anſtrebe, die den Abſchluß von Handelsverträgen auf längere Dauer ermögliche, womit ſich ſehr wohl eine in richtigen Grenzen gehaltene Er⸗ höhnng der Getreidezölle vereinigen laſſe. Dieſe ſei aber im Intereſſe des Gedeihens der Land⸗ wirthſchaft dringend geboten. Zu dem Wechſel im Miniſterium heißt es: Wir hoffen und ver⸗ trauen, daß das neue Miniſterium auf den be⸗ währten Bahnen eines beſonnenen Liberalismus die Geſchäfte des Staates weiter führen wird. Der Wahlaufruf tritt ſodann ein für das direkte. allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht mit der Maßgabe, daß die Städte, die mehrere Abgeordnete zu wählen haben, in Wahlbezirke mit je einem Abgeordneten eingetheilt werden; die Geſammterneuerung der Kammer ſoll alle 4 Jahren erfolgen und eine Reorganiſativn der Erſten Kammer im Sinne einer ſtärkeren Ver⸗ tretung der Intereſſen des Handels, der Innuſtrie, der Landwirthſchaft und der größeren Städte angeſtrebt werden. Wenn die Bürgermeiſter und Gemeinderäthe bis jetzt nur in Gemeinden bis zu 1000 Einwohnern direkt gewählt werden, ſo ſollte dieſe Einwohnerzahl erheblich höher ergriffen werden. Die Partei befürwortet eine ſteuerliche Entlaſſung der Gemeinden durch ſtaatliche Unterſtützung der Kreiſe und wird un⸗ bedingt feſthalten an den confeſſtonell⸗gemiſchten Volksſchulen. In Bezug auf die Stellung der Lehrer wird die Partei darauf hinwirken, daß die Lehrer an einer der Bedeutung ihres Standes entſprechenden Stelle in den Gehaltstarif einge⸗ gereiht werden. Bei der Steuerreform ſollen die minder leiſtungsfähigen Stände die weitgehendſte Schonung erfahren. Des weiteren tritt die Partei ein für die rationelle Ausgeſtaltung des Eiſenbahnweſens und Fortführung der Reform des badiſchen Tarifs, wenn die Einheit der Tarife aller deutſchen Bahnen nicht erreichbar. Was das Verhältniß zwiſchen Staat und Kirche betrifft, ſo ſoll an der gewährten Geſetzgebung nicht gerüttelt werden. Auch künftighin werde die nationalliberale Partei, wenn auch die ent⸗ ſchiedenſte Gegnerin der Socialdemokratie, den be⸗ rechtigten Beſtrebungen des Arbeiterſtandes ihre Unterſtützung leihen, doch werde ſie den Grund- ſätzen und der Kampfesweiſe der Sozialdemokra⸗ die mit allem Nachdruck entgegentreten. Den Vorſitz führte Herr Abg. Oberbürgermeiſter Gön⸗ ner⸗Baden. Au en, 13. Sept. Eine in reſſante Entſcheidung für Landwirthe. Das Reichs verſicherungsamt hat in einer ſeltenen landwirth⸗ ſchaftlichen Unfallſache eine intereſſante Entſcheid⸗ ung getroffen. Ein Landwirth behandelte den Fuß ſeiner am Mauke erkranten Kuh durch Aufblitzen von Puler und wurde hierbei durch Explodirung des letzteren verletzt. Entgegen der Berufsge⸗ noſſenſchaft ſprachen Schiedsgericht und Reichsver⸗ ſicherungsamt dem Verletzten, der die Sehkraft eines Auges eingebüßt hat, die beantragte Rente zu. In den Entſcheidungsgründen heißt es: Der betreffende Landwirth war bei Vornahme jener Kur, die den Gepflogenheiten vieler Land⸗ leute entſpricht, unſtreitig im Interreſſe des land⸗ wirthſchaftlichen Betriebes