7. Der Kranke muß fleißig gerei nsbeſondere an Geſicht, Händen und beſchmutzten Körpertheilen; die zum Waſchen bezw. Reinigen des Kranken benutzten Tücher oder Lappen ſind, ſofern ſie nicht verbrannt werden, ebenſo wie die beſchmutzte Leib⸗ und Bettwäſche 24 Stunden in Seifenwaſſer zu legen. Der Kranke ſoll nach jeder Mahlzeit den Mund ausſpülen. Jede un⸗ nöthige Berührung des Kranken (Küſſen u ſ. w.) iſt ſtreng zu vermeiden. 8. Bett⸗ und Lagerſtroh, Verbandsſtoffe und ähnliche werthloſe Gegenſtände find nach dem Gebrauch zu verbrennen. Die Sitzbretter der Aborte ſind täglich mindeſtens einmal mit drei⸗ prozentiger Karbol⸗ oder Lyſollöſung gut abzu⸗ ſcheuern. 9. Das Pflegperſonal darf im Kranken⸗ zimmer nichts genießen und muß ſich nach jeder Berührung des Kranken und jeweils vor Ver⸗ laſſen des Krankenzimmers die Hände und, ſoweit erforderlich, die Vorderarme mit Waſſer und Seife unter Benützung der Nagelbürſte reinigen und darauf mit einprozentiger Lyſollöſung gründ⸗ lich waſchen oder in Seifenſpiritus abreiben. 10. Im UMrankenzimmer ſollte das Pflege⸗ perſonal ein waſchbares Ueberkleid oder eine Schürze tragen, vor dem Verlaſſen des Sim⸗ mers aber jeweils ablegen. 11. Wegen der beim Transport von ranken mit Fuhrwerken, bei der Behandlung der Teichen und bei der Abfuhr des Abort⸗ grubeninhaltes dringend gebotenen Dorſichts⸗ und Desinfektionsmaßregeln iſt jeweils ärzt⸗ licher Kath einzuholen. 12. Da die Krankheit im Anfang mehrere Tage nicht feſtgeſtellt und während dieſer Seit die Abgänge des Hranken in nicht desinfiziertem Zuſtande in die Abortgrube gelangen, ſo empſiehlt es ſich ſogleich nach Feſtſtellung von Typhus größere Mengen (10—20 Liter) friſch bereitete Kalk⸗ milch (ſi he oben unter Siffer 3 e) in die Aborigrube zu gießen. oft fällen empfiehlt es ſich dringend, Waſſer, wenn es nicht ganz einwandfrei iſt, und insbeſondere auch die Milch, durch welche erfahrungsmäßig häufig anſteckende Krankheiten verbreitet werden, nur gekocht zu genießen. Mannheim, 14. Auguſt 1901. Großh. Bezirksarzt II: gez. Behrle. 5 Irrthum befangen, den Ach ja, leider zu ſpät!“ Hedwig barg mit unterdrückten Schluchzen ihr Geſicht in der Tante Schooß. „Sprich mein Kind, Du beunruhigſt Hat er denn ganz den Berſtand verloren?“ „O nein, Tante Mede, er iſt ſo klar im Geiſte wie wir auch, ja von beſonderer Intelligenz. Dabei iſt er ſo gut und mitleidig — ſo recht der Mann, den eine Frau lieben und bewundern könnte. Und hätte ich ihm an jenem Tage unſerer Civiltrauung nicht gezeigt, daß ich ihn haſſe und verabſchene — es war, ehe Du kamſt und mit mir ſpracheſt, Taute Mede, — ſo wäre ich vielleicht die glücklichſte der Frauen geworden. Aber jetzt iſt es vorbei mit dieſer Art von Glück.“ i Sie hielt inne, aber ein Blick in die ſorgen⸗ vollen Züge der alten Dame ließ fortfahren: „Sobald wir hier ankamen, gab ſer mir dieſen Brief.“ ich zu ſpät mich. Sie legte ihn in Tante Mede's Hand und wartete, bis ſie ihn geleſen, Dann erzählte ſie weiter: Arthur handelte nach dem, was er geſchrieben. Der Form wegen blieb er hier bis vergangenen Montag, aber wir ſprachen kaum ein paar Worte mit einander. Ich glaube, weil ich ſo unglücklich ausſah, faßte er die Meinung, ich könne ſeinen Anblick nicht ertragen, und ging weg. Ich werde ihn nie wiederſehen.