Kaiſecs des neuen Reiches wurde am 18. Oktober in Allenſtein eingereicht. Ferner erfolgte am ge⸗ nannten Tage in Nordhauſen die feſtliche Ent⸗ hüllung des daſelbſt errichteten Reiterſtandbildes Kaiſer Friedrichs, welchem Acte Prinz Friedrich Heinrich von Preußen beiwohnte. — Die Kataſtrophe, welche den Buren durch die verſuchte Umzingelung der in Natal eingefallenen Streitkräfte unter Louis Botha ſei⸗ tens weit überlegener engliſcher Truppenmaſſen zu drohen ſchien, iſt nun doch glücklich abgewen⸗ det worden. Es iſt dem kühnen Oberſtcomman⸗ direnden der Buren gelungen, ſich mit ſeinen Leuten der Umklammerung durch die Engländer mittelſt eines geſchickt ausgeführten Rückzuges nach Norden zu entgehen, wobei er durchaus keine Verluſte gehabt haben ſoll. In der Capcolonie aber ſind die Buren im erneuten Vordringen be⸗ griffen, mehrere Commandos ſind bereits etwa dreißig engliſche Meilen nördlich von Capſtadt aufgetaucht. Inzwiſchen geht die blutige Henkers arbeit in der Capkolonie weiter, in der Cradock wurden die Burencommandanten Breda und J. Krüger hingerichtet. Merkwürdiger Weiſe hält man engliſcherſeits den gegenwärtigen Zeit⸗ punkt für geeignet zur Förderung des Planes einer ſüdafrikaniſchen Zollunion; in Pietermaritz⸗ burg ſoll eine Conferenz hierüber unter Theil⸗ nahme Sir Alfred Milner's ſtattfinden. — London, 21. Okt. Präſident Krüger empfing einen Bericht von Schalk Burger vom 23. September, worin mitgetheilt wird, daß ein großer Theil der Kap⸗Colonie in offenem Aufruhre ſteht. Die Buren haben während der letzten drei Monate über 15 000 Kap⸗Holländer bewaffnet. Die Lage der Buren wird in dem Bericht als ſehr gut bezeichnet. — Die Amerikaner müſſen ſich auf den Philippinen noch immer mit den Inſurgenten herumſchlagen. Bei Borgahan in der Provinz Samar wurde eine amerikaniſche Infanter ie⸗Ab⸗ theilung von fünfhundert Boleros angegriffen und wäre vernichtet worden, wenn ſie nicht recht⸗ zeitig Hilfe durch andere amerikaniſche Truppen erhalten hätten. Die Boleros verloren über 100 Mann und mußten ſich ſchließlich zurück⸗ ziehen. Doch glaubt man amerikaniſcherſeits ſelber, die Boleros ſeien nur zurückgegangen, um Verſtärkungen heranzuziehen. Verſchiedenes. 5 — Ludwigshafen, 21. Okt. Das 1½ jährige Kind des Fabrikarbeiters Auguſt Müller fiel, während die Mutter einige Minuten abweſend war, in einen mit Waſſer gefüllten Kübel und ertrank. 5 — Oggersheim, 20. Oktober. Ein Feuer, wie es Oggersheim zum Glück in einer ſolchen Ausdehnung wohl noch nie geſehen, ſuchte geſtern Abend die „Mechaniſche Spinnerei und Weberei Ludwigshafen“ dahier heim. Bald nach 6 Uhr brach in dem in der Nähe des Bahnhofes ſtehenden, 5 Stockwerk hohen, aus Sandſtein erbauten Fabrikbau, in dem ſich die Abtheilung der Spinnerei befand, Feuer aus. Eine Menge gepreßter Baumwolle und Garne, welche ſich in dem wohl ca. 80 Meter langen Bau befanden, trugen dazu bei, daß ſich das Feuer überraſchend ſchnell verbreitete. In kurzer