an fal en 19, ch un lobe, öl il vembe ig (hun deli Anzeigen; frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, ruck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. N Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Mittwoch, den 28. Ohfober en Die Finanzfragen für das Reich. Obwohl die Seitungsnachricht, daß im Reichshaushaltsetat für 1902 die veranſchlagten Einnahmen von den Ausgaben um voraus⸗ ſichtlich etwa hundert Millionen Mark über⸗ troffen werden würden, bislang noch keine Be⸗ ſtätigung von zuſtändiger Seite erfahren hat, o muß doch ſtark mit der Möglichkeit oder oder ſogar Wahrſcheinlichkeit einer ſolchen un⸗ günſtigen Geſammtphyſionomie des neuen Reichsetats gerechnet werden. Es iſt ja hin⸗ länglich bekannt, daß der Stand der Reichs ſanzen ſeit einiger Seit durchaus nicht mehr ein ſo roſiger iſt, als dies eine Reihe von Jahren hindurch der Fall war, daß vielmehr die Ausgaben auf faſt allen Gebieten der, Keichsverwaltung erheblich geſtiegen ſind, wäh⸗ tend die Steigerung der Einnahmen hiermit keineswegs Schritt gehalten hat. Darum könnte es eben nicht weiter überraſchen wenn, der nächſte Stat wirklich ein mehr oder weniger bedeutendes Deficit aufweiſen würde, und es erſcheint deshalb ganz begreiflich, daß dieſer Stand der Dinge den Leitern des Finanz⸗ weſens des Reiches beginnt, ernſtliche Sorgen zu bereiten. Wenn hierbei nur eine vorüber⸗ gehende Erſcheinung in Betracht käme, ſo brauchten die ſich allmählich mißlicher geſtal⸗ lenden Finanzverhältniſſe des Reichs gewiß nicht weiter tragiſch genommen zu werden. Wie indeſſen die Sachen nun einmal ſtehen, iſt borerſt kaum zu hoffen, daß bald wieder gün⸗ ligere Finanzperioden Platz greifen werden, ſondern man muß ſich namentlich im Hinblick auf die herrſchende Depreſſion im deutſchen Erwerbsleben, denn beſonders auch auf die wachſenden Ausgaben des Reichs für die Zwecke der ſocialpolitiſchen Geſetzgebung — ſoll doch dieſe Ausgabepoſition in neuem Etat ca. 42 Millionen Mark betragen — auf die ſteigenden Anforderungen des Heeres und der Marine uſw. damit traut machen, daß auch mindeſtens für nächſten Jahre erhöhte Mehrausgaben in den verſchiedenſten Sweigen der Verwaltung des Keiches zu erwarten ſind. Demgegenüber geſtaltet ſich natürlich die Ver⸗ Frage einer Deckung der hervortretenden Mehr⸗ für die Reichsfinanzleitung, da doch der Weg von bedürfniſſe zu einer immer gewichtigeren Anſeihen nur als ein Nothbehelf zu gelten hat. Nun könnten ja die aus dem künftigen Soll⸗ tarif zu erhoffenden erhöhten Reichseinnahmen, in erſter Linie diejenigen aus den neuen Ge⸗ treidezöllen, mit in Rechnung geſtellt werden, aber es iſt immer eine etwas mißliche Sache, im Voraus über die Verwendung von Ein⸗ nahmen zu verfügen, die noch garnicht ſichtbar ſind, außerdem dürfte der neue deutſche Soll⸗ tarif früheſtens 1904 in Kraft treten. Dem⸗ nach muß zunächſt nach anderen Deckungsarten hinſichtlich der zu gewärdigenden Deficits im Reiche Ausſchau gehalten werden und dieſe bieten ſich einerſeits in einer Erhöhung der Matricularbeiträge der Einzelſtaaten, anderſeits in neuen Steuern dar. Eine weitere Mehrbe⸗ laſtung der Einzelſtaaten zu Gunſten des Kei⸗ ches würde ſich indeſſen aus mehr wie in einem Grunde nicht empfehlen, und ſo bliebe denn nur der Weg neuer Keichsſteuern übrig. