Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. ichten dy Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus, 8 Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ „ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 11 0 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei. 1 1 ê——Uß——̃—.. -m . — ͤ — — 8 . * ee Samſtag, den 7. Auguſt 1901. 5 —— ' — — —̃ — — — — — Seſandter, Freiherr von Metteler, zum Opfer ſerlich chineſiſchen Soldaten in der Hauptſtadt Politiſches. Potsdam, 5. Sept. Orinz Tſchun iſt heute nachmittag kurz nach halb 4 Uhr mittels Sonderzugs auf dem hieſigen Bahnhof ein: getroffen. Im Sug befanden ſich außer den chineſiſchen Würdenträgern General Höpfner 75 ber d. N. erſchienen der Kommandant von Potsdam, iedrich den Generalmajor von Molkte, Platzmajor Haupt⸗ n mann von Schwerin und Polizeidirektor Graf Bernſtorff. Nach gegenſeitiger Vorſtellung beſtieg der Prinz mit einem chineſiſchen Wür⸗ Mitglieder denträger und General Höpfner den Wagen zur Fahrt nach dem neuen Mrangeriegebäude. Das Geſolge begab ſich ebenfalls zu Wagen dorthin. Berlin, 4. Sept. meldet: Der Kaiſer empfing in der heute mittag ſtattgehabten Audienz aus den Händen des Prinzen Tſchun ein Schreiben des Kaiſers von China, worin in feierlicher Weiſe dem liefſten Bedauern über die Ermordung des Geſandten von Ketteler Ausdruck gegeben wird. Die bei dieſem Anlaß von dem Prinzen Eſchun gehaltene Anſprache hat, ins deutſche übertragen, folgenden Wortlaut: Im Auftrag des großen Kaiſers, Herrn und Gebieters, habe ich die Allerhöchſt deſſen Schreiben in Ew. Majeſtät kaſerliche hände zu übergeben. vergangenen Jahre in China eingetretenen d anzulegen. ath. ex rr, Bäcker. n 1 auf Veranlaſſung der Mächte die Verpflichtung, 5 daß eine beſondere Miſſion nach Deutſchland il. Ew. Majeſtät ſein aufrichtiges Bedauern über die ſes Vorkommnis, insbeſondere über den Vorfall, welchem Ew. Majeſtät ausgezeichneter Ehre Nach den im 5 a zu und Major Cuttwitz. Sum Empfang waren gefallen iſt, auszudrücken. Um die Aufrichtig⸗ keit dieſes Schreibens über alle Sweifel zu er⸗ heben, beſtimmte Se. Majeſtät der Uaiſer ſeinen allernächſten Bluts verwandten für die Miſſion. verſichern, daß der Haiſer, mein aller⸗ gnädigſter Herr, dieſe Wirren, welche ſo großes Unglück über China gebracht haben und für Deutſchland große Verluſte und Sorgen, im vollſten Sinne des Worts, fern geſtanden hat. die Schuld dafür auf ſeine Dennoch hat, nach dem ſeit Jahrtauſenden beſtehenden Gebrauch, der Kaiſer von China eigene, geheiligte Perſon genommen. Ich habe daher den Auftrag, die innigſten Gefühle des Haiſers, meines erhabe⸗ nen Herrn für Ew. Majeſtät bei Ueberreichung Der „Keichs anzeiger dieſes Schreibens zum Ausdruck zu bringen. Auch bei Ihrer Majeſtät der Kaiſerin, ſowie der von China zu ſein und deſſen Wunſch ganzen kaiſerlichen Familie bin ich beauftragt, der Dolmetſcher die ſer Gefühle des großen Kaiſers auszu⸗ drücken, daß Ew. Majeſtät Haus blühe und Ge⸗ ſundheit Glück und Segen im vollſten Maße ge⸗ 1 aufſtändigen Bewegungen fühlte der kaiſerliche Hof aus eigenem