/ Fl. 105 1 „ 12 „ 100 140 „ 92 Pfg. bis 34h „ „ 0 Stüt 1 Pfg. de 20 iuſter 98 fr Stick 2 „5 „ 4 „ 95-4 al Pig — Ui 11510 9.— 0 4 150 — 1 ſche 9 J. K Sul 1 f. Flasch 75 f. 9 fal Politiſches. onſtantinopel, 21. Nov. Swiſchen Frankreich und der Türkei iſt ein neuer Kon⸗ füitt ausgebrochen. Das zweite am Bosporus ſtationirte franzöſiſche Mriegsſchiff „Mouette“ halte zum Sweck von Uebungen im Aegäiſchen Meere mehrere Wochen nach der Abreiſe des Botſchafters Konſtans Honſtantinopel verlaſſen. Die „Atouette“ ſollte jetzt hierher zurückkehren und ſuchte wegen der Durchfahrt durch die Dardanellen den üblichen kaiſerlichen Ferman nach. Statt deſſen ſandte der erſte Palaſtſekretär Tahſim im Auftrage des Sultans eine Note an den Miniſter des Aeußern, Tewfik, in welcher demſelben erklärt wird, daß für Frankreich keinerlei Grund zur Stationirung zweier Uriegs⸗ ſchiffe im Bosporus beſtehe und daß der zweite Stalſonär nicht mehr zugelaſſen würde. Der Miniſter wird aufgefordert, ſich ſofort an die franzsſiſche Botſchaft zu wenden, damit dieſe das Heſuch zur Ertheilung eines Fermans zur Durchfahrt des Schiffes durch die Dardanellen zurückziehe. In gut unterrichteten Kreiſen iſt man der Auſicht, daß Frankreich ſich der Auffaſſung des Palaſtes nicht auſchließen wird, und hält es gicht für unmöglich, daß der zweite Stationär, eventuell ſelbſt auf die Gefahr hin, beſchoſſen zu werden, die Durchfahrt ohne Ferman er⸗ zwingen wird. Außer Frankreich haben noch Rußland und England zwei Kriegsſchiffe hier, während Deutſchland Italien und Oeſterreich⸗ Ungarn nur durch je ein Stationsſchiff vertreten ſind. (Fft. Stg.) Verſchiedenes. — Ladenburg, 22. Nov. Laut Inſerat wird Mittwoch, den 27. Nov. hier im Gaſthaus Uburger ? Anzeiger für Ladenburg und Umgegend 5 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. N Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. — — Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ „ neee ere. Famstag, den 23. November eee „zum Schiff“ eine Zauber⸗Soiree des rühmlichſt bekannten Spiritiſten und Illuiſten „Ag ele“ aus Köln ſtattfinden. Das Programm iſt reich⸗ haltig und nur Attraktionen 1. Ranges werden zur Ausführung gelangen. Wie wir erfahren wird der Küuſtler durch verblüffende Hummors ſowie durch ſein ennimentes Zeichentalent auch hier Anklang finden, und empfehlen daher beſteus den Beſuch. — Mannheim, 20. Nov. Die chemiſche Fabrik vor Georg Karl Zimmer hier wird ihren hieſigen Betrieb im Frühjahr nächſten Jahres einſtellen. Den Beamten und Arbeitern iſt bereits auf den 1. Mai nächſten Jahres gekündigt worden. — Mannheim, 21. Nov. Durch Selbſt⸗ entzündung geriethen in einem Kohlenlager auf der Mühlan ca. 20000 Zentner Kohlen in Brand. Der Schaden iſt ſehr bedeutend. — Mannheim, 21. Nov. licher Weiſe mehren ſich in unſerer Stadt die Raubanfälle. So liegen dem vorgeſtern verhaf⸗ teten Taglöhner Jacob Göbel von Lampertheim zwei derartige Verbrechen zur Laſt. Den einer Raubanfall verübte Göbel voriger Woche zur Abendzeit in der Stadtgegend von F 6 indem er einen alten einarmigen Fabrikarbeiter Namens Schäfer rücklings überfiel, demſelben die ſilberne Uhr entriß und mit dem Raub