Aldehyden und Ketonen“ zum Dr. ing. zu er⸗ nennen. Karlsruhe, 3. Juli. Die Einfüh⸗ rung der 45tägigen Geltung der Rückfahrkarten im inneren badiſchen Verkehr ſoll unmittelbar bevorſtehen. — Frankfurt, 3. Juli. Die Main⸗ Neckar⸗Bahn macht ſoeben bekaunt, daß auch auf hren Strecken ſämmtliche ab 4. Juli gelbͤſten Rückfahrkarten 45 Tage Giltigkeit haben. Ebenſo haben alle direkten Rückfahrkarten von Stationen der Main⸗Neckarbahn nach preußiſch⸗heſſiſchen Stationen und umgekehrt 45 Taoe Giltigkeit. Die alten Karten mit ihrem ominöſen „giltig 3 Tage“ werden erſt aufgebraucht; die neuen Kar⸗ ten zeigen dann die neue Giltigkeitsdauer. — Waldkirch, 5. Juli. Heute Mor⸗ gen 5 und 8 Uhr überfiel der Stadtrechner Citzelmann ſeinen Bruder, den Meſſerſchmied C., der mit Briefſchreiben beſchäftigt war, und brachte ihm mit einem Sattlermeſſer von hin⸗ ten einen Stich in den Hals bei Der Meſſer⸗ ſchmied L. ſprang auf und eilte in ſeine Werk⸗ ſtatt, wo er in den Armen ſeines Geſellen todt zuſammenbrach. Der Stadtrechner L. ilte nach der That in ſeine Wohnung, wo er ſich die Pulsader öffnete und einen Stich in das Herz beibrachte. Nach Verlauf einer halben Stunde verſchied er, ohne das Bewußt⸗ ſein wi der erlangt zu haben. Man vermuthet, daß der Stadtrechner C. die That in einem Anfall von Wahnſinn vollbrachte. Gerichtliche Un⸗ terſuchung iſt bereits eingeleitet. 5 — Würzburg, 2. Juli. Ein grauen⸗ haftes Bild entrollte ſich heute vor dem unter⸗ fränkiſchen Schwurgericht. Vor 2 Jahren hatte die Zimmermannsfrau Margarethe Hofmann in Aub ihren jetzigen Mann einen Wittwer geheira⸗ thet, ein zweijähriges Söhnchen und ein vierjäh⸗ riges Mädchen mit in die Ehe bekommen. Dieſe inder waren ihr ein Dorn im Auge und ſo be⸗ chloß ſie, den Knaben aus der Welt zu ſchaffen. Das Kind bekam faſt nichts mehr zu eſſen und erhielt faſt täglich Schläge. Als im vorigen Juli ein Arzt das Kind unter ſuchte, war es am opf und im Geſichte mit Beulen und Wunden edeckt. Die Eltern wurden mit Gefängniß be⸗ Die Mutter ſetzte die Peinigung trotzdem Sie trieb die Scheußlichkeiten ſoweit, daß ſie das Kind bei großer Kälte nachts ins Freie die Gemeinde ſtellte und ihm die eigenen Exkremente in den Mund ſchob. Am 20. Dezember warf ſie es an die Wand, ſodaß eine Gehirnerſchütterung eintrat und die Kleine andern Tags von ſeinen Leiden erlöſt wurde. Das Gericht verurtheilte die An⸗ geklagte zu 31 Jahren Gefängnis. Stuttgart, 8. Juli, Wie der „Staatsanzeiger“ meldet, hat die Württ. Tiſen⸗ bahn verwaltung die an ſie ergangenen Anfragen preußiſcher Eiſenbahndirektionen wegen Ausdehn⸗ ung der Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten in den betreffenden Verkehren auf 45 Tage zuſtim⸗ mend beantwortet. i — Eppelheim, 4. Juli. In der geſtern abgehaltenen Bürgerausſchußſitzung wurden die von der hier neu zu erſtellenden Glasfabrik