in anderer Weiſe gibt. Wenn dieſes Anerkennt⸗ niß, das vom guten Willen des Schuldners ab⸗ hängt, nicht zu erreichen iſt, ſo bleiben als regel⸗ mäßige und ſichere Rechtsbehelfe nur die Zuſtellung einer Klage oder eines Zahlungsbefehls übrig. Verſchiedenes. — Heidelberg, 18. Dez. Die Dienſt⸗ magd Barbara Schmitt aus Eſchelbach wurde wegen Brandſtiftung verhaftet. Sie geſtand ein ihrem Dienſtherrn Adam Brecht, Wieth in Eſchel⸗ bach, aus Rache die Scheuer angezündet zu haben. — Raſtatt, 17. Dez. Die ledige 66 Jahre Joſephine Metz von hier ſtürzte geſtern Abend um 7 Uhr an der Ecke der Lyceums und Schloſſerſtraße, als ſie auf das Trottoir treten wollte, und ſchlug mit dem Kopfe an das Haus; ſie erlitt einen Schädelbruch und war nach einigen Minuten todt. — Freiburg, 17. Dez. Geſtern Abend wurde aus einem Hauſe der oberer Herrenſtraße eine Geldkaſſette mit etwa 700 bis 800 Mark Inhalt geſtohlen. Ludwigshafen, a. Rh., 18. Dez. In Oggersheim brach verfloſſene Nacht an 4 ver⸗ ſchiedenen Stellen Feuer aus. Nur in einem Falle gelang es, den erſt im Entſtehen begriffenen Brand zu unterdrücken. Insgeſammt Scheunen, ein Schlachthaus und einige kleinere Gebäulichkeittn, ſämmtlich mit werthvollen Vor⸗ räthen angefüllt, dem Feuer zum Opfer gefallen. Daß Brandſtiftung vorliegt, iſt klar erſichtlich. Die Polizei hat bereits Verhaftungen vorgenommen. — Aus Franken, 18. Dez. Büger⸗ meiſter Rückert in Geckenheim verletzte ſich am Daumen der linken Hand. Um die Blutung zu ftillen, legte er, wie auf dem Lande üblich, etwas Spinnengewebe auf die Wunde. Hierdurch trat Blutvergiftung ein, und nach wenigen Stunden ſtarb Rückert. — Freiburg (Sachſen), 18. Dez Die Gelatinebude der Dresdener Dynamitfabrik in der Nähe von hier flog geſtern Nachmittag in Folge einer Exploſion in die Luft. Zwei Arbeiter wurden getödet, einer iſt ſchwer, mehrere ſind leicht ver⸗ letzt. Urſache unbekannt. — Frankfurt, a. O., 17. Dez. In Golſſen, Kreis Luckau, erſchoß ſich, wie die „Frank⸗ furter Oderzeitung,“ meldet, der ſtädtiſche Steuer⸗ erheber Schulz. Die Reviſion der von ihm ver⸗ walteten Kaſſen ergab, daß er Jahre lang be⸗ Das war das Entree, und Fritz Herſau fühlte ſich auch durchaus nicht eingeengt, ging und kam, wann er wollte, erſchein aber ſtets zur rechten Zeit am Familientiſche. In dem Forſt ſtreifte der Alte umher bis zu den nächſten Dörfern, aber einkehren that er nie: das koſtete Geld, und Onkel Herſau war ſehr ſparſam. * *. . Eines Morgens weidete Marten Tritz ſeine Kühe an der Waldlichtung. Der Junge hatte eine ſtetige Furcht vor den Baron; viel Liebe hatte faſt niemand für den Jungen übrig außer Eveline, darum ward der Junge tückiſch und ſuchte ſich Anſchluß, wo er ihn fand. Deshalb ward er auch durchaus nicht ängſtlich, als der Wilddieb Wilker Ihrig zu ihm trat und ihm ein Geſpräch begann. Wilken Ihrig war ſchlau. Was Marten Tritz wiſſen wollte, nahm er ſtets Umwegen wahr. „Der Inſpektor ſpukt auf ja im Walde umher“, ſagte der Wilddieb zu Marten, „er will wohl Wild ſie ſchießen ? He?“ „Das will er! Im Herrenhauſe haben Beſuch bekommen, den geizigen Onkel Herſau! Da muß Kalchner ein Rehbock ſchießen: Bisher er noch keinen.“ . 17 Wilken Ihrig lachte heimlich: „Da muß er früher aufſteben!“ Marten Tritz bemerkte: „„Das thut er auch; mich holt er manchmal ſchon um 3 Uhr aus dem Bette!“ „Und das nicht zu Deiner Zufriedenheit. Wie 2“ „Ganz gewiß nicht!“ „Oberförſters Walter iſt ja auch hier!“ Marten Tritz lachte geheimnißvoll. g g . „Will er auch ei chießen?“ ſind 3 immer im nächtlichen Nebel zu zerfließen drohte, „Ne, Wilken, der fahndet auf anderes Wild!