Zeit brannte das Gebäude an allen Ecken und Enden, überrall ſchlug die Flamme heraus, einen Lichtſchein weithin verbreitend. Feuerwehren von hier und aus der Umgegend (Frankenthal und Ludwigs⸗ hafen) trafen wohl raſch ein, allein was konnte menſchliche Hilfe gegen ein ſo bedeutendes Feuer ausrichten. Krachend ſtürzten die ungemein werth⸗ vollen, erſt im vorigen Jahre größtentheils neu angeſchafften Maſchinen durch den brennenden Bau, Mauern mit ſich reißend und einen einzigen Trümmerhaufen bildend. Die Feuerwehr mußte ihr Hauptaugenmerk darauf richten, daß die in unmittelbarer Nähe befindlichen Fabrikräume der Weberei und Sammetſchneiderei keinen Schaden litten durch Uebertragung des Feuers, was ihr nach anſtrengender Arbeit gelang. Nur die Färberei hat einigen Schaden erlitten. Nach etwa Zſtündigem Brande ſtürzte das Gebäude in ſich zuſammen, nur einen Theil der Umfaſſungsmauern ſtehen laſſend. Wie das Feuer entſtand, dacüber ver⸗ mag man ſich keine Aufklärung zu geben. Große Gefahr beſtand durch die Nähe des Fabrikgaſo⸗ meters, deſſen Exploſion befürchtet wurde, weshalb der Bahnverkehr einige Zeit eingeſtellt wurde, bis die Gefahr vorüber war. Wie verlautet, beträgt der Schaden, der durch das Feuer entſtand und der durch Verſicherung gedeckt iſt, etwa eine Million Mark. — Freiburg, 20. Okt. Die 60 Jahre alte Händlerin Antonie Krieg von hier verunglückte dadurch, daß ſie durch eine Flugthüre, die in den welche, ſo lange Vorrat à 1 Mk.; 11 Looſe Keller führt, 12 Staffeln hinunterſtürzte und dabei derart ſchwer verletzte, daß der Tod ſofc eintrat. Gegen den Hauseigenthümer, Fallthüre ohne genügende Schutzvorrichtung off ſtehen ließ, wurde gerichtlich Unterſuchung weg fahrläſſiger Tödtung eingeleitet. — Furtwangen, 20. Okt. ſtreich wurde vorgeſtern auf der Bergthalba verübt. Als Zug 10 von Donaueſchingen na 105 Furtwangen die Kurfe hinter Hüfingen paſſt 15 wollte, bemerkte der Lokomotivführer, daß k t vor der Maſchine 3 Warnungstafeln ſammt Pfähl über den Schienen lagen. Es gelang dem Beamte — den Zug noch rechtzeitig zum Stehen zu bring kaum und ſo großes Unheil zu verhüten. 9 2 — Dreux, 19. Okt. Hier wurde ben 17jähriger Burſche verhaftet, der eingeſtand, die tte, f Kinder des Landwirths Briere in Carancez 16h de fe mordet zu haben. Der Vater der ermordeten 1 Kinder befindet ſich ſeit Monaten in Unterſuchungs⸗ ert, haft unter dem Verdachte, das Berbrechen begangen Fern Sch zu haben. abutg, d — Kingston, 21. Okt. Ein bedeutender Bac Erdrutſch hat auf Barbados ſtattgefunden. 200 00 Hektar bebauten Landes mit 85 Häuſern glitt in dem Diſtricte bei Boſchever ins Meer. 4 ekaun Perſonen ſind obdachlos. de eff — Batu m, 20. Okt. Geſtern Nacht gelang es einer bewaffneten Bande in einen aus Batum abgehenden Zug der transkaukaſiſchen Bahn ein⸗ ub ebf zudringen. Die Bande ermordete einen Beamten, meünmg haben der Geld bei ſich führte, und zwei Wächter u. cmi brachte den Zug durch die Weſtinghouſebremſe zageng, d zum Stehen, worauf ſie unter Mitnahme Purge. 