Anzeigen: Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Lruck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Zamstag, den 26. Gktaber Die Bergarbeiter-gewegung in Frankreich. Nach längerem Hin⸗ und Herſchwanken ha ſich der in Saint Etienne verſammelte Aus⸗ ſchuß der Bergarbeiterſchaft Frankreichs in der Frage eines allgemeinen Ausſtandes der⸗ ſelben entſchieden, daß der Streik im Princip zu beſchließen ſei, nur der Tag ſeines Aus⸗ bruches ſoll erſt noch näher beſtimmt werden. Demnach hat die radicale Richtung unter den franzsſiſchen Bergarbeitern den Sieg über die gemäßigte Richtung davongetragen, was nach Nalerei „ eldebe der vorgenommenen Urabſtimmung bei den e franzoòſiſchen Bergleuten über die Oppor⸗ lunität eines allgemeinen Ausſtandes allerdings kel, ſchon halb und halb ſchon zu erwarten ſtand. Vet Freilich betheiligte ſich an dem Abſtimmungs⸗ geſchäft die größere Hälfte der Bergleute über⸗ 1 an haupt nicht, und ob da in den Ureiſen der kent ſranzsſiſchen Bergarbeiterſchaft wirklich eine e eo große Streikluſt herrſcht, das möchte denn l auch im Hinblick auf die bedenklichen Erfahr⸗ ungen, welche die Bergarbeiter im Kohlendi⸗ ſtriete Montceau⸗les⸗Mines bei ihrem partiellen Streik gemacht haben, zweifelhaft erſchienen, während außerdem die Arbeits bedingungen für die Bergleute keines wegs ſehr ſchlecht ſind, um nun gleich eine durchgehende Arbeitseinſtellung derſelben zu rechtfertigen. Jedenfalls ſind die Ausſichten auf einen Krieg der Arbeiter bei einem Generalſtreik nicht ſo ſonderlich roſige, wie es die Hetzer zum Streik der breiten Maſſen * Bergleute immer vorreden, im Gegentheil, ziell die finanzielle Seite liegt recht bedenk⸗ für die Bergleute, wie ſchon der Ausſtand Montceau⸗les⸗Mines bekundete, bei welchem der Größe! 0 r, Seiler — — gelder aus dem Anslande bleiben ein geringfügiges Maß beſchränkt. 0 Es iſt daher moglich, daß der Plan eines Generalſtreiks der franzöſiſchen Bergleute doch noch ins Waſſer fällt, zu mal es noch abzuwarten bliebe, ob das officielle Kommando zu einer auf befolgt werden würde. Immerhin hat die franzöſiſche Regierung für Eventualitäten weit⸗ gehende Vorſichtsmaßregeln getroffen, um allenthalben die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, falls in der That der drohende Sie ſelber hat es nicht an an die Adreſſe laſſen gelangen ſollte. Warnungen und Mahnungen der Bergarbeiterſchaft fehlen bewegung, daß man regierungsſeitig zwiſchen den Grubenbeſitzern und den Bergleuten zu Gunſten der letzteren intervenieren ſolle, deut⸗ lich genug zurückgewieſen. Inwieweit die hie und da im Publikum wie auch bei den Be⸗ hörden gehegten Befürchtungen, es könne der geplante allgemeine Bergarbeiterſtreik einen revolutionairen Charakter annehmen, begrün⸗ den ſind, das mag einſtweilen dahingeſtellt bleiben. Unter allen Umſtänden würde aber ein Verſuch der Streikenden, mit den Waffen ihre Ferderungen durchzudrücken, von der Re⸗ gierung blutig niedergeſchlagen werden. Prob⸗ lematiſch erſcheinen die Hoffnungen der Leiter der Ausſtandsbewegung unter den franzöſiſchen Bergarbeitern auf eine ausgiebrige materielle oder wenigſtens moraliſche Unterſtützung ihrer Sache durch die Bergarbeiterſchaft des Aus⸗ landes. Bis jetzt wenigſtens giebt ſich weder e Unterſtützungsgelder für die Streikenden emlich ſpärlich gefloſſen ſind, auch die Hilfs⸗ bei den Bergleuten Deutſchlands oder Oeſter⸗ reichs, noch bei jenen Belgiens oder Englands . — uf den Wogen des Lebens. Novelle von P. Herrkorn. