Anzeigen: Famstag, den 30. November Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg⸗ Redaktion, Pruck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. — — —— . — Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ 1901. Badiſcher Landtag. Harlsruhe „26. Nov. 0 l S der katholiſchen Stadtpfarrkirche, ſowie in Mfammelten ſich die Mitglieder der J. und Kammer in ihren Sitzungsſälen. Um /½12 er in den Sitzungsſaal der 2. Kammer. Spitze der 1. Hammer befanden ſich Prinz eil und Prinz Max. Hierauf hielt der Mäſident des Staatsmimiſteriums, Staatsmi⸗ ier v. Brauer eine Anſprache, in der u. a. endes ausgeführt wird: In der letzten Seit hen Einnahmen; die Rechnungsabſchlüſſe des Aten Jahres der ablaufenden Legislaturperiode en deshalb den günſtigen Stand der Vor⸗ nicht zu behaupten vermocht, noch heniger günſtig verſpricht das Rechnungsjahr zu verlaufen. Der Staatsvoranſchlag Mleßt diesmal mit einem ungewönlich großen 4 7 beträgt. Zecke 5 Millionen 610 758 M. aufgewandt ibdend, daß in einer Seit Meganges eine erhebliche Einſchränkung der Mfichen Bauthätigkeit in den beteiligten Er⸗ Werbskreiſen ſchwer empfunden werden müßte. Is Eiſenbahnbudget ſieht auch diesmal für Ausbau des Bahnnetzes u. ſ. w. große Miel vor, nämlich im ganzen 84 Millionen iii ein mit Bapern abgeſchloſſener ſam, Ihe begaben ſich die Mitglieder der J. Ham⸗ Anſprache nimmt ſodann Bezug auf einen Ge⸗ An en, so iſt hierfür die Erwägung mitent⸗ wirtſchaftlichen Schloßkirche Gottesdienſt ſtatt. um 11 Uhr eee eee, Staatsvertrag für die Fortſetzung der Eiſenbahn 5 Miltenberg — Wertheim wird en unterbreit Anläßlich der 9 0 Ihnen unterbreitet öffnung des Landtages fand heute vormittag werden. Der auf dem letzten Landtag erteilten Zuſage der Regierung gemäß werden Ihnen Geſetzentwürfe vorgelegt werden, welche die Aufbeſſerung der Beamten mittels Erhöhung der Wohnungsgelder und im Anſchluß daran kammer. eine ſolche der Volksſchullehrer anſtreben. Die ſetzentwurf betr. Bildung einer Candwirtſchafts⸗ Eine Vorlage betr. Abänderung der Gemeinde- und Städte⸗Ordnung ſieht vor, daß den zu den Gemeindewahlen N zusgefüh! g einkommenſteuer maßgebenden ein wirtſchaftlicher Rückſchlag in Deutſch⸗ and wie in unſerer engeren Heimat zu ver⸗ hien geweſen. Die Folge davon iſt natur⸗ gemäß eine geringere Ergiebigkeit der ſtaat⸗ Mpetrag, welcher im ordentlichen Etat 2 Mill. und im geſamten Stat 14 Mill. 364 17 M. Wenn gleichwohl für außerordentliche halten bleibe und daß für berechtigten welche infolge der für die Staats⸗ Mindeſtgrenze nunmehr von direkten Staatsſteuern befreit werden, das Wahlrecht in der Gemeinde er⸗ alle Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern die direkte Wahl des Bürgermeiſters und die direkte Wahl des Gemeinderats eingeführt werde. Schließlich ſagt die Anſprache: Während der bald ein halbes Jahrhundert umfaſſenden Re⸗ gierungszeit unſeres Großherzogs iſt es dem harmoniſchen Suſammenwirken der geſetzgeben⸗ den Organe gelungen, das politiſche Leben im Staat, Ureis und Gemeinde unter