2000 Rubeln entfloh. (Batum iſt die ſüdli Pet ruſſiſche Küſtenſtadt am Schwarzen Meere.) — Wegen ungünſtigen Zeitverhältniſſen und allzu 6 großer Concurrenz mußte die Ziehung der III. I iſch⸗ und letzten B. Badener Hamiliton Geld Lotterie 0 c 0 auf den 6. und 7. Dezember verſchoben werd Einn an welchem Tage die Ziehung beſtimmt . 10 10 bis Garantie ſtattfindet. Der Loosvorrat iſt 3.1 mehr unbedeutend und iſt daher ein baldiger 150 Ausverkauf vorauszuſehen. Man beeile ſich daher . 5 mit dem baldigen Einkauf dieſer letzten B.⸗Badener 5 Geldlooſen, deren Haupttreffer 20 000 Mk. iſt, Mk. bei dem Generalagenten J. Stürmer den bekannten Verkaufsſtellen zu haben ſt Näheres beſagen die Annoncen. erst l worden ſei, er ſei nach Hauſe gekommen, um ihr leinene Tücher und wollene Decken zu holen. Der Herr dagegen, den ſie hergebracht, ſei ganz gut bei der entſetzlichen Fahrt weggekommen.“ Wanda war ſchnell bereit, dem Schiffermädchen die Sachen zu bringen, um die Donald gebeten, und ſo ſchnell ſie ihre Füße trugen, war ſie zur Stelle. Sie mochte kaum fünfzehn Minuten bei dem Schiffermädchen verweilt und es der Anordnung eines herbeigerufenen Arztes entſprechend mit Pflege halle trat, der in Marie Hilberts Boot die ſchreck⸗ liche Meerfahrt mitgemacht und durch Donald und Claas glücklich gerettet wurde. . Wanda blickte dem Eintretenden entgegen, im nächſten Augenblick hatte ſie ihn erkannt und mit ausgebreiteten Armen flog ſie auf ihn zu. „Richard! Mein Bruder!“ rief ſie dabei über⸗ laut und weinte vor Freude, „Wanda, mein liebes Schweſterchen,“ flüſterte der Bruder an ihrem Ohr. mich den Meereswogen entriſſen. Die braven Mäuner kamen gerade zur rechten Zeit, um uns in ihr Boot zu nehmen. Zum erſten Mal im Leben war dem muthigen Schiffermädchen, deſſen Tüchtigkeit man hundert Seemeilen weit rühmt, die Kraft ausgegangen. Der Sturm hatte uns überraſcht.“ Während Richard die letzten Worte ſprach, ſchaute er auf Marie Hilbert, die ſich ſchon viel wohler fühlte und ihm nicht undeutlich zu verſtehen gab, daß ſie dem nächſten Seeſturme beſſer trotzen würde, aber mit einem neu gebackenen Bräutigam, wie der Herr einer ſei, wäre die Seefahrt ſtets kritiſch, da die neidiſchen Meerjungfrauen es immer verſuchten, ihn an ihre feuchte Bruſt zu ziehen. * Frau von Stein nahm an Wandas Freude, unterſtützt haben, als auch der Herr in die Strand⸗ der Bruder a „Weine doch nicht ſo, ich bin Dir ja geblieben, die wackern Fiſcher haben den Bruder aus Sturm und Wogendrang glücklich errettet zu wiſſen, den lebhafteſten Antheil, ſie rüſtete ſich mit ihrer Zofe Auguſte am andern Morgen zu einem feſtlichen Empfang für ihn. Als dann Richard gegen zehn Uhr früh, der Verabredung gemäß, über Frau v. Steins gaſtliche Schwelle ſchritt, da reichte ihm dieſe beide Hände zum Gruß und ſprach ihre große Freude aus, den geliebten Bruder ihres Schützlings kennen zu lernen, wenn auch ſchon