eiſen Bitte genaue Bahnſtation. 2 * ve e e οæ g 2 2 . . — 2 ̃ ̃7˙ —— Ur. 81 Preis vierteljährlich Mark 1. Anzeigen: frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Mlittwoch, den 9. Gͤktober ——————— — —— — dae enen Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Zwei Jahre Krieg in Füdafrika. Am bevorſtehenden Freitag, den 11. Ok⸗ tober, wird ſich das zweite Jahr des gegen⸗ wärtigen Krieges zwiſchen England und den beiden Burenſtaaten Südafrikas vollenden, denn am IJ. Oktober 1899 war es, daß das Ulti⸗ matum der Transvaal⸗Regierung an England belreffs Zurückziehung der engliſchen Truppen von den Grenzen Transvaals und Einſtellung weiterer Truppenſendungen nach Südafrika ablief und daß dann der ſofortigeEinmarſch der Buren in Natal erfolgte, womit der Uriegs⸗ zuſtand thatſächltch ſeinen Anfang nahm. Swei Jahre eines blutigen und halb Südafrika ver⸗ heerenden erbitterten Kingens, das durch die unerſättliche Cändergier und den rückſichtsloſen Egoismus Englands hervorgerufen wurde, ind demnach jetzt vergangen, und doch ſchwankt ſelbſt jetzt noch das Sünglein der Waage, noch immer will ſich keine beſtimmte Ausſicht auf die Beendigung dieſes ſo ſelbſtſamen, ſo ungleichen Ringens zwiſchen einem einfachen Farmer⸗ und Hirtenvölkchen und der Weltmacht des meerbeherrſchenden reichen Albion eröffnen. Als damals im Herbſt 1899, der jüngſte Bu⸗ renkrieg Dank der perfiden und hinterliſtigen Politik des Londoner Cabinets gegenüber den ſchwer gereizten Buren, endlich ausbrach, da ſprach man in Condon, die thatſächlichen Ver⸗ häliniſſe unglaublich verkennend, geringſchätzig von einer militairiſchen Promenade nach Pre⸗ loria und vermeinte, binnen etwa 3 Monaten oder doch höchſtens nach einem halben Jahr die ſchwachen Streitkräfte der Burenrepublicken niederſchlagen, vernichten zu können. Aber der Krieg ſollte in ſeinem nächſten Verlaufe nur zu baldzeigen, wie ſehr man ſich engliſcher⸗ ſeits in der Beurtheilung des tapferen Gegners, andren geren und der geſammten Sachlage in Südafrika ge⸗ irrt hatte. Denn die unter dem Oberbefehle Buller's Gatacres und Methuens operirenden engliſchen Kolonnen erlitten durch die Buren trotz deren numeriſchen Minderzahl eine ganze Keihe empfindlicher Niederlagen, welche den Waffenruhm der wackeren Burenſtreiter raſch durch die ganze Welt trugen und die warmen Sympathien, welche man in den allermeiſten Culturſtaaten für die Burenſache hegte, zu 1 Flammen der Begeiſterung emporſchlagen ießen. Vielleicht wäre damals als die Buren ihre glänzenden Siege am Tugela, bei Storm⸗ berge, Molteno, Magersfontein uſw. errangen, der Feldzug zu ihren Gunſten entſchieden wor⸗ den, wenn ſie in kühnem Vorſtoße theils auf Capſtadt theils auf die Häfen Natals vor⸗ marſchiert wären, zu mal ſich die ſpäter nach Südafrika geſandten engliſchen Truppenver⸗ ſtärkungen noch im erſten Stadium ihrer Vor- bereitung befanden. Aber den Boerenkämpfenden fehlten zu jener Seit noch die energiſchen und unternehmenden Führer an den maßgebenden Commandoſtellen, wie ſie heute ſolche in Louis Botha, Chriſtian Dewet, Delarey, Kruitzinger u. ſ. w. beſitzen, es mangelte