Die Kaiſer-Zuſammenkunft. Hela, II. Sept. Auf die Nachricht, daß r „Standart“ mit dem Saren ſich auf der Danziger Bucht nähere, war der Haiſer auf der „Hohenzollern“ dem Allerhöchſten Gaſt entgegen gefahren. Bald nach 10 Uhr vor⸗ mittags kam in der Höhe von Rixhoeft der „Standard“ in Sicht. Auch der ruſſiſche Kreu. zer „Swetlana“ mit dem Großfürſten Alexis, direkt von Petersburg kommend, wurde ge⸗ geſichtel. Als der „Standard“ längsſeitig der „Hohenzollern“ erſchien, paradierten auf beiden KHaiſerpachten die Beſatzungen. Die Muſik⸗ kapellen intonierten die Nationalhymne. Drei Hurrahs zur Begrüßung wurden ausgebracht, während die Begleitſchiffe den Kaiſerſalut feuerten. Nachdem der zum Ehrendienſt be⸗ — fohlene Flügeladjutant Graf Platen ſich auf dem „Standard“ gemeldet hatte, begab ſich der Jar in ſeiner Sig, begleitet von dem Ge⸗ nergladjutanten Baron Fredericks, dem Vize⸗ admiral Losnen, dem Hofmarſchall Bencken⸗ dorff, dem Flügeladjutanten Prinzen Engalit⸗ ſchew, dem Fregattenkapitän von Heyden, dem Marinealtachee an der Berliner Bolſchaft, Fregattenkapitän Pauli, dem laggoffizier Prinzen Golikine, dem Leibarzt Dr. Hirſch, dem Miniſter Cambsdorff und Kammerherrn Der Kaiſer erwartete den HGaſt am Fallreep. herzlich. Darauf fand die Vorſtellung der beiderſeitigen Gefolge und der Ofſiziere der „Hohenzollern“ ſtatt. Die Monarchen gingen die Front der Ehrenwache ab und begrüßten darauf den an Bord der Hohenzollern einge⸗ —— fran lanzen Fregattenkapitän Suroff begleitet war. Preis vierteljährlich Mark 1. Anzeigen: Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. e jeden Dienſtag und ud Freitag Abend. mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts Hofbuchdruckerei. Lamftag,! den II. Jepfember Die Masten b. begaben ſich hierauf nach dem Promenadedeck, wo ſie in eifrigem Geſpräch bis zur Frühſtückstafel verblieben, die um der vereinte. Bei der Mittagstafel an Bord der Hohen⸗ zollern ſaß der Zar rechts vom Kaiſer, Groß⸗ fürſt Alexis links, rechts vom Saren der Keichskanzler, gegenüber den Majeſtäten Ober⸗ hofmarſchall Graf Eulenburg mit dem Grafen Lambsdorff zur Rechten und dem Hofminiſter Baron Fredericks zur Linken. Die Mittags⸗ tafel verlief in angeregſter Unterhaltung. Nach- dem beide Majeſtäten mit einander angeſtoßen hatten, trank der Sar dem! Reichskanzler, dem Generalſtabschef Schlieffen, Eulenburg, ſowie dem Admiralen Hollmann und von Tripitz zu, während der Haiſer mit dem Großfürſten Alexis ein Glas leerte, dann den Srafen Lambsdorff, Baron Fredericks, den Grafen Benckendorff und Dr. von Hirſch durch Sutrinken auszeichnete. Die wurde aufgehoben, als Hela in Sicht kam. bei herrlichſtem Wetter Sonnenſchein und ruhi⸗ ger See wurde die herannahende Hohenzollern von der Flotte mit Salut begrüßt. Die Kaiſer⸗ vacht dampfte mit der deutſchen und ruſſiſchen Haiſerſtandarte im Großtop durch die beiden Schiffslinien. Die beiden Monarchen nahmen Parade über die Schiffe ab, welche über paradierten und beim Paſſiren die Majeſtäten Hurrahs begrüßten, während die — Blattpflanzen aufgebahrt