Anzeigen: frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. ———— Anzeiger für Ladenburg und Umgegen „ Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. ö Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. d. — Mittwoch, den 13. November der N Agenee Havas“ beſagt, der sülkiſche Miniſter des Auswärtigen hat in einem Schreiben kraft eines kaiſerlichen in dieſem Schreiben erwähnten IJades erklärt, daß die Pforte, nachdem ſie den zuerſt erhobenen franzöſiſchen Reklamationen — eniſprochen hat, und indem ſie die neuen fran⸗ zöſiſchen Forderungen anuimmt, 1) legale Exi⸗ — ſtenz unſerer gegenwärtig beſtehenden Schulen anerkennt und ihnen Sollfreiheiten in Gemäßheit der beſtehenden Verteäge und Monventionen züpilligt; 2) legale Exiſtenz unſerer gegenwär⸗ lig beſtehenden Hoſpitäler und religiöſen Swecken Uhr, Nenenden Anſtalten anerkennt und ihnen Be— E freiung von der Grundſteuer zubilligt, ſowie ſonſtige Sollfreiheiten in Gemäßheit der be⸗— ſtehenden Verträge und Honventionen; 3) die Pforte genehmigt den Bau, die Wiederher⸗ ſtellung oder Vergrößerung von die Schulzwecken, Zwecken der Ukankenpflege oder religiöſen Swecken dienen, und während der Ereigniſſe, 1895, 1896 in der oſtaſiatiſchen Türkei oder in auf g h im Ji 5 ſtört worden ſind; 4) die Pforte verpflichtet ſich als mit Recht beſtehend anzuerkennen: Gründungen, Vergrößerung von Bauten oder Herbeſſerungen, zu welchen Frankreich in Su⸗ Volstant kunft ſchreiten ſollte, wenn die Pforte von der —— AJeſcht Frankreichs in Kenntnis geſetzt iſt und burg. die kaiſerliche Regierung binnen 6 Monaten „ deige Einwendung gemacht hat; 5) die Pforte der am Heſtätigt die Wahl des chaldäiſchen Patriarchen. Außerdem iſt der franzöſiſchen Botſchaft in Honſtantinopel Kenntnis gegeben worden von den Schriftſtücken, welche darthun, daß die ohen erwähnten Entſcheidungen zur Ausführ⸗ 9 Ahr Ang Ein ſtolzes Herz. N Novelle von A. Schmidt. 1 „Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „So weißt Du ſchon —“ begann Helene. u eulen Was ſoll ich wiſſen, mein Kind 9“ unterbrach Stall. der Vater. „Ich komme ſoeben aus meinem Frey. Mean, bin angegriffen und möchte zu Hauſe bleiben. leit Geht allein auf den Ball!“ „O, Vater, Du weißt, ich gehe nicht geen ihne Dich! Mama iſt gewiß gut, aber ſie kann kr Deine Gegenwart nicht erſetzen. Es wird Dir Anier Menſchen beſſer werden; Du trinkſt ein Glas kalt.“ möge zu Hauſe bleiben, chörichter Angſt, wenn eins von den Ihren von leichtem Unwohlſein befallen war; doch ſie wußte, daß man freundlich ihrer Beſorgniß en Bitten nachzugeben. Sie ſchwieg daher. Der Präſfident erfüllte den Wunſch der Tochter und wenige Minuten ſpäter trat Helene an ſeinem um in den bellerleuchteten Saal. Sie grüßten leide nach allen Seiten; die Präſidentin hing jedoch Ait ängſtlichen Blicken an dem Geſicht des geliebten Mannes, welches ihr bleicher erſchien, als ſie es je geben geſehen hatte. Der Ball begann und Mlene ſog in vollen Zügen den berauſchenden Duft Honſtantinopel abſpielten, beſchädigt oder zer⸗ 0 5 5 eis zen, Linie einen proviſoriſcher Verkehr 1901. ung