das Weite ſnchte. In ähnlicher Weiſe beraubte der Gauner Anfangs dieſer Woche einen alten Mann in der Nähe des Waſſerthurms. Auch hier beſtand die Beute in einer Taſchenuhr. Göbel iſt ſchon wiederholt und erſt kürzlich aus dem Landesgefängniß, wo er eine längere Freiheitsſtrafe verbüßte, entlaſſen worden. — Handſchus heim, 20. Nov. Heute Nacht wurde in das Stationsgebäude der Neben⸗ bahn Mannheim⸗Weinheim eingebrochen. Die In bedenk⸗ heute Nachmittag in Gegenwart ſeiner Fran der geſtrige Mittagszeit ereignete ſich laut „Blaumann“ Kaſſe wurde ihres Inhalts von 10 Mark und einigen Pfennigen beraubt. Von dem Dieb fehlt jede Spur. — Pforzheim, 20. Nov. Ein ſchwerer Unklücksfall ereignete ſich geſtern Mittag kur; vor 1 Uhr auf dem hieſtgen Bahnhofe. Als der dortſelbſt mit Kohlenabloden beſchäftigte 51 Jahre alte Taglöhner Wilhelm Marquard zur Arbeit gehen wollte und das Bahngeleiſe vor der Ans⸗ helmſtraße überſchritt, wurde er von einem Ran⸗ gierzug erfaßt und überfahren. Die Räder gingen ihm über den Leib, ſodaß ihm beide Beine unterhalb der Hüften abgedrückt wurden. Von Bahnarbeitern ſoſort ins Krankenhaus ge⸗ tragen, iſt Marquard ſchon nach einer Stunde ge⸗ ſtorben. — Ludwighafen, 20. Nov. In ſeiner Wohnung Frieſenheimerſtraße Nr. 73 erſchoß ſich Friſeur Johann Remelius. Ein unheilbares Leiden, das ohne dies in wenigen Tagen den Tod des Schwerkranken herbeigeführt hätte, bil⸗ det die Urſache. — Ludwigshafen, 19. Nov. Nach kurzem Wortwechſel tötete der 37 Jahre alte Schloſſer A. Noll einen Bekannten Namens Georg Becker, Maurer, durch 2 Schüſſe mittels Revolvers. Noll und Becker tranken nämlich in des erſteren Wohnung ein paar Flaſchen Wein. Noll ver⸗ mißte plötzlich 20 Mk., was zum Wortwechſel und zur unſeligen That führte. Der Thäter iſt ver⸗ haftet. Bei der Unterſuchung Nolls ſtellte es ſich heraus, daß derſelbe laut „Neue Bad. Landesztg.“ die 20 Mk. in eine verkehrte Taſche geſteckt hatte. — Blaubeuren, 18. Nov. Um die ein gräßliches Unglück, in dem ein Pferd, das Kutſcher Eberhard kurz vorher gekanft hat, auf der Straße vor dem „Baum“ die 13jährige Ein ſtolzes Herz. Novelle von A. Schmidt. 4. Fortſetzung. Nachdruck verboten.) Und mit einer grüßenden Bewegung des Hauptes herließ ſie, ohne ſich umzuwenden, das Gemach, in dem ihr jene bittere Frucht der Selbſterkenntniß gereicht worden war, deren Genuß ſie für den Augenblick tief elend gemacht hatte. Heftiger ſtrömten Ie Thränen, als ſie der Mutter ihr Leid vertraute, doch allmählich beruhigte der milde Zuſpruch ihre gufgeregte Seele. Nur daß gerade der Jugend⸗ geſpiele Franz — ſie hatte ihn im Augenblicke er⸗ kannt, ſo ſchön und männlich er geworden war — kur daß er ſie in dem Augenblicke tiefſter Demüthig ; Ang, wie ſie glaubte, geſehen hatte, erfüllte ihr Gemüth mit einem bittern Trotz gegen ihn und Kählte ſte, ihn kalt und zurückweiſend zu empfangen, denn ſie wußte, daß er kommen werde, und lauſchte wieder Willen auf jeden Schritt, der ſich auf der Treppe hören ließ; nur weil, wie ſie meinte, ihr Wunſch ſo lebhaft war, jenes unangenehme Wieder⸗ schen überwunden zu haben. Endlich, wie uner⸗ keäglich ſtark und ſchnell klopfte ihr Herz, es war