thätig. Hiernach kommt es darauf, ob die Kur thatſächlich Erfolg ver⸗ ſprach oder unverſtändlich und wiſſenſchaftlich nicht zu rechtfertigen war, verſicherungsrechtlich gar nicht mehr an. Selbſt bei Annahme leichtſinniger und fahrläſſiger Handlungsweiſe blieb daher eine Be⸗ triebshandlung und ein zu entſchädigender Be⸗ triebsunfall zu conſtatiren. — Heilbronn, 16. Sept. Das ſeit Wochen, in eingeweihten Kreiſen wohl gar ſchon ſeit Monaten umlaufende Gerücht von Zahlungs- ſchwierigkeiten der Heilbronner Gewerbebank hat ſich leider in vollſtem Maße beſtätigt: am Samstag vormittag ſtellte die Gewerbebank ihre Zahlung ein. Auf dieſe Kunde hin eilten viele Inhaber von Depots und Guthaben nach der Bank, und thatſächlich wurde auch nachmittags die Kaſſe derſelben wieder geöffnet und eine größere Summe zur Auszahlung gebracht. Viele aber gingen bei dieſer Zahlung leer aus, und die freundlichſten Wünſche waren es nicht, mit denen die ziemlich anſehnliche Menge auseinanderging. — Was die an Geſicht und Händen davon. Zum Samariter⸗Brunnen. gegenwärtige Lage herbeigeführt hat, ſo kann mit Sicherheit geſagt werden, daß der Vorſtand durch Spekulationen, welche ohne Vorwiſſen des Auf⸗ ſichtsrats ſeit Jahren ausgeführt wurden, eine Summe von über 1½ Millionen M. verloren hat. Es iſt alſo mehr als die Hälfte des Aktien⸗ kapitales (3 Mill.) dem Moloch des Börſenſpieles geopfert worden. Bedauerlicher Weiſe ſind es gerade die ſog. kleinen Leute, welche ihre Erſpar⸗ niſſe in Aktien der Gewerbebank ſicher angelegt glaubten und nun ihre Vertrauensſeligkeit mit einem für ſie empfindlichen Verluſt werden büßen müßen. Nordpolarfahrers Peary, der bei ausgezeichneter Frankfurt a. M,, 13. Sept. Heute Vormittag kurz nach 8 Uhr fand hier im Keller einer Materialwarenhandlung auf der großen Friedbergerſtraße eine Gas⸗Exploſion ſtatt. Dos Haus iſt ſehr ſtark beſchädigt. Bis 9 Uhr waren bereits zwei Leichen geborgen. Die Polizei hat 90 die Unglücksſtelle abgeſperrt. Die Feuerwehr iſt 1 mit den Aufräumungsarbeiten beſchäftigt. Dabei wurden noch zwei ſchwerverletzte unter den en Trümmern her vorgezogen. amel. — Frankfurt a. M., 14. Sept. Zu d Exploſion in den Kellerräumen der Firma Glocke u. Tſcharnke in der Großen Friedberger Straße wird noch gemeldet: der Urheber des Unglücks iſt der Lehrling Karl Einſchütz, der nach ſeiner eigenen Ausſage mit einem offenen Licht ſich in der Nähe der Spiritusfäſſer zu ſchaffen mach Dabei gerieth durch unvorſichtiges Handhab mit dem Licht eines der Fäſſer in Brand, durch das in der Nähe befindliche Benzin⸗Gef explodirte. Der Lehrling wurde noch lebend a gräßlich verſtümmelt aus den Trümmern herv gezogen. Er trug ſo ſchwere Verletzung day daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. tödtet wurden der 16 Jahre alte Ausläufer Ehr⸗ mann, der Commis Karl Reinecke der Sohn des Briefträgers Faber, der auf der Straße in unmittel⸗ den ni Namen en Ann. 1 1. ile hügu, d iht Iytereſſe barer Nähe des Ladens ſtand. Letzterer wurde vollen. durch den furchtbaren Luftdruck