“ er bon deutende Uuterſchlagungen begangeu hatte, deren Umfang bis j tzt noch nicht feſtgeſtellt werden konnte. Eingeſandt. An den Gerüſtſtangen eines Neubaues hier, hängt ſchon ſeit Baubeginn eine weiße Schrifttafel die Unfallberſicherungsvorſchriften. Dem Einſender iſt es nicht klar, vielleicht weiß es der Bauunter⸗ nehmer ſelbſt nicht für was die Vorſchriften am Bau hängen müſſen. Denn dieſe Tafel iſt ſo an⸗ gebracht, aß Niemand der am Bau beſchäftigt iſt, bei einem Unglücksfalle die nöthigen Anweiſungen leſen kann. Auch iſt größten Theils Unternehmer oder Arbeiter nicht im Stande, ohne die Vorſchrif— ten die erſte Hilfe bei Unglücksfällen zu leiſten. Es wäre daher ſehr gut, wenn die betr. Bauunter⸗ nehmer ſolche Plaka te nicht zur Schau des Pub⸗ likums, ſondern zum Nutzen der Arbeiter an einen ſehr leſerlichen Platze hängen ließen. 3 „Klinge Glöcklein, klinge!“ — ſingt Pa⸗ pageno in der „Zauberflöte? — und derſelbe Wunſch durchzog die Bruſt der meiſten Ladenburger, als auf einmal, — Niemand wußte warum — dem nächtlichen Elfuhrglöckchen an ſeinem erhabenen Platze hoch oben im St. Galluskirchturm die zarte, liebliche Stimme verſagte und damit der ganze Zauber der Poeſie, der ſich um eine unge⸗ ſchriebene im Volke fortlebende Sage hüllt, auf „Was unten tief dem Erdenſohne das wech ſelnde Verhängniß bringt, das ſchlägt an die metallene Krone, die es erbaulich weiterklingt“ — in dieſen ſchönen Worten ſeines Liedes von der Glocke kennzeichnet Schiller, den innigen Zuſammenhang des Glocken⸗ und des Menſchenlebens, und eine Glocke, die Jahrhunderte lang die Generationen einer Gemeinde kommen und gehen ſah, die das ganze Getriebe, die Leiden und Freuden der Menſchen von ihrem erhabenen Standpunkte aus mitgemacht und mitgefühlt hat, ſie würde — falls ſie könnte — Tränen, dicke metallene Tränen⸗ tropfen weinen, wenn ihr dieſe Theilnahme om Schickſal der Erdgeborenen verboten würde. Freilich ſind nicht alle Menſchen ſo gemüth voll und poetiſch veranlagt, wie diejenigen, welchen es um das plötzliche Schweigen des Elfnhrglöckleins Leid that. Die früheren Vorväter unſerer heutigen Väter der Stadt Ladenburg z. B. raubten hart⸗ herzig der Stiftungsglocke ihren zarten Nimbus, in dem ſie — wie man in der jüngſten Ausſchuß⸗ ſitzung im Rathaus hören konnte — dieſelbe zur „Ah, ich verſtehe! Baroneſſe Eveline?“ „Gerathen! tragen!, „Habe ich gemerkt!“ . „Der Baron darf es aber nicht wiſſen!“ „Das glaube ich!“ „Seht, da kommt der geizige Alte!“ Ich muß ihr öfter Botſchaft zu⸗ „Der da? Der ſteht aber nicht vornehm und reich aus!“ „Er iſt ſo geizig. Denkt Euch, Wilken, die Katharine erzählte mir, er trüge ſein Geld, Bank⸗ noten und Werthpapiere ſtets bei ſich, weil er vor Diebſtahl bange iſt!“ „Der Narr!“ „Daß er's nur nicht hört!“ J, wo! Aber iſt gut, daß ich den alt 1% Marten Tritz flüſterte: „Da hinten kommt der Baron; Wilken geht, es möchte ihm nicht recht ſein, wenn er mich bei Euch ſähe!“ „Ich gehe ſchon, Marten!“ Er ſchlug ſich ſeitwärts, war nach drüben gewandert; Baron von Glümern wandte ſich den Aeckern zu. Etwas ſpäter traf der alte Sonderling den 91 kenne und Brot aß, und bisweilen Schnapsflaſche trank. Herſau ſah ihm eine Weile ſtumm zu, wie es ihm ſchmeckte, bis der ſchlaue Wilddieb ſagte: „Wollen Sie miteſſen?“ „Ich weiß nicht!