Verſchiedenes. — Mannheim, 51. Okt. Geſtern Abend fand eine ſehr ſtark beſuchte, von der Deut⸗ ſchen Landwirthſchafts⸗Geſellſchaft zu Berlin einberufene vorbereitende Verſammlung mit der Tagesordnung „Die 16. Deutſche land⸗ wirthſchaftliche Wanderausſtellung zu Mann⸗ heim vom 5. bis 10, Juni 1902“ in der Aula des Realgymnaſiums ſtatt. Erſchienen waren pon hier die Spitzen der Staats-, Stadt⸗ und Militärbehörden, der Eiſenbahnverwaltung und der Handelskammer für den Ureis Mann⸗ heim, ferner die Kepräſendanten des Handels und der Induſtrie. Den Dorſitz führte Ober⸗ bürgermeiſter Beck, der die Begrüßungsan⸗ sprache hielt. Als Keferenten über die Aus⸗ ſiellung ſprachen Landesökonomierath Wölbling⸗ Berlin und Kegierungbaumeiſter Schiller⸗Berlin. Heute und morgen ſollen ſich, wie die „N. B. Ebszig.“ hört, die verſchiedenen Cokalkomitees bilden. f — Mannheim, 30. Okt. Seit dem in Hannover verſchwunden. Dieſelbe iſt demſelben Tage auf die Straße gegangen, um zu ſpielen, und nicht wieder zurückgekehrt. Es muß angenommen werden, daß das Kind perſchleppt, von Sigeunern entführt, oder ſonſt pon anderen Perſonen feſtgehalten wird. Es i ca. 1 Meter groß, ſchlank und die ſind hellblond lockig. Haare Die Kleidung beſteht aus blau und weißem hell karrirtem Waſchkleid mit kurzen Aermeln, einer blauen und weiß⸗ geſtreiften Schürze, hellbraunem Unterrock, ſchwarzen Strümpfen und Unopfſtiefeln. An der linken Hand hat das Hind eine Warze. Um ſachdienliche Mittheilungen an die Polizei war verheirathet und hinterläßt zwei Kinder. wird erſucht. Anzeigen: Anzeiger für Ladenburg und Umgegen Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt 8 frei ins Haus, Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Samstag, d en 1. Novomber —ç— — — e heidelberg, 29. Okt. Auf dem Stein⸗ zug, der geſtern Abend 8 Uhr 15 Minuten die Station Handſchusheim paſſirte, befand ſich außer dem Zugführer und Heizer der Schaffner Heinle aus Edingen, einer der älteſten Ange⸗ ſtellten der Nebenbahn. Auf der Station Schlachthaus Heidelberg wurde derſelbe ver⸗ mißt. Der um 9 Uhr von Heidelberg kom⸗ mende Derſonenzug fand ihn, an der Halte⸗ ſtation Roſengarten, todt auf der Strecke liegen. Die Räder waren dem Bedauernswerthen über den Hals gegangen, der ſchreckliche Verletzungen, ebenſo der rechte Arm. Herr Dr. Herbig, der alsbald am Platze war, konnte nur den Tod conſtatiren. Um 11 Uhr erſchien die Gendarmerie, um den Thatbeſtand aufzunehmen. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und zwei kleine Minder. — Wiesloch, 30. Okt. regt in Dielheim die Verhaftung des Kronen⸗ wirths Thome, welcher ſeine Frau unmenſchlich That. 18. Auguſt d. J. iſt die 6jährige Eliſe Kaſſel gefahr ſchwebt und in die Klinik nach Heidelberg 5 an mißhandelt haben ſoll, ſo daß dieſelbe in Lebens verbracht werden mußte. — Appenweier, 29. Okt. Heute Nach⸗ mittag kurz vor 5 Uhr iſt lt. „Ort. B.