8 kauft. Ganz kürzlich wechſelte derſelbe aufs neue ſeinen Beſitzer; diesmal ging er um den Preis von 180 000 M. an eine Frankfurter Firma über. — Pforzheim, 8. Dez. Geſtern früh wurde der Dienſtlnecht Ernſt Wagner aus Ludwigs⸗ burg total betrunken in der Nähe der Wirthſchaft auf der Straße liegend gefunden. Auf der Polizei⸗ wache fand man bei ihm über 11 Mk. in Nickel und ein Stück Fleiſch. Wagner war in der Nacht durchs Küchenfenſter in die Wirthſchaft zum „Ele⸗ phanten“ eingeſtiegen und hatte dort den Muſik⸗ Automaten geplündert. Dann hatte er ſich über die Eßwaaren, über Wein und Schnaps herge⸗ macht und ſich dabei ſo betrunken, daß er auf der Straße liegen blieb. Im Gefängniß ſcheint er über ſeine That ſolche Reue empfunden zu haben, daß er ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende machte. — Geiſen heim a. Rh., 10. Dez. Drei Techniker aus Bingen fuhren am Sonntag mit einem Freunde im Nachen hierher. Abends traten ſie die Rückfahrt an, ſind aber bis heute nicht eingetroffen. Man vermuthet, daß die vier jungen Leute bei dem herrſchenden Sturme in den Wellen des Rheins ihren Tod gefunden haben. — Geiſenheim a. Rh., 10. Dez. Soeben wird gemeldet, daß der Nachen der verſchwundenen Techniker und eine Leiche gefunden worden iſt. — Bingen, 10. Dez. Die im Nachen verunglückten Perſonen ſind Jakob Birſchel aus Waldern (Bezirk Trier), Gerhard Quand aus Rheydt a. Rh., Otto Horſt aus Stuttgart und Kaufmann G. Ritter aus Alberſchweiler (Pfalz). Der Kahn mit der Leiche Ritters wurde heute Mittag in Kempten geländet. — Zwingenberg, 11. Dez. Der Land⸗ poſtbote Keller von hier wurde am Samſtag Abend auf der Landſtraße von Hähnlein nach Zwingen⸗ berg von zwei Männern, die die Abſicht hatten, denſelben zu berauben, überfallen und mit Meſſer⸗ ſtichen bearbeitet. Der junge, kräftige Mann ſetzte ſich aber mit ſeinem dicken Stock energiſch zur Wehr, weshalb die Räuber in der Dunkel⸗ heit unerkannt verſchwanden. — Worms, 13. Dez. Geſtern Abend 7 Uhr wollte ein Poſtunterbeamter auf dem hie⸗ ſigen Bahnhof ein Geleiſe überſchreiten, wurde aber von dem Baſel⸗Frankfurter D-Zug erfaßt und ſofort getödtet. — Halle, 12. Dez. Der Fuhr werksbeſitzer den Kopf voll glänzender Zukunftsbilder, von denen ſich nicht eines erfüllt! Wozu den Vorhang auf⸗ rollen, der ſo viel Elend verhüllt. — — Einmal war es ja, als ſollte auch mir noch etwas Glück und Frieden beſchieden werden. Ein guter, recht⸗ ſchaffener Mann bot mir Herz und Hand, ich heirathete ihn und Gott ſchenkte uns das Kind. Aber ſchon nach drei Jahren unſerer Ehe ſtarb mein Mann, mich und unſer Kind in Elend und Armuth zurück⸗ laſſend. — Und nun ſtreckt auch der Todesengel nach mir ſeine kalte Hand aus, und ich ſcheide auch gern vom Leben — aber das Kind, mein Kind ſteht ſo allein. Ich habe Niemand auf der weiten Welt, dem ich es anvertrauen könnte. Ich bitte, ich be⸗ ſchwöre Dich, bei unſerer Jugendliebe, ſtoße es nicht von Dir! Nimm Dich der armen Waiſe an! Wenn Du eine Gattin haſt, dann bitte ſie, meiner armen kleinen Emmy eine Mutter zu werden, Gott im Himmel wird es Euch tauſendfach lohnen. Und wenn Du einſam geblieben, dann laß ſie einzieh'n in Dein einſames Heim, wie Du den Sonnenſtrahl einzieh'n läßt und das Wehen des Frühlings. — Ich kann nicht mehr ſchreiben, meine Hand zittert. Lebe wohl Erich, und erbarme Dich meines Kindes!