Der Führer war nun anſcheinend in dem Irrthum befangen, daß das Geleiſe der Lokahlbahn auf er andern Seite der Straße liegen müſſe, riß ſeine Pferde nach rechts und fuhr ſo gerade in den Lokalzug hinein. Ein Pferd im Werthe von 700 —800 M. wurde getödtet, das Fuhrwerk zur Seite geſchleudert, ſodaß die Bierfäſſer in der Nachbarſchaft herumkollerten, während Men⸗ ſcheuleben zu allem Glück dabei nicht zu Schaden amen. Nach kurzem Aufenthalt fuhr der Lokal⸗ zug wieder weiter. tiren in der Chemieſtunde verunglückt im hieſigen Gymnaſium durch Explodiren eines Glaſes Herr Profeſſor Zettler und die Gymnaſiaſten Mohler, gender und Weil. Herr Zettler war bewußtlos. lle Verletzten wurden alsbald nach ihren Wohnun⸗ en verbracht. Die durch Glasſplitter verurſachten Verletzungen ſollen erheblich ſein. 8 — Bruchſal, 1. Dez. Der über 60 ahre alte Agent Leopold Hirſch wurde heute früh n ſeiner Wohnung erhängt gefunden. Man hat n demſelben, ſeit dem vor 1 halb Jahre erfolgten ode ſeiner Frau ſchon öfters Spuren von Trüb⸗ un bemerkt. Auch hat er ſeinen Bekannten gegen⸗ ber ſchon öfters ſeinen Lebensüberdruß ausge⸗ sprochen. 8 — Von der Bergſtraß e, 1. Dez. In en letzten Tagen trieb ſich in verſchiedenen Orten der Bergſtraße ein gut gekleideter junger Mann erum, der ſich als den von China zurückgekehrten ohn des. Bürgermeiſters Röth von Siedelsbrunn usgab und unter dieſem angenommenen Namen llerlei Schwindel verſuchte. Wir bemerken hier, aß ſich der Sohn des Bürgermeiſters z. Zt. noch n Chiua befindet und verwarnen jedermann vor ieſem Menſchen. — Neuſtadt a. H, 1. Dez. Geſtern bend wollte die Gendarmerie auf dem hieſigen eitsverbrechens an einem 6jährigen Mädchen an⸗ ezeigt war. Er wurde indeß von anderen Bahn⸗ rbeitern aufmerkſam gemacht und ging über die urch einen Packwagen und wurde von dem zu leicher Zeit ankommenden Schnellzug von Landau rfaßt. Gräßlich verſtümmelt zog man den jungen Mann hervor. ahren und der Kiefer der rechten Seite abgedrückt, och müſſen Sie bedenken, daß mich meine Sorge Sie ſo täppiſch machte.“ Helene konnte ihm nicht mehr zürnen. „Es ſt auch ſo recht gut für mich“, ſprach ſie, „die rbeit ſoll der Segen meines Lebens werden, die ich ſehr, einſam ſein würde.“ Der Alte durchkreuzte mit ſchnellen, lebhaften n den ſpärlichen weißen Haaren umher. 4 habe ich's“ 8“, rief er endlich freudig aus, „ſo wird reichend ſei, um Kinder darin zu unterrichten 5 „Aber Sie haben meine Copie damals ſo ſehr getadelt,“ wendete Helene verlegen ſchlagen ein. „Nur die Auffaſſung, nicht die Ausführung“, rwiderte lebhaft der Alte. „Letztere war äußerſt orrekt und durchaus ſchön und ſauber. Das iſt ganz genügend, um in den Elementen zu unterrichten richt junger Damen ſelten gefordert. Aber können trageu und unterdrücken?