rieſe Schenkung eine freiwillige und unpoiderrufliche ſei. Von dieſem Augenblicke an herrſchte in Blumen⸗ kal eitel Freude und Sonnenſchein. Walter kam wurde von Baron Hugo mit ſüßſauerer Miene fangem, auch Oberförſters ſtellen ſich ein, um verwandtſchaftliche Verhältniß zu pflegen. Deſto weniger hielt ſich nun aber der alte Aderling Onkel Herſau auf dem Gute auf; er ite wie toll im Holze herum, bald mit Walter Ilken, bald mit dem Inſpektor Kalchner, bald und am meiſten mit Wilken Ihrig, oft aber auch ganz alle Mit dem Letzteren war er ſehr vertraut ge⸗ worden. Hierauf hatte der Schurke ſeinen abſcheu⸗ lichen Plan gebaut, der nach allen Seiten hin reiflich erwogen worden war. Marten Tritz führte um dieſe Zeit gegen Wilken Ihrig über den Baron bittere Klage wegen ſchlechter Behandlung. „O, ich könnte gegen ihn das Schlimmſte thun!“ ſagte der Kuhjunge in blindem Zorn. „Die Gelegenheit findet ſich ſchon einmal,“ meinte der Wilddieb. „Das heitzt's: Denk's !“ „Ja, ja, nickte Marten Tritz. Trotzdem Baron Hugo v. Glümer mit Abſicht die offizielle Verlobung bis nach Walters Examen hinausgeſchoben haben wollte, hatte die Nachricht von der Thatſache doch ihren Weg bis zu Baron Giftig ſagte der Unverſöhn⸗ v. Freden gefunden. liche ſich ſelbſt: „Das werde ich Ihnen gedenken, Herr v. Glümer. So einen grünen Jungen mir vorzuziehen:“ Im Uebrigen ſtellte er ſich, als habe ihn die Sache durchaus nicht erregt. Kein Menſch ahnte damals, welche Verwickel⸗ ungen aus dieſem Haſſe noch entſtehen ſollten. * * *. Niemals war Onkel Herſau ſo lange auf Blumenthal geblieben als dieſes Mal. Dazu trug der mehr als geriebene Wilken Ihrig redlich zum Verderben des alten harmloſen Mannes das Seinige bei, denn er mußte es meiſter⸗ lich anzufangen, den „Onkel“, wie man ihn überall nannte, für ſich einzunehmen. Er lehrte Herſau nämlich in aller Stille mit Hilfe ſeiner im Walde in einem hohlen Baume verſteckten Büchſe die Kunſt des Hubertus, die Jagd, und der alte Sonderling verfiel mit einer wahren Leidenſchaft der Jagdluſt, die ihm der Wilderer ſo heimlich lehrte. Eines Tages flüſterte er ihm zu: „Morgen früh bier Uhr zur Jagd auf Reh⸗ böcke!“ „Wo ?“ fragte Onkel Herſau leiſe. „Bei der Wilden⸗Jäger⸗Eiche im Grund,“ gab Wilken zurück. „Aber kein Menich darf es wiſſen:“ „Unbeſorgt!“ Als der Alte fort war, lachte Milken tückiſch und murmelte: „Weun Du kommſt, Geizhals, ſiehſt Du den Wald nicht noch zweimal.“ N Herſau ſtellte ſich pünktlich ein. „Wilken, der im Walde jeden Baum kannte, führte Herſau in den dichteſten Theil des Forſtes. Er ſelbſt trug einen alten Eichenſtab, nicht allzu lang und wuchtig. Onkel trug die Doppel⸗ büchſe. „Geben Sie acht“, ſagte er dann, als Beide im dichten Waldgrunde angekommen, „geben Sie ſchön acht; gleich kommen die Rehböcke an, um am Teich da unten zur Tränke zu gehen. Dann de beſten eins auf den Pelz gebrannt.“ 8 Herſau glühte vor Eifer. f