1 0 Heidelberg, 11. Juli. Die Vorbe⸗ eitungen zum 18. Verbandsſchießen, das am 14. s 21. Juli hier ſtattfindet, ſind nahezu vollen⸗ det. Der herrlich gelegene Feſtplatz und die geräumige Feſthalle, ſowie die am Neckarufer er⸗ ſtellten praktiſchen Schießſtände ſind zur Aufnahme der Feſtgäſte bereit. Eine ſtattliche Reihe aus⸗ wärtiger Schützen, denen werthvolle Ehrenpreiſe winken, hat ſich bereits angemeldet. Weitere An⸗ meldungen treffen noch ſtündlich ein. Für Be⸗ luſtigungen jeder Art iſt beſtens Sorge getragen. Von größeren Veranſtaltungen ſind zu nennen: 0 den 14. Juli, Vormittags 11 Uhr: Großer Feſtzug. Mittwoch, den 17. Juli, Nach⸗ mittags 6 Uhr: Ballon⸗Auffahrt mit drei Ballous ausgeführt von Kapitän Ferell und Miß Polly us Köln. Donnerstag, den 8. Juli Abends 8 hr, Großes Feſtkonzert in der Feſthalle, ausge⸗ ührt von den vereinigten Männergeſangvereinen. Freitag, den 19. Juli, Abends: Großes Brillant⸗ nd Bombenfeuerwerk auf der Inſel beim Feſt⸗ latz, gegeben von der Stadt Heidelberg, Coſtüm⸗ feſt und Aufführungen von Kunſtradfahrern. Samstag, den 20. Juli, Nachmittags 6 Uhr: allon⸗Auffahrt mit Doppel⸗Fallſchirm⸗Abſturz on Frl. Paulus aus Frankfurt a. M. — Bleibt der Himmel der Veranſtaltung einigermaßen hold, ſo iſt auf einen ganz bedeutenden Fremdenzufluß, beſonders am Sonntag, dem Hauptfeſttag zu chnen. Die größte Anziehungskraft wird wohl er Feſtzug ausüben; es ſeien deshalb die nähe⸗ n Angaben über denſelben hiermit gegeben. er Zug ſtellt ſich auf den Neckarſtaden bezw. in der unteren Neckarſtraße zwiſchen Jubiläumsplatz und der neuen Brücke auf und ſetzt ſich Punkt 1 Uhr in Bewegung. Er geht durch Sophien⸗ raße, Anlage, Schießthorſtraße, Plöck, Seminar⸗ nd Zwingerſtraße, um den Karlsplatz herum in e Hauptſtraße, durch dieſe und die Bergheimer⸗ raße nach dem Feſtplatz, wo er ſich auflöſt. ie Zugfolge wird ſein: Badiſcher Landesſchützen⸗ erein, 12 hiſtoriſche Gruppen, Mittelrheiniſcher Schützenbund, 6 decorative Gruppen, Pfälziſcher Schützenbund, Heidelberger Vereine, Heidelberger Schützenverein. — Pforzheim, 11. Juli. Großes Auf⸗ hen erregt die in Salmbach erfolgte Verhaftung der Wittwe Gauß und de en erwachſenen Sohnes, ie in Zuſammenhang gebracht wird mit dem orgeſtern unter eigenartigen Umſtänden ſtattge⸗ fundenen Tode ihres Ehemannes. Der Letztere kam Sountag Abend in angetrunkenem Zuſtande nach Hauſe. Die Frau wollte ihn jedoch nicht ins Haus laſſen, worauf der Mann mit einer Hacke die Zimmerthüre einſchlug. Dabei ſchnitt er ſich drei Finger ab und ſtarb infolge Blut⸗ verluſtes bald darauf. Die Verhaftungen erfolgten unmittelbar vor der geſtern ſtattgefundenen Be⸗ erdigung des Ehemannes, nachdem die Leiche ſecirt war. brach in einer Mühle in Pleyſtein (Oberpfalz) Feuer aus, welches ſich raſch weiter verbreitete und in kurzer Zeit drei Viertel des ganzen Ortes einäſcherte. Die Kreuzbergkirche, die Stadtpfarr⸗ kirche, der Pfarrhof und das Nonnenkloſter brann⸗ ten ab. Ein Mann ſtürzeuden Balken erſchlagen Die Bevölkerung flüchtete mit ihrer beweglichen Habe auf die Fel⸗ der. Es iſt fraglich, ob die vereinten Anſtren⸗ gungen der Feuerwehre aus den benachbarten bayeriſchen und böhmiſchen Gemeinden noch den übrigen Theil des Ortes werden retten können. — Leipzig, 10. Juli. Ein „wirklicher“ Pechvogel iſt die Wittwe Grunewald, die ſich in ihrer 50jährigen Thätigkeit als Viktualienhänd⸗ lerin ein großes Vermögen erworben hat. In der Nacht zum 21. Mai 1900 wurde ihr das geſamte Vermögen durch Einbruch geraubt, in⸗ deſſen nach der Ergreifung der Diebe wieder bei⸗ geſchafft. Glücklich wieder, beſchloß die alte Frau den Mammon nicht wieder in einem alten Spind ihrer Wohnung aufzubewahren, trug ihn zur — Leipziger Bank und hat nun abermals einen großen Theil ihres Geldes diesmal leider end⸗ giltig — verloren! — Waſhington, 11. Juli. Ein furcht⸗ barer Sturm wird von der Südküſte von Texas berichtet. Die Fluth in Galveſtone iſt die höchſte, die bisher zu verzeichnen war. Die Flüſſe der Umgebung ſind aus den Ufern getreten. In Port Saracco wurden zahlreiche Häuſer zerſtört. Die Stadt Corbin im Staate Montano ſoll durch den Cyclon vollſtändig zerſtört worden ſein' — Bukareſt, 11. Juli. In der Nähe von FCajene iſt die über den Oltfluß führende Hängebrücke eingeſtürzt. Während des Einſturzes befand ſich eine Menge Perſonen auf derſelben, — Regensburg, 10. Juli. Mittags 1 wurde von einem herab⸗⸗ konuteu gerettet werden. Die Zahl der Extrun⸗ kenen iſt nicht feſtgeſtellt. — Seckenheim, 9. Juli. Der heutige Schweinemarkt war mit 43 Milchſchweinen befah⸗ ren. Verkauft wurden 38 zum Preiſe von 28 bis 34 Mk. pro Paar. Fünfundvierzig Tage Giltigkeit Was ſtarren all die bleichen Männer Und zittern voller Angſt und Pein? Ihr armen, zitternden Geſtalten Sagt an, ſagt an, was ſoll das ſein? Was rauft Ihr alle Euch die Haare, Was ſchlottern allen Euch die Knie, Was ringt verzweifelt ihr die Hände? Solch große Schrecken ſah ich nie. „Vernimm, Du Frager, wie getroffen Uns fürchterlicher Schreckensfluch — Jetzt bleiben fünfundvierzig Tage Die Schwiegermütter zu Beſuch!“ Lotterie wir aus ſicherer Quelle erfahren, fiel ormitte ſihneten einzure at den 8. Ju 0 Wie das große Loos der Straßbg. r. f Lotterie im — Betrage v. Mk. 15000. — u. der zweite Treffer mit Mk. 6000. — nach Leipzig u zwar in Hände 0 bei denen ſolche Summen gut angebracht ſind. Das rote Kreuz wirkt alſo nicht nur direkt in 10 ö manichfachſter Weiſe lindernd und heilend, ſon⸗ 0 dern auch indirekt durch die Gewinne s. i ide Lotterie. — Dieſe Lotterie ſelbſt ſtärkt nicht nun : Lurnſtut die Kräfte des Vereins durch ſ. ihm zufallenden ſatag Ab Reingewinn, ſondern träufelt auch vielen Bedürf⸗ ö Amelſcule tigen Balſam in ihre Wunden, wie dies die nach duuplaße Leipzig gefallenen Hauptgewinne beweiſen, wo