Verſchiedenes. Ladenburg, 10. Sept. Auch in dieſem Jahre wurde in unſerer Stadt der Geburtstag unſeres allgeliebten Großherzogs in einer Weiſe begangen, die auf's neue bekundete, welche Liebe und Verehrung man ihm überall entgegenbringt. Am Vorabend und am Feſttag Morgen verkündeten Glockengeläute und Böllerſchießen die Feier des Tages. Feſtgottesdienſte wurden in ſämmtlichen Kirchen abgehalten. Am Montag Abend fand im feſtlich Dekorirten Saale des Gaſthauſes „zum Schiff“ ein zahlreich beſuchtes Feſtbankett ſtatt. Herr Bürgermeiſter Petermann hieß die An⸗ weſenden herzlich willkommen. Herr Hauptlehrer Weichſel hielt eine wohldurchdachte Feſtrede, in welcher er auf die Bedeutung des Tages hinwies, welche mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf unſeren Landesfürſten endete. Herr Großh. Notar Dr. Ritter brachte einen ſchwungvollen Toaſt auf unſern Kaiſer aus und ſchloß mit einem Hoch auf denſelben. Im übrigen wechſelten Muſik⸗ ſtücke, welche von der Kapelle Hertel in lobens⸗ werther Weiſe vorgetragen wurden, und Geſangs⸗ vorträge der beiden Geſangvereine „Geſang⸗ verein“ und „Sängereinheit“, welche gut zu Gehör gebracht wurden und reichen Beifall ernteten, in abwechslungsreicher Folge ab. — Das am 16. Juni 1898 in Paris abge⸗ ſchloſſene Zuſatzübereinkommen zum internationalen Uebereinkommen über den Eiſenbahnfrachtverkehr wird am 10. Oktober l. J. in Kraft treten. Mit demſelben gelangen internationale Frachtbriefe zur Einführung und ſind die bisherigen, dem Ueber⸗ einkommen über den internationalen Frachtverkehr vom Jahr 1890 entſprechenden Formulare bis zum 9. Oktober 1902 noch zugelaſſen. Der letzt⸗ genannte Zeitpunkt iſt aber unabänderlich. — Bruchſal, 9. Sept. Dem Mühlbeſitzer Birkel in Heitersheim, der an der Cirkularſäge beſchäftigt war, flog ein Scheit Holz derart auf die Bruſt, daß er an den erhaltenen Verletzungen ſtarb. — Karlsruhe, 8. Sept. Die Enthüllung des Denkmals des Prinzen Wilhelm findet nun⸗ mehr am 18. October ſtatt. Die Statue des Prinzen erhält über Lebensgröße auf einem architek⸗ toniſchen Unterbau. Sämmtliche Mitglieder des Großh. Hauſes werden zur Enthüllungsfeier hier erwartet. — Hauſen, 8. Sept. Ein trauriger — erſchütternder Leichenzug war es, der die irdiſchen Ueberreſte der 4 italieniſchen Arbeiter — drei Männer und eine Frau — die am Mittwoch bei dem Bauunglück einen jähen Tod fanden, zur Ruheſtätte in einem gemeinſchaftlichen Grabe führte. Der Amtsvorſtand, Gemeinderath, die Bauunternehmer, die Fabrikanten, ſämmtliche Arbeiter der beiden Fabriken, der Geſangverein, der Arbeiterverein ꝛc. erwieſen den Verunglückten die letzte Ehre. Ein Italiener widmete den Ver⸗ ſtorbenen in ſeiner Mutterſprache einen Nachruf. Tief zu bedauern iſt insbeſondere der ebenfalls verletzte Arbeiter Montenari, Vater von vier Kindern, der ſeine Frau bei dem Unglück verlor. — Rettig heim, 7. Sept. Ein rühren⸗ der Vorfall hat ſich, wie nachträglich mitgetheilt