“ „Ich werde es können“, erwiderte Helene feſt. Hochherzige Kraft, muthige Vorſätze keimten in ihrer Seele. Beruhigt kehrte ſie nach Hauſe zurück; nach für Sie gefunden. Zuerſt war zwar die Zahl und der Lohn für ihre Mühe äußerſt gering; bald aber hatte die Würde Helenens und ihre liebevolle Ge⸗ zwungen und in Liebe unterjocht. Eltern man eine treffliche Lehrerin, der man in weiteren Kreiſen — Mannheim, 2. Dez. Beim Experimen⸗ außerdem erhielt er am Rücken ſchwere Verletz⸗ ungen, ſodaß er laum mit dem Leben davon kommen dürfte. — Niederſtetten, 29. Nov. Ein frecher Raubanfall wurde auf der Landſtraße zwiſchen hier und Oberſtetten verübt. Ein Unbekannter nahm einem älteren Manne die Uhr ab und lief eiligſt davon. Herr Landjäger Koch, welcher gleich davon Kenntnis erhielt, radelte ihm nach und konnte ihn ſofort dingfeſt machen und die Uhr wieder abnehmen. — Widdern, 29. Nov. Ein tragiſch⸗ ernſtes Geſchick traf die Familie des Küfermeiſters J. Meiſter, langjähriger Feuerwehrkommandant hier. Selbſt ſchwerkrank darniederliegend entreißt ihm der unerbittliche Tod durch einen Unglücks⸗ fall das jüngſte Kind; kaum geneſen und wieder zu Kräften gekommen, muß die ſchon länger leidende Frau ſich aufs Krankenlagere legen und ſtirbt in kürzeſter Friſt. Wenige Tage ſpäter ſtellt ſich bei ihm die alte Krankheit wieder ein und genau 14 Tage nach dem Tode der Gattin, ſogar zur ſelben Stunde, drückt auch ihm der Tod die Augen zu. Drei Kinder ſchauen jung verweiſt beider Eltern ins Grab. Sie finden bei nahen Anverwandten Aufnahme und Pflege. — Bendenheim. 29. Nov. Vorgeſtern Abend feuerte der Ackerer B. auf dem „Rothhof“ an der Brumathſtraße vier Revolverſchüſſe auf ſeine Frau ab, von denen beſonders einer, der ſie in den Kopf getroffen, lebensgefährlich ſein ſoll. Trotz der erlitꝛenen Veletzungen konnte ſie noch zu Fuß in ihren Geburtsort Lampertheim gehen, von wo aus ſie nach Straßbucg in das Hoſpital Bahnhof den Dedeſchenboten Georg Albrecht aus ußbach verhaften. weil er wegen eines Sittlich⸗ chienengeleiſe hinweg durch. Hierbei ſprang er verbracht wurde. Als die Gendarmen den Thäter im Hauſe aufſuchen und verhaften wollten, fanden ſie ihn als Leiche vor. In der Meinung, die Frau ſei todt, hat er ſich erhängt. Schon längſt hat der Selbſtmörder, der in den 30er Jahren ſteht und dem Alkoholgenuß ergeben war, ſeine Frau und den Schwiegervater mit Todtſchießen bedroht. Er hinterläßt zwei unerwachſene Kinder. Es ſoll l. „St. P.“ wenig Hoffnung vorhanden ſein, die Frau am Leben zu erhalten. — Schopfheim, 29. Nov. Der Zuſtand des vorgeſtern Nacht auf der Straße bei Langenau überfallenen 65jähr. Bartlin Währer von Enken⸗ Der rechte Arm war ihm abge⸗ inzige Gefährtin meiner Zukunft, ohne die ich wirk⸗ Schritten die Stube und fuhr mit beiden Händen e es gehen!“ Und nun theilte er ihr mit, wie ihre Fertigkeit im Zeichnen und Maleu vollſtändig hin⸗ a dieſes Mal wurde ihre ſtein iſt noch immer bedenklich, da er 8 Meſſer⸗ ſtiche in das Geſicht und eine ſchwere Meſſerwunde in die rechte Seite erhalten. Er war etwa 100 mit Achtung und Wohlwollen begegnete. Während ſie lehrte, bildete und vervollſtändigte ſich ihre eigene Kunſtfertigkeit und in dem hellen Lichte, das in ihrer Seele aufgegangen war, fand ſie auch das rechte