an geſtellten Bedingungen (Babnan⸗ ſchluß Wegherſtellung unentgeltlich Kies und Sand aus der Gemeindeſandgrube für den Bau der Fabrik und Umlagefreiheit für das Jahr 1901 und 1902) genehmigt. Mit dem Bau ſoll ſofort begonnen werden; auch die Errichtung mehrerer Arbeiterwohnhäuſer iſt beabſichtigt. — Kron au, 2. Juli. heute früh wurde der 40 Jahre alte Wittwer Wendelin Teopold Vetter von hier in ſeiner Scheuer todt aufgefunden, Derſelbe hatte ſich in das friſch eingebrachte Heu gelegt und ſcheint lt „Urchg. Stg.“ in Folge der Aus dünſtungen erſtickt zu ſein. Er hinterläßt ſieben Kinder. — Kaſſel, 4. Juli. Die Verhandlungen zwiſchen den Vertretern der Leipziger Bank und der Trebertrocknungs⸗Aktiengeſellſchaft wurden ſeitens der erſteren abgebrochen. der Trebertrocknungs⸗Aktiengeſellſchaft iſt eröffnet worden. Zum Konkursverwalter wurde Inſtizrath Fries ernannt. Generaldirektor Schmidt wird vermißt. Hermann Sumpf, iſt verhaftet worden. Direktor Vollmann iſt aus der Direktion ausgeſchieden. — Gotha, 4. Juli. Der Superinten⸗ dent Müller Hräfentonna wurde wegen Ver⸗ luſtes au der Leipzigerbank irrſinnig und mußte in eine Heilanſtalt gebracht werden. — Leipzig, 4. Juli. Juſtizrath Boyens, der Vorſitzende des Ausſchuſſes der freiwilligen Vereinigung der Aktionäre der Leipziger Bank theilt mit, daß die Beſchlagnahme des Vermögens der verhafteten Direktoren der Leipziger Bank erfolgt ſei. entſprechende welche er annahm. Der Konkurs Der Vorſitzende des Aufſichtsrathes. boten, — Berlin, 3. Juli. Gegenüber der Be hauptung eines Theiles der Preſſe, das Reiche marineamt habe dem Vater des mit dem Schuß ſchiff „Gneiſenau“ untergegangenen Maſchiniſter Seher in Mosbach 100 Mk. Schadenſatz ange⸗ ſtellt die „Nordd. Allg. Ztg.“ feſi, daß das Reichsmarineamt, ohne die Anträge abzu⸗ warten, den Hinterbliebenen der mit dem Schul⸗ ſchiff „Gneiſenau“ Verunglückten auf Grund amt, licher Erhebungen, die über die Würdigkeit und Unterſtützungsbedürftigkeit angeſtellt wurden, dem⸗ Unterſtützungen zahlte. Hierbei entfielen nach Maßgabe des zur Verfügung ſtehen⸗ den Fonds auf Seher 100 Mk. Letzterer lehnte die Uuterſtützung ab und gab für Schadlos haltung für die Erziehungskoſten ſeines Sohnes 6005 Mark an. Das Unberechtige einer ſolchen For⸗ derung, welche von der Marineverwaltung zu⸗ rückgewieſen wurde, liegt auf der Hand. Seher erhielt dann noch auf Verwendung der Behörde von der unter Aufſicht des Staatsſecretärs des Reichsmarineamts ſtehenden Marineſtiftung „Frauengabe“ eine Unterſtützung von 150 Mk., — Bremen, 4 Juli. benſt ier über Der eite, der ägpptiſchen Tabak⸗Cigarrettenfabrik Leo⸗ pold Engelhard in Kairo hat ſich geſtern er⸗ ſchoſſen. Das Motiv der That iſt unbekannt. — Greifswald, 2. Juli. Aus Baabe auf Rügen wird der „Greifswalder Zig“ gemeldet, daß 2 Knaben im Alter von 6 und 8 Jahren, die