der Bankkrach bekanntlich tiefe Wunden geſchlagen hat. Auch zeigen obige 2 Fälle deutlich, wie ſo viele Andere, daß die Glücks Göttin nicht immer blind iſt, ſondern ſehr oft die richtige Leute zu finden weiß. Obige Gewinne wurden ſofort nach Eingang der Gem. Looſe durch die General⸗ Agentur J. Stürmer Straßburg i. E. in Baar ohne Abzug ausbezahlt. Bereits nächſte Woche am 19. und 20. Juli d. J. ſindet die Ziehung der 2. Bad. Badener Geld⸗Lotterie ſicher ſtatt, wovon jetzt noch Looſe a 1 Mark 11 Looſe für 10 Mark, beim General⸗Agent J. Stürmer Straßburg i. E. Langeſtr. 107 und allen Ver⸗ kaufsſtellen zu haben ſind. Wer ſich alſo an dieſer Lotterie zu betheiligen beabſichtigt, der beeile uc Kun Mitglieder, 1 aun den landu F Miſellen wollen,! 1 m 20. ds. 2 1 bundenen Nebe enburg, den 8 die ſämmtlich ins Waſſer fielen. Nur ſieben ſich, da der Vorrat nunmehr klein iſt. orge der guten Tante Mede ihre Tage verbracht, ien ihren Kummer noch zu verſchärfen und es ſtete ſie die größie Anſtrengungen, ihre Faſſuug bewahren. Die Vedelles waren entzückt von dem roman⸗ tiſchen Beſitzthum der alten Dame. Sie bewun⸗ derten das Haus, den pittoresken Garten, die präch⸗ tige Ausſicht in ſolch' lebhafter Weiſe, daß der Notar vergnügt bemerkte: um ſelbſt die Honneurs ihrer machen.“ f Dieſen Wunſch zu hören, war zu viel für Hedwig. Sie ſtürzte aus dem Salon auf die Ter⸗ aſſe und brach die Thränen aus. Arthur, der in einem Buche blätterte, bemerkte es und erhob ſich angſam, um ebenfalls hinauszutreten. Hedwig ge⸗ ahrte ſeine Annäherung nicht. geliebten Abtei zu Beränderung ging in ihren Zügen vor. usdruck tiefer Frucht auf ihr verweintes Antlitz, dann wandte er ſich ſchweigend ab. Als der Wagen mit den Laſſalle's von rollte, preßte Hedwig beide Hände klopfende Herz und murmelte leiſe! a „Verheir nd mit wem! ?“ . 0 13. Kapitel. In aller Frühe des folgendes Tages hielt Miſe Mede's kleines Gefährte, von der ermüdeten Blanka gezogen, vor der Thür der alten Abtei. Die gute Dame eutledigte ſich ihres Handgepäckes und ſchritt dann mit wunderbarer Rüſtigkeit auf La Ciotat zu. Als ſie an der Kirche vorüberkam ſah ſie „Wie ſehr wünſchte ich, meine Tante ſei hier, Knaben mit Blumen nud grünen Zweigen hinein⸗ gehen und lächelte freudig vor ſich hin. Nach wenigen Minuten hatte ſie ihres Neffen Haus in der Alten⸗ ſtraße erreicht. Dort waren alle Hände mit Vor⸗ bereitungen für das wichtige Ereigniß beſchäftigt. Feuſter und Thüren ſtanden offen, die altfränkiſchen Stühlen und Sophas waren zum erſten Mal ſeit vielen Jahren ihrer ſchützenden Hüllen entkleidet und präſen tirten ſich in ziemlich verblichener Herr⸗ lichkeit unter den hellen Strahlen der Morgenſonne. „Iſt meine Nichte oben?