rto 20 Nö veiſpäunet n. geſchirr . ul. Zaum 00. W ferd u. Gehe 1700. 1 im Geſaum 300. „Geſammtwet der Loose: Darmstatt durch J z des Artilel ite ſola nge ünder HOeiſe i. A. Seht. ten ung iſten 1 den l. ler Badischen he ndl. eingelaber akob Hitn — fleißiger ge 9 will, kann fin „Schrein — 2 2 t von hie manmeſcheg 3 Auf den Wogen des Leb welch 1 feſchbeſetzten Tafel zu ſich nehmen konnte. Anzeigen: frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Feuck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Fiwoch, den 10. hfeber Anduſtrieſtaat und Agrarſtaat. Die wirthſchaftlichen und zollpolitiſchen Hämpfe der Gegenwart haben auch das Schlagwort erfunden, daß Deutſchland ein In⸗ duſtrieſtaat geworden und den Begriff des Agrarſtaates nur noch der Vergangenheit an— gehöre. Dieſes ſchöne Schlagwort enthält volkswirthſchaftlich betrachtet nur Halbwahr⸗ heiten, und da ſolche für realpolitiſche Ent⸗ ſcheidungen höchſt gefährlich wirken können, ſe iſt es werthvoll, das deutſche Keich auf ſeine Eigenſchaft als Induſtrieſtaat zu unter- ſuchen. Induſtrieſtaaten ſind nur ſolche Län⸗ der, in denen die ganz überwiegende Mehrheit der Bevölkerung von der Induſtrie und den einſchlägigen Gewerben lebt. Induſtrieſtaat in dieſem Falle iſt nur England, von dem man lagen kann, daß ungefähr 70 Prozent der Bevölkerung von der Induſtrie leben. In keinem anderen Lande der Erde trifft man Meder ein ſolches Ueberwiegen der induſtriellen Thaäkigkeit wie in England, es iſt dies aber guch nicht möglich, da kein anderer Staat wie England ſo lang andauernd und ungeſtört Welthandel treibt und ſo große Colonien wie England beſitzt, in denen in erſter Linie die Induſtrieerzeugniſte abgeſetzt werden. Kein Land der Erde hat auch die Kohlen, die Erze die Maſchinen ſo billig wie England. ſoll da im wahren Sinne des Wortes deutſche Reich wie England ſtrieſtaat werden können d Deutſchland iſt aber auch ein reiner Indu⸗ ö an ſich überhaupt kein Induſtrie⸗ ſtaat, da im beutſchen Reiche nur ca. 37 Pro⸗ zent der Bevölkerung von der Induſtrie und den Gewerben und faſt ebenſopiele von der Landwirihſchaft leben, ferner ſind in Deutſch⸗ land ca. 24 Prozent Haufleute, Beamte, Ce h⸗ rer, Geiſtliche, Künſtler, Schriftſteller uſw. Das 1 Reich iſt alſo weder ein Induſtrieſtaat, no zweige ſind in Deutſchland annährend gleich ſtark vertreten. Es kommt alſo gar nicht darauf an, einen unnützen Streit darüber zu führen, ob Deutſchland Induſtrie⸗ oder Agrar⸗ ſtaat ſein, bleiben oder werden ſoll, ſondern die verbündeten deutſchen Regierungen und der Reichstag haben mit Weisheit und Mäßigung dahin zu wirken, daß in Deutſchland Induſtrie und Landwirthſchaft weiter blühen können. Die Induſtrie brauchen wir um unſere ſtark anwachſende Bevölkerung zu beſchäftigen und zu ernähren, wir brauchen ſie auch als einen wirthſchaftlichen und geiſtigen Machtpfeiler des Deutſchthums, denn mit Hilfe der Induſtrie iſt die führende deutſche Wiſſenſchaft erſt zur glänzenden Technik geworden, die uns auf dem Weltmarkte beſtehen und an den Gütern dieſer Erde mehr theilnehmen läßt als in früheren Seiten. Wir bedürfen aber auch einer leiſtungs⸗ fähigen Landwirthſchaft, denn