Kinder eines Fuhrmanns aus Göhren, die ſich geſtern im Walde verirrt hatten, heute morgen als Leichen aufgefunden wurden. Dem einen war der Hals durchſchnitten, dem andern der Kopf vom Rumpfe getrennt. Der Thäter iſt bis⸗ her nicht ergriffen worden. Die mutmaßlichen Thäter, zwei Handwerksburſchen, ſind ergriffen. — Madrid, 4. Juli. Geſtern iſt im Hafen voy Cadix beim Experimentiren mit Torpedos einer der letzteren explodirt. Es gab 2 Todte und 17 Vewundete, darunter ſechs mit gräßlichen Verſtümmelungen. Franzöſiſche Seeleute halfen beim Transport der Verwundeten. Unter den Verletzten befinden ſich einige Marineoffiziere. — Dijon, 1. Juli. Ein furchtbares Un⸗ wetter mit Hagelſchlag ging geſtern hier nieder, Zahlreiche Dächer wurde beſchädigt und die Wein⸗ berge zerſtört. — — „Was meinen Sie damit, Herr Dübois?“ ammelte Arthur in nervöſer Weiſe, „hat Fräulein 5 „Die Abſicht, mein lieber junger Herr? trat bereits geſtern in dem Hoſpital zu Marſeille als Poſtulantin ein und iſt ohne Zweifel heute ſchon unter den Schweſtern thätig. Ich ſah ſie erade vor ihrer Abreiſe, keine Braut konnte ſtrahlen⸗ der und glücklicher ausſehen. Es iſt etwas Merk⸗ würdiges um dieſen Beruf. Auch ein Stück vom Soldaten ſteckt in dieſen Barmherzigen Schweſtern, das gefällt mir an ihnen. Sie fürchten ſich vor nichts. Guten Abend, Herr Arthur. Empfehlen Sie mich beſtens Ihrer werthen Familie.“ 5 Verloren! — für immer verloren! Arthur war wie betäubt und ſchritt mechaniſch bis zu den Remparts, wo er ſich anf einer und in düſterer, hoffnungsloſer Niedergeſchlagen⸗ heit auf die See hinausblickte. Niemand ahnte, welch' furchtbare Seelenleiden den Aermſten während der letzten drei Jahren ausgeſtanden. Er hatte ein ſeltſames einſames Leben geführt, über ſeines Geeiſtes- und Gemüthszuſtand ebenſo im Unklaren, wie alle Andern 5 Von dem Augenblick an, da er Adeline geſehen, ſchwand die Apathie, die ihn ſo lange in Feſſeln gehalten. Seine Bewunderung — ſeine Liebe auf den erſten Blick — ſchien ſeine ſchlumuernden Fähigkeiten wieder zu erwecken. a Adelinens Glaube, ihre Begeiſterung für alles Religiöſe, fachten die glimmenden Funken in ſeiner Seele zu neuen Flammen an. Arthur hatte ſeine religiöſen Pflichten zwar nie ganz vernachläſſigt, war aber während ſeiner Krankheit auch in dieſem Punkte läſſig und gleichgiltig geweſen. Adelinens Beiſpiel wirkte wie ein Zauber auf ihn. Während der drei Wochen, die ſie in Vermont verbrachte, war das Leben ſeiner Seele erwacht, aber noch war es nur der Wiederſchein eines Lichtes. Während ihrer Abweſenheit hatte er ſchwer gelitten. Adelinens Gegenwart war die Wonne und gleich⸗ Sie daß die Bank niederließ zeitig, ſo zu ſagen, die Stütze ſeines Daſeins ge⸗ weſen. Es war, als wenn ein Blinder zeitweilig das herrliche Tageslicht erblickt hätte und dann wieder in tiefe Finſterniß verſunken