freier Entwicklung der vorhandenen Kräfte und unter umſichtiger Wahrung der geſetzlichen Ordnung zu hoher Blüte zu entfalten. — Hier⸗ auf erfolgte die Beeidigung der neuen einge⸗ tretenen Mitglieder beider Kammern, worauf der Präſident des Staatsminiſteriums im Namen des Großherzogs den Landtag für eröffnet erklärte. Die Feierlichkeit fand mit einem dreimaligen Hoch auf den Großherzog ihren Abſchluß. Nach der Eröffnung traten die Mitglieder Perſonen, der J. Hammer zu einer Sitzung zuſammen. in Betracht Präſident Prinz Karl begrüßte die Mitglieder mit einer kurzen Anſprache, in welcher er das hohe Haus bittet, auch für den kommenden Landtag ihn in ſeinen Präſidialarbeiten zu unterſtützen. Eingelaufen ſind 4 Petitionen, darunter eine ſolche um zeitgemäße Ordnung der Verhältniſſe der Volksſchullehrer. Der Dräſident gedenkt ſodann des im verfloſſenen Jahre geſtorbenen ehemaligen Müggliedes der erſten Kammer Erlaucht Wenzislaus von Leiningen -Billigheim. Nachdem die ver⸗ ſchiedenen üblichen Kommiſſionen erwählt und feſtgeſtellt, daß die Sitzungen wie üblich Sams⸗ tags abgehalten werden ſollten, ſchließt der Präſident die Sitzung. Verſchiedenes. — Ladenburg, 28. Nov. zember findet in der bisher üblichen Weiſe diesjährige Viehzählung ſtatt. — Ladenburg, 29. Nov. Bei dem be⸗ vorſtehenden Weihnachts⸗Verſand verfehlen wir nicht, unſere geehrten Leſer auf die im inneren Verkehr der Main⸗Neckar⸗Eiſenbahn (einſchl. der kommenden Stationen der Großher⸗ zoglich Heſſiſchen Nebenbahnen) ſowie im direkten Verkehr mit Stationen der Badiſchen, der Mürttem⸗ bergiſchen und der Bayeriſchen Staatseiſenbahnen, der Badiſchen Lokal und Nebenbahnen, der Am 3. De⸗ die Pfälziſchen Eiſenbahnen, der Reichseiſenbahnen in Elſaß⸗Lothringen, der Direktionsbezirke Mainz⸗ und Frankfurt a. M. — ſoweit die Strecken der früheren Heſſiſchen Lndwigsbahn in Frage kommen —, der Cronberger Eiſenbahn, der Neben⸗ bahn Mannheim⸗Weinheim⸗Heidelberg⸗Mannheim, Worms⸗Oſtheim, Oſthofen⸗Weſthofen, Sprendlingen⸗ Fürfeld und Reinheim⸗Reichelsheim beſtehende Einrichtung der Expreßgutbeförderung aufmerkſam zu machen. Einfaches Annahme⸗ und Abfertigungs⸗ 2 8 Ein ſtolzes Herz. Novelle von A. Schmidt. 6, Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Er wollte dieſe Bewegung nicht verſtehen und einen Schritt auf ſie zu; aber ſie trat zurück i pſprach laut, mit ſtarker Betonung: „Ich will allein ſein.“ f Er ging; als ſich die Thür hinter ihm ge⸗ Mſſen hatte, holte er tief Athem, aber der ſchwere Muc, der auf ſeinem Herzen laſtete, wollte nicht Michen und mit langſamen, zögernden Schritten, e bleiche Antlitz zu Boden geſenkt, verließ er das Mus, aus dem er durch den Willen derjenigen ver⸗ leben wurde, die ihm das Theuerſte in dieſer großen, I. weiten Welt blieb. f Helene war langſam niedergeſunken und blieb rzeit SSScacaſaeeeeeecccS Se 1 Mutter, die nicht fragte, denn ſie errieth Alles. andern Morgen kam ein Brief von Franz; er ſchrieb: ö „Sie haben mich von ſich gewieſen, Helene, und haben es ſo hart und verletzend gethan, daß ich meine Selbstachtung verlieren würde, wollte ich jetzt noch länger um Sie werben. Aber wie weh Sie mir gethan, ich liebe Sie und werde Sie alle Zeit lieben. Wenn Sie, Helene, in zuhiger Erwägung mein ſtürmiſches Handeln ver⸗ kaihen, mit meiner Liebe entſchuldigen können, dann rufen Sie mich zurück. Folgen Sie der nennen!