Verſchiedenes. — Ladenburg, 30. Juli. Die Großh. Realſchule hier, an der z. Zt. 8 ordentliche und 4 Religionslehrer wirken, war im letzten Schul⸗ jahr von 163 Schülern beſucht, von denen im Laufe des Jahres 14 austraten. Unter den Schülern befanden ſich 71 Proteſtanten, 66 Ka⸗ tholiken, 2 Altkatholiken und 25 Israeliten. Von den Schülern, welche die Anſtalt beſuchen, waren 59 von hier, Aſchaffenburg 2, Edingen 16, Frie⸗ drichsfeld 4, Großſachſen 5, Grünſtadt 2, Hed⸗ desheim 11, Heidelberg 1, Heiligkreuzſteinach 1, Ilvesheim 16, Karlsruhe 1, Leutershauſen 6, Ludwigshafen 1, Malſch 1, Mannheim 3, Neckar⸗ hauſen 11, Schriesheim 11, Schwabenheimer Hof 2, Seckenheim 7, Urſenbach 1, Viernheim 1, Weinheim 2 und Wieblingen 1. Die Prüfung fand heute ſtatt und die Schlußfeier wird morgen vormittag 9 Uhr im Saale zum „Schiff“ abge⸗ halten. — Neckarhauſen, 27. Juli. Geſtern früh fand auf dem hieſigen Kirchhof die Bei⸗ ſetzung der Ueberreſte des im vorigen Jahre in Togo (Deutſchweſtafrika) verſtorbenen Maximilian von Oberndorff unter allgemeiner Anteilnahme der hieſigen Gemeinde ſtatt. Wäh⸗ rend die Exhumierung bezw. die Uebergabe des Sarges auf das Schiff mit großer Wunſch der Eltern in aller Stille fachheit. — Manuheim, 30. Juli. dem Protektorate Ihrer königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden ſtehende Hochſchule für Muſik in Mannheim, zugleich Opern- und Schauſpielſchule hat ſoeben durch nicht weni⸗ ger wie ſieben öffentliche Prüf ungs⸗ auf führungen neuerdings wieder einen ſo Entwickelungsmaß weit überholenden Aufſchwungs geliefert, daß dieſes Inſtitut damit auch für wei⸗ tere Kreiſe in die Reihe der empfehlenswerleſten Schulen dieſer Art eingetreten iſt. Ein Kon jzert⸗ Programm, das ſich auf der Grundlage eines objectiven Verhältniſſes zu der Tonkunſt der Ver⸗ gangenheit und Gegenwart bewegte und das die klaſſiſchen, romantiſchen und modernen Richtungen der Muſtk in gleicher Weiſe berückſichtigte, mußte ſich ſelbſtverſtändlich ungewöhnlich vielſeitig geſtalten. Daß dadurch jedoch keine verwirrende Stylver⸗ Grafen mengung entſtand, ſondern jede Richtung zu voller Geltung kommen konnte, beweiſt z. B., daß ein ganzer Abend nur Compoſitionen von Joh. Seb. Bach allein gewidmet wurde. Dieſer Aufführung ſtand ein hauptſächlich der modernen Muſik ge⸗ weihter Abend unter der Vorherrſchaft von Liſzt Schluß des II. Teils der „heiligen Eliſabeth“ und von Brahms und unter Heranziehung von Com⸗ poſitionen von Hug o Wolf, Hermann Götz, Peter Cornelius, Robert Kahn und A. gegenüber. Aber auch da, wo die Abende verſchiedenes aus ver⸗ ſchiedenen Zeiten boten, war daher mit feinem Geſchmack Sorge getragen, das die zahlreich zum Vortrag gekommenen Compoſitionen für Klavier, Solo- Enſemble⸗ und Chorgeſang, für Violine Cello und Kammermuſik und Orcheſter ſich zu einem ſchönen Geſammtbild gruppirten. Sehr wohl gelang es an dem „Opernabend“ die Auf⸗ führung von Scenen aus Glücks „Orpheus“, aus Beethovens „Fidelio“ Flotows „Martha“. Der dem Schauſpiel und der Deklamation gewid⸗ mete Abend bewegte ſich mit Ausnahme der Schiller' ſchen Glocke dagegen vorwiegend auf modernem Gebiete, Gedichte von Hebbel, Fontane Jacobowsky zum Vortrag bringend und die Aufführung eines Luſtſpiels von Otto Erich Hartleben „Die ſittliche Forderung“ mit Glük wagend. Feierlichkeit dieſen vollzogen wurde, erfolgte die Beiſetzung hier auf und Ein⸗ Aus all Aufführungen ging eine ſorgſame Pflege des individuellen der Begabung der Schüler unter ſtrengſter Schulung des Techniſchen hervor. Die große Schülerzahl der Anſtalt machte es Die unter möglich, genügende Kräfte für die Verwirklichung eines ſo großen, im Ganzen 60 Nummern um⸗ faſſenden Programms zur Verfügung zu haben. Die erſten Künſtler des Großherzogl. Hof⸗ und Nationaltheaters ſowie von auswärts gewonnene Lehrkräfte unterzogen ſich der Heranbildung der ſtark wirkenden Beweis ihres jedes gewöhnliche Schüler zu ſolch erfolgreichem Auftreten. Einem Hauptteil des Unterrichts wie das ganze Unter⸗ nehmen leitete der Direktor der Hochſchule für Muſik, Herr Wilhelm Bopp, der ſelbſt ein Meiſter der Tonkunſt und ſogleich ein äſthetiſch hochge⸗ bildeter Muſikſchriftſteller, durchaus nicht den Standpunkt einſeitiger Fachbildung vertritt, ſondern eine auf höheren Grundſätzen beruhende Bildung der Schüler zu fördern ſucht. Es iſt daher be⸗ greiflich, daß ein Künſtler wie Eugen d' Albert einem ſo geleiteten Inſtitut ſein ſich lebhaft be⸗ thätigendes Intereſſe zuwandte. — — Heidelberg, 29. Juli. Heute Nacht ½1 Uhr ſtürzte das Dienſtmädchen Anng Bader von Forſt aus einem im 4. Stock eines Hauſes der Plöck befindlichen Abortfenſter in den Hof und brach dabei die Wirbelſäule und das Becken. Das bedauernswerthe Mädchen wollte ſich an einem Waſchſeil vom Abort aus in ihre tiefere gelegene Wohnung herablaſſen; aber das Seil riß, und ſo ſtürzte es in die Tiefe. — Kirchheim, 27. Juli. Todt aufge⸗ funden, und zwar unter ganz eigenthümlichen Um⸗ ſtänden, wurde dieſer Tage gegen 10 Uhr Abends der Taglöhner Fahrion. Nur mit dem Hemd bekleidet, wurde derſelbe mit einer Strangulations⸗ maske am Halſe auf dem Bühnenraum ſeiner Wohnung betroffen. Er befand ſich kin ſitzender Stellung, ohne daß ein Seil oder ein ſonſtiger Gegenſtand, mit welchem die Strangulation vor⸗ genommen worden iſt, gefunden worden wäre. Näheres dürfte die gerichtliche Unterſuchung er⸗ eben. a — Karlsruhe, 30. Juli. Der Direktor der Großh. Badiſchen Kunſtgewerbeſchule, Profeſſor Hermann Götz in Karlsruhe, iſt geſtern Abend an einem ſchweren Lungen- und Nervenleiden erlegen. Sein Tod bedeutet für die Kunſtgewerbeſchule wie für die Entwickelung des Kunſtgewerbes in Baden einen ſchweren Verluſt. Hermann Götz wurde 1848 zu Donauefchingen geboren und trat bei einem Dekorationsmaler in Offenburg in die Lehre. Durch eifriges Studium brachte er es dahin, daß er das Zeugniß als Einjährig Frei⸗ williger erhielt und als ſolcher