“ ſagte Herſau aus einer und ſah ſich Kette, ſah nach der Zeit und entgegnete gemeinen Polizeiglocke erniedrigten. Und wenn in 30 Jahren Rechte erworben und verloren * werden können, ſo hat die Glocke heute infolge Verjährung den Karaketer der Stiftungsglocke ganz verloren, dagegen den der Lumpenglocke — i venia verbo — unwiederruflich erworben. Darum kein Wunder, wenn hartherzige Menſchen den Tog dieſer Glocke verwünſchten und ſich darob freuten, Ja, das 0 nit aden ett 0 genaß daß ihr das Wort verboten wurde. Elfuhrglöcklein hatte verſchiedene bittere Feinde! Der fried⸗ und ruheliebende Wächter der Nacht, 5 5 1 5 der es umſonſt läuten mußte, der ſolide Schläfer den es aufweckte und veranlaßte, ſich mit einem Gemurmel des Unmutes über dieſe Poeſie des Daſeins im Bett auf die andere Seite zu drehen der fröhliche Zicher, dem die zarte Wahnung zum Heimgehen gar nicht paßte, da ihm der Wein gut mundete und die Unterhaltung ſo angenehm war, dieſe und noch andere mehr ärgerten ſich über die Stimme des unſchnuldigen Glöckleins und freuten ſich, als es plötzlich verſtummte. Aber der Verehrer und Freunde des Glöckleins waren noch viel mehr und ihr Wunſch nach dem nächt⸗ lichen Glockenzeichen ſollte erfüllt werden, den dem Vernehmen nach ſoll die Elfuhrglocke als Polizeiglocke beibehalten werden. Einen anderen Zweck hatte das Elfuhrläuten ſeit 1865 nicht mehr und daß es mit der Sickingenſchen Stiftung zuſammenhängen ſoll, iſt nicht nachweisbar, ſondern die Stiftungsurkunde von 1513 ſpricht ſogar ſtarkes dagegen, weil ſie wie man ebenfalls ig jüngſter Ausſchußſitzung im Rathaus hören konnte wirklich lautet: „Altem Herkommen und den Akten der Stiftung gemäß beſteht der Zweck der Stiftung lediglich nur in der Unterſtützung hieſtger Armen mit Brot. Es ſoll nämlich jede Woche das Brot aus einem Malter Korn alten Maßes gleich 43 Becher neuen Maßes an ca. 25 der dürftigen Armen dahier verteilt werden.“ — Wollte man alſo auf Koſten der Stiftung läuten ſo würde man gegen den Zweck der Stiftung handeln. Deſſen ungeachtet: „Klinge Glöcklein, klinge!“ ieee eee e eee — — Das Bankgeſchäft Karl Heintze, Berlin, hat der Geſammtauflage. unſerer Zeitung einen Proſpect über die II. Oldenburger Geld⸗Lotterie, deren Ziehungen am 28. und 30. Bez. 1901. 0 ſtattfinden, beigelegt, worauf wir unſere Leſer hierdurch aufmerkſam machen. 8 N iu freur larhalte Dei Herſau nickte. 4 „O“, meinte der Wilddieb „die ſehen Sie nicht! Wenn Sie Appetit haben, ich trage noch mehr in meiner Ledertaſche!“ Herſau liebte dieſe Art von Koſt beſonders und hatte auf ſeinen Wanderungen ſtets bald Hunger. Er zog die ſchwere goldene Uhr mit ebenſolcher „Frühſtückszeit iſt's ſchon, doch — !“ „Nehmt und eßt!“ ü Er deutete dabei auch auf die Flaſche; „Echter Korn! Ein feiner Tropfen!“ 1 Er hatte ſich im Augenblick einen Plan ge⸗ macht. Uhr und Kette nach, mußte der alte ſchwen reich ſein, und wenn er ſein Geld bei ſich trug, 5 ſo —! Dieſes Leben war doch nur ein halbes Leben! So mit einem Schlage ſchwer reich zu werden —1 Wenn er dem Alten ſein Geld mühelos ab⸗ nehmen konnte, ſo — ! Herſau konnte der Eßluſt nicht wiederſtehen, er ſetzte ſich neben Wilken Ihrig nieder und langte zu. der Onkel Herſau Wilken Ihrig an einer Lichtung, wo ſich der Wild⸗ dieb auf einem Baumſtumpf beqnem gemacht hatte, Speck Er ließ ſichs ſchmecken und ſagte dann: „Habt Dank, das hat mir gut geſchmeckt. Auf Wiederſehen!“ Und er lief eiligſt davon. e Wilken Ihrig ſah ihm lächelnd nach. Sein Plan war fix und fertig. N Er mußte den Alten einmal früher beſtellen, in den dichten Wald locken, — na, das andere fand ſich dann! Er ſchmauchte ſich die Pfeife an und ſchleuderte weiter. ö Als er fort war, trat aus dem nächſten Dickicht einer alter Waldarbeiter hervor. Es war Peter Engler, der für den Oberförſter arbeitete. (Fortſetzung folgt.) 1 eee