kur Nervenaufregung, wie ſie klagte, als eine klang⸗ dolle tiefe Stimme — ſie tönte ihr ſeit dem Morgen fortwährend in das Ohr — die öffnende Dienerin hach den Damen fragte. „Er kommt“, ſprach ſie lebhaft, doch leiſe zu ihrer Mutter. „Wer 2“ fragte die Angeredete, erſtaunt die es geſagt fliegende Röthe auf der Wange der Tochter be⸗ trachtend. „Franz,“ erwiderte Helene verwirrt, und dann fügte ſie gefaßter hinzu: „Franz Riel, mein Jugend⸗ gefährte, den ich heute bei dem Kunſthändler ſah.“ Die Mutter ſtand auf, den eintretenden Freund willkommen zu heißen. Dieſer beugte ſich tief vor der kleinen, bleichen Frau und küßte ihre zarte, faſt durchſichtige Hand. Mit gerührtem Erſtaunen fühlte ſie, wie er bebte und wie ihn die heftigſte Be⸗ wegung ergriffen hatte. Es ſtürmte zu viel auf ſein männliches, ſonſt ſo ſtarkes Herz ein. Das waren die Räume, die er ſo lange Jahre mit der nun längſt todten Mutter bewohnt, in dennen er mit Helene geſpielt hatte, und nun wohnten hier in dem freundlichen Schauplatz ſeiner Kindheit die beiden Frauen, die er früher ſtets von reichem Wohl⸗ ſtand umgeben geſehen hatte. Eine heftige Rührung überkam ihn, denn er fürchtete, ſeine ſtolze Helene müſſe um alle dieſe Dinge viel gelitten haben. So ſehr er ſie liebte, er kannte ſie noch nicht genung und wußte nicht, daß ſie auch in den düſterſten Tagen früherer Selbſtüberhebung nie von äußeren Dingen ſich hatte beherrſchen laſſen. Er hätte ſein Herzblut darum gegeben, hätte er Helene in ſeine Arme nehmen, ihr an ſeiner Bruſt eine ſichere Heimath bieten dürfen, denn, wie er am Morgen hatte, er liebte ſie, ſo lange er denken konnte. Er liebte ſie mit jener reichen, Alles um⸗ faſſenden Liebe, die ſelbſt die Fehler des geliebten g 9 meinte, Helene Weſens zu einem theuern Beſitze macht, aber er ſei kalt und verſtehe ſolche Liebe nicht. Sie aber verſchloß ihr Auge vor der glühend liebevolle Botſchaft des Seinen und wollte nur Mitglied in den bewegten Zügen des Freundes leſen. Immer härter wurde ihr Trotz, immer feſter der Vorſatz, zudringliche Theilnahme zurückzuzweiſen und kein Recht alter Jugendfreundſchaft gelten zu laſſen. Mit traurigem Erſtaunen ſah die Mutter die Herbigkeit ihres Weſens und Franz bebte faſt ſchmerzlich als er die lebhaften Worte ſeines Mit⸗ gefühls in ſchneident kalter Weiſe von Helenen auf⸗ genommen ſah. Aber ſeine ſtarke Liebe hatte ſich in feuriger Kraft die Aufgabe geſtellt, das Herz Helenens zu gewinnen und er hoffte, ſich zuerſt Freundesrecht bei den alleinſtehenden Frauen zu er⸗ werben — dann aber Helenen immer und immer wieder ſeine Liebe zu bieten, bis männliche Beharr⸗ lichkeit weibliche Kälte bezwungen habe. Er liebte ſie um dieſes Trotzes willen nur noch leidenſchaft⸗ licher, denn er gehörte nicht zu jenem despotiſchen, niedrig gearteten Männernaturen, die den Reiz hol⸗ deſter Weiblichkeit nur in ſclaviſcher Willenloſſigkeit ſuchen. Er hoft, jene Erinnerungen aus der Kinder⸗ zeit würden mit ſaufter Macht ihm helfen, ihm ein Weſen zu zeigen zu geben, das er nun nicht mehr laſſen wollte. Jahre waren vergangen, ſeit er ſie nicht geſehen hatte; ihr Bild war nie von ihm ge⸗ wichen. (Fortſetzung folgt.)