geſticker M. 1.40 Anze Anzeigen ö iger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt frei ins Haus. und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Redaktion, Druck und Verlag von Karl M oliter, Hofbuchdruckerei⸗ Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ 35 kr. 100. ———ůů— 155 Samſtag, den 15. Dezember ie Wirren in China. Nach den bisher vorliegenden ſpärlichen und nur aus privaten Quellen ſtammenden Muütheilungen über die weſentlichen Beſtimm⸗ ungen des neuerdings von den Pekinger Ge⸗ ſandten vereinbarten Friedensabſchluſſes iſt, Wie ſchon früher als wahrſcheinlich angenommen Würde, eine Milderung ſpeciell in der Hinſicht eingetreten, daß ſtatt der „Todesſtrafe“ für die chend ihren Verbrechen nach chineſiſchem Geſetz“ gefordert wird, ſowie daß anſtatt namentlicher Anführung der Schuldigen nur beſtimmt wird, diejenigen Prinzen und hohen Beamten zu be⸗ ſtrafen, welche von der chineſiſchen Regierung für ſchuldig befunden und in kaiſerlichen Straf— edikten bereits genannt worden ſind, mit dem 1900. rammen raſches und williges Einlenken ſeinerſeits noch kaum zu erwarten. Man will bereits von chineſiſchen Eutſchädigungsforderungen wiſſen, die denen der Mächte entgegengeſtellt werden ſollen, und zwar für die Verletzung chineſiſcher Unterthanen und ihres Eigenthums durch die Strafexpeditionen der verbündeten Truppen. Das Hervortreten mit ſolchen Anſprüchen wäre Juſatz allerdings daß auch andere von den Geſandten ſpäter noch zu bezeichnete Perſön⸗ lichkeiten zu beſtrafen ſeien. Je mehr ſo der Haiſerin⸗Wittwe die Entſcheidung über Umfang und Art und Weiſe der Beſtrafungen türlich, Beſtimmungen und Vorkehrungrn zu treffen, daß die Erfüllung wenigſtens dieſer abgeſchwächten Sühneforderungen bleibt, d. h. es muß eine wirkſame Kontrolle des chineſiſchen Strafverfahrens durch die Mächte vorgeſehen werden. Ohne eine ſolche Kontrolle, deſſen darf man ſicher ſein, würde Seitens der Regierung der Haiſerin das Wenigſte von den ihr auferlegten Verpflichtungen eingehalten werden. Ob und welche Beſtimmungen hier⸗ über das neue Friedensprogramm enthält, iſt hoch nicht bekannt. Obwohl ſich China nun⸗ mehr jedensfalls recht beſcheidenen Anſprüchen der Mächte gegenüber ſieht, ſteht doch ein Seine Schweſter. d Erzählung aus der Gegenwart von Fanny Stöckert. 1 (Nachdruck verboten. Ein ſcheuer Blick Melittas flog zu ihm her⸗ er, ehe ſie ging, und ſie erfchrack förmlich vor em Ausdruck ſeines ſonſt ſo ruhigen Ant⸗ likes. — Ach nun ſah er, nun wußte er es, welch eine demüthigende Stellung ſie hier einnahm, und ändern konnte er es nicht, er mußte es ſtill mit anſehen. — Doch darin irrte ſie ſich, als Flora eht nachläſſig fragte: „Hat Melitta auch wohl mein weißes Kleid geplättet ?“ da brauſte der müh⸗ ſam zurückgehaltene Zorn hervor. „Mein Gott giebt es denn hier keine Dienſt⸗ boten im Hauſe, gnädiges Fräulein?“ wandte er ſich mit bebender Stimme an Flora. „Fräulein Brenker muß nach der Milch⸗ kammer wenn die Gäſte hier ſind, muß Kleider plätten, und Du, Fred, ihr Bruder, Du duldeſt das Alles.