“ beim Manöveriren eines Arbeitszuges der ledige Bahn⸗ arbeiter Anton Armbruſter von Oensbach über⸗ fahren und ſofort getödtet worden. — Kehl, 30. Okt. Heute Vormittag gegen 10 Uhr verunglückte im hieſigen Elektrizitätswerk ein Arbeiter namens Lang, indem er der „K. Z.“ zufolge mit der elektriſchen Leitung durch welche ein Strom von 3000 Volt Spannung ging, wahr⸗ ſcheinlich durch Unvorſichtigkeit in Berührung kam. Der herbeigerufene Arzt konnte nur den ſofort ein⸗ getretenen Tod konſtatieren. Der Verunglückte 57 Jahre alte Kopf zeigte du erhängte ſich dann, nachdem er des Simon gefunden. Aufſehen er⸗ aus Toulon meldet, Admirals Caillard nach der — Bonndorf, 30. Okt. Die Einwohner von Oberwangen getrauen ſich, nachdem 4 An⸗ weſen durch Brandſtiftung zerſtört und letzte Woche am Haus der Geſchwiſter Iſele wieder Feuer gelegt wurde, kaum mehr zu ſchlafen; die meiſten legen ſich in den Kleidern zu Bett. Täglich werden, lt. „Konſt. Ztg.“ die jetzt noch ſtehenden 14 Wohnſtätten durch die Gendarmerie abgeſucht. — Kirchheimbolanden, 30. Okt. Der Schreiner Heinrich Zundel in Einſelthum (im Zellerthal) erſchlug geſtern Abend 7 Uhr am Weinfaß im Keller ſeinen 62 Jahre alten Bruder, den Ackermann Simon Zundel und das Hausthor zugeſperrt hatte, auf dem Speicher. Der zur That gebrauchte Hammer wurde neben der Leiche Die beiden Brüder waren ledig und bewohnten ein Haus. Ein Neffe, der ſpäter Kohlen brachte, entdeckte nach dem Ein⸗ dringen in das verſchloſſene Haus die ſchreckliche Brudermord iſt lt. „Zellerth. Ztg.“ auf einen Streit zurückzuführen — Bern, 31. Okt. Geſtern Nachmittag 3.50 Uhr wurde in der Schweiz an verſchiedenen Orten ſtarke Erdbeben verſpürt, ſo in Zürich, Davos und Chiaſſo. — Paris, 51. Okt. Wie der „Figaro“ hatte Admiral aigret vor mehreren Tagen den Befehl erhalten, ſämmtlichenSchiffen des Mittelmeer⸗Geſchwaders Proviant einzunehmen und ſich zum Aus laufen bereit zu halten. SGeſtern Nachmittag verließ die Flotte den Hafen, die eine Diviſion kehrte aber bald nach Hhyers zurück, während die andere aus zwei Panzerſchiffen und zwei Kreu⸗ zern beſtehend unter dem Befehl des Contre⸗ Levante weiter Auf den Wogen des Lebens. Novelle von P. Herrkorn. 9. Schluß. (Nachdruck verboten.) Am Ende des Korridors führte in dieſem Augen⸗ lick der Hoteldiener einen neu angekommenen Gaſt is Haus. Der fremde Herr grüßte flüchtig, aber Wanda und Kurt achteten gar nicht auf ihn, ſondern gingen gemeinſam die Trepe hinab, um ſich erſt in der Veranda zu trennen. e 7. 0 . 5 Es war noch ziemlich frühe am Morgen des hächſten herrlichen, heiteren Tages. Der Thau hing noch an den Gräſern, als ſich Wanda aufmachte, um die Anhöhe zu erklimmen, von der ſie das Dorf auf einer und die See anf der andern Seite ſehen konnte. Ach, dieſes Alleinſein, umrauſcht von dunkeln Föhren und dieſes Wogen der See, die immer das alte Lied verkündet: „Auf und nieder in Luſt und Weh!