wird, in der Taubſtummen⸗Anſtalt Gerlachsheim gelegentlich des dort vor einiger Zeit erfolgten Beſuches der Großherzogin zugetragen. Mit ge⸗ ſpannter Aufmerkſamkeit folgte die Beſucherin dem Probeunterricht der 1. Klaſſe und verlangte öftere Auskunft ſowohl vom Klaſſenlehrer und Vorſtand, als auch von dem anweſenden Haus⸗ arzte. Zuletzt nahten ſich der hohen Frau die Kinder und durften ihren Namen, ſowie „Guten Tag! und „Adieu“ ſagen. Auch die Namen von Anweſenden wußten die Kinder richtig zu nennen. Roſa Reiß von Rettigheim konnte dabei ſogar ſagen und deuten, daß die Großherzogin „Luiſe“ heiße. Mit Thränen in den Augen küßte die tiefgerührte Fürſtin das Kind auf die Stirne. Jedem Kind reichte ſie zum Abſchied die Hand, was auf alle Anweſenden, insbeſondere auf die Kinder ſelbſt, einen tiefen Eindruck machte. Die hohe Auszeichnung erfreut unſere kleine Roſa noch heute. Mit verklärtem Geſicht kommt ſie immer wieder darauf zurück: „Luiſe fort! Luiſe iſt brav, lieb.“ a — New⸗York, 10. September. Präſident Mac Kinley von Nordamerika iſt während ſeines Beſuches auf der ponamerikaniſchen Ausſtellung in Buffalo des Opfer eines anarchiſtiſchen Mord⸗ anſchlages geworden, doch iſt Hoffnung vorhanden, daß er von den herbei erhaltenen ſchweren Ver⸗ letzungen wieder geneſen wird, das Attentat erfolgte am Freitag Nachmittag, als Mac Kinley einen Empfang im Muſiktempel der Ausſtellung abhielt. Ein Individuum näherte ſich dem Präſidenten, demſelbe die eine Hand entgegenſtreckend, während der Menſch gleichzeitig mit der andern Hand einen gekan Allorch 1 beginn Revoler hervorzog und zweimal auf den Präſidenten ſchoß; die eine Kugel drang in die linke Bruſt⸗ ſeite, die andere in den Magen des Opfers; die unit andere Kugel wurde bald gefunden, ſie hatte auf nutz, den Knochen aufgetroffen; die zweite Kugel hat el 115 beide Magenwände durchſchlagen und iſt bis jetzt 9 noch nicht gefunden worden. „Trotz der letzteren ſchweren Verwundung berechtigt der Zuſtand des Präſidenten zur Hoffnung auf Geneſung. Der — ſulre Attentäter, welcher nur mit Mühe vor der Wuth alt des Publikums, das ihn durchaus lynchen wollte, . ihr geſchützt werden konnte, heißt Leon Colgosz, An 9 wohnt in Detroit und iſt polniſcher Abkunſt, er feht zu d bekannte ſich bei ſeiner Verhaftung ſelber als Anarchiſt. Ueber die Beweggründe ſeines Ver⸗ — brechens und über etwaige Mitſchuldige ſcheint . der Verhaftete bis jetzt noch keine Angaben ge⸗ feiner macht zu haben. Er ſteht im Alter von 28 Jahren 1 gülhe) bi und ſpricht ſehr gut engliſch. Der Präſident 11 fle wurde zunächſt chloroformirt, da die Arzte nach 3 den Kugeln ſuchen wollten: ſchließlich erholte er ach ſich raſch wieder von den Folgen der Cylorofor⸗ 1 mirung. Um 6 Uhr Nachmittags ſtellte ein Atzt 4 2 John feſt, daß die Athmung des Verwundeten leicht ſei und der Puls gut gehe. In der geſammten ge⸗ bildeten Welt giebt ſich Entrüſtung wegen dieſes neueſten anarchiſtiſchen Schandſtückes