war. herum waren die Kranzſpenden niedergelegt, am dem Grafen des Kaiſers war Finzanminiſter v. Rheinbaben 5 General des 18. Armeekorps von Lindequiſt, der 5 Tafel Frankfurter Magiſtrats. Konſiſtorialrat Ehlert Gebet und Segen ſprach. Hofrat Savinsky, an Bord der „Hohenzollern“. vom Aaiſerſtand der „Hohenzollern“ aus die die Die Majeſtäten begrüßten und umarmten ſich Toppen geflaggt hatten und deren Beſatzung Vertretern von Osnabrück, von den Geſellſchaften Muſiken an Bord der Schiffe die ruſſiſche Na⸗ lroffenen Großfürſten Alexis, welcher vom Ad⸗ tionalhymne ſpielten. Die Kaiſerpachten anker⸗ ten darauf an den für ſie vorgeſehenen Plätzen an der Spitze der ganzen Formation. Hierauf wurden die Admirale, Kommandanden, Stabs⸗ Als letzter ſprach Rudolf v. Bennigſen als Freun der Familie, befohlen. 1 Uhr die Herrſchaften mit dem Gefolge wie ⸗ ch zollern“ zur Defiliercour vor Politiſches. Frankfurt a. M., 11. September Das Leichenbegängnis des Staatsminiſters vo Miquel ging geſtern nachmittag in überaus feier licher Weiſe von ſtatten. In dem Trauer haus verſammelten ſich gegen 2 halb Uhr die Leidtragen⸗ den in dem Zimmer, wo der Sarg inmitten vo 5 Um den Sarg Fuß des Sarges der Kranz des Kaiſers und der Kaiſerin, deſſen weiße Schleife die Initialen und die Krone der Majeſtäten trugen. Als Vertreter erſcheinen; ferner Miniſter Schönſtedt als Vertrete des Staatsminiſteriums, der kommandierende Stadtkommandant, ein Vertreter des Oberpräſiden ten, Oberbürgermeiſter Adickes an der Spitze des Um 3 Uhr ſetzte ſich dann der impoſante Trauerzug in Bewegung Um 4 Uhr langte der Trauerzug am Portal des Friedhofes an. Unter den Klängen des Chorals „Jeſus meine Zuverſicht“ wurde der Sarg zu Gruft getragen und dort niedergelaſſen, worauf Sodann trat Oberbürgermeiſter Adickes an das offene Grab und widmete namens der Stadt den Heimgegangenen warme Worte des Abſchieds. Es ſolgten kurze Anſprachen von Vertretern der Stadt, und Vereinen, denen der Verſtorbene nahe geſtanden. ſowie als politiſcher Freund de Verſtorbenen. Er gedachte in beredten Worte des Verblichenen und würdigte ſeine Werden r, daß chaſtz⸗ den if. Verein nern, 6 Herzensräthſel. en nach dem Franzöſiſchen von Clara Rheinau. (Nachdruck verboten.) 8 Arthur, jenen Blick, als Du in der Abtei zu Mir ſprachſt, jener Blick, der Dich veranlaßte, den 5 ſtpttie ut er mir, daß ich Dich je ſo anſehen konnte,“ Er ſchloß ihr den Mund mit einem Kuß und diesel ich Herz bewegte. Dann entfernte ſich Arthur, um die 8 al öthigen Anordnungen für ihr Weggehen zu treffen. 1 fu Hedwig blieb ruhig ſitzen und ſann über die koſten⸗ wunderbare Veränderung nach, welche wenige kurze Stunden in ihrem Leben hervorgebracht. Die Scenen des vergangenen, Abends verliehen dieſem neugefundenen Glück einen feierlichen, ergreifenden Charakter. letzte Wunſch des ſterbenden Vincenz war feierlich in Erfüllung gegangen. m Fenſter des Sterbezimmers und ihre Lippen de ewegten ſich im ſtillem Gebet. Da drang plötzlich lauter Hufſchlag an ihr hr und überraſcht ſah ſie einen Reiter die Allee