gebracht ſind. Unter dieſen Umſtänden, benachrichtigte der Miniſter Delcaſſe die Pforte, nimmt Frankreich die diplomatiſchen Bezieh⸗ ungen wieder auf und hat dem Admiral Caillard ſoeben den Befehl zugehen laſſen, Mytilene zu verlaſſen. Deters burg, 9. Nov. Der Finanz⸗ miniſter Witte richtete an Haiſer Nikolaus folgendes Telegramm: „Am 19. Juli 1891 legte Eure Majeſtät eigenhändig in Wladiwo⸗ ſtock den Grundſtein zum erſten Glied der großen ſtbiriſchen Eiſenbahn. restage Ew. Majeſtät Thronbeſteigung, iſt die Linie der großen chineſiſchen Eiſenbahn beendet. Aus voller Herzensfreude wage ich, Eurer Majeſtät meinen unterthänigen Glückwunſch zu dieſem hiſtoriſchen Ereigniß darzubringen. Gebäuden, nicht völlig fertig. ſchwierigen die ſich in den Jahren 1894, Bahn für den beſtändigen und Wein um Dich zu erwärmen, denn Deine Hand iſt Wie gern hätte nun Frau Stein gebeten, man denn ihr Herz bebte in lachte, ohne diejenigen, die ſich Becher Mit der Schienenlegung in einer Länge von 2400 Werſt von Transbaikalien bis Wladiwo⸗ ſtok und Port Arthur iſt in der Mandſchurei beendet, wenn auch Trotz der ausnahmsweiſe Bedingungen und Serſtörungen Heute, am Jah⸗ unſer Unternehmen noch eines großen Teils der Linie im vorigen Jahre kann vom heutigen Tage an auf der ganzen Ich hoffe daß binnen 2 Tagen alle noch übri⸗ ſtattfinden. gen Arbeiten zu Ende geführt werden und die . regelmäßigen Verkehr eröffnet wird.“ — Der Maiſer erwiderte Bekanntmachung Großh. hierauf: „Ich dauke aufrichtig für die freudige Mitteilung und beglückwünſche Sie zu Beendigung eines der größten Eiſenbahnunter⸗ nehmen der Welt in ſo kurzer Friſt inmitten unglaublicher Schwierigkeiten.“ London, 9. Nov. peſche meldet, der Tod Li⸗Hung⸗Tſchangs ſei durch Aufregung infolge einer ſtürmiſchen der Uhr wurde das 3jährige Sodawaſſerfabrikanten Merdes von der Lokomo tive der Nebenbahn erfaßt und ſofort getötet Da das Unglück in einer breiten und graden Eine Pekinger De⸗ N Unterredung mit dem ruſſiſchen Geſandte Leſſar beſchleunigt worden, wobei Li erklärte, er ſei inſtruiert, den Mandſchurei⸗Vertrag vo der Unterzeichnung den europäiſchen Mächten zu unterbreiten. i Verſchiedenes. — Ladenburg, 12. November. Der letzte Sonntag war für hier wieder ein kritiſcher Tag erſter Ordnung. Nachdem an verſchiedenen Plätzen der Hauptſtraße ſchon vor Mitternacht ein gehöriger Radau gemacht wurde, ſo artete derſelbe nach Mitternacht in der Neuen Anlage zu einem wahren groben Unfug aus, wobei auch geſchoſſen wurde, und eine Kugel in das im 2. Stock befindliche Schlafzimmer des Herrn Fabrikanten Sittig flog. Es iſt überhaupt ſchor längere Zeit unmöglich, vor Mitternacht an Sonntagen zur Ruhe zu kommen und wäre es an der Zeit, hierin Wandel zu ſchaffen. E ſcheint, daß Ladenburg Sonntags bei Nacht ein Vexpierbild iſt, zu finden iſt. — Ladenburg, 12. Nov. Wir mache hiermit alle invalidenverſicherungspflichtige Perſonen insbeſondere die unſtändigen Arbeiter, welche di Beiträge zur Invalidenverſicherung ſelbſt entrichten, auf die im Anzeigetheil befindliche diesbezüglich Bezirksamts Mannheim wo die