light⸗ Seit Sthn. — horn um Gänſe erhel. rot Schweilt, . Merkel. ringe Saule, 80 Stenz. — 1 u fia, L. Sie — 80 1 9 2 e e . frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ar. 87 Mittwoch, den 30. Oktober Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, ruck and Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. 1901. Schlimme Seiten. Auf die Frage „wie gehts d“ pflegt heute die Antwort „mäßig!“ oder „ſchlecht!“ ganz erheblich häufiger zu ſein, als die vergnügliche Erwiderung „danke, ganz gut!“ Das allge⸗ meine Urteil über die heutige Seit lautet: teuer und ſchlecht! Die Seiten ſind ſchlecht und das Leben iſt teuer. Die Preiſe faſt aller Le⸗ bensmittel ſind geſtiegen, aber der Verdienſt iſt nicht etwa dementſprechender reichlicher, ſondern ſpärlicher geworden. Swiſchen einigen Profeſſoren der Natio- nalskonomie hat ſich ein ebenſo lebhafter, wie gelehrter Streit darüber erhoben, ob wir uns zur Zeit in einer wirthſchaftlichen Uriſis be⸗ finden oder nicht. Die Profeſſoren der einen Kichtung ſind durch den ſeit Jahresfriſt ein⸗ getretenen wirthſchaftlichen Rückgang durchaus befriedigend und meinen, daß nach reichlicher Erwägung des für und wieder kein Grund porliege, der heutigen wirtſchafllichen Miſere den Titel „Uriſis“ zu verweigern. Die PDro⸗ feſſoren der anderen Richtung ſind ſtrenger in ihrer Anforderung und meinen, daß es uns noch nicht ſchlecht genug ginge, — um von einer Kriſts reden zu können. Das iſt ein recht fruchtloſer Streit um Worte. Wie die „Köchin mit dem Dativ“ meinte: „ich lieb nich uf den dritten Fall, ich lieb nich uf den pierten Fall, ich lieb uf alle Fälle!“ ſo meinen auch wir, die Hauptſache iſt, daß es uns ſchlecht geht. Ob es uns dabei zugleich „kri⸗ iſch“ geht, kann uns ziemlich egal ſein. Daß es uns ſchlecht geht, ſpüren wir alle mehr oder weniger am eigenen Leibe. Der Landmann klagt über die ſchlechte Ernte, der Handwerker über Mangel an Beſchäftigung, der Kaufmann über ſchlechten Geſchäfts gang, ſuchen, deren ſie zur dringend bedürfen. der Großinduſtrielle über den Rückgang ſeines Betriebes und der Arbeiter über das Sinken der Löhne. Die Beamten und die Privatan⸗ geſtellten aber, deren Einkommen zumeiſt das⸗ ſelbe geblieben iſt, klagen wie alle andeten über die Teuerung der Lebensmittel. Und noch mehr zu Herzen gehend, ſind endlich die Klagen derjenigen, die arbeitskräftig und arbeitsluſtig, die des Arbeitsverdienſtes dringend bedürftig ſind, und die doch vergeblich nach der Arbeit Friſtung ihres Lebens N In der Praxis iſt eben die wirtſchaft⸗ liche Kriſis da, ob ſie nun vom wiſſenſchaft⸗ lich⸗nationalökonomiſchen Standpunkt dieſe Be⸗ zeichnung verdient oder nicht. Spürt doch auch das deutſche Reich mit ſeinem 100 Millionen Defizit dieſe Wirtſchaftskriſis am eigenen Hör⸗ per, und nicht minder ſpüren es die Einzel⸗ ſtaaten, welche in der betrüblichen Lage ſind, dieſes Defizit decken zu müſſen. Ja, ſogar die früher ſo viel umworbene preußiſche Staats⸗ lotterie klagt über ſchlechten Geſchäftsgang, und ſie würde noch mehr klagen, wenn nicht der Gewinner des letzten