unſere Induſtrie kann noch nicht einmal die Hälfte der Bevöl⸗ kerung ernähren und in Seiten andauernder Handelsſtockungen vermag unter Umſtänden die Induſtrie kaum den fünften Theil der Be⸗ 5 völkerung zu ernähren. Wir haben die Cand⸗ piele andere Kohſtoffe, die Frachten und auch Wie das wirthſchaft, die Gärtnerei und Forſtwirthſchaft aber auch deshalb ſehr nöthig, um ein ge⸗ ſundes harmoniſch angelegtes Volk zu bleiben, denn die Geſundheit des menſchlichen Hörpers und Seiſtes wird durch nichts mehr geför⸗ dert als durch Arbeiten in Gottes freier Natur. Wir brauchen auch in erſter wie letzter Linie eine ſtarke Landwirthſchaft zur Erhaltung un⸗ ſerer Wehrmacht, da die landwirthſchaftliche Bevölkerung die ſtärkſten und geſündeſten Ke⸗ ein Agrarſtaat, ſondern beide Erwerbs⸗ kruten für das Heer ſtellt und zum größten Theile den ungeheuren großen Bedarf an Pferden im Kriegsfalle deckt. Damit iſt die voll⸗ ſtändige Gleich berechtigung und Ebenbürtigkeit zwiſchen Induſtrie und Candwirthſchaft erwie⸗ ſen und es gilt im Sollkampfe die mittlere Linie zu finden, auf der ſich das Gedeihen beider hervorragenden Erwerbezweige ent⸗ wickeln kann. Verſchiedenes. f — Ladenburg, 15. Okt. Die hieſige landw. Kreiswinterſchule beginnt Montag, den 4. November d. J., vormittags 10 Uhr, den Unterricht für diejenigen jungen Leute, welche die Schule zum erſtenmale beſuchen. Montag, den 25. November d. J., vormittags 9 Uhr, haben ſich diejenigen Schüler einzufinden, welche in die zweite Klaſſe eintreten wollen. Die landwirt⸗ ſchaftliche Winterſchule erweitert und befeſtigt die in der Volksſchule oder in anderen Lehranſtalten erworbenen Kenntniſſe und ſucht durch weiteren fachlichen Unterricht die jungen Leute zu tüchtigen Landwirten, Geſchäftsleuten und Staatsbürgern auszubilden. Da die Koſten eines Kurſes für die hier oder in der Umgebung Ladenburgs woh⸗ nenden Schülern nicht erheblich ſind, ſo ſollten die Landwirte es nicht unterlaſſen, ihren Söhnen diejenige Ausbildung zu Teil werden zu laſſen, die ſie befähigt, ihren Beruf mit dem richtigen Verſtändniſſe auszuüben und ſich die Hilfsmittel der Neuzeit zu Nutzen zu machen. Eine gute Schulbildung trägt weſentlich dazu bei, den Ge⸗ ſchäftsgeiſt zu wecken und die Thatkraft zu ſtär⸗ ken. Die Landwirte müſſen auch ſuchen, durch eigene Kraft, durch zielbewußtes Arbeiten, unter Berückſichtigung aller durch die Neuzeit gebotenen techniſchen und wirtſchaftlichen Hilfsmitteln, ihrer bedrängten Lage zu ſteuern, um die beſtehenden Novelle von P. Herrkorn. 4. Fortſetzung. (Nachdruck Die Augen des Grafen leuchteten auf, als das ſchone junge Geſchöpf eintrat. Ein wenig neigte Wonda den Kopf, es war die äußerſte Grenze eines kühlen Grußes. Sie dachte auch noch vorüber zu kommen, ohne mit dem Grafen ein Wort zu wechſeln. Aber Graf Giulay ſtreckte die Hand aus und ſagte in vollſtändig beherrſchtem, feinem Tone: Bitte, kreten Sie ein, Fräulein Lauterbrunn, wir haben mit dem Abendeſſen ſchon auf Sie gewartet.