untermiſcht mit lebhafter Theilnahme für das Opfer desſelben Kund. Vielleicht wird aber das Attentat von Buffallo wenigſtens das eine Gute haben, daß man ſich in Nordamerika endlich gegen die Anarchiſten aklirend ga it we ian Al uf di — ermannt und ihrer dort blühenden Organiſation Mile energiſch auf den Leib geht. — Der heutigen Nummer unſeres Blattes 0 iu verka liegt die Preisliſte der Firma Gebr. J. u. P. Schulhoff, München bei, welche ihre Artikel 2 N Weiß⸗,Woll⸗, Schnitt⸗, Kurz⸗, u. Strumpfwaren 8 beſonders für Wiederverkäufer empfiehlt. ght An 0 5 Guter Verdienſt wird reſpectablen Männern und Frauen jeden ktbſe Standes ſofort nachgewieſen. Es handelt ſich um eine durchaus reelle, überall beifällig aufge⸗ 1 nommene Sache, welche Jedermann ohne Kapital * und beſondere Kenntniſſe als Haupt⸗ oder Neben⸗ N. Tei des alten Vincenz Leiche aufbewahrt war, ein Kruzifix Hedwig gepflückt. nieder und beteten eine lange Weile, ihre Ehegelübde erneuernd. Dann gingen ſte hinab und traten Terraſſe hinaus, wo die Vögel ſangen auf die und ein Eines der Dienſtmädchen, welches Arthur hatte an⸗ kommen ſehen, fragte, ob es den Kaffee hier unter freudig zuſtimmten, denn die Strapazen und Auf⸗ großer Erſchöpfung geltend. Das Mahl verlief ſchweigend, ihre Herzen waren zu voll zum Sprechen; aber wie verſchieden war jenes Schweigen von dem früheren, das in Belbouquet zu dieſen Zeiten geherrſcht. Manchmal begegneten ſich ihre Blicke und dann erglühte Hedwig wie eine Roſe, was ſie noch hübſcher als gewöhn⸗ lich machte. und ſelten hatte ſich eine größere Veränderung vollzogen, als die letzten wenigen Wochen in ſeiner jungen Sie hatten neue Gefühle doppelter Art in ihr wachgerufen; mächtige religiöſe Eindrücke und eine Neigung. Kein Wunder, daß ihr Antlitz verwandelt, daß die hübſchen Züge des leichtherzigen Mädchens zu einer frauenhaften Schönheit höherer Art geworden. Das Leiden hatte ihre Wangen gebleicht, aber ihren ſchönen Augen eine Weichheit, ihrem Lächeln eine Anmuth gegeben, die Arthur rührte und feſſelte. Für Hedwig war es nicht ganz ſo neu, Arthur's dunkle Angen und edle Stirne zu bewundern. Sie Hand in Hand betraten ſie das Zimmer, wo auf der Bruſt, zu Füßen die friſchen Blumen, die Seite an Seite knieten die Gatten im Stillen erinnerte ſich, wie ſie in Belmont ihn ſo oft ver⸗ ſtohlen betrachtet hatte. Stunden, da nur ein paar kalte, gleichgiltige Worte über ihre Lippen gekommen und freute ſich eines Schweigens, das mehr auszudrücken ſchien Worte. leichtes Lüftchen die Zweige der Akazien bewegte. den Bäumen ſerviren ſolle, ein Vorſchlag, dem Beide regungen der letzten Stunden machten ſich jetzt in Nach beendigtem Frühſtück beriethen ſie, was ſie nun am Beſten thun würden. Arthur's Eltern wurden am Abend dieſes Tages auf Schloß Ver⸗ mont erwartet. Sollten ſie bis zu ihrer Rückkehr verweilen, oder ſich nach Belbouqnet gebeben? „Was wäre Dir am Liebſten?