großen Cooſes ſo freund⸗ lich geweſen wäre, aus Vergeßlichkeit ſeinen Gewinn verfallen zu laſſen. Man zerbricht ſich auch allenthalben die Möpfe darüber und ergeht ſich in Drophezei⸗ ungen, wie lange die wirtſchaftliche Depreſſion, unter der wir leiden, und die ebenſo wie über Deutſchland auch über allen andern Cändern lagert, ihr Ende erreichen und einem neuen Aufſchwung der Konjunktur weichen wird. Solch Prophezeihungen ſind gefährlich, weil ſie einer feſten Unterlage entbehren, und weil ſie je nach dem optimiſtiſchen oder peſſimiſtiſchen Standpunkt des Beurteilers ganz eutgegengeſetzt ausfallen. Die OGptimiſten und diejenigen intereſſtierten Finanzkreiſe, welche aus Geſchäftsintereſſe ſo thun, als ob ſich in Bälde „alles, alles wenden“ müſſe, benutzen jeden auch noch ſo unſchein⸗ baren Anſatz zu einer beſſeren Stimmung um alsbald dem großen Publikum, welches ſo gern angenehme Dinge hört, einzureden, daß die wirtſchaftliche Uriſis nahezu überwunden, und daß die Neihe der „finanziellen Swiſchen⸗ fällen“ beendigt ſei. 5 Das Publikum aber denkt: Die Botſchaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube! Die ungeheuren Verluſte, welche das Privat⸗ publikum durch den wirtſchaftlichen Urach er⸗ litten hat, haben ihm einen tiefgehenden „Re⸗ ſpekt“ vor der Induſtrie und noch mehr vor der Börſe beige dracht. Nun wird ja mit Recht geſagt, daß der Kückſchlag in der Indu⸗ ſtrie zum nicht geringen Teil auch auf dem Mangel an Betriebsmitteln, auf dem Rückgang des Kredits beruht. Aber die daran ſich an⸗ ſchließende Aufforderung an das Publikum, deßhalb nun wieder Vertrauen zu unſerer in⸗ duſtriellen Entwicklung zu haben, und dieſes Vertrauen durch die Hergabe weiterer Gel⸗ der zum Ausdruck zubringen, wird nicht viel Gegenliebe finden. Wie es in der Natur der wirtſchaftlichen Entwicklung liegt, daß auf die fetten Jahre die wir von 1895 bis 1900 gehabt haben, di mageren Jahre folgen, von denen wir nu hoffen wollen, daß es weniger als fünf ſein der Natur de werden, ſo liegt es auch in Sache, daß das tiefe und begründete Miß trauen, welches ſich des Kapital befitzender Privatpublikums bemächtigt hat, nicht in Handumdrehen einer optimiſtiſchen Vertrauens ſeligkeit weicht! N — Auf den Wogen des Lebens. Novelle von P. Herrkorn. 8. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) ö Kurt machte eine abwehrende Bewegung und entgegnete hochmüthig: 5 „Im Großen und Ganzen, Mutter, verlieben ſich doch die Mädel in mich und ſetzen mich alle möglichen Raupen in den Kopf; wenn Wanda Lauter⸗ brunn weniger empfänglich für meine Perſon und meinen Reichthum ſein ſollte, würde es mich wundern; ch kann aber weder das Eine noch das Andere hindern. Ich könnte auch in der That nicht bers prechen: ja, ſie wird die Letzte ſein; denn Umſtände erändern die Sache und das Menſchenherz iſt wandelbar.