“ — Tief erſchüttert faltete der Profeſſor den Brief zuſammen. Jugendtraumes, der einſt ſo hell und licht aufge⸗ gangen im Maienſonnenſchein, in dem kleinen Garten des Hauſes in M. Er ſeufzte tief auf, dann irrten ſeine Blicke zu dem Kinde herüber, das ſchüchtern zu ihm aufſah, und ein tiefes Erbarmen erfaßte ihn mit dieſem armen, heimatloſen Geſchöpf. Heute war Weihnachtsheiligabend, überall ſchlugen die Kinderherzen höher, in freudiger Erwartung, nur dieſem Kinde zündete Niemand den Chriſtbaum an. Die Hände, die es ſonſt wohl gethan, waren ſtarr und kalt geworden und hatten nur noch vermocht, Thielicke, welcher in der Nacht zum 18. Juui einen auf ſeinem Wagen ſchlaf enden Dienſtknecht im Schlafe ermordete und um 400 Mark Er⸗ ſparniſſe beraubte wurde heute früh hier hingerichtet. — Frankfurt a. O., 12. Dez. Heute Nachmittag nach 4 Uhr ſtürzte ein Theil des Neubaues des Gutfeld'ſchen Waarenhauſes ein. Sechs Arbeiter wurden unter den eiugeſtürzten ſtarken Monirdecken begraben. Vier Arbeiter wurden ſchwer verletzt ins Krankenhaus geſchafft. Die Feuerwehr arbeitet an der Befreiung der übrigen Verſchütteten. Bis heute Abend waren von den bei dem Einſturz eines Theiles des Gut⸗ feld'ſchen Waarenhauſes verunglückten Arbeitern 8 geborgen, 3 von ihnen ſind todt, 3 ſchwer und 2 leicht verletzt. — Stetten i. R., 10. Dez. Heute wurde der älteſte Mann in hieſiger Gemeinde, der 90jährige Weingärtner Chriſtoph Ehmle zu Grabe getragen. Derſelbe, welcher in ſeinem Leben nie Arzuei genoſſen, lebte in 63jähriger Ehe und hinterläßt von ſeinen 12 Kindern noch 6 Töchter, 35 Enkel und 11 Urenkel. Außer ihm giebt es hier noch mehrere Perſonen, mit einem Alter von 80—90 Jahren, ſo zählen z. B. die drei Geſchwiſter Wiedmann nicht weniger als 256 Jahre zuſammen; auch ſie haben dem Apotheker noch nichts zu löſen gegeben. — Hüningen, 10. Dez. Im Bahahof⸗ gebäude von Hüningen wurde heute Nacht mittelſt Einbruchs die Kaſſe mit 2500 Mark geſtohlen. Der Thäter iſt unentdeckt — Eſſen, a. Rh., 10. Dez. Auf der Zeche Friedrich Erneſtine bei Steppenberg ver⸗ unglückten geſtern mittag beim Inbetriebſetzung einer neuen Bremſe ſechs Bergarbeiter, die in die Förderſchale geſtiegen waren, um das Gewicht zu erhöhen, durch Aufſtoßen der Förderſchale. Vier Arbeiter ſind ſchwer verletzt. — Hamburg, 11. Dez. Eine ſchreck⸗ liche Schiffskataſtrophe hat ſich geſtern in der Nähe von Helgoland ereignet. Der Hamburger Fiſchdampfer „Erna“ wollte lt. „Frkf. Ztg.