gilt ſicht auf die Dauer des Contractes nur für das laufende und das folgende Miethsjahr. Das Pfandrecht des Vermiethers erſtreckt ſich nur auf die nach den allgemeinen Rechtsbeſtimmungen der Pfändung unterworfenen Sachen. Vas Pfand⸗ recht des Vermiethers erſtreckt ſich ferner nur auf die Sachen, welche dem Miether ſelbſt gehören, nicht auf das Sondereigenthum der Kinder und der Ehefrau, falls dieſe ſolches beſitzen. Neuer⸗ dings iſt es übrigens vielfach Sitte geworden, daß die Hauswirthe ſich beim Miethsabſchluß von dem Miether die Verſicherung geben laſſen, daß die eingebrachten Sachen ihm gehören. — In einem weiteren Artikel werden wir die Kündigung des Miethsverhältniſſes und die hierbei üblichen Streitfragen erörtern. Verſchiedenes. — Edingen, 26. Aug. Geſtern wurde der 18jährige Kraus auf dem Speicher ſeines Vaters erhängt aufgefunden. Derſelbe ſoll nach Befund zwei bis drei Tage hängen. Die Urſache des Selbſtmordes iſt noch unbekannt. — Mannheim, 26. Auguſt. Wie die Großh. Staatsanwaltſchaft Mannheim gez. Müh. ling, mittheilt kurſiren ſeit einiger Zeit in Süddeutſchland (Mannheim, Karlsruhe, Worms, Stuttgart, Cannſtatt, Wieblingen) falſche Reichs⸗ kaſſenſcheine zu 20 Mark. Die Fälſchungen ſind durch ziemlich forgfältig ausgeführte Photolito⸗ graphie hergeſtellt und ſchwer erkennbar. Faſern am linken Rande der Rückſeite ſind in der Art nachgeahnt, daß die dunkeln Haaren eines weichen Pinſels in Stücke geſchnitten, auf das überklebt worden ſind; der ſo mit Faſern verſehene Theil des Papiers iſt dann mit leichter blauer Farbe angetuſcht worden. Das übergeklebte Seidenpapier kann bei Befeuchtung leicht konſtatirt Die und dieſelben und abgelöſt werden. Es wird erſucht, die Aus⸗ geber ſolcher Falſifikate feſtzuhalten und der Polizei zu überliefern. — Bruchſal, 26. Auguſt. Von einem ſoeben entdeckten Raubmord wird aus Wieſenthal gemeldet: An der Saalbach, unweit des Fußwegs nach Huttenheim, wurde geſtern Abend von zwei Knaben die Leiche eines fremden Mannes mit vollſtändig zertrümmertem Schädel aufgefunden. Der Ermordete iſt ca. 28 bis 30 Jahre alt. beraubt. bande, die am Abend vorher auf der Landſtraße Sein Portemonnaie iſt leer und an der vorhan enen Kette fehlt die Uhr. Die Wunden ſcheinen mit einem ſcharfen Inſtrument beigebracht worden zu ſein. — Lörrach, 25. Auguſt. Geſtern früh iſt aus dem Amtsgefängniß der Häftling Wilg. Senn entflohen. Es gelang nicht den Flüchtling zu faſſen trotz der ſofort aufgenommenen Verfol⸗ gung. Senn war es gelungen die Hofmauer, dem „Schlüſſel“, zu überſteigen und zu verduften. — Pirmaſens, 24. Aug. Verhaftet wurde ein ſchon längerer Zeit hier ſich herum⸗ treibender Franzoſe, der ſich als Redakteur einer franzöſiſchen Zeitung und Profeſſor der franzö⸗ ſiſchen Sprache ausgab. Durch ſein ſicheres elegantes Auftreten wußte er ſich Eingang in den beſſeren Familien, ſowie Darlehen und unbezahlte Beköſtigung zu verſchaffen. Auch einige Schüler hatte er am Platze. Bei ſeiner Verhaftung hatte er keinen Pfennig und keinerlei Legitimations⸗ papiere in der Taſche. Man ſcheint es hier mit einem gefährlichen internationalen Hochſtapler zu thun zu haben. Er gab an Alfons Hayat zu heißen und aus Paris zu ſein. — Hochſtein, 23. Auguſt. Einen ganz eigenartigen Aufbewahrungsort für ihr erſpartes Geld hatte ſich die ledige, alleinſtehende und etwas beſchränkte Eliſabetha Broſchard von hier auser⸗ ſehen. Dieſelbe hat mehrere größere Summen Geldes in alte Lappen und alte Stiefel verſteckt ſammt dem Gelde unweit ihrer Wohuung in einer der Gemeinde gehörigen Oedung am Friedhofe vergraben. Zur Zeit ſind an dieſer Oedung mehrere Arbeiter mit Schuttgraben be⸗ Papier geſtreut und mit ganz dünnem Seidenpapier ſchäftigt; dieſe fanden nun geſtern