“ Wie wunderſam wurde Wanda davon be⸗ rührt. Ihren Bruder Richard hatten die Schickſals⸗ wogen in die Höhe getragen, viel höher als er jemals zu hoffen gewagt hatte, und wie würde ihr Loos fallen 2 Sie hatte den Kopf in die Haud geſtützt und träumte, dann griff ſie in die Taſche und holte Herberts Bild hervor, ſie ſah lange darauf nieder, Bährend ein glücliches Lächeln über ihr Geſickt V 8 als hätte ſich Blei an ihre Sohlen geheftet. Wer weiß, wie lange ſie ſo ſinnend dageſeſſen, da hörte ſie deutlich Schritte; es hatte jemand dieſelbe Neigung wie ſie früh morgens von dem Fichtenhain aus Seeluft zu athmen. Bild in den Falten ihres Kleides zu verbergen, als auch ſchon ein ſchlanker, junger, tief brünetter Herr die Anhöhe erreichte. Wanda erkannte ihn auf den erſten Blick, wenn ſie ihn auch nicht zu dieſer Zeit erwartet hatte, aber eben hatte ſie doch an Herbert Waldburg gedachte und nun ſtand er vor ihr in ſeiner ganzen männlichen Schönheit. Es war wie in einem Märchen. Sie wollte aufſtehen, aber ihre Füße verſagten den Dienſt, Se inen ehrfurchtsvollen Gruß erwiderte ſie artig, während flammende Röthe ihre Wangen bedeckte. Dann ſah ſie auf, und als ſich ihre Blicke begegneten. da wußten ſie es beide, ſie hatten es nicht vergeſſen in f den langen Jahren, die nun vergangen waren. „Das iſt ein ſchönes, unerwartetes Zuſammen⸗ treffen, Fräulein Wanda. Dafür bin ich dem Schickſal beſonders dankbar und will es als ein gutes Zeichen nehmen,“ begann Waldburg. „Ach, ich kaun Ihnen garnicht ſagen, wie ſehr ich mich freue, Sie und Richard wie auch die Familie Linden ⸗ ſtröm wiederzuſehen; die letztere kenne ich von jener Zeit, da ich in Liverpool wohnte, bevor ich mich nach Amerika einſchiffte.“ Befangen, verwirrt ſchaute Wanda auf und da ſie das fühlte, fragte ſie ſchnelln! 0 Sie hatte kaum Zeit, das „Hatten Sie eine gute Ueberfahrt, Herr Wald“ burg ?“ Sie wußte kaum, was ſie ſagte, ſo ſtark klopfte ihr das Herz. „Ob ja, das Meer zeigte uns diesmal nicht ſeine Tücke, obwohl ich auch ſchon machen Sturm auf der See mitgemacht habe.“ Allmählich fand ſich Wanda in die Situation und machte nun eine Beſchreibung von Richards gefährlicher Bootsfahrt, bei der er faſt das Leben eingebüßt hätte, und Waldburg ſprach ſein innigſtes Bedauern darüber aus. Dann berichtete Herbert, daß er bereits geſtern eingetroffen, daß es ihm aber doch ſpät geworden ſei, die alten Freunde aufzuſuchen, daß er ſich aber die Ehre geben werde, heute Vormittag der Familie Lindenſtröm ſeine Aufwartung zu machen. Sie hätten ja eine ſchöne Zeit vor ſich, da er mehrere Tage auf der Inſel R. zu bleiben gedenke, dann aber riefen ihn Geſchäfte in die alte Heimath, die zu erledigen er eben über's Meer gekommen ſei. Wanda hätte ihn ſo gerne fragen mögen, ob er ſich jetzt mit ſeinen Verwandten in Deutſchland ausgeſöhnt habe oder ausſöhnen wolle, denn er hatte einſt über ein zerſtörtes Familienglück geklagt, aber ſie wollte ihn nicht trübe ſtimmen. Freilich dachte ſie dabei auch immer an Frau v. Stein, die doch auch ſo unglücklich über das Zerwürfniß mit ihrem Sohne war, und wie mußte eine Mutter erſt um einem Sohn wie Herbert Waldburg trauern! angelangt, Herbert