darum an der anfänglichen Offenſive der Buren der rechte Geiſt und das richtige Siel, man vermochte ſich auf ihrer Seite zu keinem wirklich groß- angelegten Offenſivunternehmen aufzuſchwingen und vergeudete ſtatt deſſen Seit und Hraft republiken ſchien nun gebrochen zu ſein, ihre noch theilweiſe wenigſtens mit den nutzloſen Be⸗ lagerungen von Ladyſmith, Kimberley und Mafeking. überſehen werden, daß die Hauptbedingung für das Gelingen eines planmäßigen und ſtetigen Freilich darf anderſeits auch nicht Vormarſches der Buren in das feindliche Ge⸗ biet, die kräftige Unterſtützung ihrer Operationen — ſeitens der Natal⸗ und KHapburen, damals fehlte, während heute ſpeziell die letzteren zu Tauſenden die Waffen gegen die engliſche Herrſchaft ergriffen haben und es lediglich hierdurch den in das Kapland eingedrungenen Abtheilungen der Transvaal⸗ und Oranjeburen ermöglichen, ſich gegenüber den engliſchen Streit⸗ kräften zu behaupten. Jedenfalls ſtand es aber in jenem erſten Theile des füdafrikaniſchen Krieges ungeachtet aller un⸗ läugbaren Fehler und Unterlaſſungsſünden in der Kriegführung der Buren ſo ſchlimm um die Sache der engliſchen Waffen, daß man ſich in London entſchließen mußte, neben den ſehr bedeutenden Truppenverſtärkungen noch einen neuen Generaliſ⸗ ſimus zum Erſatz für den ſeiner Aufgabe nicht gewachſenen britiſchen Oberbefehlshaber, General Buller, in der Perſon des berühmten Feldmar⸗ ſchalls Lord Roberts nach Südafrika zu ſchicken und demſelben außerdem noch den rückſichtsloſen Kitchener als Generalſtabschef beizugeben. In der That führten dann der Wechſel im britiſchen Oberkommando in Verbindung mit dem ſich mehr und mehr geltend machenden ſtarken nummeriſchen Uebergewicht der engliſchen Armee einen Um⸗ ſchwung auf dem Kriegsſchauplatze hervor, welche Wendung zu Gunſten der Engländer von Allem mit der Kapitulation Cronjes und ſeiner 4000 Mann dei Paardeberg im Februar 1900 hervor⸗ trat; bald darauf beſetzte Feldmarſchall Roberts Bloemfontein und im Mai zog er triumphirend in Pretoria ein. Der Widerſtand der Buren⸗ verfügbaren Streiter zogen ſich meiſt in die wilden Gebirgsgegenden des nordöſtlichen Transvaal zu⸗ rück, Präſident Krüger ſelber flüchtete nach Europa. Die Sache der Buren mußte jetzt eigentlich als verloren gelten, aber ſie war es dennoch nicht, weil die wackeren Kämpfer für die Freiheit und Auf den Wogen des Lebens. Nov 2. Fortſetzung von P. Herrkorn. (Nachdruck verboten.) b die Portiere, die den Schall der Stimmen nach außen dämpfen ſollte; Wanda ſagen vermocht, aber vom erſten Anblick des Grafen kam ihr entſchieden trat mit ſchüchternem Augenaufſchlag ein; ſie hatte noch nie Gelegenheit gehabt, vor ſo hohen Herr⸗ ſchaften zu erſcheinen, ihr ſchlug das Herz bis zum Halſe empor, als ſie ſich — ohne überhaupt Je⸗ mand zu ſehen — tief verneigte. Graf Giulay ſtand noch ſeitwärts in einem offenſtehenden Nebenzimmer und ſchien ſich herrlich über Wandas Schüchternheit zu amüſtren. Dann trat er plötzlich hervor und begrüßte ſie höchſt leutſelig in ungezwungenſter Weiſe. Machen Sie doch keine Umſtände, Fräulein Lauterbrunn, Sie ſollen