„6 * „820,0 — gericht 1 fl pttumt U lad 75 Der hohen Weihnachtsfeiertage wegen Fru 0 ö Anzeigen: eiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. i Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Moliter, Hofbuchdruckerei⸗ Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ fällt die nächſte Nummer unſeres Blattes aus. Abonnemenls⸗Einladung Zum Abonnement auf das 1. Quartal des Ladenburger Wochenblatt mit dem gratis beigelegten Aluſtrirten Fonntagsblatt eundlichſt ei 8 Die Expedition. bee Der Hafen von Malaga der in früheren Seiten arg gefürchtet war, weil er den in ihm ankernden Schiffen ſo gut wie gar keinen Schutz bot, iſt in neueſter Seit durch einen öſtlichen und einen weſtlichen Molo gegen Stürme leidlich geſichert; dagegen bietet die nach dem Süden ſich mächtig weitöffnende Kheede bei allen aus Südoſten, Süden oder Südweſten bis Weſten kommenden Stürmen ſo gut wie gar keinen Schutz. Für das Unglück, das ſich an dem verhängnißvollen Dezember⸗ ſonntag auf dieſer Rheede ereignet hat, können wie ein ehemaliger Schiffsarzt der „Voſſ. Stg.“ ſchreibt, im weſentlichen nur drei Umſtände verantwortlich gemacht werden, deren qualita⸗ pen Antheil an dem Suſtandekommen der Hathaſtrophe man erſt wird abſchätzen können, wenn authentiſche Mittheilungen eingetroffen ſein werden. Die erſte Frage iſt, ob und in⸗ Seine Schweſter. Erzählung aus der Gegenwart von Fanny Stöckert. 14. ü (Nachdruck verboten.) „Natürlich verka en wir rief Fred begeiſte rt, ich habe mir ſchon längſt einen Diplomatenſchreib— tiſch gewünſcht, und Portieren müſſen wir auch haben.“ „Gewiß ohne Portieren geht es nicht mehr, und Stores und einige Wanddekorationen müſſen angeſchafft werden!“ erklärte Carla unbekümmert um den ſchwermüthigen Blick, den die Frau Juſtiz⸗ käthin auf ihre alten, lieben Möbel haftete, die hoch im Wirren durcheinander herum ſtanden. Anm nächſten Morgen ſchon erſchien Carla mit dem Käufer; derſelbe war ganz entzückt von den Alten Möbeln und bot eine ſolche Summe dafür, daß Fred es gar nicht begreifen konnte wie ſeine Mutter noch zögerte, und eines um das andere doch lieber behalten wollte. „„Aber Mutterchen neue Sachen ſind doch viel ſchöner!“ rief er und der Käufer lächelte, und er— land ſchließlich ein Stück nach dem andern. Es War ja eine ſchöne Summe Geld, die die Fran Juſtizräthin nachher in Händen hielt, aber als die Möbeln, die theilweiſe noch aus ihrem elterlichen Hause ſtammten, nachher fortgeſchafft wurden, war h ihr, als ginge ein Stück von ihrem Herzen mit. Fred jedoch war ſelig, das viele Geld was konnte dieſe bunten wieweit ein Spmſtem von Sturmwarnungen, wie es ſich an den Hüſten Deutſchlands, Eng⸗ lands, Nordamerikas ſo glänzend bewährt hat, auch im vorliegendem Falle in Funktion geweſen iſt; denn wenn es ſich, wie wahrſcheinlich, um Hollands, Belgiens, Frankreichs und einen von Weſten herannahenden, Tyklon ge⸗ handelt hat, konnte deſſen Nähe unmöglich un⸗ entdeckt bleiben, als das den Küſten der ſpaniſch⸗ ö portugieſiſchen Halbinſel drohende Wetter mit großer Sicherheit von den weit in den Ozean hinaus vorgelagerten Azoren gemeldet wird. Freilich iſt damit noch nicht geſagt, daß das deutſche Uriegsſchiff a uch in der Lage war, eine etwa ausgegebene Sturmwarnung recht⸗ zeitig noch zu erfahren. Um ſo ſchwerer fällt aber da der durch den Telegraphen ge⸗ meldete UEmſtand ins Gewicht, daß der „Gnei⸗ ſenau“ beim Beginn des Sturmes kein Feuer unter den Keſſeln hatte, was ſich unter Um⸗ ſtänden als ein faſt unverzeihlicher Mißgriff herausſtellen würde, denn ein Dampfer von der Dimenſion des untergegangenen Fahrzeuges iſt, wenn die verſagt, einfach hilflos. Alter⸗ probte Mapitäne, und zwar nicht nur diejenigen, welche auf Schiffen mit Segel- und Dampfkraft gefahren ſind, wiſſen, daß ein Dampfer mit manöprierunfähiger Maſchine ſchlimmer daran iſt, als ein Segler, der ſeine geſammte Cake⸗ lage verloren hat. Seine Maſten ſcheint der „Gneiſenau“ nun zwar nicht eingebüßt zu haben; immerhin muß aber das Schiff, deſſen Anker zuguterletzt riſſen, in keinerweiſe mehr die Mög⸗ lichkeit beſeſſen haben, ſich vor der gefahrdro⸗ henden Müſte in das freie Meer hinaus zu retten, was nicht der Fall geweſen wäre, wenn Damof in den Ueſſeln geweſen wäre. Die Hataſtrophe vor Apia, bei welcher ebenfalls die deutſchen Kanonenboote „Adler“ und „Eber“ man alles für ſchöne Sachen! dafür kaufen, er konnte es garnicht erwarten bis man von Fräulein