e kr, mittag tag, denn Mitdog 1 Dont ö Sana leder seln 10. Aloha, 7 I. Oln 2. Oftobe Tandlung 0 g! paunel- nanlage. i Ar. 80 Anzeigen: frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. —— Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. N preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Famstag, den 5. Oktober rerr⸗ Zum Stande der Zolltarif⸗ angelegenheit. Mit dem am 3. Oktober erfolgten Wie⸗ derzufammentritte des Bundes rathes zu ſeiner Winterſeſſion wird auch die derzeit wichtigſte Frage der deutſchen Politik, diejenige der Soll⸗ karifreviſton, allmälich in das Stadium der parlamentariſchen Behandlungen eintreten. Wahrſcheinlich nehmen die zuſtändigen Aus⸗ ſchüſſe genannter Hörperſchaft ſchon an einem der nächſten Tage den veröffentlichten Entwurf des neuen Zolltarifs in Vorberathung, ſo daß dann derſelbe bis zum Tage der Wiederauf⸗ nahme der Keichstagsverhandlungen, bis zum 26, November, vielleicht doch die Form einer definitiven Vorlage erhält, wie dies ja auch geplant iſt Ob der proviſoriſche Solltarif⸗ entwurf durch die Erörterungen im Bundes⸗ kalhe eine weſentlich veränderte Geſtalt ſeinem Inhalte nach erfahren wird, das muß noch Furchaus dahingeſtellt bleiben, was hierüber in der Tagespreſſe verlautet, dies beſitzt eben gur den fragwürdigen Werth müßiger Com- haſonen. Iſt doch ſoeben erſt das Senſa⸗ kons gerücht, der Reichskanzler Graf Bülow habe einem hohen Beamten gegenüber ſeinen Eniſchluß zu einer durchgreifenden Umarbeit⸗ ung des proviſoriſchen Solltarifsentwurfes ge⸗ dußert, von der officiöſen „Nordd. Allgem. Zellung“ als jeder Begründung entbehrend be— zeichnet worden. Ob nun der Bundesrath auf eigene Fauſt eine ſolche „Reviſion“ des pro⸗ jeclirten Zolltarifsentwurfes vornehmen und ich hierdurch in einem gewiſſen Gegenſatz zum Keichskanzler ſtellen würde, daran möchte man doch einigermaßen zweifeln. Ueberhaupt aber dürfte dieſe maßgebende Hörperſchaft ſich mit ihrem definitiven Votum betreffs des Solltarifs ſchwerlich übereilen, bietet doch dieſe geſammte Frage noch immer ihre große Schwierigkeiten und Unklarheit dar, und daß dieſelben auch vom Bundesrathe nicht von heute auf morgen beſeitigt werden könnten, das wird man wohl als unbeſtreitbar zu er⸗ achten haben. Erſt die kürzlich abgehaltene Generalver⸗ ſammlung des Vereins für Socialpolitik in München, in welcher namentlich die ſchwebende Solltarifreform des Längeren behandelt wurde, hat wiederum gezeigt, wie ſchroff ſich die An⸗ ſichten betreffs dieſes Problems noch immer gegenüberſtehen. Denn während bekannte So⸗ cialpolitiker, wie die Profeſſoren Schuhmann⸗ Cöln, Kuntzel⸗Wien, Oldenberg Marburg uſw., die im proviſoriſchen Solltarifentwurf vorge⸗ ſchlagene Erhöhung der Lebens mittelzölle leb⸗ haft befürworteten, widerſprachen derſelben, ebenſo entſchieden nicht minder angeſehene Na⸗ tionalökonomen, vor Allem die Profeſſoren Schmoller-Berlin und Brentano⸗München. Aber ſogar in den einzelnen Intereſſentengrup⸗ pen ſelber herrſcht keineswegs eine einmüthige Stelluugnahme gegenüber dem projektirten neuen Solltarif, was beſonders die ſoeben ſtatt⸗ gefundenen