hier ja kein Examen ab⸗ legen, rief er fröhlich. Dann überſtürzte er ſich faſt mit Fragen, ob Wanda eine angenehme Reiſe gehabt, ob ſie ermüdet ſei, geſiele und ob ſie denke, daß ſie ſich swürde ? Graf Giulay hatte dem Diener, der die Speiſen hier einleben ſelbſt bie Schüſſeln und reichte ſie dem jungen lic, der noch mehr ſagte. Wodurch es kam, Wanda hätte es nicht zu fühlte ſie ſich unfrei, faſt bedrückt. Borris Giulay mehr als zuvorkommend ent⸗ gegen, ſie wünſchte lebhaft, die Frau Graͤſin und die Komteſſen kämen endlich zu Vorſchein, denn dieſes Alleinſein mit dem Grafen dauerte ihr offen⸗ bar zu lange. Immer ängſtlicher richtete ſie ihre Blicke nach der Portiére. Schließlich bemerkte ſie: „Wann werde ich denn die Ehre haben, der Frau Gräfin und meinen Schülerinnen vorgeſtellt zu werden? Kommen die Herrſchaften den nicht zum Diner ?“ „Ah ſo!“ entgegnete der Graf lächelnd, indem er die Augen ſchloß und mit ſeinem Stuhl nach hinten wippte, „ich habe ja ganz vergeſſen, Ihnen wie ihr ihr Zimmer die Zofe zu ſagen, daß meine Familie auf ein paar Tage nach Berlin gefahren iſt, ich erwartete aber ſtünd⸗ lich ihre Ankunft. Das darf ſie alſo nicht geniren, Fräulein Lauterbrunn. Haben Sie irgend ein An⸗ liegen, ſo dürfen Sie es nur ſagen, es ſoll jeder Wunſch Ihrerſeits reſpectirt werden. Beim Aus⸗ packen und Unterbringen Ihrer Sachen wird Ihnen helfen. Wünſchen Sie ſonſt Rath oder Aufſchluß in irgend einer Angelegenheit, ſo finden Mädchen mit einem höflichen Wort oder mit einem f einen guten Freund ſehen. heimlich erglüht bis an die Haarwurzeln. beäſentiren wollte, auch bald abgewinkt, er nahm Sie mich ſtets bereit zu jeder Auskunft. Sie ſollen den Grafen, ſondern ſtets Wollen Sie das?“ Graf Giulay war bei den letzten Worten un⸗ in mir durchaus nicht Wanda hatte in ihrer Verlegenheit indeſſen den leidenſchaftlichen aufflammenden Blick, der ſie bei ſeinen letzten Worten ſtreifte, nicht geſehen, ſie hörte nur das Eine aus des Grafen Worten heraus, daß er ihr nicht herriſch, nicht befehlshaberiſch gegenüber treten, ſondern ihr freundlich begegnen wollte. Und ſie war ein ſo naives und dankbares Geſchoͤpf, daß ſie mit lächelndem Munde ſagte: „Wie gütig Sie ſind, Herr Graf! Ich will mich bemühen, meine Stellung im Hauſe ſo gut als möglich auszufüllen und hoffe mit der Zeit, Ihre Zufriedenheit zu er⸗ langen.“ „Vor allen Dingen, mein liebes Fräulein, haben Sie Vertrauen zu mir,“ rief er nochmals mit ſtarker Betonung, und er ſtand plötzlich dicht neben ihr, legte, ſeine ariſtokratiſche Rechte auf ihren Scheitel und ſah ihr mit einem leuchtenden Blick in den Augen, indem er leiſe ſagte: „Ich könnte ja ihr Vater ſein.“ Wanda fühlte ſich nun aber doch plötzlich un⸗ ſicher und unfrei in ihrem Fühlen und Denken, es war in dem Weſen des Grafen etwas, was ihr unklar und räthſelhaft blieb, und ſie hatte nur den einen Wunſch, die andern Familienglieder, zumal die Frau Gräfin, möchten ſich demnächſt in der Villa Roſe einfinden. Auch fiel es ihr auf, daß ſie von der Dienerſchaft fortwährend beobachtet wurde und ſie ergriff daher die erſte Gelegenheit, um ins Freie zu gelangen.