eraufkommen. Als er den Fuß der Terraſſe er⸗ ichte, band er ſein Pferd an einen Baum und lte haſtig die Stufen herauf. Es war Georg Dümont. ächeln trat Mit ſeinem breiten er auf Hedwig zu und fing an, mit kecklichen Brief an mich zu ſchreiben? Wie leid plauderten noch eine Weile von dem was ihr nie aufhören konnte, Der Sie blickte hinauf nach ö roßer Zungenfertigkeit ſeine Beſorgniß zu ſchildern, achdem er gehört, daß ſie allein auf Vermont ſich bereits befinde, wo in der Nacht Jemand geſtorben ſei. In Belbouquet, wo er ſeine Aufwartung machen wollte, hatte man ihm geſagt, daß der Herr Baron von Hauſe abweſend, Niemand von ſeiner Familie auf dem Schloſſe, und Herr Laſſalle auf einer Geſchäfts⸗ reiſe ſei. „So dachte ich denn“, fuhr er fort, „daß die Dienſte eines Freundes Ihnen vielleicht annehmbar ſeiuen oder auf jeden Fall,“ fügte er mit einem ſchweren Seufzer und ſehr ſentimentalem Geſichts⸗ ausdruck bei, „die tiefe Sympathie desjenigen, der die ehrerbietigſte Sorge für Ihr Glück zu fühlen und von ſchwerden zu erleichtern, welche Ihrer Einſamkeit ſo ſchwer auf Ihrem Gemüthe laſten müſſen.“ Hedwigs Nerven waren überreizt. ſich, theils aus Ermüdung, theils infolge der er⸗ ſchütternder Gemüthsbewegungen, in jenem Zuſtand, wo Lachen und Weinen gleich raſch erregt iſt. Es lag etwas ſo Lächerliches in Georg affectirt ſenti⸗ mentalem Weſen, das ſo ſchlecht zu ſeinem breiten ordinären Geſicht paßte, daß Hedwig der Komik dieſes Anblickes nicht wiederſtehen konnte und ihr Taſchentuch vor den Mund hielt, um ihr Lachen zu verbergen. Georg Dümont deutete dieſe Bewegung jedoch zu ſeinem Gunſten. Er fühlte ſich überzeugt, daß ſeine warme Theilnahme ſie tief ergreife und begann eine neue Rede mit dem Ausruf: „O Sie befand und ſagte, ſich erhebend, zu dem Gatten gewandt: den feurigen Ver⸗ langen getrieben iſt, Ihnen alle Mühen und Be⸗ Verbeugung und dankte ihm für ſeine Zuvorkommen⸗ Madame“, als Arthurs unvermuthetes bischen ihm das Wort am Munde abſchnitt. Arthur zuckte leicht zuſammen beim Aublick des jungen Dümont und dieſem ſelbſt erging es nicht beſſer. Hedwig dagegen faßte ſich gewaltſam „Herr Dümont kam, um ſeine Dienſte wegen der Beerdigung des armen Vincenz anzubieken. Es war ſehr gütig von ihm. Er wußte nichts vo Deiner Rückkehr.“ 5 Ein verdächtiges Zucken um Hedwigs kleinen Mund verrieth, daß ihre Selbſtbeherrſchung nich mehr von langer Dauer ſein werde. 5 Arthur machte dem Beſucher eine ſehr formelle heit mit einem ſolch würdevollen Selbſtbewußtſein, daß der enttäuſchte Dümont des Staunens kein Ende kannte. „Ah, o, natürlich,“ ſtammelte er, „wenn de Herr Baron zu Hauſe ſei, bedürfe mann keiner andern Hilfe. Dennoch, wenn er irgendwie von Nutzen ſein könne, hoffe er, als Nachbar, —“ Zum erſtenmal in ſeinem Leben befand ſich Georg Dümont in Verlegenheit. In der Mitte ſei höflichen Speach brach er kurz ab und wie ein Schulknabe. Arthur ſprach ſehr ruhig und höflich. deutete an, daß er mit ſeiner Frau ſich gleich auf den Heimweg machen müſſe entſchuldigte ſich, daß er ihn allein laſſe, und bat gleichzeitig,