Verhandlungen des deutſchen Han⸗ delstages in Berlin hierüber zeigten, da ſich bei denſelben eine nicht ganz unbedeutende Minderheit für die im Zolltarifentwurf vor⸗ geſehenen künftigen Sollſätze für Getreide er⸗ klärt hat, im Gegenſatz zur überwiegenden Mehrheit des Handelstages, welche ſchwere Bedenken bezüglich der geſammten geplanten Solltariferhöhungen auf die nothwendigſten Tebensmittel äußerte. Jedenfalls bekundet der Verlauf der Erörterungen des deutſchen Han⸗ delstages über den proviſoriſchen Entwurf des neuen Solltarifs, daß es im Handelsſtande auch Anhänger der vorgeſchlagenen Soller⸗ höhungen ſpeziell auf Getreide giebt, was ſchließlich auch von der Induſtrie gelten darf. Denn die am Dienstag in Berlin abgehaltene Delegirtenverſammlung des Centarlverbandes deutſcher Induſtrieller hat bemerkenswerther Weiſe mit Stimmeneinheit eine Reſolution angenommen, welche u. A. zwar die Nothwendigkeit des Ab⸗ ſchluſſes langfriſtiger Handelsverträge betont, zugleich jedoch die geplante Erhöhung der Getrei⸗ dezölle gutheißt und es ferner billigt, daß nicht unter die Minimal⸗Getreidezollſätze des Zollta⸗ rifentwurfs heruntergegangen werde. Dieſe Stimmen ſelbſt im Lager unſerer Handeltreibenden und Induſtriellen zu Gunſten einer erheblichen Erhöhung der Getreidezölle ſind zweifellos recht werthvoll im Sinne einer ſchließlichen Verſtän⸗ digung der beiden großen Erwerbsgruppen des Handels und der Induſtrie mit der dritten gro⸗ ßen Gruppe, jener der Landwirthſchaft, über die Kernpunkte des künftigen Zolltarifs, und es kann hierdurch den Beſtrebungen der Regierung, die Mittellinie für eine ſolche Verſtändigung aufzu⸗ finden, wovon Handelsminiſter Möller in ſeiner Rede beim Feſtbanket des deutſcheu Handels⸗ tages ſprach, nur Vorſchub geleiſtet werden. Was aber jene Senſationsgerüchte anbelangt, welche die deutſche Regierung mit Zollkriegen mit dem Auslande, neuerdings z. B. angeblich mit Oeſterreich⸗Ungarn, graulich machen wollen für den Fall der Verwirklichung des jetzigen Zoll tarifentwurfs, ſo wird man ſich in den maßge benden Berliner Kreiſen durch ſolches Gered gewiß nicht irre machen laſſen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 29. September. Beim diesjährigen Preisſchießen des hieſigen Schützen vereins erhielten folgende Mitglieder Preiſe: 1 Auf den Wogen des Lebens. Novelle von P. Herrkorn. 5 1. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Halte mich er bor ſeinem Verſchwinden ſuchen, da das alte in Trümmer ſtürzt. Ich bin Es war im Frühling, die Blumen blühten und dufteten überall, und man hätte denken müſſen, nun fänden auch Gram und Sorge nimmer Eingang nicht, Mutter, laß mich,“ hatte auf ihr begütigendes; . a a r g ihre Augen Zureden geantwortet, „ich will mir ein neues Glück Wieck kam Air nicht böſe, nein, es hat ja jeder ſeine Lebens⸗ anſchauungen, aber ich kann nicht gegen meine lunerſte Ueberzeugung handeln. Mir iſt, als müßte ich mich ſchämen, wenn meine Mutter mit einem ſolchen Manne wie Eberhard von Stein eine zweite regte ſie ſo furchtbar Ehe eingeht, ja, mir iſt als müßte ich ihn fordern, um einen Flecken an unſerer Familienehre zu tilgen. Und deshalb gehe ich in der Heimath nicht leben kann, ohne einen tragiſchen Conflict zwiſchen mir und dem zweiten Manne meiner Mutter herbeizuführen.