— Friedrichsfeld, 11. Nov. wurde das Anweſen des Gemeinderaths Martin Dehouſt von einem Brandunglück heimgeſucht. Es brannte die mit Frucht- und Futtervorräthen ge⸗ füllte Scheuer ſowie das Stallgebäude nieder. Das Vieh wurde gerettet und das Wohnhaus, ſowie die angrenzenden Gebäulichkeiten konnten durch die Thätigkeit der Ortsſpritze und das kräftige Eingreifen der Freiw. Fabrikfeuerwehr der deutſchen Steinzeugwaarenfabrik geſchützt und das Feuer auf ſeinem Herd beſchränkt werden. — Mannheim, 8. Nov. Der ſeit 2. d. M. vermißte Ausläufer Johann Friedrich Bender aus Michelfeld, wohnhaft hier, wurde geſtern Vormittag in einem Abort der Oberſtadt erhängt aufgefunden. a — Freiburg, 11. Nov. Heute Mittag 4 Uhr wurde der Bierbrauereibeſitzer Albert Neu⸗ mayer in ſeinem Comtoir von einem Knechte mit einem Meſſer derartig bearbeitet, daß der Ueber⸗ fallene nach wenigen Stunden eine Leiche war. Dem U öberfalle waren Streitigkeiten wegen Lohndifferenzen vorausgegangen. Der ebenfalls im Comptoir anweſende Buchhalter Faller erhielt ebenfalls mehrere Meſſerſtiche. Der Thäter ſtellte ſich ſelbſt der Polizei. — Backnang (Württbg.), 8. Nov. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich geſtern Abend im Laden der Frau Buchbinder Riedel Wittwe. Der 23jährige Sohn Eugen, welcher der Mutter das Geſchäft leitet, war mit einem Freunde im Laden und im Begriff, aus einer Zimmerflinte eine Kugel zu entfernen. Plötzlich krachte ein Schuß und die unter der Thüre mit Ausbeſſerung eines Kleidungsſtückes beſchäftigte Mutter ſanuk, in die Schläfe getroffen, todt nieder. Der herbei⸗ gerufene Arzt konnte nur noch den Tod konſtatiren. — Köln, 9. Nov. In dem im Kreiſe Lippſtadt gelegenen Orte Thyle wurde eine Frauens⸗ perſon verhaftet, die vor kurzer Zeit ihr Kind lebendig auf einem Roggenfelde vergraben hatte. Als ſie zu der Leiche geführt wurde, geſtand ſie ein, daß ſie im vorigen Jahre ein Zwillingspaar ums Leben gebracht habe, aus Verzweiflung, wie ſie erklärt. (Ff. 3.) — Elberfeld, 9. Nov. Buchſtäblich ge⸗ köpft wurde, wie jetzt bekannt wird, in Wülfrath am Samſtag ein Flaſchenbierhändler. Telephon⸗ arbeiter hatten einen dünnen, kaum ſichtbaren kaltem Todesſchweiß bedeckte Stirn des Kranken und ſeine Augen, in welche jetzt Helene mit unſagbarem Schmerze ſchaute, waren ſchon halb gebrochen und bewußtlos. Ihr verzweiflungsvolles Leid fänd nicht Raum in ihrem, an Freude gewöhntem Herzen und mit überſtrömenden Worten ſauk ſie an dem Lager des Vaters nieder. „Du darfſt nicht ſterben, Vater, rief ſie krampfhaft, darfſt Deine Heleue nicht allein Heute 1 U laſſen! Wo ſoll ich hingehn, wenn Dein Arm mich nicht ſtützt, für wen ſoll ich denken, wenn nicht für Dich, wen lieben, wenn Du dahin biſt! Gott all⸗ mächtiger Vater, du daärfſt ihn mir nicht nehmen! Ihn, der ſo edel, ſo kraftvoll, der mein Alles iſt.