“ „Dies folgt noch nicht daraus,“ ſagte Tante Mede und ſchien einige Minuten ganz in Gedanken verſunken. i „Aber was brachte Dich außer dieſem Briefe — der in der That beweiſt, wie ſehr wir ihn berkaunten — auf den Gedanken, ihn für gut und intelligent zu n 6 2 werden kann 15. Während des Auftretens von Typhus ⸗ qt werden, die e Verſchiedenes. — Mannheim, 17. Auguſt. Durch einen Sturz vom Pferde iſt heute früh auf dem Exerzierplatze Herr Bataillonsadjutant Leut⸗ nannt v. d. Horſt vom hieſigen Grenadier⸗Regiment verunglückt. Mittelſt Droſchke wurde der Ver⸗ unglückte, der außer einem Beinbruch auch innere Verletzungen erlitten haben ſoll, in die Stadt befördert. — Ludwigshafen, 19. Auguſt. Tot aufgefunden wurde heute früh in der Gulini'ſchen Fabrik hier der Arbeiter Karl Windecker, Witt, wer, in den 40er Jahren ſtehend. Der Arbeiter war an einem Kalkofen mit dem Aufziehen des Deckels beſchäftigt. Man glaubt, daß er durch Ausſtrömung der Gaſe erſtickt iſt. Die Leiche lag neben dem Ofen und war durch die Hitze vollſtändig geröſtet. — Mundenheim, 19. Aug. Geſtern Morgen löſten die Söhne des Fabrikarbeiters Joſ. Kern von Mundenheim ein im Rhein in der Nähe der Guilini'ſchen Fabrik gelegenes kleines Boot, ſog. Flieger los und fuhren damit in den Rhein. Sie wurden von einem Strudel erfaßt und gegen ein Schiff geſchleudert, ſodaß der Kahn umkippte. Der 13 Jahre alte Joſ. Kern ertrank, ſein 11jähriger Bruder, der ſich am Kahn feſthielt, konnte gerettet werden. — Philippsburg, 18. Auguſt Sams⸗ tag Nacht halb 12 Uhr brach Großfeuer in Huttenheim aus, das beide Scheune, zwei Flügel⸗ ſeitenbauten mit Magazin, Schlachtſtätten, eine Cigarrenfabrik, alles mit großen Vorräthen land⸗ entdeckt habe. wirthſchaftlicher Erzeugniſſe gefüllt, total vernichtete. Alſo das geſammie Oekonomie⸗Anweſen des Gaſt⸗ hauſes zum „grünen Baum“, Andreas Stickel, iſt total zerſtört, nur das Wirthſchaftsgebäude iſt gerettet; die Ortsbürger und die Philippsburger Feuerwehr wetteiferten und leiſteten Außerordent⸗ liches vereint; 8 Stück Vieh wurden gerettet. Offenburg, 15 Auguſt. Eine ſchwere Blutthat wurde geſtern Nachmittag von einem herumziehenden Scheerenſchleiſer an einem Gefährten in dem benachbarten Höfen verübt Der 28 Jahre alte verheirathete Scheerenſchleifer Joſef Buch von Großweiler im Elſaß, und der 37 Jahre alte verheirathete Händler Pius Bernhard von Wurmersheim, wohnhaft in Sas bachried, geriethen zwiſchen 4 und nachdem ſie vorher in mehreren Wirthſchaften halten, da Ihr doch kaum zuſammen ſprachet, wie Du ſagſt!“ In einfacher, ungekünſtelter Weiſe erzählte nun Hedwig von Arthurs Unterhaltungen mit der kleinen Gaishirtin, von den Verſen, die ſie gefunden; von dem Porträt, das er von Fräulein von Vermont gez ichnet, von ſeiner leidenſchaftlichen Verehrung für ſie. Faſt Wort für Wort wiederholte ſie, was die alte Babette von Arthur geſprochen und berichtete zuletzt von Herrn von Belmont's Brief, der helles Licht in die traurigen Sache brachte. Es konnte kein Zweifel mehr beſtehen, daß Jene, welche die Mattigkeit eines geſchwächten Gehirnes und die phantaſtiſchen Eigenheiten einer poetiſchen Natur für Beweiſe einer geiſtigen Geſtörtheit gehalten, in einem fatalen Irrthum befangen geweſen waren. „Ich verſtehe Alles,“ rief Miſe Mede, als Hedwig geendigt, „es kann Alles noch gut werden. Aber, mein geliebtes Kind, wenn Du wüßteſt, wie mein altes Herz blutet bei dem Gedauken an das, was Du zu leiden hatteſt und vielleicht noch zu leiden haben wirſt, mein armer, ſüßer Liebling!“ Länger konnte die alte Dame ihre Faſſung 5 Uhr Nachmittags, — mich nicht mehr bewahren; ſie ließ den Thränen freien Lauf, welche reichlich über ihre runzelvollen Wangen rannen. Hedwig ergriff der Taute ſagte, eruſt zu ihr aufblickend: „Weine micht, Tante Mede. nicht mehr grämen, wenn Du weißt, wie ich fühle und denke. Als wir an meinem Hochzeitstage Beide glaubten, ich ſei für das Leben an einen Fada ge⸗ kettet, empfand ich ein Weh, das faſt mit Scham vermiſcht war. Obſchon ich mein Loos mit Ergebung zu tragen bereit war, ſo hatte ich doch damals noch keine Ahnung, Tante Mede, daß es eine Art zu leiden giebt, welche dem Schmerz nicht nur ſeinen Stachel nimmt —“ beide Hände und Du wirſt Dich mit e gezecht hatten, in Streit, in deſſen Verlauf Buch dem Bernhard mit einem ſogenannen