und heute größere Summen des Geldes. Die Broſchard will noch mehr Geld vergraben haben, weiß aber nicht mehr wo. Dieſelbe lebt meiſtens von Armenunterſtützungen und wohnt im Gemeindearmenhaus. hat ſie ſich durch jahrelanges Sammeln von Kräutern, Beeren ete., die ſie dann nach Kaiſerslautern trug und verkaufte, verdient. — Köln, 19. Auguſt. In einem Bruch bei Worringen wurde, wie die „Kölniſche Zeitung“ meldet, am verfloſſenen Freitag die Leiche eines etwa 19jähr. unbekannten Radfahrers aufgefunden. Der Aufgefundene war erdroſſelt und ſeiner Habe Der Verdacht fällt auf eine Zigeuner⸗ Das Geld Halt gemacht 9 Schadens an einem Wagen in einem Holzſchuppen übernachtet hatte. — Berlin, 24. Auguſt. Wie die „Nordd⸗ Allgem. Zeitung“ gegenüber anderweitigen Blätter⸗ meldungen hört, wird der Reichskanzler Graf Bülow der Begegnung des Kaiſers mit dem Zaren beiwohnen, was nach der „Nordd. Allg. Ztg.“ zugehenden Nachrichten den Wünſchen auch des Kaiſers von Rußland eniſpricht. — Paris, 24. Auguſt. Der „Figaro“ richtete ein offenes Schreiben an den Präſidenten Loubet, worin das Blatt anläßlich des Beſuches des ruſſiſchen Kaiſers um Begnadigung aller wegen politiſcher Vergehen Verurteilten bittet. Dem „Gaulois“ zufolge beabſichtigt Präſident Loubet, alle vom oberſten Gerichtshof Verurteilten zu be⸗ gnadigen. — Pa rie, 24. Auguſt. Gerüchtweiſe ver⸗ lautet, der Zar werde während ſeiner Anweſen⸗ heit in Frankreich den Präſidenten Krüger em⸗ pfangen, um ſich von ihm über die augenblickliche Lage iu Südafrika unterrichten zu laſſen. Kopenhagen, 24, Auguſt. Wie nun abgemacht iſt, wird der Zar mit König Edward in Fredensborg zuſammentreffen. — London, 26. Aug. Lort Kitchener richtete an das Kriegsamt ein Telegramm, worin er mittheilt, Delarey habe einen Aufruf an die Buren erlaſſen, in welchem er dieſelben aus Anlaß der Proklamation Kitchener's er⸗ mahnt, ſich durch dieſelben nicht beeinfluſſen zu laſſen, vielmehr den Kampf nur noch energiſch fortzuführen. . — Kapſtadt, 25. Auguſt. Die Buren dringen in der Kapkolonie nach Süden vor. Streitmacht Scheeper's bedroht Ondtshorn. Ondtshorn liegt genau in der Mitte und auf gleicher Linie zwiſchen Port⸗Eliſabeth und Kap⸗ ſtadt, weſtlich von Unionsdale, wo die Buren ſchon in einem Gefecht gegen die Engländer ſieg⸗ reich geweſen ſind, und nicht mehr allzuweit von der Südküſte der Kapkolonie! — FFP — Von dem bekannten Cur⸗Inſtitut Spiro Spero in Niederlößnitz bei Dresden, liegt der heutigen Nummer ein Proſpekt bei, den wir der Beachtung unſerer Leſer empfehlen. Herr Vincenz, der arme, alte Herr, geſtern Nacht von einem Schlaganfall betroffen wurde und, wie der Doctor ſagt, nicht mehr lange zu leben hat. Er iſt ganz bei Bewußtſein, der gute Mann, aber ſprechen kann er nur ſehr wenig. während nach Herrn Arthur und läßt nicht aus dem Auge. Der Herr Pfarrer läßt Er fragt immer⸗ die Thüre f erleichtern; Herrn Arthur ſagen, er möge doch gleich kommen, da der Kranke jede Minute ſterben köune. Gefahr iſt keine mehr, denn das kranke Dienſtmädchen ging letzte Woche nach Hauſe und ihr Zimmer iſt gut ausgeräuchert worden. Uuſere Herrſchaft kommt vielleicht morgen zurück, aber bis dahin lebt Herr Vincenz ganz gewiß nicht mehr.“ „O Tante Mede, wie leid mir dies thut!“ rief Hedwig. „Ich weiß, mit welcher Liebe Arthur an dem alten Manne hängt. Wie traurig, wenn er ſterben müßte, ohne ihn wiedergeſehen zu haben — und die gelebt, iſt abweſend!“ Miſe Mede heftete ihre Augen auf Hedwigs erregtes Geſicht, dieſe ernſten, ſprecheuden Augen, welche ihre Gedanken zu verrathen ſchienen. „Komm' mein Kind: was willſt Du thun?“ fragte ſie, äugſtlich die Antwort erwartend. „Meinſt Du, ich könne mit dieſem guten Mann nach Vermont zurückkehren, Tante Mede, und billſt Du allein mit Dominik nach Marſeille gehen?