Preis ere eee Erſcheint jeden Dienſta Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, vierteljährlich Mark 1. frei ins Haus. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts ß und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. r Ladenburg und Umgegend g und Freitag Abend. N mit illuſtrirtem Sonntagsblatt 8 Hofbuchdruckerei⸗ Famſtag, den 29. ezember Aboimiemenks⸗Einladung Zum Abonnement auf das 1. Quartal des Ladenburger Wochenblatt mit dem gratis beigelegten Iluſtrirten Fonntagsblatt ladet freundlichſt ein. Die Expedition. 3 — A Acc Politiſches. 1900 hat für die deutſche Induſtrie den Uum⸗ ſchlag von der ſeit Jahren anhaltenden Hoch⸗ konjunktur zu einer minder günſtigen Geſchäfts⸗ lage gebracht. An ſich iſt der Vorgang nichts weniger als überraſchend gekommen; aber die ungewöhnlich lange Dauer der induſtriellen Hochfluth hatte Viele innerhalb und außerhalb der Induſtrie in den angenehmen, leider unzu⸗ treffenden Gedanken eingewiegt, daß die fetten Jahre unbeschränkt fortdauern würden, und es iſt deshalb der induſtrielle Rückſchlag Vielen unerwartet und unangenehm überraſchend ge⸗ kommen. Es wäre aber verkehrt, wollte man ſich aus Anlaß des Aufhörens der Hochkonjunktur einer peſſimiſtiſchen Auffaſſung hingeben. Von einem induſtriellen „Urach“ iſt nicht entfernt die Rede. Prophezeihungen dieſer Art hängen mit Intereſſentreibereien auf's Engſte zuſam⸗ men. Nur die außergewöhnliche Höhe der Nachfrage, wie ſie für die letzten! Jahre cha— rakterſſtiſch war, hat aufgehört. Der Abſatz, iSchweſter. Erzählung aus der Gegenwart von Fanny Stöckert. 15. (Nachdruck verboten.) Man bergaß bei dieſem' anregenden Leben hiel leichter alle Sorgen, es wirkte belebend, ver⸗ jüngend, nur daß Melitta nicht Theil nehmen durfte an dieſem ſo reichen Leben beklagte ſie bisweilen, aber die Zeit ihrer Rückehr war ja nicht allzufern mehr. Vielleicht war es auch zu ermöglichen, daß ſie einmal auf ein paar Wochen nach Berlin kam, zunächſt freilich wollte ihre Schwägerin mit Flora kommen, und die Sgiſon hier genießen. Es war ihr ein wenig bange vor dieſer Zeit, was würde Frau Anna wohl ſagen zu dieſer bunten zuſammen⸗ gewürfelten Einrichtung hier, ſie die für dergleichen ſo gar keinen Sinn hatte. i Da erhielt ſie eines Tages einen ſehr liebens⸗ würdigen Brief von Flora, in welchem dieſe an⸗ fragte, ob die Tante ſie wohl bei ſich aufnehmen könue. Ihre Mutter könne ſie nicht begleiten, da ſie etwas an Rheumatismus leide, ſie aber möchte nicht auf die Winterfreuden der Reſidenz ganz verzichten, und könne ja auch ganz gut fort da Melitta für alles ſorge. Koſten dürften der Penſton von ihr annehmen. An ein Abſchlagen dieſer Bitte war natürlich SRK. Karlsruhe, 27. Dez. Das Jahr Partie würde ſie ſchon finden. insbeſondere der Inlandabſatz, geht langſam auf das gewöhnliche Niveau vor der Hochkon⸗ junktur zurück und die Induſtrie würde, wenn nicht Mittel und Wege gefunden werden, ihr neue Abſatzquellen zu eröffnen, auch ihre Pro⸗ duktion auf ein entſprechend niedriges Niveau zurückſchrauben müſſen. Eine ſolche Einſchränkung der Produktion aber wäre für ſie wie für das geſammte Er⸗ werbsleben der Nation ſicher mehr als uner⸗ wünſcht. Ein großer Theil der Produktions⸗ kräfte, welche die deutſche Induſtrie zur Be⸗ friedigung der ſteigenden Nachfrage nach ihren Produkten nöthig hatte und deshalb thatſächlich auch mit großen Anſtrengungen erworben hat, müßte brach liegen; Einrichtungen und Per⸗ ſonal ſind der ſtarken Gütererzeugung der letzten Jahre angepaßt; eine ſtarke Beſchränkung der letzteren wäre daher gleichbedeutend mit einer ſtarken Verminderung der Rentabilität der induſtriellen Betriebe und damit der Ar⸗ beitsgelegenheit und der Arbeitsverdienſte der Arbeiter. Erſatz für den Rückgang der Auf⸗ nahmefähigkeit des Inlandes liegt daher im dringenden Intereſſe der deutſchen Induſtrie. Dieſer Erſatz kann der Natur der Sache nach aber nur durch Vermehrung des Abſatzes im Auslande, durch Erſchließung neuer Abſatz⸗ quellen namentlich in den der deutſchen Indu⸗ ſtrie bisher nur wenig erſchloſſenen überſeeiſchen Ländern gefunden werden. Erſt mit dem Nachlaſſen der Aufnahme⸗ fähigkeit des Inlandmarktes erkennt man daher mit voller Deutlichkeit, wie weiſe es von Sr. Majeſtät dem Haiſer iſt, immer und immer wieder mit Nachdruck auf die Nothwendigkeit hinzuweiſen, unſere Exwerbsthätigkeit über