Preis vierteljährlich Mark 1. Anzeigen: Anzeiger für Lädenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. hct mit illuſtrirtem Sonntagsblatt f frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Truck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ —— Mittwoch, den 6. November * — Mannheim, 4. Nov. (Hochſchule Muſik. Frau Concertſängerin Maria Schott⸗ Mohr aus Harlsruhe iſt als Geſangslehrerin an die hieſige Hochſchule für Muſik berufen — 2 n 5% worden. Frau Schott⸗Mohr iſt dazu auserſehen, 90 Frl. Mali Teubner zu erſetzen, die nach Paris 0 Loce übergeſiedelt iſt, um mit einem geſchätzten Mit⸗ 55 glied der dortigen Citteratenwelt ſich zu ver⸗ 1 Rählen. Frau Schott⸗Mohr erfreut ſich in 1 der Kunſtwelt eines außerordentlichen günſtigen Ahedlete Rufes, Als pädagogiſche Kraft ſtehen ihr, 8 die ihre Aus bildung bei Stockhauſen und Dre. E Krückel empfangen, die beſten Keſultate und Wr warme Anerkennungsbeweiſe bewährter Auto⸗ 0 ritäten zur Seite. — Mannheim, 1. Nov. Geſtern Nach⸗ ark Mittag zwiſchen 2 und 3 Uhr hat ſich der 3 0 ſchoſſen. verbracht. — Heidelberg, l. Nov. Seine Leiche Geſtern Abend fall, daß durch Scheuwerden der Pferde hieſigen Bezirksamt thätigen 70 Jahre alten Neblſor Mayer, welcher von ſeiner Frau begleitet war, von einem Amtsgange in Heiligkreuzſteinach zurückführte, der Wagen den ca. 12 Meter tiefen Aohang hinunterſtürzte, die Deichſel brach und die Pferde gegen Schönau zu in raſendem Laufe und ſonſt noch ſchwere Verletzungen davontrug. Jahre alte Mechaniker Karl Facko von Wien im Friedhofpark dahier auf einer Sitzbank aus noch unbekannter Urſache mittelſt eines Revolvers er⸗ wurde auf den Friedhof hing. Paffirte in Altneudorf dadurch ein ſchwerer Un⸗ eines Fuhrwerks von Benders Anſtalt, welches den am Reviſor Mayer, der ſammt ſeiner Gemahlin mit dem Wagen herunterſtürzte, erlitt einen ſehr ſchweren Beckenbruch. Frau Reviſor Mayer kam, abge⸗ ſehen von einigen ungefährlichen Quetſchungen und. Abſchürfungen mit dem Schrecken Den Kutſcher, ebenfalls verletzt, trifft keine Schuld. — Gberbach, 3. Nov. Geſtern Mittag wurde an der Neckarbrücke die letzte Niete der Eiſenkonſtruktion eingeſchlagen. Zu dieſem Akte hatten ſich u. A. der Gemeinderath und die Brücken⸗ kommiſſion eingefunden. Der bauleitende Ingenieur, Regierungsbaumeiſter Drach, Monteur Weber und Herr Bürgermeiſter Dr. Weiß hielten kurze Anſprachen, worauf die Einſchlagung der Niete erfolgte. Alle andere Arbeiten ſind ſo weit vor⸗ geſchritten, daß die Eröffnung der Brücke vor Winter als geſichert betrachtet werden darf. — Pforzheim, J. Nov. gräßlichen Unglück wurde geſtern die Familie des Kabinettmeiſter Herm. Jäger in der Kallhardt⸗ ſtraße betroffen. Als geſtern Nachmittag der Rechen am Kanal des Elektrizitätswerks geſäubert wurde, machte der betreffende Arbeiter die Wahr⸗ nehmung, daß an demſelben ein ſchwerer Körper Als man ihn emporzog, war es die Leiche eines kleinen Knaben, der alsbald als das vier⸗ einhalbjährige Kind Willi des Obengenannten erkannt wurde. Man kann ſich den Schmerz der armen Eltern kaum vorſtellen, als ſie ihr älteſtes dahinſprengten, wobei ſie den etwas