Preis vierteljährlich Mark 1. Anzeigen frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ar. 101 Mittwoch, den 18. Dezember Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karſ Mo litor Hofbuchdruckerei. — — ä— 15901. Seuche 1 Reichstags⸗Ferien. 1 der deutſchen Volkspartei; Paper, und endlich ſeinem Anhang glaubt man, daß ſie dein Badu; Berlin, 12 e 85 Sozialdemokraten Molkenbuhr, Bebel, geneigter ſein werden. Aber dieſe Gruppe um f „ eze 3 5 2 f N me ich gz Die erſte Leſung der e arne e faßt mit der nationalen Partei, die ſich ja ab Holltarifvorlage iſt ungewöhnlich lang und faſt durchweg ſehr bewegt geweſen. Sie hat im ganzen 9 Sitzungen mit 44½ Stunden in An⸗ ſpruch genommen. Seitens der Regierung ſind in der Debatte 10 Redner, aus dem Hauſe 56, zuſammen alſo 46 Redner zu Wort ge⸗ kommen, ſodaß die durchſchnittliche Sprechzeit nahezu eine Stunde betragen hat. Von Seiten der Regierungen haben ſich an der Debatte beteiligt der Reichskanzler Graf Bülow, der Staatsſekretär des Innern Graf Poſadowsky (die beiden alledem 0 je zweimal), der Keichsſchatzſekretär Frhr. v. Thielmann, die drei preußiſchen Miiſter Möller, Frhr. v. 0 a Kheinhaben, und Herr v. Podbielski, der nürſtig baperiſche Finanzminiſter Frhr. v. Kiedel, der em Figl ſächſiſche Miniſter des Innern Herr v. Metzſch, owie der württembergiſche Miniſter des Innern p. Piſchek und der elſaß⸗lothringiſche Unterſtaats⸗ ſekretär Schraut. Aus dem Hauſe haben ſich 56 Redner an der Debatte beteiligt und zwar von der konſervativen Partei: Graf Schwerin⸗Löwitz, Graf Hanitz, Nißler und Schrempf; vom Bund der Candwirte: Frhr. von Wangenheim und Röſicke; vom Bauernbund: die Abg. Spahn, Speck, Herold, Beck, Heim und Aigner; von den Polen: der Abg. v. Homierowski; von den Elſäſſern: der Abg. Winterer; von den Nationalliberalen: die Abg. Paaſche, Fuhr. f Heyl zu Hernsheim, Beumer, Münch⸗Ferber, nöpfftic Faller und Schwarz; von der freiſinnigen Ver⸗ 1 85 migung: die Abgg. Gotthein, Schrader, Pach⸗ Bop Caf eg hicke und Köſicke von der freiſinnigen Bolks⸗ 2 bis 5 partei; die Abgg. Kichter und Präſike; von zerſt billae le 5 i „% 0 * * er m Ein Weihnachtsgeſchenk. — Novellette von F. Stöckert. ima Schluß. (ẽNachdruck verboten.) illlona „Mama! Mama!“ rief Emmy unter heißen deulſhe Thränen, und warf ſich auf das dürftige Lager, 2 8 die ſtarre Hand der Todten mit heißen Küſſen eitkohla bedeckend. Tagkspttin „Nimm mich mit, Mama, in den ſchönen header lu. Himmel, wo das Chriſtkind iſt, das mir voriges Jahr die Puppe und den Lichter baum gebracht hat.“ hiermit 5 f Es lag etwas Herzzerreißendes in dieſer naiven lob art 5 Atte des verwaiſten Kindes. Dem Profeſſor rannen da ich in w Thränen über die Wangen. 