“ Fred blickte ihn verwundert an, was war denn nur in den ſonſt fo gelaſſenen Menſchen gefahren, dieſe Rede war ja complett beleidigend für ſeine Verwandten, deren Gaſt doch auch Martin Harden in dieſer Stunde war. Er hatte zwar den Kaffe noch nicht berührt, den leckeren Kuchen an ſich vor 5 über⸗ laſſen wird, umſo nothwendiger wäre es na⸗ geſichert man muß darauf gefaßt ſein, daß die Doll⸗ machtsfrage einen neuen Anlaß zur Verzögerung ein ſchlimmes Mittel, nicht nur die Friedens⸗ verhandlungen endlos in die Länge zu ziehen, Hauptſchuldigen „ſtrengſte Beſtrafung entſpre⸗ ſondern auch, um von neuem Uneinigkeit unter den Mächten zu ſäen, da dieſe bekanntlich un⸗ gleich an den Strafexpeditionen betheiligt waren einzelne von ihnen dieſe Strafexpeditionen ge⸗ radezu verurtheilten und daher vielleicht zur Anerkennung der chineſiſchen Entſchädigungs⸗ forderungen, natürlich aber nicht der ſolidari⸗ ſchen Haftpflicht der Mächte bereit wären. Der nächſte äußerliche Vorgang bei den Friedens⸗ verhandlungen wird nun in der gemeinſamen Begutachtung der Vollmachten Li⸗Hhung⸗Tſchaugs und des Prinzen Tſching durch die Geſandten beſtehen. Schon als früher ſich die Geſandten einzela mit der Prüfung dieſer Vollmachten beſchäftigten, verlautete, daß dieſelben von mehreren Seiten für unzulänglich befunden wurden. Jetzt wird das ſelbe behauptet, und der Verhandlungen bietet. Verſchiedenes. — Edingen (A. Schwetzingen,) 12. Dez. Geſtern Morgen gerieth ein der Fiema J Kratzert in Ziegelhauſen gehörige Waſchefuhrwerk zwiſchen hier und Wieblingen vor die Lokomottve der Nebenbahn. Ein Pferd wurde auf der Stelle getödtet, der Wagen zertrümmert. Der Fuhrknecht erhielt leichte Verletzungen im Geſicht. — Bretten, 12. Dez. Der landwirt⸗ ſchaftliche Bezirksverein Bretten beabſichtigt, an⸗ fangs Februar n. J. in hieſiger Stadt wieder einen Saatgutmarkt zu veranſtalten. In früheren Jahren wurde dieſe nachahmenswerte Veranſtal⸗ tung immer ſehr gut ſeitens der Landwirte be⸗ ſucht, weil letzteren hier Gelegenheit gegeben iſt, ſich mit vorzüglichem Saatgut zu verſehen. — Karlsruhe, 11. Dezemb. Eine Ver⸗ ſammlung, von Vertretern ſüddeutſcher Konſum⸗ vereine und Kohleneinkaufsgenoſſenſchaften beſchloß vorgeſtern, die Verwaltungen der Konſumvereine Karlsruhe, Pforzheim und Stuttgart mit den er⸗ forderlichen Erhebungen zu beauftragen, um den Jahresbedarf der einzelnen Vereine zu ermitteln und auf Grund dieſer Ergebniſſe mit leiſtungs⸗ fähigen Groſſiſten oder direkt mit Zechen Abſchlüſſe zu erzielen. Der Zuſammenſchluß dieſer Genoſſen⸗ ſchaften dürfte auf die Kohlenpreiſe nicht ohne Einfluß bleiben. — Die Unterſchlagungen welche ſich der kürzlich verſtorbene geiſtliche Verwalter der evangeliſch⸗proteſtantiſchen Stiftungen Stadt⸗ rath Adolf Ludin hat zu Schulden kommen laſſen, erreichen dem „Mannh. Anz.“ zufolge eine koloſſale Höhe. Bis jetzt iſt ein Defizit von nahezu 200000 Mark feſtgeſtellt. — Bruchſal, 11. Dez. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich heute Mittag hier. Der Kaufmann Georg Löchner war mit einem Ein⸗ ſpänner nach Übſtadt gefahren. Beim Bahnüber⸗ gange der Lokalbahn erfaßte die Lokomotive eines Zuges den Wagen. Sowohl Herr Löchner als der Knecht blieben todt; erſterem wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt. Das Pferd wurde ſo ſchwer verletzt, daß es getödtet werden mußte. — Offen burg, 12. Dez. Geſtern Vor⸗ übergehen laſſen, und legte jetzt auch die Cigarrette ab, die ihm der Amtsrath freundlich angeboten. „Warum ſoll ich denn meine Schweſter nicht nützlich machen, ſie iſt doch einmal hier — um — um —“ ſtammelte er jetzt etwas verwirrt. „In des Herrn Forſtaſſeſſor Augen ſcheint Melitta eine Prinzeſſin zu ſein,“ rief Flora ſpöt⸗ tiſch, ſo viel ich weiß habt ihr zu Haus nicht einen einzigen Dienſtboten, Fred, Melitta hat mir erzählt, daß ſie ſogar oft Feuer gemacht, ſo etwas wird ihr hier nicht zugemuthet, Herr Forſtaſſeſſor 12 „Was man im eigenen Heim thut das iſt ganz etwas anders, mein Fräulein, da bin ich Freiherr, und wenn ich Holz hacke,“ erklärte der Forſtaſſeſſor. N Eine peinliche Pauſe entſtand nach dieſen Wor⸗ ten, eine ſolche energiſche Sprache war man hier nicht gewöhnt, in Hardens Geſicht ſtieg langſam eine Blutwelle empor. Wie hatte er ſich nur können ſo hinreißen, ſich von ſeinem Herzen einen ſo dum⸗ men Streich ſpielen laſſen. Noch hatte er nicht das Recht in ſolcher Weiſe für Melitta aufzutreten, höchſtens Fred allein gegenüber hätte er ſo reden dürfen. Ja die Liebe bleibt die Mutter der Thor⸗ heiten, das mußte auch dieſer ſonſt ſo ruhige, ge⸗ ſetzte Jüngling heute an ſich erfahren. Carla als weltgewandteſte in dieſem Kreis, wußte die ſtockende Unterhaltung bald wieder in Fluß zu bringen. „Sie ſind allem Anſchein nach ein Vorkämpfer der Frauenrechte!“ wandte ſie ſich unbefangen an Harden. „Sie wollen nicht, daß die gebildete Frau ſich jetzt noch mit den trivialen häuslichen Arbeiten befaßt, ſtudiern ſollen wir nach Aemtern und Würden trachten, ebenſo wie die Herren der Schöpfung!“ Hardeu hatte nun allerdings an nichts weniger gedacht, aber er ging ſofort auf das zeitweiſe Thema ein, ſeinetwegen mochten ja Frauen und Mädchen ſtudieren, die Höhen der Wiſſenſchaften er⸗ klimmen, nur die Eine nicht, die er liebte! Auch die andern betheiligten ſich jetzt wieder lebhaft an der Unterhaltung, die jungen Damen aus der Reſidenz traten mit großem Eifer für die Frauenrechte auf, die eine, die Tochter eines reichen Induſtriellen erklärte, daß ſie für ihr Leben gern ſtudieren würde, ihre Eltern aber wollten es nicht zugeben, ſie hätten leider noch ſo ganz veraltete, unmoderne Anſichten, wollen es nicht einfehen, daß die Zeit jetzt eine andere ſei wie zu ihrer Jugend. „Aber warum wollen Sie ſtudieren ?“ fragte Flora verwundert, „Sie haben es doch nicht nöͤthig Geld zu verdienen.“ „Meinen Sie die reichen Mädchen ſollen zu⸗ zückbleiben wo alles vorwärts ſtrebt, ſollen ihr Wiſſen ihre Kenntniſſe nicht erweitern, wo die Ge⸗ legenheit dazu geboten wird. Wenn ich ein Talent hätte, würde ich das cultiviren, da ich aber gänz⸗ lich talentlos bin, will ich wenigſtens mit der Zeit