ſchwerhörigen, die Landstraße darhergehenden Weber Layer über⸗ kannten, ſo daß er einen ſchweren Schädelbruch Italieners Kind, dos kaum eine Stunde zuvor geſund und fröhlich von ihnen gegangen, leblos widerſahen. — Schopfheim, 31. Okt. In dieſer Nacht brach in dem leerſtehenden Bretterſchopf bei dem unbewohnten Hauſe des Färbereibeſitzers Eugen Hummel in Wehr Feuer aus, welches den Schopf ſowie den Dachſtuhl des Hauſes zerſtörte. Das Feuer ſcheint durch Unvorſichtigkeit eines entſtanden zu ſein, welcher für ſeine Arbeitsgenoſſen in dem Schopf das Eſſen kochte. davon Von einem —— Derſelbe wurde, lt. „Markgr. Tgbl.“, wegen fahrläſſiger Brandſtiftung verhaftet und Großh. Amtsgericht vorgeführt. Der Schaden beträgt etwa 2000 Mark. Der Beſchädigte iſt verſichert. — Lörrach, 4. Nov. Wegen Nahrungs⸗ ſorgen erſchoß ſich in Warmbach der 75jährige Privatier und Verſicherungsagent L. v. Grolmann. Vor ſeiner verzweifelten That richtete der Un⸗ glückliche, der ſich wiederholt ohne Erfolg mit der Bitte um Unterſtützung an wohlhabende Ver⸗ wandte gewendet hatte, rührende Abſchiedsbriefe an ſeine Freunde. Grolmann war Landwehr⸗ officier und ein Neffe des Generals Grolmann. Vor vier Jahren bewirthſchaftete er das Gut Theodorshof bei Rheinfelden. In ſeinen Ver⸗ mögensverhältniſſen kam er immer mehr zurück Die That dürfte bereits am Samſtag erfolgt ſein — Ober Abſtein ach, 2. Nov. In Verfolg unſerer Mittheilung in Betreff des aus dem Gefängniß entlaſſenen Schwöbel aus Siedelsbrunn und des ſtatt des Schwöbel ver⸗ hafteten Knapp von Unter⸗Abſteinach können wir heute ergänzend berichten, daß nun auch der damals geſchlagene und ſehr ſchwer ver ⸗ wundete Heiß und deſſen Bruder von Vöckels⸗ bach verhaftet worden ſind. Die Gebrüder Heiß haben nämlich beſchworen, Schwöbel habe den verhängnißvollen Schlag geführt, obwohl ſie damals vor einem leichtfertigen Sid ſehr und eindringlich gewarnt worden waren. Alles half nicht. Sie beſchworen, Schwöbel ſei der Miſſelhäter, worauf Schwöbel zu 26 Monaten Gefängniß und in die ſehr bedeu⸗ tenden Koſten nebſt Schadenerſatz verurtheilt wurde. Vun geſtand Knapp ſelbſt ein, daß er den Schlag geführt habe. Die Gebrüder Heiß haben ſich alſo wegen ihres Sides zu verantworten. al- bet wird an ſeinem Aufkommen gezweifelt. Herr An Auf den Wogen des Lebens. U. In ach Novelle von P. Herrkorn. . I. Schluß. (Nachdruck verboten.) 9 Ein tiefer Ernſt hatte ſich auf Herberts Geſicht lſchkol gelagert, als er Wanda den Arm bot, um ſie zu i zum Gu Ach zu führen, er fühlte es, wie ihre Hand zitterte; 11 aber er ſagte kein Wort. hel. I berr Waldburg“, ſagte Wanda mit Thränen Me den Augen, während ihr Fuß ſtockte, „ich habe eine große Bitte an Sie, ſuchen Sie es zu ver⸗ ons Kindern, daß ich morgen in Herrn Liudenſtröms Moor nach Thieſſow fahren muß. Es liegt mir che Aberhaupt ſo unendlich viel daran, ſeine Perſon ſo kohlen Mel als möglich zu vermeiden.“ ö espreiſn „Das ſoll heißen? — frng Waldburg. dor Baß „Daß mir der Bruder meiner Schwägerin in — P paßſender Weiſe begegnet iſt und ich mich direkt . Ihren ritterlichen Schutz begebe. 