“ Wie lebhaft ihrem Entſchluſſe ſchwankte. Sie gab den Sohn auf und flüchtete in die Arme des Gatten, der ſie 1 ſpäter mißachtete und ihr Glück mit Füßen rat. „Ob Herbert noch lebt? Ob er zuweilen meiner gedenkt? Ob er mir vergeben wird?“ Das waren aun die bangen Fragen, die ſie täglich an den Himmel richtete. Hatte er keine Nachricht für ſie, die doch ſeine Mutter war und blieb!“ in die weite Welt, weil ich 5 ſtand doch noch jener Tag vor ihrer Seele, da ſie auch nicht einen Augenblick in in Herz und Haus; aber in Ehrenbreitenfels waren ihnen Thür und Thor geöffnet. Frau von Steins Wangen waren blaß und blickten trübe. Ueberall, wohin die hatte man wohl ein Bedauern, ein Wort des Mitleids für ſie, aber dieſes ewige Be⸗ dauern, gepaart mit ihrem ſpäten Schuldbewußtſein — auf, daß der Arzt dringend zu einem Aufenthalt an der See rieth, damit die Nerben der gequälten Frau eine Stärkung erhielten. Und endlich war es ſoweit gekommen. Die Abreiſe war von der Frau von Stein feſtgeſetzt, wenn auch Opfer dazu erforderlich geweſen waren. Hilda von Stein ſetzte die electriſche Glocke in Bewegung und ſagte dann zu dem eintretenden Mädchen: a „Haſt Du die Sachen gepackt, Auguſte? Wir müſſen morgen früh rechtzeitig aufbrechen, um den Zug nach St.... zu benutzen. Der Dampfer nach Seebad H. geht um 12 Uhr ab, wir müſſen pünktlich ſein.“ „Ja wohl gnädige Frau, können ſich ganz auf mich berlaſſen“, entgegnete das Mädchen. In der That, Auguſte war zuverläſſig allen Dingen und ihrer Herrin in Treue ergeben. gärtners und hatte ſchon als Kind mit Hilda ge⸗ in Das Mädchen war die Tochter des Schloß⸗ ſpielt, und auch an ihrer gnädigen Frau Glück in Trümmern ſtürzte. 2 Ein Schmuckſtück nach dem andern war ſchon von Frau von Stein ins Leihhaus gewandert, um das Geld zur Badereiſe zuſammen zu bringen, vo welcher der Arzt für die Leidende Beſſerung er hoffte. Nun war dieſe Reiſe, die mit ſo bedeutende Opfern von Seiten Hildas erkauft wurde, beſtimmt feſtgeſetzt. Frau von Stein hatte nun wenigſtens den Willen, wieder geſund zu werden, ſie hatte es endlich begriffen, daß das Leben eine Arbeit, ein Kampf iſt, den uns Gott aufgegeben, und daß es unſere Pflicht iſt, dieſelbe nach beſten Kräften aus⸗ zuführen. So wurde denn Frau von Steins Reiſe recht⸗ zeitig angetreten und gegen elf Uhr Vormittags kam ſie am anderen Tage mit der Bahn in St. an. Vom Thurm der alten Stadtkirche hatte es zwölf geſchlagen. Zum dritten und zum letzten Mal ließ die Schiffsglocke ihren hellen Ruf ertönen, nun wurde die Brücke zurückgezogen und langſam wand ſich der Dampfer durch all die Fahrzenge, die im Hafen lagen. Frau von Stein ſtand mit Auguſte auf dem Deck des Dampfers und blickte mit einem Gefühl der Genugthuung auf die Stadt. An dem Verdeck des Schiffes hatte eine Mnſik⸗ kapelle Platz genommen und die luſtigen Weiſen, die ſie ihren Blechinſtrumente ntlockte, ſtir nte es war ſo lobenswerth, daß Auguſt feſt hielt,