“ dem in ſchwerem Sturme treibenden engliſchen Kohlen⸗ dampfer „Achroite“ zu Hilfe kommen. Beim Ver⸗ ſuch, eine Schlepptroſe anzubkingen, ſtüczte das hochgehende Hintertheil der „Achroite“ mehrmals auf die „Erna“ nieder, ſodaß dieſe auseinander barſt und di: Mannſchaft in die See ſtürzte. Kapitän Lühmann und acht Schiffſtleute ertranken; das verlaſſene Kind an ihn zu weiſen, an ſeine Liebe und Erbarmen. An ſeine Liebe! Das klang ſo eigen, ſo ſelt⸗ ſam fremd. War er es denn noch fähig, irgend etwas mit Liebe zu umfaſſen? Er, der ſich längſt ſchroff hinweggewandt von der Welt und den Menſchen, ſeit Jahren ein einſames, ungeſelliges Leben geführt. War es nicht Hohn des Schickſals, hier in ſein ein⸗ nur einer konnte ſich an Bord der „Achroite“ retten. Letzteres Schiff wurde darauf von einem engliſchen Dampfer geborgen und kam heute hier an. — Melchin gen 10. Dezember. Als die Frau des Matthias Vogel, Viehhändler, letzten Sonntag nach dem Vormittagsgottesdienſt heim⸗ kehrte, fand ſie lt. Schwarzw. Volksfr. in einer Ecke des Schlafzimmers ihren Mann im Blute ſchwimmend. Er hatte 3 Stiche in der Bruſt, war bewußtlos und verſchied nach einer halben Stunde. Der Ermordete hatte als Viehhändler zeitweilig viel Geld bei ſich. Während des Gottes. dienſtes waren 3 Handwerksburſchen im Ort,. Ein Zjähriger Knabe, der bei dem Ermordeten zu Hauſe war, ſagt, ein Mann habe auf ſeinen Vater hineingeſtochen. Selbſtmord iſt bei der Art der Wunden völlig ausgeſchloſſen, trotzdem der Mann mit ſeinem eigenen Taſchenmeſſer ermordet wurde. Wie die Hohenzoll. Blätter melden, ſind geſtern genannte 3 Stromer, einer hier und 2 in Möfſſingen, verhaftet wurden. Riedlingen, 10. Dez. Im Dienſtzimmer des Poſtagenten Kleber in Dürmentingen wurde lt. Oberſchw. Anz in der Nacht von Samstag auf Sonntag eingebrochen und ein Käſtchen mit ungefähr 200 Mk. in Poſtwertzeichen, ſowie ein unbeſtellbares Poſtpaket geſtohlen; ein weiteres Poſtpaket hat der Dieb an Ort und Stelle ge⸗ öffnet, vom Inhalt anſcheinend aber nichts weg⸗ genommen. Das Käſtchen fand ſich erbrochen in der Nähe des Hauſes vor, die Briefmarken waren ebendaſelbſt zerſtreut. Das Poſtpakef hatt derſelbe in der Küche des Kleber erbrochen zurückgelaſſen. Der freche Dieb wurde geſehen, iſt aber unerkannt entkommen. Vermutlich iſt es derſelbe, der kürz⸗ lich auch die Einbruchsdiebſtähle in Uttenweiler und Bezenweiler verübte. — Oberföllbach, 10. Dez. Ein älterer Knecht, der bei einem hieſigen Bauern das Gnaden⸗ brot aß, ſtürzte geſtern beim Maſchinendreſchen vorwärts von einer ganz niederen Leiter auf harten Zementboden. Die Hirnſchale wurde ein⸗ gedrückt, das Blut floß aus Mund und Naſe und der Tod trat ſoforte ein. Dem betreffenden Knecht paſſierte voriges Jahr das Mißgeſchick, in der Scheune eine brennende Laterne umzuſtoßen, wobei die Scheune total niederbraunte und der Knecht nicht unbedentende Brandwunden erhielt, zu deren Heilung er über ½ Jahr im Krankenhaus zu⸗ bringen mußte. Fenſtern, wo die Vorhänge nicht allzu dicht waren, aufflammen