Antrieb nicht weniger als meines allergnädigſten nachdem das Gewölb nunmehr der Klarheit nießen. Se. Majeſtät der Kaiſer von China hofft, daß die Ereigniſſe des vergangenen Jahres nur eine vorübergehende Trübung ſind und daß, des Friedens gewichen iſt, die Völker Deutſchland und Chinas ſich immer gegenſeitig beſſer verſtehen und ſchätzen lernen mögen. Dies iſt auch mein aufrichtigſter Wunſch. Hierauf richtete der Kaiſer nachſtehende Antwort an den Prinzen: Nicht ein Ich bin in der Cage, Ew. Majeſtät Kaiſers von China über das Vorkommnis ver⸗ nommen. Ich will gerne glauben, daß Euer kaiſerl. heiterer feſtlicher Anlaß, noch die Erfüllung einer Höflichkeitspflicht, hat Ew. kaiſerliche Hoheit zu mir geführt, ſondern ein tieſtrauriger hochernſter Vorfall. Mein Geſandter am Hofe des Kaiſers von China, Freiherr von Ketteler, iſt der auf höheren Befehl erhobenen Mordwaffe eines kai⸗ Nx! Herzeusräthſel. Roman nach dem Franzöſiſchen von Clara Rheinau. 37. (Nachdruck verboten.) Er kann noch ein ſehr glücklicher werden.“ Arthur ſchüttelte den Kopf, aber die Schweſter fuhr fort: „Sie können ihn dazu geſtalten, ſelbſt wenn er voll Leid und Prüfungen wäre. Aber Ihnen blüht noch irdiſches Glück, wenn Sie es nicht von ſich ſtoßen. Ich habe große Luſt, Ihnen ein Ge⸗ heimniß zu verrathen, ehe ich Sie verlaſſen muß. Ihre kleine Frau liebt Sie und es bricht ihr Herz, weil Sie ſie verlaſſen. Vedelles! Grüßen Sie mir herzlich den guten Herrn Ancenz und ſagen Sie ihm, Schweſter Adeline werde ner in ihrem Gebete gedenken.“ Während ſie über den Hausflur nach dem ankenſälen ging, trat ihr Miſe Mede entgegen, in ängſtlicher Spannung den Ausgang der Unter⸗ ung erwartete. Die Schweſter ergriff ſanft ihre ud und führte ſie an das Fenſter. Es dunkelte reits ſtark, aber ſie konnten Arthur noch eiligen rittes die Straße nach dem Poſtbureau hinab⸗ hen ſehen. „Weiß er, daß er Hedwig in Vermont finden rd“ fragte die alte Dame. „Nein, ich hielt es für beſſer, ihm nichts da⸗ Leben Sie wohl, Herr von zu ſagen. Ich glaube, es wird Alles gut Hoffen wir das Beſte.“ von werden. m die fünfte Morgenſtunde, als Arthur von Bedelles an der Stelle, wo ein Seiten⸗ weg ſich von der Landſtraße abzweigt, den Poſtwagen verließ. Die Sonne ging gerade auf und die Vögel ſaugen ihre Morgenhymne. Nach der längern, ermüdeten Fahrt auf der ſtaubigen Chauſſee lag etwas wunderbar Erfriſchen⸗ des in der reinen Morgenluft und der feierlichen Stille der Oliven und Orangenhaine, welche er auf ſeinem Wege nach dem Schloſſe zu durchwandern hatte. in dem Coupe der Deligeuce verbrachte, hatte Arthur über ſeine Unterredung mit Schweſter Adeline nach⸗ geſonnen und ſtaunend die Umwandlung ſeines Junern wahrgenommen. Er hatte ſich häufig wachen Träumen überlaſſen, deren Gegenſtand ſie geweſen, ö daß er kaum glauben konnte, ſie nun in Wirklich⸗ keit geſehen und geſprochen zu haben und ſich den⸗ noch ſo ruhig zu fühlen. Was war ans jener Leidenſchaft geworden, die noch vor wenigen Stunden ſo mächtig geſchienen. Anſtatt Jener, die er oft ſeine Beatrice genannt, ſah er das Bild einer anderen