Carla geführt die Einkäufe beſorgte. Die, junge Dame wußte überall die billigen Geſchäfte, ob die Sachen die man kaufte dauerhaft und haltbar waren das kümmerte ſie nicht weiter, wen es nur nach etwas ausſah. aus, dieſe theilweiſe neue Einrichtung. entzückt, von all dem Neuen, und ſein g ſtrahlendes Geſicht mußte ſeine Mutter entſchädigen für alles was ſie in der alten Heimath aufgegeben; das liebe alte Haus mit ſeinen großen, behaglichen Räumen, worin ſie lange, lange Jahre gewohut, die: Berge, die Wälder! Hier war alles eng, wo man hinſchaute himmelhohe Häuſer und in der Wohnnug alles ſo fremdenartig, dieſe phantaſtichen Arrangements die aus Carlas, in ſolchen Dingen unermüdlichen Händen hervorgegangen, hatten ſo gar nichts anheimelndes für ſie. Ein paar blühende Blumen am Fenſter waren ihr lieber geweſen als Draperien am den Wänden, dieſe Wandteller, die doch ganz etwas überflüſſiges waren. Fred freilich erklärte ſie gehören nothwendig zu einer Einrichtung, und ſchleppte immer, mehr ſolche unnützen werthloſen Dinge herbei aus den Drei⸗ mark⸗ und Fünfzigpfennig⸗Bazars und ſeiner Mutter wurde es immer fremder und unheimlicher in der neuen Heimath. Ein Zurück aber gabſes nicht mehr, ſie mußte ſich ſchon zurecht finden lernen mit dieſem neuen, ſo veränderten Daſein. Und es ſah ſchließlich nach etwas Fred war 1900. einem Taifun zum Gpfer fielen, weil ſie nicht mehr in offene See gelangen konnten, erſcheint begreiflicher, weil ſie in einer Gegend; ſich er⸗ eignete, wo von Sturmwarnung keine Rede ſein kann, während die Frage, warum der „Gneiſenau“ während des Dezemberwetters an einer nahen Küſte keinen Dampf mehr hatte, noch ſehr der Aufklärung bedarf. Die dritte Frage gilt den Vorrichtungen zur Rettung der gefährdeten Mannſchaften. Ein ſolch umfang⸗ reicher Apparat, wie die deutſche Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger in ihren 115 auf die Nord⸗ und Oſtſee vertheilten Stationen be⸗ ſitzt, iſt zwar an der ſpaniſchen Hüſte nirgends vorhanden. Immerhin gehört aber der Hafen von Malaga, wo eine überaus rege kleine Hüſtenſchifffahrt blüht, durchaus nicht zu den ſchlecht ausgerüſteten, und die bisher eingelau⸗ fenen kurzen Meldungen laſſen darauf ſchließen, daß eine große Sahl der Geretteten ihr Leben der Thätigkeitder ausgeſandten Rettungsdampfer verdankt. Was endlich die Kettungsvorrichtungen an Bord betrifft, ſo iſt es wie bekannt, ja immer noch eine ungelöſte Frage, in welcher Weiſe am zweckmäßigſten eine zahlreiche Schiffs beſatzung geborgen werden kann. Daß Ket⸗ tungs gürtel allein hierzu nicht ausreichen, iſt in Fachkreiſen längſt zur Ueberzeugung geworden. Wie ſchon das Unglück der „Bourgogne“ ge⸗ zeigt hat, ſind die ſog. Kafts oder Flöße, welche aus Holz und Röhrengeſtellen beſtehen, ſtets zuverläſſiger, als die dem Hentern und Ser⸗ ſchellen ausgeſetzte Rettungsbote. Warum ſolche noch immer nicht auf Handels⸗ und Kriegs⸗ ſchiffen in großer Anzahl ſowohl auf Deck wie an den Wanten innen und außen angebracht werden, iſt ſchwer begreiflich. Wenn das Schiff ſinkt oder zertrümmert, ſo würden die Rettungs⸗ flöße an ſeiner Stelle die Oberfläche der See Auch an Fräulein Carla mußte ſie ſich erſt geloöhnen, ſie war ſo' ganz anders als die jungen Mädchen in G. „Sie iſt eben eine Großſtädterin,“ ſagte Fred als ſie einmal ziemlich ſchüchtern da⸗ rüber ſprach. „Gewöhnen mußt Du Dich ſchon an ſie, da ſie doch einmal dein Schwiegertöchterchen wird.“ „Fred!“ rief die alte Dame da ganz er⸗ ſchrocken, „ſprich doch nicht ſolchen Unſinn, Du wirſt Dich wohl noch in manche andere verlieben, wie Du es vorher gethan haſt und dann auch eine andere heirathen.“ „O das waren alle nicht die Rechten, vor⸗ übergehende Intereſſen, mit denen das Herz nichts zu thun hatte. Carla erfüllte mein ganzes Sein und Denken“ erklärte Fred. Denke lieber an dein Sindium an Dein Exa⸗ men mein lieber Junge, zum Lieben haſt Du ſpäter noch lange Zeit.“ „Es läßt ſich alles vereinigen Mutter und die rechte Liebe ſpornt an, treibt und drängt uns die geſetzten Ziele auch zu erreichen.“ Das klang ja nun ſo ſchön, wenn auch vorläufig von allzu eifrigem Studieren noch nicht viel zu bemerken war. Die Reſidenz bot ſo viel Neues, Schönes, das reizte zum Genuß. Auch die Frau Juſtizräthin begann allmählig dem Reſidenzleben Geſchmack abzugewinnen das war doch etwas anderes wie das kläglich ſich gleich bleibende Fortſpinnen der Tage in der alten Heimath. (Fortſ. folgt.)