0 0 Kaum vermochte er in dem ſtarren Todten⸗ den 26. „ antlitz die weichen Züge der Jugendgeliebten wieder⸗ n ben . Kummer und Noth hatten ihren 1 um Lum, Menden Stempel erbarmungslos darauf gedrückt. „ Nur das goldene Haar war ihr geblieben, es ringelte ich noch eben ſo weich und lockig um die blaſſen Schläfen, wie einſt in ihren Jugendtagen, und die 14 Erinnerung an jene Tage trat noch einmal mächtig 100 gut an ihn heran. nicht der Inhaht ſeines nicht danach gekommen Waren dieſelben Lebens geweſen ? und war Und nun, wo ſein Lebensabend naht, da Hang die Stimme der Jugendgeliebten wie eine Halbvergeſſene ſüße Melodie wieder an ſein Ohr. Erbarme Dich meines Kindes! ſo ſchienen die en ödes Schattendaheim, herb und lichtlos! ſeliges Kindergeſicht fehlten ſeitdem blaſſen Lippen der Entſchlafenen ihm zuzurufen. Die Ausſichten der Vorlage ſind: die kon⸗ ſervative Partei, die Reichspartei und die An⸗ liſemiten, die mit den zu ihnen gehörenden Wilden eine Gruppe von über 90 Mann bilden, haben erklärt, daß ſie eine weſentliche Verſchärfung der landwirtſchaftlichen Schutz⸗ zölle wollen, und ſie haben mehr oder minder unverblümt verſichert, daß die Vorlage ſonſt für ſie unannehmbar wäre, wobei allerdings vorſichtige Beurteiler meinen, daß man in der Politik niemals „Niemals“ ſagen ſolle. Dem Juhalt nach ähnliche, in der Form aber doch minder ſchroffe Erklärungen haben das Zentrum und die mit ihm verbündeten Polen und Elſäſſer abgegeben. Dieſe ganzen Parteien zuſammen verfügen ja nun über rund 225 Mann, ſo daß rein formell eine Mehrheit für eine weſentlich Ver⸗ ſchärfung der Vorlage vorhanden wäre. Aber dieſe Mehrheit iſt ſo knapp, daß es völlig aus geſchloſſen iſt, mit ihr eine Vorlage von ſo weittragender Bedeutung durchdrücken zu können. Dazu kommt denn noch, daß innerhalb der Regierungen doch ernſte Bedenken gegen eine weitere Beſchärfung, und beſonders eine ſo weitgehende, der Vorlage beſtehen dürften. Wenn der Reichskanzler Graf Bülow ſich nach dieſer Richtung hin auch etwas unbeſtimmt ausgedrückt hat, ſo hat doch insbeſondere der Vertreter Württembergs und noch eindringlicher in der letzten Sitzung Staatsſekretär Graf PDoſadowsky die Rechte ermahnt, um der Taube auf dem Dache willen nicht den Spatz in der Hand fligeen zu laſſen. Ob die Rechte dieſer leiſtet, bleibt abzuwarten. Vom Sentrum und Mahnung Folge geſehen von dem linken Flügel, der Bedenke gegen die Minimalzölle geäußert hat, im weſentlichen auf den Boden der Vorlage geſtell hat, nur gegen 185 Mann. Es liegt mithin auf der Hand, daß an ein Suſtandekomme des neuen Solltarifs nur dann zu denken iſt wenn die konſervativen Parteien von ihrer Mehrforderungen Abſtand nehmen und ſich mit jener Gruppe ungefähr auf dem Boden der Solltarifvorlage einigen. In dieſem Fall würde eine ſchutzzöllneriſche Mehrheit von 275 —280 Abgeordneten einer antiſchutzzöll neriſchen Minderheit von 110—112 Abgeord neten gegenüberſtehen. Ob die Baſis für ein ſolches Kompromiß vorhanden iſt, wird ſich erſt in der Kommiſſion ergeben, in der ſich auf alle Fälle ganz außerordentlich langwirige Verhandlungen und Kämpfe entwickeln werden Verſchiedenes. Ladenburg, 17. Dez. Mit den heutigen Tage iſt es der Vorſteherin