Adeline, vor ſich, die ſchön und lieblich wie ein Engel über die Erde Während der dunklen Stunden, die er allein ſein? Chinas erlegen, ein unerhörtes Verbrechen, wel⸗ ches durch das Völkerrecht, und die Sitte aller Nationen gleich ſ ehr gebrandmarkt wird. Aus Ew. kaiſerlichen Hoheit Mund habe ich ſoeben der Ausdruck des aufrichtigen, tiefen Bedauerns des Hoheit kaiſerlicher Bruder perſönlich dem Verbrechen und den weiteren Geſchehniſſen gegen unverletzliche Geſandſchaften in friedlicher Fremde ferngeſtanden hat; um ſo ſchwerere Schuld trifft ſeine Ratgeber und ſeine Regierung. Dieſe mögen ſich nicht dar⸗ über täuſchen, daß ihnen Sühnung und Verzeihung für ihr Verſchulden nicht durch die Sühnegeſandt⸗ ſchaſt allein ausgewirkt werden kann, ſondern nur durch ſpäteres Verhalten nach den Vorſchriften des Völkerrechtes und der Sitte ziviliſierter Nationen. Wenn der Kaiſer von China der Regierung des großen Reiches fürderhin ſtreng dieſe Vorſchriften eingeſchärft, wird auch ſeine Hoffnung ſich erfüllen, daß die trüben Folgen und Wirrſale des ver⸗ gangenen Jahres überwunden ſind, werden zwiſchen Deutſchland und China wieder wie früher dauernd friedliche und freundliche Beziehungen herrſchen, die den beiden Völkern und der geſamten menſch⸗ lichen Ziviliſation zum Segen gereichen. Im auf⸗ richtig ernſten Wunſche daß dem ſo ſein möge, heiße ich Ew. kaiſerl. Hoheit willkommen — Berlin, 5. Sept. Wie dem „Berl. Tagebl.“ verſichert wird, haben die Erklärungen des Bruders des Kaiſers von China hier durch⸗ aus befriedigt und iſt Prinz Tſchun nunmehr als entſühnt zu betrachten. Es werden ihm nunmehr auch für den Reſt der Zeit, während der er ſich als Gaſt des Kaiſer betrachten darf, das heißt bis Freitag einige ſeinem Rang entſprechende königl. Ehrenbezeugungen erwieſen werden. Stuttgart, 4. Sept. Unter Theilnahme eine willige Dienerin der Armen und wandelte. Kranken. Sie trug ſchmutzige Kinder in ihren Armen, ſie ſcherzte und lachte mit ihren armen Schutzbefohlenen, ja, ſie hatte über ihn, Arthur von Vedelles, gelacht, ihn ausgeſcholten und auf ſeine romantiſchen Pläne heroiſcher Selbſtverleugnung gar keinen Werth gelegt. Dies alles wirkte auf ſeine Gefühle. Sie wußte, was ſie that, jene letzten, wenigen Worte, jenes Geheimniß, daß ſie verrathen? Hatten nicht auch dieſe ihr Werk gethan? Immer wieder während dieſer langen Nacht waren ſie Arthur in den Sinn gekommen, und während er jetzt in der Morgen⸗ dämmerung nach dem Schloſſe hinaufſchritt, klangen ſte ihm beſtändig in den Ohren. „Ihre Frau liebt Sie!“ Konnte dies möglich Sein Vertrauen auf Adeline war ſo groß, daß er nicht daran zweifeln konnte, ſie habe Gründe für das, was ſie ſage; und war dem ſo, mußte dann nicht Alles noch anders, beſſer werden zwiſchen ihm und Hedwig ? Wie die herrliche Sonne des Südens höher und höher am Horizont ſtieg und die ganze Natur unter ihren Strahlen erglänzte, ſo begann ein Ge⸗ fühl ungewohnter Wärme und Freunde ſich in einem Herzen zu verbreiten, das zur Härte verbittert worden und von düſteren Schatten erfüllt geweſen. 3 Fortſetzung folgt.