über die Straße s bber! auf das gegenüberliegende Trottoir geſchleudert. gmeiderat Die Schädeldecke war eingeſchlagen. Das Hirn nam ſowie ein Auge klebten an einem Staketenzaum. Der Geſchäfts⸗Inhaber Tſcharnke trug Verletzungen ſauumachun Das Haus, in Aüulkitreit ag dem das Unglück ſich ereignete, führt den Namen: ö lg dienſllich * 70 Er II. Sept. 5 rmann. — ſuutmachun Halifax, 14. Sept. Der Dampfer „Erik“ iſt mit Fräulein Peary, der Tochter des Geſundheit am Kab Sabine überwintert hierher zurückgekehrt. Sie berichtet, das Schiff habe die äußerſte Spitze des grönländiſchen Archipels un en . Sert fahren und die Breite von 83“ 50 erreicht. es en gweclche werde beabſichtigt, im nächſten Frühjahr einen n. 1 Verſuch zu machen, den Nordpol zu erreichen. a —ů— — er lächelnd bei. Sie wären eine hübſche Studie für einen Maler geweſen, dieſe jungen Geſchöpfe, wie ſie nebeneinander auf der Moosbank ſaßen, von dem wechſelnden Licht, das durch die grünen Zweige der hohen Bäume drang, maleriſch beſchienen, Arthur's feines Geſicht leicht erröthet, die dunkeln Augen blitzend vor frendigem Eifer, Hedwigs blaue Sterne mit Thräuen erfüllend, während ſte auf den Papieren ruhten, die der Gatte in ihre Hand gegeben. O, es war ein herrlicher Augenblick für das junge Paar, eine jener unerwarteten Freuden, die das Herz hochaufjubeln machen vor Entzücken! Der Brief war an Aloys von Vermont ge⸗ richtet. Er kam von einem ſeiner litterariſchen Freunde in Paris, welcher die Publikation eines Bandes Gedichte von Arthur von Vedelles über⸗ nommen hatte. Dieſer war gerade unter einem Pſeudonhm erſchienen, und hatte einen durchſchlagenden Erfolg errungen. „Deines Freundes Verſe,“ ſchrieb der Pariſer, „ſind in Jedermann's Hand, und es beſteht nur eine Meinung über das wunderbare Talent, das ſie verrathen. Die Leute ſprechen von nichts Anderem; beſonders die „Lieder aus der Province“ haben eine wahre Senſation erregt. Der allgemeine Eindruck, daß Frankreich einen neuen Dichter beſitzt, und zwar einen, deſſen Inſprirationen Quellen enſtammen: einem tief religiöſen Sinn und einer Liebe zur Natur.“ Die Rezenſionen, welche dieſen Brief begleiteten, waren alles voll des Lobes über die Originalität und Schönheit von Arthurs Gedichten. der ihrem Glückbecher noch gefehlt. ſenkte die koſtbacren Dokumente in ihre Reiſetaſche, und wollte ſich einen Augenblick davon trennen. Sie thronte auf ihrem Grauthier mit einem Ge⸗ Dies war, in der That, der letzte Tropfen, Hedwig ver⸗ fühle des Triumphes, daß ſich hie und da in einem kurzen, unverſtändlichen Ausrufe äußerte. Aber als Arthur leiſe ſagte: „O hätte mein lieber alter Vincenz dies noch erfahren,“ da war ihr kleines Herz endlich zum Ueberfließen voll und ſie brach in Thränen aus. Wenn Arthur ſo den Mangel einer mitfühlenden Seele empfunden, zu übernachten, dort mit Victor und Herrn Laſſalle manches Jahr ſchmerzlich Victor, ſtrahlend vor Befriedigung über ſeine neue ſo entſchädigte in dieſer Tag reichlich für ſein bis⸗ heriges ſtilles Entbeheren. 