“ fragte Hedwig ſchüchtern. „Mir wäre am Liebſten, langſam, ſehr lang⸗ ſam durch die Wälder nach unſerer kleinen Villa zu ſchleudern; für meine kleine Frau Mathia's Eſel zu borgen; einen Korb voll Proviant mitzunehmen und im Olivenhain neben einer Quelle, die ich oft ſkizzirt, zu Mittag zu ſpeiſen; während der heißen Stunden im kühlen Schatten zu ruhen und ſpär am Nachmittage zu Hauſe anzulangen.“ Arthur konnte kaum glauben, daß ſie das gleiche i Weſen ſei, das ihm einſt ſo unintereſſant geſchienen wohl auch in ſo kurzer Zeit Gattin bewirkt. reine, irdiſche, durch ein geweihtes Band geheiligte Hedwig antwortete nicht; eine große Thräne rann über ihre Wange und befeuchtete eines der Mauerblümchen in ihrer Hand. „Warum weinſt Du, Hedpig?“ fragte Arthur ſanft. „Sage es mir; ich möchte es wiſſen.“ „O, es iſt nichts,“ verſetzte ſie, unter Thränen lächelnd zu ihm aufblickend; „ich freue mich ſo ſehr, daß Du zurückgekehrt biſt.“ „Aber warum weinſt Du dann?“ drängte er, ihre kleine Hand küſſend. „Ich vermag es nicht zu erklären, Arthur.“ „Aber Du mußt es mir erklären; Du weißt, daß ich ſtets Dein beſter Freund, Dein Tröſter ſein wuß, Hedwig.“ a Sie lächelte faſt ſchelmiſch. „Ich weinte ſehr oft während jener Tage in Belbouquet, nur bemerkteſt Du es nicht.“ Sie gedachte jener trüben als 8 beſchäftigung leicht betreiben kann. Anfragen adreſſire man an Paul Danz, Oldenburg i. 11 10 Gr. L. 5 3. . 5 „O, wirſt Du je dem abſcheulichen Murrkopf du be vergeben könnnen, der Dich ſo übel behandelte, der cle ſo kalt und ungerecht gegen Dich war, ſo entſchloſſen, zu glauben, daß Du ihn haßteſt! O, meine liebe an Hedwig, Du wirſt nie erfahren, nie begreifen —“ i Sing Er barg das Geſicht in beide Hände und ver⸗ 3 ſtummte. Aa U. „Arthur,“ ſagte Hedwig ſanft, „ich weiß — 0 — ich begreife Alles. Ich weiß, was Du gefühlt, was Du gelitten haſt, und ich freue mich, daß Du 8 * Deine Liebe einem ſo guten, heiligmäßigen Weſen Ha zugewendet hatteſt. Wir könnnen nur an ſie denken, A n de von ihr ſprechen, als ob ſie unſer ſchützender Engel peo wäre.“ — Auf's höchſte überraſcht. blickte Arthur auf 005 „Wer ſprach Dir von ihr? Was hörteſt. 1 Du?“ 1 fund „O, wenn Du wüßteſt, wie oft ich ihr Bild A berb betrachtet, mit dem Wunſche, ihr ähnlich zu ſein, h 5 wie oft ich mir jene Verſe wiederholt, deren Anfang ae gl lautet: „Wäreſt Du der Leitſtern meines Lebens.“ — i der „Du biſt ja eine kleine Zauberin,“ rief Arthur 15 a0 erregt; „Niemand als ich ſelbſt kaunte jene Verſe.“ 0 g „Ja, ich brauchte lange Zeit, um die kleinen Id. Papierſchnitzeln, die ich hinter der alten Bank im Graſe fand, aneinander zu ſetzen,“ lächelte Hedwig. 5 „Alſo weißt Du Alles und Du bergiebſt mir. Daun mußt Du ein vollkommener Engel ſein!“ „O nein, nein; es iſt ſo leicht, zu vergeben, wenn man glücklich iſt; und auch Du haſt etwas zu vergeben, Arthur.“ 8 Faſt erſchreckt ſchaute er ſie an. vor unſerer Vermählung —“ „Einen Andern geliebt? O nein, niemals. „Hatteſt Du Fortſetzung folgt.)