“ ö und ernſter denn je, mit angegriffener Stimme vor⸗ ſanften Stimme Ihres Herzens, die Sie in meine Arme führen wird, hören Sie nicht länger jenen finſtern Dämon des Stolzes und Trotzes, der uns Beide unſäglich elend macht. Ich gehe von hier und folge meinem Rufe an die Univerſität G.; dort hoffe ich einen Gruß von Ihnen und das Wort der Verzeihung nud Erhörung zu erhalten.“ Sie zerdrückte den Brief unwillig in der zu⸗ ſammengepreßten Hand und ſprach laut vor ſich hin: „Nie, nie ſoll der übermüthig Stolze mein Herr werden, nie ſoll er mich ſein gehorſames Weib Als ſie am Abend der Mutter, bleicher las, fragte dieſe: „Was bewegt Dich, mein Kind?“ „Es iſt Alles vorüber und verloren,“ ſprach Helene und begrub ihr Haupt in dem Schooße der beweglich liegen, ſo fand ſie die heimkehrende Mutter; doch dieſe ergriff das Buch des Herrn und las: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen die Hülfe kommt.“ Helene lauſchte mit angſtvoller Hoffnung den Worten der Verheißung, aber es blieb dunkel in ihrem gequälten Wie ſehr bedurfte ſie des innern Friedens! Herzen. . n e Als der Hochſommer ſich ſeinem Ende zuneigte, wurde die ſorgende Hand der Mutter ſchwächer und kraftloſer, bald war ſie ganz gefeſſelt und nun durfte Helene diejenige pflegen und für ſie ſorgen, die ſo viele Nächte an ihrem Bette gewacht und gebetet hatte und deren ganzes Leben eine freudige und ſtille Aufopferung für die Ihren geweſen war. In dieſem neuen Dienſt dankbarer Kindesliebe ſchmolz Helenens ganzes Weſen in ſanfte Weichheit! unendlich ſchöne Stunden verlebten die beiden Frauen, ſo daß die Tochter oft vergaß, wie krank die Mutter fei. Dann nahte in den letzten Tagen des Jahres die ſchöne, ruhige Todesſtunde der Dulderin, deren ſanfter Zuſpruch die Tochter erhob und ihre Kraft gab, das Kreuz des Schmerzes auf ſich zu nehmen und ſich unter der Laſt des rauhen Lebens ergeb⸗ ungsvoll zu beugen. Am Abend des Begräbnißtages, es war der letzte Abend des Jahres und laute Feſtfreude belebte die Straßen, ſtand Helene wieder am Fenſter und ſchaute zu dem hellen Sternenhimmel empor. „Einſam,“ ſeufzte ſie wie damals, doch keine liebevolle Stimme antwortete ihr; keine Arme breiteten ſich aus, ſie zu empfangen, nur der Stern, auf den ſie das feuchte Auge heftete, ſchien in ſtrahlendem Glanze von unvergänglicher Liebe und kommender Freude zu ihr zu ſprechen. * * * Der erſte Tag eines neuen Jahres ſchaut die Meuſchen, auch wenn ſie geſund nnd glücklich ſind, recht kalt und fremd an; wer aber, arm an Glück, dem neuen Gaſt in das undurchdringliche Antlitz ſchaut, fürchtet ſich vor dem Leben und dem, was die ewig wechſelnde Zeit ihm bringt. So Helene! (Fortſetzung folgt.) * 98