1 „An den Sie nicht vergebens appellirt haben N 11 ollen;“ klang es beinahe ſchroff zurück. ö 1 a1 . Knapper, kürzer konnte man kaum eine rechte Anwort geben. Dabei blickte Herbert ſo finſter age. And ſchritt raſcher, als es ſeine Gewohnheit war, Krankheit Ait ſeiner Dame nach dem Speiſeſaal. „Herr Waldburg!“ ſagte Wandazfaſt zitternd. „Sie wünſchen?“ frug er kühl. 80 „Was that ich denn, daß Sie mir zürnen ?“ „Sie? Ach nichts. Nur ich war ein eingebildeter ie, ag F überſtigl 30 N. sonen 4 5 25 ff 455 ſind. ſeinen Ton klang es wie Jubel. — Thor, wie konnte ich auch annehmen, Sie würden heute meine Roſen tragen? Kurt Lindenſtröm ſagte —“ „Was er auch geſagt hat in Bezug auf die Roſen“, unterbrach ihn Wanda, „es war ein Wahn bon ihm. Er weiß es jetzt, daß er ſich in einem gewaltigen Irrthum befunden; es ſind Ihre Blumen, die ich trage, Herr Waldburg.“ „In der That? Kurt Lindenſtröm hat vor mir ganz gewaltig renomirt, ich durfte kaum zweifeln. Und ſollten ſich die Roſen ſo gleich ſehen ?“ „Ganz gleich, wie von einem Stamm, trotzdem ſie vielleicht aus verſchiedenen Blumenhandlungen Alſo blicken Sie nicht ſo finſter drein, das ſteht Ihnen nicht,“ ſagte Wanda mit Schelmerei. „Achten Sie denn darauf?“ frug er und durch „Gewiß., Er drückte leiſe ihren Arm * ächelte ſelig. * * 1 Ueberall in den Stranddörfern war Leben und Bewegung, hier und dort rüſtete man zum Feſt, es darauf hinter dem andern ihrem Beſtimmungsorte zu. . F e wurden Boote geſäubert, Segel gehißt, hohe Drähte zu farbigen Lampions und Blumengewinde angebracht. Und als die Zeit gekommen, verkündeten vier laute Glockenſchläge die Abfahrt der zahlreichen Boote. Die ſtattliche Segel⸗Regatta nach Thieſſow ſetzte ſich in Bewegung. Das Muſikchor im erſten Boote voran zogen die kleinen Segelſchiffchen eines Am Ufer ſtanden ſchon viele Bewohner der be⸗ nachbarten Ortſchaften und ſchwenkten zum Will⸗ kommen die Hüte und Tücher. Die Boote ſtießen nach einander uns Land und paarweiſe, wie ſie mit einander gefahren waren, ſchritten die Feſttheilnehmer zu den feſtlich mit Blumen geſchmückten Räumen. Herbert und Wanda hatten unter einer herrlichen Buchengruppe Platz genommen und ſchauten auf das bunte Gewoge, das ſich ihren Augen darbot. „Nich wahr? dieſes Bild iſt reizend?“ bemerkte eben Wanda, „ich ſehe ſo gerne fröhliche Menſchen und freue mich, wenn auch die weniger gut ſituirten Leute etwas vom Leben haben, die ſich jahraus, jahrein um kargen Lohn das Nothwendige zum Leben abringen müſſen.“ 8 „Es iſt ſehr hübſch, daß Sie für die arbeitende Klaſſe ein Herz haben, Sie werden dann auch eine gute Hausfrau werden und das Band finden, das Herrin und Magd verbindet, was eben zum häus⸗ lichen Frieden unverläſſlich iſt.“ „Sage keine von uns, wie ſie ihr Leben als Hausfrau einrichten wird, mit dem kleinen Wörtchen „ja“ vor dem Altar, wird alles anders. Die beſten tüchtigſten Mädchen wurden ſchlechte Hausfrauen und die im Elternhauſe garnichts leiſteten, verwandelten ſich und wurden echte Prieſterinnen des häuslichen Herdes,“ bemerkte Wanda ſchelmiſch. Herbert lächelte: „Sie meinen alſo, es ſei zweifelhaft, was noch aus Ihnen werden wird?“ „Ganz gewiß“, nickte Wanda, „ich würde