ſehr flüchtig, denn zu ihrem großen Leidweſen hatte ſie gehört, daß er die Abſicht habe, ſchon Nachmittags mit ſeiner Schweſter nach der Inſel R. abzufahren. Da Auguſte nicht mit der Vorbereitung des kleinen Feſtmahles fertig zu werden ſchien, ſo mußte Frau b. Stein ſelbſt mithelfen, und ſchlug indeſſen den Geſchwiſtern einen Spaziergang in den nahen Wald vor. So wanderte Wanda mit ihrem Bruder Richard eine halbe Stunde ſpäter nach dem prächtigen Buchen⸗ grund, und wer die Beiden beobachtete und ſo dem Walde zueilen ſah mit lachendem Munde und leuchten⸗ dem Blick, der gedachte wohl jenes Liedes: „Ein Bruder und eine Schweſter Nichts Treueres kennt die Welt, Kein Golbkettlein hält feſter, Als eins am andern hält. Wanda ſah ihrem Bruder ſehr ähnlich, nur die Haarfarbe war bei jenem bedeutend dunkler, und ſein Bart ſpielte ein klein wenig in's Röthliche. Richard wurde dem Sprichwort gerecht: „Weß' das Herz voll iſt, geht der Mund über“, denn er erzählte unaufhaltſam von ſeinem geſchäftlichen Leben in England, von dem Auſenthalt auf der Inſel R. bei der Familie Lindenſtröm, hauptſächlich aber ſprach er von Eliſe, ſeiner holden Braut, die ganz vortrefflich erzogen, und in ihren Anſprüchen nicht ſo verwöhnt wie die meiſten engliſchen Damen ſei. 0 „Von ihrem Aeußern ſagſt Du gar ni Iſt Eliſe auch hübſch?“ warf Wanda ein. „Von der Schönheit meiner Braut rede nicht,“ entgegnete Richard, „ſie iſt anmuthig a0 ee die Herzensgüte prägt ſich in ihren Geſichtszü Fir aus; nun, Du wirſt ſie ja bald kennen lern 3 Ich freue mich recht, Dich bei der Familie Linden⸗ favier⸗ ſtröm einzuführen. Du kannſt Dich ſehen laſſen Wanda. Wie ſchön Du gewachſen biſt! Und doch u 9 liegt Deine größte Anmuth in Deinen Augen; ich ee fürchte Kurt Lindenſtröm wird Dir mit ſeiner Kur⸗ macherei unbequem werden. Läuft er doch um ein facun paar ſchöner Augen eine halbe Meile weit; er iſt antini ein Don Juan erſter Größe.“ Aan „Ich fürchte mich nicht,“ lächelte das junge ans Mädchen dabei, aber Wanda zuckte es im nächſten bübutg, Augenblick zuſammen und klammerte ſich an den Arm ihres Bruders. — Graf Giulay kam in vollem Galopp herange⸗ 1 ſprengt: vielleicht hatte er gar die Abſicht, Wanda anzureden oder doch wenigſtens zu grüßen. deu Da geſchah aber ein ſchreckliches, unerwartetes Lbſlarte Ereigniß. Das Pferd des Grafen ſcheute in demſelben U. 3 Augenblicke, als er es anhalten wollte. Wüthend ee gab der Graf dem raſenden Thiere noch die Sporen 0 und nun jagte es wie ein Pfeil einen ſteilen Ab? ber bang hinunter und warf ſeinen Herrn mit ſolcher Nu, Mie Gewalt ab, daß er im Bogen eine Strecke fort⸗ 108 geschleudert wurde und mit dem Kopf auf einen Lus n Stein aufſchlug, der ihm, wie ſpäter ärztlicherſeits — feſtgeſtellt wurde, die Hirnſchale zerſchmetterte, Rohe U während der feurige Trakehner⸗Hengſt wild davon * ſtürmte. f Von dieſem Unglücke, das dem Grafen zuge⸗ 5 ſtoßen, ſahen aber Wanda und deren Bruder nichts. (Fortſetzung folgt.)