Verſtändniß für jene hohen Kunſtwerke, die ſie früher mehr äußerlich angeſchant und daher nicht verſtanden hatte. Sie behielt nur wenige Stunden 1 des Tages übrig, in denen das Gefühl ihrer Verein⸗ ſamung ſich ihrer bemächtigen konnte und auch dieſe lernte ſie bald zu fortgeſetzten Studium zu ver⸗ wenden. Ihr Vater beſaß eine ausgezeichnete Copie von Corregios: Heilige Nacht. Sie hatte die Studie dieſer Copie mit bebendem Eifer begounen, aber Anſtrengung mit Erfolg belohnt. und niederge⸗ Als ſie am Geburtstage ihres alten Freundes dieſem das heimlich gefertigte Gemälde zum Auge⸗ und mehr als die Elemente werden bei dem Unter⸗ Sie geduldig die Unart übermüthiger Mädchen er⸗ wenigen Tagen hatte ihr alter Freund ſchon Stunden duld die ungeſtümen Kinderherzen zu Gehorſam ge⸗ Bald ſuchten die ihrer Zöglinge, Helenen kennen zu lernen; bat ſie, geſonderten Unterricht beſonders be⸗ fähigten Kinder zu ertheilen und ſie galt bald für tief in ihre Seele. Die binde übergab; da faßte der Alte, zwiſchen Lachen und Weinen ſchwankend, ihren Kopf zwiſchen beide Häude und küßte ſie herzhaft. Luſtig rief er aus: „Jetzt darf ſich der böſe Junge, der Franz, nicht mehr allzuſehr mit ſeinen Bildern rühmen, Helenchen macht es ebenſo gut!“ Und er tanzte mit ihr in der Sube herum und wur faſt noch glücklicher als die junge Künſtlerin, die doch ihr Herz in froheſtem Stolze ſchlagen fühlte. Nun kam der Herbſt wieder und die Abende wurden länger; ſie konnte nicht bei Lampenlicht malen und wenn ſie allein in ihrer traulichen Stube ſaß, dachte ſie oft, es müſſe unendlich ſchön ſein, wenn ſie beim Aufblicken von ihrer Arbeit nicht nur die lieben Bilder an der Wand, ſondern auch ein lebensvolles, freundliches Geſicht ſähe. Auch war es nicht nur das Andenken an die theuren geſtohlen wurden, ohne daß man eine Spur der Meter von der Dorfgrenze über 2 Stunden lang liegen geblieben, hatte ſich dann mühſam bis zur Wirthſchaft zum Waldhorn geſchleppt, worauf ihm auf ſein Rufen Hilfe zu Theil wurde. Der verhaftete 27jährige Urget hatte ſich ruhig nach fl . 1 Hauſe ins Bett begeben und wurde am Morgen ta ſeſtegenommen. Er ſagt aus, daß er über den ihn er 5 f beim begleitenden Währer wütheud geworden ſei, ui weil dieſer ihm Vorhaltungen wegen ſeines unſo⸗ liden Lebenswandel gemacht und ihn als Urſache des Selbſtmord ſeines Vaters bezeichnet habe. — Schmiedeberg, 2. Dez. Geſtern erſchoß hier ein ſiebenjähriger Knabe ſeine vier⸗ jährige Schweſter. — Dijon, 30. Nov. Der Direktor der verkrachten Banque de Bourgogne, Loirot, iſt ver⸗ haftet worden. Der Fehlbetrag der Bank beträgt 5 Millionen Franken. Loirot ſoll eine Million veruntreut und im Börſenſpiel verloren haben. — Petersburg, 30. Nov. Durch eine große Feuersbrunſt in Cudaſchewa wurden 164 Häuſer eingeäſchert. Man befürchtet, daß mehrere Menſchen in den Flammen umgekommen ſind. — Rom, 2. Dez. Die koſtbaren Reliquien im Canovas⸗Muſeum in Baſſtana, die kürzlich 10 baden Thäter hatte, wurden geſtern im Werthe von woch, mehreren 100 000.Franks