“ Der Antlitz des jungen Mädchens verfärbte ich leicht. Da der Graf „wir“ ſagte, nahm ſie Au, daß die Familie zurückgekehrt ſei und ſtellte eine diesbezügliche Frage. „Morgen, morgen“, lachte der Graf, „werden Wir die Ausreißer hier haben“, er wippte dabei Mit ſeinem Stuhl, wobei er die Augen halb ſchloß und keinen Blick von Wanda ließ, die ſich nun, Wenn auch widerwillig, zu Tiſch geſetzt hatte. Es wäre ihr viel lieber geweſen, man hätte ihr das Eſſen in ihrem Zimmer ſervirt, als daß ſie es hier n Geſellſchaft des unheimlichen Hausherrn genießen Mußte, der ſich ſchon wieder in ſo auffälliger Weiſe dabei benahm. Ein förmliches Angſtgefühl über⸗ kam Wanda, ſo daß ſie nur wenige Biſſen von 55 ie * ſtand auch darnach ſofort vom Tiſch auf und wollte den Salon verlaſſen, aber der Graf ſah ſie mit feinem Lächeln an und vertrat ihr den Weg. „Sie werden doch noch hier bleibeg, Fräulein!“ ſagte er, ihr Handgelenk umfaſſend. In ſeiner Stimme lag Bitte und Befehl zugleich. „Fühlen Sie es denn nicht, daß Sie mir mehr ſein ſollen?“ fuhr er gleißend und mit leidenſchaftlichen Blicken fortan Stütze, Schutz, fort. „Ich will Ihnen Freund ſein;!“ — er nahm ein elegantes Etui zur Hand, öffnete es und präſentirte es dem jungen Mädchen mit den Worten: Vermögen repräſentirend; zweiflung erfüllten ſie ganz. Voll Abſchen des Grafen Abſichten und Antrag ſtieß ſie deſſen Hand mit dem Schmuckſtück von ſich, indem ſie außer ſich rief: ich Ihr Haus, in dem mir ſolche Schmach wider⸗ fahren iſt. Bei dieſen Worten veränderte der Graf plötzlich ſeine Haltung. „Hüten Sie Ihre Zunge, Fräulein Lauterbrunn, ſouſt“ — drohte er mit wilder Geberde, 5 Das ſchöne Mädchen verlor aber zu ihrem Glück in dieſem Auge die Faſſung nicht. Sie maß den Grafen vom Kopf bis zu den Zehen mit einem verächtlichen Blick, während ſie haarſcharf ſagte: „Sonſt Herr Graf? Wollen Sie mir viel⸗ leicht mit Gewalt drohen? In den Steppen Un⸗ garns regiert Ihr Wille vielleicht unbeſchränkt. Hier in unſerem Lande giebt es noch genug Hände, die ein junges Mädchen gegen Zudringlichkeit ſchützen würden. Sie haben kein Recht, mich gegen meinen Willen hier zu halten, nachdem Sie mir ſolche An⸗ träge geſtellt haben. Verrammeln Sie die Thüren, ich werde doch Mittel und Wege finden, in's Freie „Bitte, tragen Sie dieſen Armreifen, der . 25 Wanda hatte keinen Blick für die großen Brillanten, die vor ihren Augen funkelten und blitzten, ein Schreck, Scham, Ver⸗ über zu gelaugen!“ Mit hoch erhobenem Haupte ſtand das ver⸗ folgte Mädchen dem Manne gegenüber, der ſie unter falſchen Vorſpiegelungen in ſein Haus gelockt, der nichts unverſucht gelaſſen, ſie ſich willfährig zu machen; der aber auch vor nichts zurückſchreckte, wenn es galt, das Ziel zu erreichen, das ihm ſeine Leiden⸗ ſchaft geſteckt hatte. „Wer bin ich denn, daß Sie mir das — das zu bieten wagen? Noch in dieſer Stunde verlaſſe Aber auf ſolch ein Auftreten der jungen Gouver⸗ nante war er doch nicht vorbereitet. Er ſtutzte einen Augenblick, und mit untergeſchlagenen Armen lehnte er an der Thüre, ſeine Augen hingen mit ber⸗ zehrender Gluth an dem ſchönen erregten Geſchöpf, das er um keinen Preis frei geben wollte. Wie ein Cerberus hütete er den Ausgang des Zimmers. „Mein ſüßes Kind“, begaun er dann wieder in allen ihm zu Gebote ſtehenden ſchmeichelnden Tönen, „kommen Sie doch endlich zur Einſicht, daß