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Wanda war nur bis an die Lippe erbleicht, 2 D 8 nns eee e ſtie den Grafen erkaunt, der ſich ihr in ſo händlicher Weiſe damals genaht, und der nun ein r. klägliches Ende gefunden, und ſie zitterte am anzen Körper, als ſie dem Bruder ihre ſchrecklichen — 5 1 805995 5 7 NN klebniſſe im Hauſe des Grafen erzählte. * 1. ferd eingefangen, und die Dienerſchaft beeilte ſich Walde nach dem Herrr Umſchau zu halten, und e Wuſſe⸗ ſt nach längerem Suchen fand man ihn todt. 5 Die Leidenſchaft hatte den Grafen hinaus in en Wald getrieben. Er hatte ſofort ſatteln laſſen, mpen ser durch das Fernrohr Wanda im Walde er⸗ i unt hatte, die ſich ihm an jenem Abend durch die n! Nacht entzogen. Welche Pläne mochte der Graf A N DN de e hohl noch in der letzten Stunde ſeines Lebens ge⸗ ſchmiedet haben? Nun war alles zu Ende; er zurde als ein bleicher ſtiller Mann durch den Wald eiragen. Der Graf hatte ſicher gemeint, noch recht Rel zu Zeit haben, ſein tolles Lebeu zu genießen, und um erging urplötzlich an ihn der Ruf: „Thue Rechnung rautie. ö 3 — * Tiſche, 00 ab von Deinem Haushalt!“ en, Bl Nl 5 e Wenn Hilda von Stein gemeint hatte, die Ge⸗ chwiſter würden recht geſtärkt mann. * In der Billa Roſe hatte man das reiterloſe friſcht von ihrem Spaziergange heimkehren, dann irrte ſie ſich leider ſehr. ſo erregt, daß ſie noch an allen Gliedern bebte. Und als daun ſchon nach einer Viertelſtunde die Nachricht von dem ſchrecklichen Ende des Grafen eintraf, brach ſie immer aufs Nene in Thränen aus und aß bei Tiſch faſt keinen Biſſen. Frau von Stein mußte daher immer wieder dem jungen Mädchen beſchwichtigend zureden, denn Wanda ſchien in ihrer krankhaften Erregung ſich ſogar eine Schuld am Tode des Grafen beizumeſſen. „Aber Kindchen, vergeſſen Sie doch den Anblick“, „Der Graf ritt Das iſt eine Lieb⸗ lingsbeſchäftigung der großen Herren in Ungarn, eurige Renner zu bändigen; er wurde nur ein Sein Ende iſt gewiß ſagte Frau von Stein beruhigend. mit Vorliebe ſo junge Pferde. f Opfer ſeiner Leidenſchaft. ſchrecklich, aber nicht von Ihnen verſchuldet.“ Augen auszuweinen.“ wiſſer N es immer, ihn nie wieder Wiederſehen ſein Unglück geworden.“ entgegnete Richard, „und auch be ſehen zu vermeiden“, a 8 Dir war der Wunſch, ihn nicht wieder zu ſehr derartigen Arbeitsniederlegung ſeitens der Bergleute auch in dem erforderlichen Maße große Bergarbeiterſtreik noch zum Ausbruche ö und zugleich die Forderung der Führer der Streik⸗ ö Wanda war über die Bewegung mit dem Grafen „Nein, Wanda,“ fiel auch Richard ein, „Du haſt es doch nicht nöthig, Dir um dieſen Mann die „Ich“ — ſtotterte Wanda, „ich fühle mich ge⸗ maßen ihm gegenüber ſchuldig, denn ich wünſchte g zu ſehen und nun iſt das Der Graf hatte aber doch nur Urſache, ſich vor Dir zu