Schnitzer einen Stich in dis linke Bruſtſeite verſetzte und denſelben ſo ſchwer verletzte, daß Bernhard nach einer Stunde eine Leiche war. Der Thäter flüchtete ſich nach der That in den Wald und konnte bis jetzt noch nicht feſtgenommen werden. Der Getötete war ein bekannter Raufbold. Er hinterläßt eine Wittwe mit 8 Kindern. Gericht und Staatsanwalt kamen geſtern Abend an Ort und Stelle zur Aufnahme des, Thatbeſtandes. — Coblenz, 17. Auguſt. Geſtern Abend brach in dem Dachſtuhle des Regierungsgebäudes Feuer aus; der Brand verbreitete ſich mit großer Schnelligkeit. Mit Hilfe einer Abtheilung Pioniere gelang es der Feuerwehr jedoch, dem weiteren Umſichgreifen des Feuers Einhalt zu thun. Der wichtigſte Theil der Acten wurde rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Der Brand war früh 3 Uhr gelöſcht. — Zell, 16. Auguſt. Heute Vormittag ereignete fich ein bedauerlicher Unfall, indem das Zjährige Töchterchen der E. Heß Eheleute vom Heuboden auf den Kopf ſtürzte und einen ſchweren Schädelbruch erlitt, ſo daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. Kaſſel, 19. puguſt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag um 10½ Uhr, wurde kurz nach der Rückkehr des Kaiſerpaares von einem Ausflug nach Dörnberg auf den Poſten vor dem Schloß Wilhelmshöhe aus einem Gebüſch ein Steingeſchleudert, der das Schilderhaus traf. Der Poſten feuerte nach vergeblichem Anruf in der Richtuug des Steinwurfes, traf jedoch nie⸗ mand. Der Angreifer war unauffindbar. Im Schloſſe herrſchte wegen dieſes Vorkommniſſes Aufregung. Anders lautende Gerüchte ſind über⸗ trieben. Berlin, 15. Auguſt Im Verlauf der Nachforſchungen der Maſſendiebſtähle in der königlichen Pulverfabrik zu Spandau wurde am Havelufer außerhalb der Stadt ein unterirdiſches Lager von Diebesbeute, die aus der Fabrik her⸗ rührte, aufgefunden. Das Verſteck barg große Mengen von neuem Handwerkszeug und Roh⸗ material der verſchiedenſten Art, u. A. auch zwei große Faß denaturirten Spiritus. Die Zahl der an dem Diebſtahl betheiligten Perſonen ſteigert ſich von Tag zu Tag Bisher ſind 10 Ver⸗ haftungen vorgenommen worden. 1 2 — — Von ihren Gefühlen überwältigt, hielt Hedwig inne und blickte zum Him bel auf mit einem Aus⸗ druck, der Tante Mede das Wirken der göttlichen Gnade in dieſer jungen Seele offenbar machte. „Sondern Frende und Zufriegenheit nod da⸗ neben aufkommen läßt,“ ergänzte Miſe Mede den unvollendeten Satz. „Mein liebes Kind, wo gaſt Du dieſes ſegensreiche Geheimnis entdeckt ?“ „Zuerſt lernte ich es aus Babetten's Erzählung, dann aber durch dieſes Buch.“ Sie ſchlug das Leben der bl. Eliſabeth auf Taute Mede's Knieen auf und dieſe nickte mit feuchten Augen, als ob ihr nun alles klar und verſtändlich ſei. „Tante Mede,“ fuhr Hedwig fort, „ich habe völlig in Gottes Willen ergeben. Kehrt Arthur zu mir zurück, ſo werden wir gewiß noch glücklich miteinander werden; muß ich aber getrennt von ihm bleiben, ſo ſoll mein Leben den Armen und Kranken gewidmet ſein, deren es gar viele in dieſen Bergen giebt. Mit Erl iubniß meiner Eltern würde ich am liebſten immer bier in Belbouget wohnen.“ „Mein Liebling, es ſind ſchöne, edle Vorſätze die Du gefaßt, aber vor allem iſt es Deinen Gatten von Deinen wahren Gefühlen für ihn in Kenntuiß zu ſetzen. Du mußt ihn wiſſen laſſen, daß Du ihn lieben gelernt, daß Du —“ „Einen Mann, der mich verabſchent, laſſeu, daß ich ihn liebe? o Tante Mede !“ „Iſt es die Hedwig, die mir ſoeben ihr Herz eröffnet, welche er verabſchent? Kennt er dieſe? Hat er je Gelegenheit gehabt, einen Blick in ihre Seele zu thun ? 5 8 * (Fort ſetzung folgt.) bung eines Le img der 6 lung der Rofl bhaung üner We 1 Gakanſchluß füt d 1 Abtretung „ uhilnng der Koſt nung der Bed tauft. bibrurg einet L nung einer Ki Ian von Bau A. Schulz, Fabtil Anh, den 17. Au