ſah. Sehnſüchtig ſchaute Emmy zu den erleuchteten Fenſtern empor, und verworrene Bilder von Tannen⸗ ſames Heim ein ſo zartes, liebebedürftiges Menſchen⸗ kind zu senden! Wie eine weither verwehte fremdartige Blume ſtand das Kind in dem düſtern Studirzimmer. In ſeinen braunen Augen aber, in der goldenen Locken⸗ fülle lag ein wunderſamer Zauber, der im Herzen des einſamen Profeſſors ſeltſame Wandlungen her⸗ vorzurufen ſchien. Mit ungeſchickten Fingern löſte er jetzt das verknüpfte Tuch von dem Rücken der Kleinen, und verſuchte ihr die Locken aus der Stirn zu ſtreichen, dann mußte ſie ſich an den Tiſch ſetzen, und er langte aus einem Waudſchrank Wein und Kuchen⸗ reſte hervor. Etwas Scheues, Unbeholfenes lag in dieſem ſeinem Thun, faſt ängſtlich blickte er nach der Thür, ob nicht etwa ſein Diener herein träte, ſein ungewöhnliches Gebahren zu ſchauen. da hüllte er ſchon mit etwas ſicherer Hand ſein Köpfen wieder in das warme Tuch. „Wir wollen nun zu Deiner Mama gehen und von ihr Abſchied nehmen, ſagte er leiſe.“ und gingen nach der Straße hinunter. Hand in Hand verließen ſie beide das Zimmer, Hier war es unterdeß etwas ſtiller geworden, die Budenbeſttzer packten ihre Waaren zuſammen, da kein Käufer mehr in Sicht war. Alles eilte heim, Weihnachten zu feiern. Den wenigen Menſchen, die jetzt noch auf der Straße waren, mochte wohl nirgeuds ein Chriſt⸗ baum brennen, wie man ſie hie und da hinter den duft und Lichterglanz tauchten vor ihrem kindlichen Geiſt auf. Ein kleines, ärmliches Gemach, und doch wie traut und heimiſch war es geweſen, mit dem Tannenbaum auf dem mit einem weißen Tuch bedeckten Tiſch. Eine Puppe hatte darauf gelegen, einige Aepfel und Nüſſe, und ihre Mama hatte ihr geſagt, daß das Chriſtkind dieſe Herrlichkeit für ſie gebracht. Dieſes Jahr war kein Chriſtkind zu ihr ge⸗ kommen, aber vielleicht holte ihre Mama ſie hinauf in den ſchönen Himmel, wo gewiß viele, viele Lichter⸗ bäume heute brannten. Sie jagten die Gedanken durch das vom Wein erhitzte Hirn des Kindes. Auch in dem Gaſthaus, welches die beiden jetzt betraten, brannte ein Chriſtbaum, frohe Menſchen⸗ ſtimmeu und Geſang ſchallte ihnen aus dem Gaſt⸗ zimmer entgegen. Eine Geſellſchaft junger Leute, die in der großen Stadt heimathlos waren, hatten ſich hier verſammelt, um den heiligen Abend unter Es ſtörte Das alſo war das troſtloſe Ende des ihn aber Niemand, und als das Kind ſich geſtärkt, ſich zu feiern. Der Profeſſor rief einen Kellner herbei, und dieſer geleitete ihn und das Kind mit ſcheuen Blicken die Treppen hinauf, nach dem Dachzimmer, wo die Todte lag. Eine feierliche Stille herrſchte hier, das Mond⸗ licht ſchimmerte durch ein ſchmales Fenſter und warf zitternde Lichter über ein blaſſes Frauenantlitz. Der Kellner zündete mit bebenden Fingern ein Licht an, und eilte dann ſpornſtreichs die Treppen hinnnter, ſich im Gaſtzimmer, in der heiter Geſellſchaft dort von ſeinem Grauen zu erholen. 5 5 FF fle Mete * 2.56 ſon In .