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſolche an den Berliner maßgebenden Stellen ſchon längſt erwogen worden ſind, ſo daß die immer wie⸗ der auftauchende Gerüchte über neue Steuer⸗ projekte der Reichsregierung eines realen Hintergrundes ſchwerlich ganz entbehren dürften. Sollte wirklich etwas Wahres an dieſen ge⸗ für die Bedürfniſſe die rüchtweiſen Meldungen ſein, ſo wird die bevor⸗ ſtehende Keichstagsſeſſion zweifellos nähere Aufklärung über die vermutheten neuen Steuer⸗ pläne der verbündeten Regierungen bringen. Aber auch mit dem Aufſchluß weiterer Steuerquellen würde das Finanzweſen des Reichs auf die Dauer kaum die nothwendige Kräftigung und ſolide Fundamentirung erfahren, der gehört vielmehr eine endgiltige Regelung der finanziellen Beziehungen des Reiches zu den Einzelſtaaten. Mehr wie einmal iſt ja in der richtigen Erkennt⸗ niß, von der Nothwendigkeit einer Reichsfinanz⸗ reform bereits auf eine ſolche hingearbeitet worden, doch blieben die betreffenden Vorarbeiten immer wieder in ihren erſten Stadien ſtecken, da ſie auf die manigfachſten Schwierigkeiten und Hin⸗ derniſſen ſtießen. Aber die geſammten Verhält⸗ niſſen drängen gebieteriſch dazu, doch einmal an eine definitive Neugeſtaltung des Finanzweſens des Reiches und der finanzpolitiſchen Beziehungen deſſelben zu den Bundesſtaaten zu ſchreiten, was durchaus im Intereſſe beider Theile liegt, das jetzige Proviſorium auf dieſen wichtigen Gebieten läßt ſich jedenfalls für die Dauer nicht länger mehr aufrecht erhalten. Politiſches. Berlin, 19. Okt. Zum 70. Geburtstag des unvergeßlichen Kaiſers Friedrich am ver⸗ wichenen 18. Oktober legte der Kaiſer Vormittags einen Kranz am Sarkophage ſeines kaiſerlichen Vaters im Mauſoleum der Potsdamer Friedens⸗ kirche nieder. Bald darauf erſchienen die Prinzen Eitel Friedrich. Auguſt und Oskar, im Mauſo⸗ leum und legten ebenfalls Kränze nieder. Am gleichen Tage fand in Aachen in Gegenwart des deutſchen Kronprinzen die feierliche Enthüllung des dort errichteten Reiterderkmals Kaiſer Wil⸗ helm's I. ſtatt. Ein weiteres Denkmal des erſten Novelle von P. Herrkorn. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Donald, rudern Sie, rudern Sie aus es Kräften, ſehen Sie doch, ihre Stirn blutet, hat ſich wohl beim Abnehmen des Segels ver⸗ „ ſchneller, ſchneller! Ah, endlich!“ Das Schiffermädchen von Bachnitz hatte ſich kecht gehalten, ſo lange es ging, nun hatten es die Kräfte verlaſſen. Als die Boote an einander ſtießen, ſchwankten o bedenklich, daß die Todesgefahr allen Inſaſſen lich nahe rückte. Aber Donalds kräftige Arme hen auch raſch die beiden Perſonen in das Rettungs- und Meda boot. Mit dem letzten ſtarken Donnerhall hatte aber das Unwetter ſein Ende erreicht, und Donald konnte en Bott ohne jede weitere Gefahr dem Landungs⸗ Atze zuführen. Nach einigen Minuten