im Leib⸗Grenadier⸗ regiment den Feldzug von 1870/71 mitmachte. Nach Beendigung des Krieges beſuchte er die Großh. Kunſtſchule, wo er ein eifriger Schüler Ferdinand Kellers war. — Lemberg, 27. Juli. Als der Dom⸗ dechant und päpſtliche Hausprälat Hausmann Sch im Saale de chider 5 u mpfeblen unser heute früh in der Kathedrale in vollem Ornate um und Eicher vor den Altar trat, um Meſſe zu leſen, wurde 8 er durch einen Hieb mit einem eiſenbeſchlagenen Stock lebensgefährlich verletzt. Der Attentäter 0 f iſt ein reicher Hausbeſitzer namens Waſylcziszin. 0 Derſelbe erklärte, er habe mehreren geiſtlichen Herrn zuſammen 500 fl geliehen, die er nicht zurückerhalten könne, weshalb er beſchloſſen habe, den Dechanten zu tödten. Man behauptet, daß der Attentäter irrſinnig iſt. 0 tten — — E —‚—k a einige Tage verſchieben müſſe, da der Notar für wichtige Amtsgeſchäfte den Wagen und der Pferde bedürfe. Hedwig hatte bei den Vorzügen der Villa verweilt und beſchrieben, wie ſehr Arthur die Ge⸗ gend bewundere, welch lange Spaziergänge ging, ließ ſie unerwähnt. Frau Laſſalle hatte Miſe Mede dieſen Brief Hedwigs zu leſen gegeben und beide Damen waren der Anſicht geweſen, daß es unter dieſen Umſtänden beſſer ſei, die jungen Leutchen, die ſich erfreulicher⸗ weiſe aneinander zu gewöhnen ſchienen, noch eine Weile ſich ſelbſt zu überlaſſen. So kam es, daß zu Thereſens großer Enttäuſch keine Beſucher in Belbouquet erſchienen. Seit jenem Tage, da Hedwig ihren Gatten mit der kleinen Benoite hatte plaudern ſehen, ſuchte zu werden und von ihm zu erfahren, über was es ſo eifrig mit dem Herrn Baron geſprochen. Dies war jedoch keine leichte Aufgabe; daß Kind war wirklich, wie Thereſe geſagt, ein wildes, ſchwer zu⸗ gängliches Geſchöpfchen. Nach vielen vergeblichen Verſuchen fand Hedwig eines Morgens die kleine Gaishirtin am Rande einer Quelle ſitzend, von ihren vierfüßigen Schützlingen umgeben. Benoite ſprang auf, als ſie Miſe näher kommen ſah, und ſchickte ſich an, den ſteil aufſteigenden Bergespfad hinauf⸗ zulaufen. Aber als Hedwig im provinzialiſchen Dialekt ihr zurief, ſie habe etwas mitgebracht, wo⸗ mit ſie Merkwürdiges ſehen köune, hielt ſie inne und blickte halb zweifelnd, halb neugierig auf ihre junge Herrin. Inſekten durch Thereſe unterrichtet, hatte Hedwig ein Vergrößerungsglas, das Geſchenk einer ehemaligen Schulfreundin, mit hierhergenommen. Sie pflückte eine Blume und betrachtete dieſe aufmerkſam durch ſie nach einer Gelegenheit, mit dem Kinde bekannt fuhr: „O, wie herrlich!“ Jetzt näherte ſich die Kleine langſam, zögernd wie ein ſcheues Vöglein, das gerne die hingeſtreuten Krumen aufpicken möchte, aber mißtrauiſch nicht näher zu kommen wagt. Als jedoch Hedwig ſich neben der Quelle niederſetzte und ihren Schooß mit allen Arten Blumen füllte, um in deren Kelche und Falten hineinzulugen, konnte Benoite nicht länger wiederſtehen. Der erſte Blick durch das Glas entriß ihr einen lauten Aufſchrei des Entzückens. Sie fing ein Marienkäferchen, in⸗ ſpizirte es in gleicher Weiſe und ihre Bewunder⸗ ung kannte keine Grenzen mehr. f „Monſieur würde auch gern mit dieſem Glas⸗ auge ſehen,“ ſagte ſie. „Wollen Sie es erlauben?