“ Sie preßte ihr mit Blüthen umkränztes Haupt auf die erkaltenden Hände bes Vaters, und ihr leiden⸗ ſchaftliches Auge ſah in wildem drohenden Schmerz gen Himmel. Aber nun küßte der Todesengel den blaſſen Mund des Sterbenden und regungslos, eine todte Hülle, lag er da, der noch am Tage vorher unerſchütterlich feſt geſtanden hatte im Leben und auf eine lange Reihe von Jahren vor ſich ſchaute. Sein Weib, das gütige, liebevolle Geſchöpf, ſchaute mit ſchmerzlicher Wehmuth das Antlitz des Todten an, das nun ſeine volle, frühere Schönheit zurückerhalten hatte. Sie ſcheitelte zum letzten Male das volle, braune Haar auf der hohen, weißen Stirn und gedachte jener Stunden, da er das erſte Wort der Liebe zu ihr geſprochen, denn von jener Zeit an, ach und ſchon früher bis auf den heutigen Tag hatte ihm ihr ganzes Sein gehört! Als er ſpäter die ſtille Gefährtin neben der glänzenden Tochter faſt vergaß, da hatte ſie in der rührenden Einfachheit ihres Herzens auch das natürlich gefunden und hatte den geliebten Mann auch für dieſe Vernachläſſigung in der ſtillen Tiefe ihres Dankbaren Herzens nur noch höher verehrt, denn theilte ſie nicht mit ihm dieſe Die entſprungenen Sträflinge ſind mit Gewehren Draht anſtatt der früheren Leine bei ihren Ar⸗ und grollte in wildem, unbändigem Schmerz. beiten benutzt und dieſen während einer Kaffee⸗ pauſe quer über eine Straße, jedoch nicht hoch genug, geſpannt. Da kam im ſcharfen Trabe mit ſeinem Fuhrwerk ein Flaſchenbierhändler herbei; er ſah den dünnen Draht nicht und rannte, wie der „Hann. Cur.“ berichtet, mit dem Hals gegen den Draht, der die Gurgel glatt durchſchnitt, ſo daß der Kopf nur noch au einem Hautfetzen am Halſe hing. — Paris, 11. Nov. In einem großen Waarenhauſe in der Rue Rivoli entſtand durch Exploſion einer Petarde unter dem zahlreichen Publikum ein furchtbarer Schrecken. Eine große Menge Waaren wurden zerſtört, vieles zertrüm⸗ mert, aber niemand verletzt. Die Pedarte ſoll von Uebelthätern geſchleudert worden ſein, welche den entſtehenden Schrecken benutzen wollten, um Diebſtähle auszuführen. — Wien, 11. Nov. Der Rechtsanwalt Hahn aus Nürnberg wollte ſich geſtern in einem hieſigen Hotel aus dem dritten Stockwerk auf die Straße ſtürzen. Daran verhindert und zur Polizei gebracht, gab er an, daß er aus Nürnberg geflüchtet ſei, weil er infolge großer Schulden die Depots ſeiner Klienten angegriffen habe. Er wurde in Haft behalten. — London, 9. Nov. Der „Evening News“ wird aus Newyork vom 8. November über die geſtrige Meuterei der Strafgefangenen im Fort Leavenworth berichtet: 450 Sträflinge waren mit der Errichtung von Palliſaden für das neue Zuchthaus beſchäftigt; einer von ihnen verſchaffte ſich drei Revolver von außerhalb und bewaffnete ſeine Komplizen, worauf ſie das Bu⸗ reau betraten, wo vier Gefängnißbeamte eine Konferenz hielten, das Telephon von der Wand riſſen und die Beamten zwangen, ihnen voranzu⸗ gehen. Die Wachen legten ihre Gewehre auf die Züchtlinge an, aber die Beamten befahlen der Wache nicht zu ſchießen. Andere Züchtlinge be⸗ mächtigten ſich deren Gewehre