bei Antiquitätenhändlern g erscheine entdeckt. Senſationelle Verhaftungen bekannter Antiquitätenhändlern ſind in letzter Nacht ausge; führt worden. — St. Franzisko, 2. Dez. Am Samſtag collidirten im Hafen bei ſtarkem Nebel der Fähr⸗ Llieg ublag, de dampfer „Rofol“ mit einem aus fahrende Schnell⸗ dampfer. Der Fährdampfer iſt ſofort mit 100 Gen Perſonen geſunken. Trotz ſofortiger Rettungs⸗ 15 um 85 maßregeln ertranken über 50 Perſonen. hung RKahezu 1800 fallſüchtige Kranke unſerer Zionsgemeinde hoffen auch zu dieſem Weih⸗ nachtsfeſte auf eine kleine Feſtgabe, und mit ihnen faſt eben ſoviele elende und meiſt verwaiſte Kindlein, Geiſteskranke und Heimatloſe aus allen Ländern der Erde! Es bittet darum alle alten und neuen Freunde eben ſo herzlich wie dringeud, uns auch Freibier g Al Aumlag, de 4 Sulle des zu dieſem Weihnachtsfeſt den Tiſch für unſere Ge etwa 4000 lieben Weihnachts⸗Gäſte decken zu 5 helfen; jede kleinſte Gabe, auch in natura, wird 1 lader mit Freuden angenommen. Bethel b. Bielefeld, 8 Weinachten 1901 F. v. Bodelſchwingh ſenior, L Mrz d Paſtor. nurhaltun VVV 5 . 1 Nereinzange ſchönes Märchen von Lebensglück und Liebesluſt⸗ liche von einſamen, traurigen Stunden erzählte ſie nichts. Auch wenn Helene den Bitten neugewonnener Freude nachgab und einige Stunden bei ihnen verbrachte, flüſterte ihr die geheimnißvolle Stimme wunderbar Schönes von einem andern theuren Gefährten zu. Wie ſehr ſie ſich ſträubte es dem eigenen Herzen einzugeſtehen, der ſehnſüchtige Wunſch, das mächlige Geſe Verlangen, Franz wiederzuſehn, ſeine Liebe als ein Mae hi köſtliches, beſeeligendes Gut entgegenzunehmen, be⸗ Wagebenſte herrſchten ſie immer ſtärker und oft wenn ſie Got 1 für ſeine Vaterſchuld Dank ſagte, erflehte ſie auch 4 von ihm ein unverdientes großes Glück, das ſie nie n Sonne mit Worten nannte. Zuweilen ſaß ſie an ihrem glace Fenſter und ſah die Straße hinab, weil ſie unbe⸗ Lacheit wußt glaubte Franz werde kommen; doch wie ſehr uren, Verſtorbenen, durch welches ihr Herz bewegt wurde, eine andere Stimme ſprach oft lange, lange in leiſem Flüſtertone zu ihrer Erinnerung und drang ſe Stimme erzählte ein auch ihre Liebe durch Eutferung und Vereinſamung wuchs, ſie konnte ſich nicht entſchließen, den theuren Flüchtling zurückzurufen. Es wahr nicht mehr kalter, trotziger Stolz, ez war jene hohe Weiblichkeit, die ihr ſtets eigen nur von äußerer Kälte verhüllt geweſen war, die aber jetzt ſie in reinerem Glanze umſtrahlte und ſie in liebenden Augen ſchöner erſcheinen laſſen mußte, als da ſie noch in erſter Jugendfriſche ſtrahlte. So vollendete das Jahr ſeinen Rundlauf und in den unbeſchäftigten Tagen des Weihnachtsfeſtes wünſchte ſie die gewohnte Thäligkeit herbei, um Zerſtreuung und Heiterkeit zu finden. Durch eine ſeltſame Verknüpfung der Schickſale waren auch die Kinder jeuer armen Leute, die damals, als Helenens Vater ſtarb, zuerſt die Beute der ver⸗ heerenden Krankheit geworden waren, in der Keller⸗ wohuung des Hauſes wohnen geblieben. (Schluß folgt.) 16 5