Nachtwache ſchwer darin aufmerkſam. — Edingen, 9. Nov. Heute Mittag Töchterchen des hieſigen Ortsſtraße geſchehen konnte, iſt ein deutlicher Be⸗ weis, daß man Straßenbahnen überhaupt nich erlauben ſollte, durch Ortsſtraßen zu fahren. des Weihrauches ein, den man ihr heute reicher denn je ſtreute. Als ſie jedoch in einer Tour der Quadrille ihren Vater mit verblaßten Lippen an einem Pfeiler lehnen ſah, eilte ſie nach einer flüchtigen Eutſchuldigung gegen ihren Tänzer zu dem theuren Kranken und erkundigte ſich mit bangen Worten nach ſeinem Be⸗ finden. Der Präſident verſuchte zu lächeln und ſie zu beruhigen; doch ſie wollte ſuchen, um den Ball zu verlaſſen. nicht zu. „Ich gehe Er gab allein, mein Kind, haſtig die Mutter es lege mich zu Bett und bin morgen früh ganz geneſen; es iſt ein leichtes Fieber, das ſchnell verfliegt. Du bleibſt hier — ich wünſche es — grüße Mama.“ Und der Präſident hatte ſich entfernt, bevor neuern konnte. geſtört; einen Augenblick hegte ſie den Vorſatz, ihre Mutter aufzuſuchen, um mit ihr dem Vater zu folgen, dann aber riß ſie der Strom des rauſchenden Ver⸗ gnügens mit fort und ihre gerötheten Wangen er⸗ die Schönheit ihres edlen Antlitzes. Auch nur ungern zur Anerkennung ihrer reichen Vorzüge herbeiließen, bewunderten ſie heute, ſchauten ſeufzend und verlangend zu, wie das ſchöne Mädchen neuen Reiz aus dem überſtrömenden der Jugendluſt trank. Ihre Mutter war unterdeſſen bangen Herzens dem heimgekehrten Präſidenten gefolgt; ihre tanzende Tochter hatte ſie dem Schutze einer befreundeten Dame empfohlen. höhten Todesengel entfliehn. Helene ihre Bitte, mit ihm gehen zu dürfen, er⸗ richtete ſie bald angſtvoll auf das Antlitz des Arztes. Die Freude des Feſtes war ihr Zu Hauſe fand die ſorgende Frau den Gatten ernſtlich erkrankt; heimlich ſchickte ſie nach dem Medizinal rathe, den ſie an einem Spieltiſch geſehen hatte Er kam, und als er den Kranken ſah, zitterte di Haud mit der er die goldene Doſe öffnete; erſchreck 5 blickte ihn die Präſidentin an und mit ahnendem Schmerze, ihr Antlitz verhüllend, flüſterte ſie er⸗ ſterbenden Tones: „die Cholera?“ i Der Arzt bedeutete Schweigen und nun be⸗ gannen jene auſtrengenden Bemühungen, mit denen man zuweilen, aber ach wie ſelten, dieſer furcht⸗ baren Krankheit ihre leidente Beute entriß. Todten bleich, aber feſt und bedächtigt unterſtützte die Frau des Kranken den Arzt; mit leiſer Stimme gebot ſie den erſchreckten Dienſtboten, nur das Auge Es war ihr, als lagere der Todesengel an de Thüre des Gemaches und erwarte unerbittlich, bin die Leuchte des Lebens erloſchen und er den theures Körper in ſein Reich führen werde. Und nun gedachte ſie ihres frohen Kindes, das im Schmucke duftender Blumen und bunter Ge wänder in der Todesſtunde des Vaters auf dem Altare der Freude die gewohnten Opfer brachte. „Ruft ſie“, gebot ſie dem erſchütterten Diener — doch ehe dieſer das Haus verlaſſen hatte, erſchien Helene an der Thüre und es ſchien der Mutter als müſſe vor ihr, dem Bilde reichſten Lebens, der Doch ſeine ſchweren, düſteren immer mächtiger um die mit S chwingen rauſchten