21. Kapitel. Ueberlaſſen wir uns das junge Paar ſeiner neugefundenen Seligkeit und ſehen mit den andern Perſonen unſerer Erzählung während der beiden letzten Tage ereignet, beſonders, was Frau Laſſalle in's Werk zu ſetzen für nöthig fand, nachdem ſie, ſofort nach Miſe Mede's und Hedwigs Weggehen von Belbouquet, den Beſuch der alten Thereſe erhalten. Der Notar hatte ſich mit ſolcher Hingebung um Victor von Vedelles' Intereſſe bemüht, daß ſeine Auſtrengungen mit Erfolg gekrönt wurden, wozu die Popularität und Rednergabe ſeines Candi⸗ danten allerdings nicht das wenigſte beigetragen. Die Nachricht von Victor's Wahl erreichte ſeine Eltern in Paris, und beſtimmte ſie ſogleich nach Vermont zurückzukehren, woſelbſt der neue Deputirte mächtigen einem Teil ſeiner Wähler ein Feſt zu geben ge⸗ dachte. Ein ganz neues Leben eröffnete ſich nun dem gräflichen Paare. Herr von Vedelles war entzückt und in beſter Laune; auch die Gräfin nahm Teil an der allgemeinen Freude, aber dieſe wurde betrübt durch die um Arthur, deſſen kurſe reſerpirte Briefe ſie vollſtändig im Zweifel über ſeinen Gemüthszu⸗ ſtand und ſeine häuslichen Verhältniſſe ließen. Sie ſehnte ſich mit eigenen Augen darüber zu urtheilen ließ nichts zu wünſchen übrig. wir, was ſich 5 ſich an einen guten Diner und an den Reminis⸗ und begrüßte deshalb freudig ihre Abreiſe von Ag En, hochkein f Paris. Man hatte beſchloßen, einmal in Draguignan in hun, apfel E bilheit. 3 Krr Bäc Axxx f brpbenden Einn dad aa derſchiedenen Ii dag Lterlienhan henburg. Wü n ohne Unſen 1 Vun per . zuſammenzutreffen, um am folgenden Tage gemein: ſchaftlich nach Vermont zurückzukehren. Am folgende Tage trafen ſie in dem hübſchen, altfränkiſchen Hotel der Provinzialſtadt ein, wo Würde, ihrer bereits wartete. Auch Herr Laſſalle zeigte eine ſehr vergnügte Miene und die gegenſeitige Herzlichkeit zwiſchen den einzeln Familiengliedern Es war ein lieblicher Abend, der gleiche, an dem Arthur von Bedelles, im Begriff von Frank- reich abzuſegeln, anf dem Verdeck des „Adler“ ges ſtanden und Hedwig am Sterbebett des alten treuen Dieners der Vedelles gekniet hatte, Akazien und Trompetenbäume beſchatteten die Fenſter des Gaſt⸗ hauſes, wo die gräfliche Familie und Herr Laſſalle cenzen des ſo glücklich beendeten Wahlkampfes er⸗ frenten. Unter dem Schatten jener prächtigen Bäume nahmen ſie ihren Kaffee ein und ſetzten dieſe inſereſſante Unterhaltung fort. Höchſt wahrſcheinlich hätten ſie ſich Alle in dieſer Nacht eines vor trefflichen Schlafes und angenehmer Träume erfreut, Nend e. wäre nicht gerade, als ſie einander „Gute Nacht“ . 0 boten, ein Eilbote mit zwei Briefen von Fran 05 . Laſſalle angelangt, von denen einer an den Notar, 1 wt der andere an die Gräfin von Vedelles adreſſirt war. dak 0 „Was wird vorgefallen ſein ?“ dachte Herr Ine Laſſalle und fragt die Gräfin beſorgt. Wie natür⸗ l lich in ſolchen Fällen, kreuzte ein Heer der ſchreck⸗ . 819 lichſten Möglichkeiten ſich in ihrem Kopfe während 0 U 5 der halben Secunde, die das Oeffuen der Botſchaft 5 U in Aunſpruch nahm. 5 nin aue ut