“ flagte Miſe Mede die älteſte der Dienerinnen, welche die Arbrit der Uebrigen überwachte. „Nein, ach nein, Miſe; ſie begab ſich heute ſchon mit Tagesanbruch nach Belbonquet, wo Miſe Hedwig mit ihrem Gatten wohnen wird. Geſtern Abend ſchickten wir einige Möbel hinaus und Frau Erſt als er dicht an ihrer Seite war, blickte ſie auf und eine raſche Mit einem und Abneigung entging es Einen Moment heftete er die dunkleu Augen Laſſalle nahm vieles Weißzeng auderer Dinge mit ſich.“ „So werden die junge Leute nicht nach Ver⸗ mont gehen?“ „Sie wollten es; aber fataler Weiſe erkrankte nud eine Menge ein Deinſtmädchen auf dem Schloſſe am Scharlach⸗ Bald darauf brach die kleine Geſellſchaft auf. dannen auf das hoch⸗ fieber und Alles iſt in Beſtürzung. „Wo iſt Hedwig?“ „Das arme, liebe Kind hat ſein Zimmer noch nicht verlaſſen und wird wohl noch ſchlafen“ „Dann will ich ſie aufſuchen,“ ſagte Miſe Mede, bahnte ſich mühſam einen Weg durch die aufgethürmten Kiſten und Fußſchemel und die Treppe hinauf. Sie freute ſich, daß ihres Lieblings erſter Blick beim Erwachen auf die zärtliche Tante fallen ſolle, welche mit Ungeduld dieſen Moment herbei⸗ ſehnte. Hedwigs Zimmer lag zwiſchen dem Schlafka⸗ binet ihrer Mutter und einem großen Raume, in welchem der Notar ſeine Akten, Frau Laſſalle ihre Borräthe von feinem Winterobſt aufzubewahren pflegten. Dieſes Gemach durchſchritt Miſe Mede und öffnete die Thür zu Hedwigs Zimmer. Von peinlicher Ueberraſchung erfaßt, blieb ſie zögernd auf der Schwelle ſtehen; der Aublick, der ſich ihren Augen bot, war ein anderer, als ſie erwartet. „In dem hübſchen, kleinen Gemach, ſonſt ein Bild der Ordung und Reinlichkeit, herrſchte ein er⸗ ſchreckendes Durcheinander. Feine Wäſccheſtücke bedeckten alle Stühle und einen Theil des Fuß⸗ bodens; Spitzen, Bänder, geſtickte Kleider lagen überall umher. Die große Schublade, iu welcher Hedwig all die beſcheidenen Schätze ihrer Kinder⸗ und Schul⸗ fi er zeit, die zerriſſenen Schulbücher, die beſchmutzten f Muſikalien, ein kleines vergriffenes Notizbüchlein du dich und anderes liebevoll verwahrte, ſtand weit offen; dane. ind auf das ſichtlich unberührte Bett in der Ecke hatte 1 85 man achtlos zwei Stücke koſtbaren Seidenſtoffes ge e 0 eu. Eigarre worfen. 1 ſattucher adh üngeführte Ge n negen Zeitme J abgeben w Hedwig ſelbſt entdeckte die erſchrockene Dame halb knieend, halb ſitzend auf dem Bänkchen eines einfachen hölzernen Betſtuhles. In der einen Hand hielt ſie den kleinen Roſenkrauz; der audere Arm ruhte auf einem mit Spitzentaſchentücheen bedeckte Stuhle. Der Schlaf hatte das arme Kind in di ſer Stellung überraſcht; das blonde Köpfchen lag auf dem linken Arme, das reiche lange Haar verdeckte faſt das blaſſe Geſichtchen. Wie ein Kind war ſie mitten im Weinen in Schlummer verſunken; uoch hob hie und da ein ſchweres Schluchzen ihre Bruſt. Ein Fremder hätte nicht ohne Rührung dieſes Bild von Kummer und Lieblichkeit, dieſes holde junge Weſen, von Leid und Schmerz gebeugt betrachten können, was mußte Tante Mede bei ſeinem Aublick fühlen! N (Fortſetzung folgt.)