wäre. Aber dennoch hatte er von der Erinnerung jener Tage gelebt. Er hatte ſich auf deren Wiederholung gefreut, helle ſtrahlende Viſtonen geſehen, wunder⸗ bare Träume geträumt, bis zu jenem Augenblick, da er den alten, dumpfen Schmerz in ſeinem Herzen mit noch peinlicherem Druck zurückkehren ſpürte. Endlich erhob er ſich und ſchlug mit fieber⸗ hafter Haſt den Heimweg ein. kleinen Schäferjungen vor ſeiner geiſter⸗ haften Erſcheinung zurückwichen; daß er ſchweigend auf ſein Zimmer ſchlich, die Spielſachen der kleinen Adeline von Bermont aus ihrer Schachtel nahm und wie ein Kind darüber weinte: Damals fühlte er eine Gleichgiltigkeit gegen ſein eigenes Geſchick; der Stern ſeines Lebens war ihm untergegangen, warum ſollte er darum nicht in jene Heirath willi⸗ gen, welche ihn ſelbſt nicht unglücklicher, aber glücklich machen konnte. Damals war es, andere In der Kapelle, auf den Knieen liegend, las ö er Adelinens Brief und ſein Schmerz wurde ruhiger bei dem Gedanken, daß ſie wenigſtens im Gebete manchmal ſeiner gedenken werde. Er freute ſich über das Gelübde, das er gemacht; es ſchien wie ein Band, das ſie aneinander feſſelte. Noch eine volle Stunde verweilte er in der Kapelle und immer ſtiller, immer ergebener wurde ſein Gemüth. Als er ſeiner Mutter Adelinens Brief zurückgab, ver⸗ mochte er mit feſter Stimme zu ſagen: „Sie hat den beſten Theil erwählt.“ 11. Kapitel. Inzwiſchen hatte die arme Hedwig Laſſalle in ihrer Troſtloſigkeit den Entſchluß gefaßt, ihre Tante Mede aufzuſuchen um dem treuen, liebevollen Herzen der alten Dame ihren Kummer auszuweinen. Am Abende des Tages, da im Hauſe ihres Vaters jene ſtürmiſche Scene ſtattgefunden, entfernte ſich Hedwig dicht verſchleiert durch eine Hinterthür und ſchlug im Eilſchritt den Weg nach der Abtei ein, Athemlos langte ſte vor der alterthümlichen Kloſterpforte an, hob mit zitternder Hand die ſchwere, eiſerne Klink? und ſtürmte durch einen dunklen Hausgang in die Halle, wo Miſe Mede's alte Dienerin Marion am Spinnrad ſaß. „Herr im Himmel, wie Sie mich erſchreckten, Fräulein!“ rief die Alte, ganz beſtürzt die Hände in den Schooß ſinken laſſend. „Marion, wo iſt meine Tante?“ „Wo ſie eben iſt, wäre ſchwer zu ſagen, Fräu⸗ lein Hedwig; aber wenn Blanka ihre Beine tüchtig benutzt hat, ſo muß ſie doch ſchon eine ziemliche Strecke von hier entfernt ſein.“ „Wie! Iſt Taute Mede ausgefahren?“ „Ausgefahren? Sie iſt verreiſt?“ Verreiſt! Allmächtiger Gott! Warum? Wo⸗ hin ?“ rief Hedwig in heller Verzweiflung über dieſe Nachricht. „Das kam ſo, liebes Fräuleinchen. Miſe Mede erhielt heute Morgen einen Brif von ihrem alten Couſin, Herrn Vincenz Laſſalle, dem Pfarrer von St. Blaiſe. Der gute alte Mann ſchrieb, er ſei ſchwer krank und möchte ſie vor ſeinem Ende noch einmal ſehen. Miſe ſagte, „ich muß (Fortſetzung folgt.) S2 ä — — — betlanf 0 E SSeee eee 555 n