“ Des Kindes Frage that Hedwig wehe. „Monſteur ſpricht wohl oft mit Dir, Kleines? Iſt es ſtets nur von den Blumen und Inſekten?“ „O, und über viele andere Dinge!“ „Welche Dinge? Wohl über Vögel und Muſcheln?“ 8 „Ach ja, über Muſcheln! Ich höre das Rauſchen der See, wenn ich ſie an mein Ohr halte. Und Mouſieur kann auch ſagen, was der Wind in den Wipfeln der Bäume ſingt, und was die Schwalben mit einander reden, ehe ſie von hier fortfliegen. Aber ich habe ihm Dinge geſagt, die er nicht wußte. Darum plaudert er gern mit mir. „Benoite“, ſagt er, „an was denken die Sonnenblumen, wenn ſie ſich umdrehen, um die Sonne hinter den Berge verſinken zu ſehen?“ und dann antwortete ich, daß ſie ihr nachrufen: „Kehr zurück morgen, ehe es zum Angelus läutet.“ Von des Kindes Leideuſchaft für Blumen und Wenn ich meine Lieder für mich ſinge, dann nennen mich Mutter und der alte Simon und die mürriſche Thereſe eine Närrin, aber Monſieur klopft mir auf die Schulter das Glas, wobei ihr unwillkürlich der Ausruf ent⸗ und ſagt, ich ſei etwas anderes, ein Wort, daß ich nicht kenne.“ „Wie klingt dieſes Wort?“ fragte Hedwig und daß die Winde Seine Befehle erfüllen. intereſſirt. „Kleine Poetin,“ entgegnete das Kind. „Und hat Monſieur Dich etwas gelehrt, was Du zuvor noch nicht wußteſt?“ „O ſo vieles von dem guten Gott und den Engelchen.“ „Aber von dem guten Gott hatteſt Du doch 5 9 gewiß ſchon gehört, Benoite?“ f * „Ja, Miſe; aber ich wußte nicht, daß es Glas⸗ un Seine Stimme iſt, die durch den Donner ſpricht, — Mon⸗ ſieur ſagt, daß die Berge und die See, die Sonne und die Blumen zuſammen, eine Hymne zu Gottes Lob ſingen und daß auch ich dies thun müſſe, wenn ich durch die Wälder und Felder gehe. Und dann ſagt er mir, daß ich wenn er weggegangen ſei, mit meinem Schutzengel ſprechen müſſe, der immer bei mir ſei, wenn ich ihn auch nicht ſehen könne, und dieſer werde mich lehren, meinen Vater im Himmel zu lieben und zu loben. Den ich auf Erden hatte, kannte ich nie, und ich bin froh, daß der gute Gott mein Vater iſt und die heilige Jungfrau meine Mutter und daß die Engelchen meine Freunde ſind. Ich glaube, Monſieur iſt ſelbſt einer von Gott Engeln. Wen er ein Lied ſpricht denn er ſingt ſeine Lieder nicht, er ſpricht ſie, ſo ſcheint mir dies ſchönere Muſik als die Orgel in der Kirche.“ Mit tiefer Bewegung hatte Hedwig dem naiven Geplauder des Kindes gelanſcht. Eine unbeſtimmte Ahnung tauchte in ihr auf, daß Arthur nicht nur kein Idiot ſei — dies hatte ſein Brief, den immer und immer wieder las, ihr hinreichend be⸗ wieſen — beſondern daß Gedanken und Gefühle ſein Inneres bewegten, von denen Niemand wußte und für welche er bei ihr kein Verſtändniß zu fin⸗ artete. g inn Bier in mnie 5 oz., bebobelle d; 44 3 (Fortſetzung folgt.)