“ „Auf alle Fälle, kind; gerade ſo erhoffte ich Deine Entſcheidung. Geben Sie Frau von Vedelles zu drücken. „Gehe und thue Dein Beſtes, um die letzten Stunden jenes alten, treuen Dieners zu Ja, ja, mein Kind, ich verſtehe Deinen flehenden Blick. Verlaſſe Dich auf Deine alte Tante Mede. Aber vergiß nicht, daß der Lenker unſerer Geſchicke beſſer weiß, was uns gut und dienlich iſt. Was er thut, iſt wohlgethan, Heddy. Alſo tapfer vor⸗ wärts, mein theures Kind, und muthig Deine Pflicht gethan.“ Nach einer zärtlichen Umarmung treunten ſich die beiden Frauen, eine jede voll Eifer, das ihrer wartende gute Werk zu vollbringen. Als Miſe Mede mehrere Stunden ſpäter in Marſeille ankam, ſuchte ſie ſofort Fräulein Lautards Wohnung auf, fand die Dame aber ausgegangen. Was thun? Die Zeit ihrer Heimkehr war ganz ungewiß; es ganze Familie, bei der er fünfzig Jahre ſchien Miſe Mede nichts bleiben, als geduldig zu warten. Allein das Warten iſt hart in ſolchen Augen⸗ blicken, und die alte Dame beſchloß, den Verſuch übrig zu zu machen, Arthur von Vedelles aufzufinden. ſeltſamen jungen Maun ihre Reiſetaſche, Dominik; ſie nimmt den andern Weg. Hedwig war bereits aus dem Sattel geſprungen und kam nun dicht zu der Tante heran, ihre Arme zärtlich um deren Hals ſchlingend. „Gott ſegne Dich, mein Liebliug,“ ſagte die alte Dame leiſe uad neigte ihr ehrwürdiges Antlitz herab, um einen Kuß auf Hedwigs weiſe Stirne Belmont befand Onkels Schiff, das an dieſem Abend in See ſtechen ö Da Fräulein Lautard's Dienſtboten Herrn von Belmont's Adreſſe nicht kannten, begab ſie ſich auf die Admiralität und erhielt dort die nöthige Aus⸗ kunft. Eine Viertelſtunde ſpäter zog ſie bereits die Klingel an dem angegebenen Hauſe. Sie fragte ſich nicht, was ſie zu Arthur ſagen wolle, wenn ſie ihm plötzlich gegenüberſtände; ſie kannte den zu wenig, um für ſeinen möglichen Gemüthszuſtand im voraus das Richtige auszudenken und vertraute auf eine höhere Eingebung, um Hedwigs Sache erfolgreich zu führen. Endlich wurde die Thür geöffnet. ſich ſeid zwei Tagen Herr von auf ſeines ſollte. Miſe Mede's Herz pochte faſt hörbar. „Und der Baron Arthur von Vedelles, iſt er Was geſchehen kann, wird geſchehen. zu Hauſe?“ fragte ſie in höchſter Angſt. „Nein, Madame; auch er befindet ſich an Bord des „Adler“, d. h. er ſchlief die letzte Nacht dort. Bor zwei Stunden war er hier, um nach etwa eingelaufenen Briefen zu fragen. Der Herr Baron wird ſich heute Abend mit Herrn von Bel⸗ mont einſchiffen.“ 5 „Um welche Stunde wird das Schiff abſegeln? „Genau kann ich es nicht ſagen, Madame; vermuthlich gegen Sonnenuntergang.“ „In wie viel Zeit könnte man es erreichen?“ „Ich weiß es nicht, Madame; es liegt etwas entfernt von der Bucht. Die Seeleute am Hafen, ganz in der Nähe, können Ihnen gewiß genaue Auskunft geben.“ Ziemlich niedergeſchlagen kehrte Miſe Mede in Fräulein Lautards Wohnung zurück und hörte dort, daß ſie die Dame vermuthlich im Militärhoſpital finden würde. Sie helfe häufig um dieſe Stunde den Barmherzigen Schweſtern in der Pflege der kranken Soldaten, deren es eben eine Menge gebe. Den Barmherzigen Schweſtern! Sollte vielleicht anch Schweſter Adeline unter jenen ſein? fuhr es Miſe Mede durch den Sinn und mit einer, für ihr Alter wunderbaren Schuelligkeit eilte ſie nach dem Hoſpital. Zu ihrer Freude hörte ſie, daß Fräulein Lautard wirklich anweſend ſei und überſandte ihre Karte mit der Bitte um eine Unterredung in drin gender Angelegenheit. Die Zeit, die ſie in dem hübſchen Wartezimmer allein verbrachte, erſchien ihr endlos. Endlich trat ſie ein, die gute tapfere Frau mit dem ſchönen lebhaften Antlitz und der leicht verwachſenen, in Marſeille ſo wohlbekannten Ge⸗ alt 1355 Die