die deutſchen Grenzpfähle hinaus und znament⸗ lich auch über See zu erſtrecken, und wie weit⸗ ee! zu haben. ſichtig vorausblickend die Politik war, auch ir den Seiten anſcheinend unerſchöpflicher Auf nahmefähigkeit des Inlandmarktes und de daraus herrührenden Neigung, die Erſchließung neuer Abſatzwege im Auslande zu vernach läſſigen, konſequent und mit voller Hraft an die Bedeutung dieſer Seite wirthſchaftliche Thätigkeit für die deutſche Induſtrie gemahnt Das deutſche Volk aber wird au⸗ dieſer Thatſache auf's Neue erkannt haben daß es auch auf dieſem Gebiete wirthſchaft licher Entwickelung in ſeinem Kaiſer den beſte und ſicherſten Führer beſitzt und mit vollſte Vertrauen dieſer Führung folgen kann. — Berlin, 27. Dez. Die Einſegnung der Leiche des am 21. Dez. verſtorbenen General Feldmarſchalls Grafen von Blumenthal finde morgen Vormittag um 11 Uhr in der hieſige Garniſonskirche ſtatt Nach derſelben erfolgt die Ueberführung mit militäriſchen Ehren nach dem Lehr ter Bahnhof. Die Beiſetzung findet in Krampfer bei Perloberg ſtatt. An der kirchlichen Feier und der Ueberführung der Leiche nehmen de Kaiſer und ſämmtliche Prinzen des königliche Hauſes, welche dem Garde⸗Corps angehören, ebenſo ſämmtliche Prinzen der regierenden Häuſer die Ritter des Schwarzen Adlerordens, die Gene 5 5 und alle Officiere der Berliner Garniſon theil. — Paris, 24. Dez. Die deutſche Kolonie veranſtaltete geſtern Abend zu Ehren des Fürſten Münſter aus Anlaß deſſen 80. Geburtstages ein großes Feſtbankett, wobei der Fürſt ein Hoch auf den deutſchen Kaiſer und die franzöſiſche Republick ausbrachte. Fürſt Münſter drückte ſeine Befriedigung aus über die herzlichen Beziehungen zwiſchen Frankreich und Deutſchland und erinnerte daran, daß der deutſche Kaiſer ſeine Sympathieen für Frankreich durch Hergabe ſeiner Privat⸗ nicht zu denken; Fred war freilich anfangs etwas entſetzt, bei der Ausſicht auf dieſe Hausgenoſſin; Carla aber wußte ihn bald zu beruhigen, „Sie haben dann die angenehme Verpflichtung s die liebe Couſine in Theater, Concerte zu führen ſagte ſie, auch Einladungen zu Bällen und Ge⸗ ſellſchaften wird der Beſuch mit ſich bringen. Es wird jedenfalls eine ſehr vergnügliche Zeit werden.“ Fred leuchtete das ein, wie alles was da aus dem klugen Hirn der jungen Dame hervorging. Dieſe aber hoffte durch Flora in neue Kreiſe ein⸗ geführt zu werden, freilich ein unſicherer, ſchwankender Boden blieb es immer, worauf ſie ſich bewegte. Ihre Geldmittel waren auch jetzt wieder ſehr knapp, ſie mußte wieder auf Mittel und Wege ſinnen Gelder herbeizuſchaffen und oder! a Ihr Vater redete täglich auf ſie ein die reiche Heirath, die in ihren Verhältniſſen doch die ein⸗ zige Rettung für ſie war zu machen, eine paſſende Erſt neulich hätte ſich ein alter, reicher Witwer, voll Intereſſe nach ihr, feiner ſchönen Tochter ſich erkundigt, erzählte er ihr triumphirend. „Ein alter Wittwer!“ ſagte Carla verächtlich. 1 ö 85 „Aber reich Kind, koloſſal reich!“ rief der alte Herr. „Das Getreibe mit dem armen Stu⸗ denten muß nun endlich ein Ende nehmen, das Tante natürlich nicht erwachſen und müſſe ſie ſchon mußt Du doch ſelbſt einſehen.“ a 9 war es! Ein Seufzer entrang fich Carlas Lippen. Ach, es war ſüß, dieſes Lieben ſpiel, ſo wonnig, ſolch ein junges, unverdorbenes Herz ſein eigen zu nennen. 5 „Bis zum Frühling, nur noch bis zum Früh⸗ ling,“ ſagte ſie leiſe und träumeriſch. Der alte Herr ſchüttelte ärgerlich den Kopf und brummte: „Man ſollte es nicht glauben bei meiner Erziehung. Sie bleiben doch ewig Räthſel dieſe Weiber!“ „Einmal kommt es über jeden,“ fuhr Carla in dem träumeriſchen Ton fort, und dann kommt man nicht ſoleicht davon los, es iſt wie der Inhalt meines dummen verpfchuſchten Lebens, denn ver⸗ pfuſcht wird es bleiben dank Deiner Erziehung. Warum haſt Du mich nichts lernen laſſen, womit ich anſtändigerweiſe mein Brot verdienen könnte.“ „Weil Du ſchön biſt, Mädchen, Schönheit ſoll nicht nach Brod gehen, ſie muß gepflegt werden!“ ſagte der Vater. Carla lächelte und trat vor den Spiegel und ihre elegiſche Stimmung ſchwand allmählig. „Heute werde ich mich nun nicht gerade ſchön machen, ſondern ſo mitleiderregend wie möglich,“ ſagte ſie ſpöttiſch; „aber es iſt das letzte Mal, daß ich ſolchen Bittgang mache, einmal will ich träumen, ſchwärmen genießen, einmal noch ganz Carla Axhauſen ſein! Dazu brauche ich aber leider