und Revolver und und ſchloſſen ſich an. Einige Soldaten eröffneten dos Feuer, und die Gefangenen erwiderten es. Drei Züchtlige wurden getödtet und mehrere verwundet. Zwei Soldaten wurden tödtlich und andere leicht verwundet. Dreißig Gefangene ſchloſſen ſich den Meuterern an und üben nun in weiter Umgebung eine Schreckens herrſchaft aus. und Revolvern bewaffnet und plündern die Far⸗ Jetzt war er todt; jetzt ſchaute er von lichter Höhe unumwölkten Blickes in die ſtille Seele, die ihn ſo treu geliebt hatte. Die tiefe Gläubigkeit lehrte ſie an ein Wiederſehen zu glauben, welches nun der Hoffnungs⸗ und Leitſtern ihres Lebens wurde. Nicht ſo Helene! Da ſaß ſie, in Kälte er⸗ ſchauernd, mit den zerdrückten Gewändern von geſtern Kein junges, ſtürmiſches Herz vermag mit dem Dulder des alten Teſtamentes den Namen des Herrn zu loben und zu preiſen, wenn ſeine Hand die Laſt des Unglücks auf daſſelbe legt, aber Helenens wilde Seele rechtete mit dem Herrn und in ihrem fündigen Herzen ſtieg der grollende Gedanke auf: „Warum ſtärb mein herrlicher Vater er, der Stolz meiner Seele, er, der ſö Großes wirkte, ſo lange Jahre in voller Kraft wirken konnte, — er, ohne den das Leben für mich ein ödes, ungelößtes Räthſel iſt, ohne den ich allein, einſam, verlaſſen bin? Wollteſt Du mich züchtigen mit Schmerz und Leid, warum nahmſt Du nicht jene ſtille, bleiche Frau zu Dir 2 Sie gehörte Dir ſtets mehr als uns und mein Vater, o Gott, mein theurer Vater ſtand freudig und ſtark mitten im Leben und war mein Schirm und mein Schutz!“ Immer kehrte derſelbe finſtere Gedanke, böſe zudringliche Gaſt aus der Hölle wieder und umlagerte ihr Herz, daß es ſich nicht der milden Liebe der Mutter erſchließen konnte, ſondern immer bittrer in Groll 80 Leid wurde. * der Strahlend leuchtete mit wärmerem Lichte die Märzſonne in das große Gemach, in welchem die Leiche des Präſidenten in reich verziertem Sarge lag. Nur wenige Freunde waren gekommen, den Verſtorbenen zur letzten Ruheſtätte zu geleiten, denu der Schrecken der entſetzlichen Krankheit laſtete auf laternen iſt die Straßburger Pferde⸗Lotterie, erſten Gewinne mit 25% Rabatt u. 1130 letzten Gewinne mit 10% Rabatt in baar ausbezahlt wurden, wenn die Gewinne nicht in Natura zu empfangen gewünſcht werden. Sowohl den Pferde⸗ reiche, überſtrömende Liebe für ihr einziges Kind! men. Kavallerie verfolgt ſie, aber bislang wur⸗ den erſt einige gefangen. f — Konſtantin opel, 9. Nov. In der Stadt Erzerum wurden geſtern durch mehrere Erdſtöße eine Anzahl Häuſer zerſtört. Die meiſten Gebäude darunter ſolche fremder Konſulgte, ſind beſchädigt und zeigen Riſſe. ſchenleben ſind nicht zu beklagen. Eingeſandt. Hieſige Einwohner, welche mit den letzten Zügen ankommen, beklagen ſich ſchon längere Zeit Opfer an Men⸗ darüber, daß niemals eine Straßenlampe ihren Weg beleuchtet, während die früheren Petroleum immer um jene Zeit brannten. Wenn man ſich nun für verpflichtet fühlt, in den früheſten Frühſtunden „ ſtrahlen zu laſſen, ſo muß man auch den richtigen l Schluß ziehen und dafür Sorge tragen, daß abends ö bis Oder ſoll das ein Fortſchritt ſein, ſämmtliche Laternen der Stadt er⸗ Uhr alle Lampen brennen bleiben. wenn man am Anfang des 20. Jahrhundert genötigt wird, ſich mit Handlaternen am Bahnhof abholen zu laſſen? Beachtenswert, beſonders in Elſaß⸗Lothr., bei welcher trotz der hohen Steuer faſt die Hälfte der Ein⸗ nahme für Gewinn verwandt wird. Von be⸗ ſonderem Werthe iſt die Einrichtung daß die 34 züchtern, ſowie den Handwerkern fließen durch die Straßburger Pferde⸗Lotterie ſchöne Einnahmen zu, und iſt es daher wohl am Platze, dieſe Lotterie durch tüchtigen Loosankauf zu fördern. Der Haupt⸗ treffer beträgt 10000 Mark im Werthe oder baar ohne Abzug 7500 Mark. Gegen Einſatz von nur 1 Mark 11 Looſe 10 Mark beim Generalagenten J. Stürmer Langeſtr. 107 Straßburg in Elſaß und allen Loosgefchäften zu haben. Die Ziehung findet ſchon dieſe Woche den 16. November ſtatt und beeile man ſich daher mit dem baldigen Ein⸗ kauf, da die Zeit kurz u. der Vorrat zur Neige geht. Maggi's altbewährte Suppen⸗ und Speiſen⸗ kann würze bietet namentlich auch den weniger bemittelten Ständen den unſchätzbaren Vorteil, ſich bei ein⸗ facher, ſparſamer Zubereitung geſunde und ſchmack; hafte Speiſen zu verſchaffen. allen Gemüthern. Als der Zug ſich langſam fort⸗ bewegte ſtimmte der Chor in getragenen Tönen an; „Wie ſie ſo ſauft ruhn!“ Schüchtern und leiſe weinend nahte ſich die Witwe der Waiſe, die unbe⸗ weglich ſtand, den Blick auf die Stelle gerichtet, da ſie zum letzten Male das Antlitz des Todten geſehen hatte. „Dort“, ſagte die Muttet und wies mit überſtrömenden Augen gen Himmel. „Nein, dort!“ erwiederte Helene finſter und ſtürzte händeringend und krampfhaft ſchluchzend zur Erde nieder. * 5 * Der Frühling hatte ſeine freudenreiche Herr⸗ ſchaft angetreten; die Vögel ſangen, die Bäume grünten und die Blumen blühten. Ueberall erwacht neues Leben und neue Freude, uur der Friehofe behielt ſeine ſtillen Bewohner und wie auch die Blumen und Büſche über den Gräbern wuchſen und grünten, die Todten da unten wurden von dieſem Auferſtehungsliede der Natur nicht erweckt. So dachte Helene, als ſie müden Schrittes von der Ruheſtätte des Vaters, der ſie reichen Frühlings- ſchmuck verliehen hatte, wieder nach ihrer Wohnung zurück kehrte. Beide Frauen hatten gewünſcht, das Haus nicht zu verlaſſen, in dem ſie ſo lange Jahre glücklich geweſen waren, ſo hatten ſie die reich ausgeſtattete, elegante Wohnung im erſten Stock⸗ werk des Hauſes mit einem kleinen, freundlichen Quartier zwei Treppen höher vertauſcht, und hier wohnten nun Mutter und Tochter mit ihrem tiefen Leid, umgeben von all den Dingen, die ſie an die vergangene Zeit des Glückes erinnerten. Helene hatte die Wohnung ſchon vor Jahren gekannt, da ſie doch ein kleines, heitres Ding war, das neugierig in jede Thüre guckte und überall gern empfangen wurde. 6 8 (Fortſetzung folgt.)