langten die tlteten am Üfer des Seebades an und wurden ben andern Fiſchern wegen der glücklichen Rettung lückwünſcht. Während Donald cer zu holen, geleitete Claas das Schiffermädchen die nächſte Halle, wuſch ihm das Blut von der ien und tröſtete es auf ſeine Weiſe. Im Fiſcherhauſe wartete klofenden Donalds Rückkehr. . uf den Wogen des Lebens. nach Hauſe ging, um für herts Tochter einige Stärkungsmittel und warme Mit dem Brief, den Wanda vorhin geleſen, trat ſie jetzt eben in Frau vor Stein's Zimmer ein, und berichtete unter freudigem Erröthen, daß ihr Bruder Richard mit der Familie Lindeuſtröm gegen⸗ wärtig auf der benachbarten Inſel R. ſei, und daß er ſich daſelbſt mit der Tochter des großen Handels⸗ hauſes Lindenſtröms Wittwe und Erben in Liver⸗ Er habe ſie bei dem Onkel pool verlobt habe. aufſuchen wollen, aber nur ihre Adreſſe erfahren und theilte ihr mit, daß er nächſtens im Seebade H. eintreffen wolle, um das Nächſtliegende mit ihr zu beſprechen. Er übermittele ihr zugleich eine Ein⸗ ladung der Familie Lindenſtröm, und ſie möge ſich bereit halten, ihm nach der Inſel R. zu folgen. Seine Braut ſei ein Juwel von einem Mädchen, ſollte nur bald kommen um ſie zu ſehen. Wandas Wangen brannten, und ihre Augen glänzten, als ſie Frau von Stein das Schreiben überreichte und dabei ſagte: a „Mitten in dieſes Unwetter hinein kam für mich ein Strahl des Glücks. Bitte, Frau von Stein, leſen Sie, ich habe vor Ihnen, meiner mütter⸗ lichen Freundin keine Geheimniſſe.“ Als Hilda von Stein das Schreiben geleſen und es zurück gab, zitterte ihre Hand merklich. Sie nickte dem jungen Mädchen zu, bemerkte aber ſchmerz⸗ lich lächelnd: „Sie werden mich alſo bald verlaſſen und mich wieder der alten Herzenseinſamkeit überliefern. Sicher gehen Sie auch ſpäter nach England in die große Welt und das Leben. — Was liegt auch an mir ? Mein Leben gleicht einem Scherben, der bald zu andern Scherben ſinkt!“ Dieſe verzweifelten Worte rührten Wanda tief und ſie war raſch an der Seite der unglücklichen Dame. „Nicht ſo verzagen, Frau von Stein“, ſagte ſie herzlich, „ich habe Sie ſo von ganzen Herzen lieb, und ſollten Sie einmal meiner bedürfen, dann wird mir kein Weg zu weit ſein, an Ihre Seite zu eilen und Ihnen meine große Dankesſchuld ab⸗ zutragen. Auch brauchen wir uns nicht plötzlich zu trennen.“ Hilda ſtrich mit ihrer ſchlanken Rechten über das krauſe Bloudhaar ihres Lieblings und ſagte: „Wer ſpricht vor Dank? Ich werde Ihr i ſonniges Weſen ſehr vermiſſen, und wenn es ſchlechter⸗ dings ohne Sie nicht mit mir gehen will, werde ich Ihnen gewiß ſchreiben, verlaſſen Sie ſich darauf.“ Im Flur verkündeten laute Schritte Donalds Rückkehr. Der Fiſcher rief nach ſeiner Frau, die aber ſchou ins Dorf gegangen war, um noch etwas zum Abendeſſen einzukaufen. So trat Wanda zu ihm und fragte nach ſeinem Begehr, und Donald berichtete, daß Hilberts Tochter, das Schiffermädchen von Bachnitz, mit ihrem Boot und einem Inſaſſen in höchſter Noth geweſen ſei und daß dieſe jetzt in der Halle ganz elend und krank daliege, da ſie beim Segelabnehmen verwundet