“ Bei den letzten Worten zuckte er die Achſel und ging davon. Mit dem kleinen Jungen des Fiſchers war es, wie es ſich am andern Tage herausſtellte, in der That nicht ſo ſchlimm geweſen, in ſeinem Bettchen gelegen, Händchen gegeben und über die ſchönen Spielsachen aufgeinbelt, die ſie ihm hingebracht. Eine Stunde ſpäter war die ganze Familie den Herrſchaften ein Brief; nachdem er denſelben geleſen, flüſterte er einer Schweſter zu: „Morgen kommt Herbert, er läßt Dich grüßen.“ er hatte ganz ruhig Lindenſtröm wieder im Hotel angekommen, dort empfing Richard einen „Ein ſtrahlendes Lächeln glitt über Wandas Autlitz. „O“, ſagte ſie, „dann bleibt er auch ſicher zum Fiſcherfeſte hier. Wie ich mich darauf freue! Ich habe noch nie ein ſolches Feſt geſehen und kann mir auch keine rechte Vorſtellung davon machen.“ „Ich fürchte, Sie werden recht enttäuſcht ſein, verehrtes Fräulein,“ bemerkte Kurt, indem er lächelnd näher trat. „Denken Sie ſich vorzugsweiſe derbes Fiſchervolk ſtampfend ſtatt tanzend, johlend und ſchreiend ſtatt ſingend, dazu ein wirres Durcheinander ſämtlicher Badegäſte, dazwiſchen eine Muſikkapelle — die zum wenigſten berühmt iſt wegen ihrer Klang⸗ fülle. Das iſt das Fiſcherfeſt auf der Inſel.“ „Laß Dir nichts einreden, Wanda“, nahm Eliſa das Wort, „das Feſt ſoll wirklich ganz reizend ſein, nur Kurt ſpeciell findet wahrſcheinlich daran kein Vergnügen, weil er ſich gar nicht in das Leben dieſer einfachen Küſtenbewohner hineindenken kann, ſich überhaupt nicht bemüht, hier Land und Leute näher kennen zu lernen.“ „Soll ich etwa dieſes einfache Fiſchervolk zum Gegenſtand meines Studiums machen?“ höhnte Kurt. „Ich will ja kein Buch darüber ſchreiben, daß ich mich monatelang auf den Inſeln herumtreiben ſoll, um den Thun und Treiben dieſer Leute auf die Spur zu kommen.“ „Ah! Das war nun wieder eine Stichelei auf Seeromane und die großen Lieblingsſchriftſteller Frau Lindenſtröms. Kurt beabſichtigte wahrſchein⸗ dadurch einen Ausfall gegen ſeine Mutter, die aber deshalb nie mit ihm zankte.“ Freilich ſtand Frau Lindenſtröm auf, ſchützte Kopfweh vor und ſprach die Abbſicht aus, an die See zu gehen; das Braut⸗ paar wie Wanda erklärten ſich bereit, ihr zu folgen. Fünf Minuten mochten vergangen ſein, da kehrte Wanda zurück, um ihr Taſchentuch zu holen, das ſie vergeſſen hatte. Als ſie aus ihrer Thür trat, ſtand Kurt vor ihr und ſagte: „Ich fürchte, verehrtes Fräulein, ich habe mir vorhin Ihre Un⸗ gnade zugezogen, worüber ich natürlich untröſtlich wäre, denn —“ „Ach, Herr Lindenſtröm, verlieren Sie doch darüber keine Worte,“ unterbrach ihn Wanda, „es wird Ihnen wohl ganz gleichgiltig ſein, wie ich über den kleinen Vorfall denke.“ Er legte die Hand betheuernd auf's Herz. „Beim Himmel, es liegt mir unendlich vie daran, beſſer von Ihnen beurtheilt zu werden, und wenn ich nur dächte, es gelänge mir, Ihnen zu zeigen daß ich beſſer wie mein Ruf bin, vielleicht, daß Sie ſich dann weniger ablehnend gegen meine Aufmerk⸗ ſamkeiten verhielten.“ „Aber, Herr Lindenſtröm, ich wüßte wirklich nicht, wann ich Sie ſchtoff behandelt hätte; ich bin mir keiner Schuld bewußt und ſollte es doch geſchehen ſein, dann vergeben Sie mir!“ Wanda reichte ihm ihm die Hand, und er küßte dieſelbe ſo ehrfurchts⸗ voll, daß das junge Mädchen darüber lächeln mußte. (Fortſetzung folgt.)