ſchämen und eine Begegnung mit Dir — eine wahrnehmbare Neigung kund, daß ſie den franzöſiſchen Kameraden bei einer allgemeinen Arbeits niederlegung derſelben kräftig unter die Arme greifen würden. Inzwiſchen iſt am Dienſtag der Wiederzu⸗ ſammentritt des franzöſiſchen Parlaments erfolgt, wobei in der Deputirtenkammer ſofort die Bergarbeiterfrage zur Sprache kam. Der Sozia⸗ liſt Basly beantragte die Einführung eines ge⸗ ſetzlichen Mindeſtlohnes in den Bergwerken, die Beſchrränkung des Arbeitstages in letzteren auf acht Stunden und die Einführung eines geſetz⸗ lichen Ruhegehaltes von zwei Francs für Bergleute, welche eine 25jährige Arbeitszeit hinterſich haben. Der Miniſterpräſident Waldeck⸗Rouſſeau ſtellte ſich namens der Regierung nicht gerade unfreund⸗ lich zu dem Antrage Basly, doch wollte er von einer ſofortigen Berathung des Antrags nichts wiſſen, die denn auch von der Kammer mit 67 Stimmen Mehrheit abgelehnt wurde. Politiſches. Berlin, 23. Okt. Zur Frage der Han⸗ delsverträge veröffentlich die „Nordd. Allg. Ztg.“ eine hochofficiöſe Kundgebung. In derſelben wird die Blätterbehauptung, die deutſche Regierung beabſichtige die gegenwärtigen Handelsverträge des Reiches überhaupt nicht zu kündigen, als un⸗ begründet und nicht recht verſtändlich bezeichnet, und betont, eine Nichtkündigung der geltenden Handelsverträge deutſcherſeits würde zweckwidrig ſein und lediglich eine Stärkung der Stellung der auswärtigen Staaten bei den anderweitigen Handelsvertragsverhannludgen bedeuten. Zuletzt erklärt die Kundgebung die deutſche Regierung müſſe ſich freie Hand hinſichtlich des geeigneten Zeitpunktes für die Kündigung der beſtehenden Handelsverträge vorbehalten. Der Eintritt deſſel⸗ ben hänge vom weiteren Verlaufe der Dinge, ein ganz gerechtfertiger. Dich trifft alſo keine Schuld an ſeinem Verderben, Du gute Seele. Es iſt aber für Dich heilſam, daß ich Dich jetzt nach der Juſel R. entführe. Meine Braut wird Dich bald auf andere Gedanken bringen.“ Richard beugte ſich zu Wanda nieder, um ſte zu küſſen. Dann ſagte er aber etwas euergiſch: „Und nun gehe, mein Liebling, vacke Deine Sachen, in zwei Stunden geht der Dampfer nach R. ab und der Kapitän wartet nicht.“ 6. Die Lindenſtröms waren eine geac in Liverpool. Sie waren deutſch⸗engliſcher Abkunft und beſaßen neben ihrem großen Handlungshauſe bedeutende Fabriken und ihre Villa wurde ſelten von Gäſten leer. Als Herr von Lindenſtröm ſtarb, ſtand ſchon Richard Lauterbrunn der Wittwe in der Leitung der Geſchäfte in erſter Linie zur Seite; da er im vollſten Maaße das Vertrauen des verſtorbenen Herrn beſeſſen hatte, und es nun auch voll und ganz rechtfertigte, indem er unabläſſig für das Wohl der Familie bedacht war und auch ihre geſchäftlichen Intereſſen weſentlich förderte, ſo konnte ſich Frau Lindenſtröm keinen beſſeren Schwiegerſohn wünſchen Immer enger zogen ſich die Familienbande um die Lindenſtröms und Richard Lauterbrunn, bis dann eines ſchönen Tages goldgeränderte Verlobungskarten in die Welt geſchickt wurden, die ankündigten, daß die reiche Eliſa Lindenſtröm ſich mit dem Prokuriſten Nur einer war 4 Richard Lauterbrunn verlobt hatte. 7