der hieſigen Niederbronner Schweſtern vergönnt, ihr 25jäh riges Jubiläum als Kranken⸗Schweſter zu feiern Zu dieſer Feier ſei hiermit der ehrwürdiger Frau Oberin herzliche Gratulation vom ganzen Kranken⸗Verein dargebracht. Dank ſei geſagt für all die an den Krarken ausgeübten Liebesdienſte der Schweſter Sylvina. Möge dieſes Jubiläun der Vorbote ſein des goldenen Jubiläums, das die Jubilarin in ſegensreicher ungetrübter Thätig⸗ keit erlangen möge und es doppeltreich ſein an Verdienſten und ebenſo geehrt und geliebt von ihrem Umgebenen wie bisher. Ladenburg, 17. Dez. Anläßlich der Feiertage werden auf der Main⸗Neckar⸗Bahn Ihre letzten Gedanken hatten ihm gegolten, an ihn hatte ſie ſich gewaudt mit ihren letzten Erdenſorgen, und ſo, von dem Leben ſcheidend, gab ſie ſeinem freudloſen Daſein noch einmal Inhalt und Zweck. Von der nahen Kirche her erklangen jetzt die Glocken, die das Feſt einläuteten. Viele Menſchenhände falteten ſich in dieſer Stunde zum Gebet. es war ein heiliges Gelübde was er hier, angeſicht der Todten, Gott gelobte. Ihre letzte Bitte an ihn ſollte keine vergebene geweſen ſein. Er wollte die holde Weihnachtsgabe, die man ihm in ſein düſteres Heim geſandt, an ſein Herz nehmen, ſte ſchützen und behüten, und aller Liebe, die dieſes Herz noch fähig, dem armen, verlaſſenen Kinde ſeine Fürſorge zuwenden. Das war das Gelübde, was des Profeſſors Lippen leiſe flüſterten, während draußen die Glocken läuteten und der Friedensgruß der Engel durch das Weltall tönte. Er hat es treu gehalten, und iſt dem verwaiſten Kinde ein Vater geworden. Reiches Lieben deſſelben lohnte ihm dafür. J Nie ſeit jenem nen Kinderfüßchen ſeine Schwelle Weihnachtsabend, wo die ſchüchter⸗ zum erſten Mal nie in Studirzimmer des Profeſſo 9 Auch der Profeſſor faltete die Hände, und überſchritten, hat er Weihnachten wieder einſam gefeiert. Der lichtergeſchmückte Tannenbaum, und ein dem fromme N 1 Der Winter war durch edele Menſchenliebe aus ſeiner Bruſt gewichen! — Ende. — Der Erbonkel. Erzählnng von C. vom Wald (Nachdruck verboten.) Frau Baronin Hertha von Glümer, geborene von Beringsfeld, eine noch immer ſehr impoſante Perſönlichkeit, überflog den eigentlich ſpärlich beſetzten, aber elegant gedeckten Frühſtückstiſch und murmelte: „Das Dekorum muß gewahrt werden! Ich be⸗ greife nicht, wo nur Eveline bleibt, da ſie doch weiß, daß Papa es nicht liebt, wenn Jemand am Frühſtückstiſche fehlt! Fatal, Hugo kann jeden Augenblick kommen!“ Ihr Blick flog zum ſagte ſie laut: „Der Reſt von der Rehkeule und Schweizer⸗ käſe und ſchönes Brot und friſche delikate Butter! Da iſt auch noch gutes Lagerbier! Ich denke, Hugo könnte zufrieden ſein, auch weun er noch ver⸗ wöhnter wäre! Aber Gott weiß, wie lange dieſes Sorgenleben von einem Tage in den andern noch dauern ſoll. Hugo freilich macht krampfhafte An⸗ ſtreugungen! Die Getreideernte iſt ſchon im Vor⸗ aus auf Lieferung verkauft, nun ſpekulirt Hugo 177 1 5 Fenſter hinaus, dann