— — N CCC Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. 7 Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt frei ins Haus. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. — — — . it, den 12. Deſenber Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molite r, Hofbuchdruckerei. Politiſches. Berlin, 10. Dez. Generalfeldmarſchall ür Koberts, welcher jetzt wirklich an die ARüreiſe aus Afrika denkt, iſt vor einigen agen in Durban angekommen und dort ſehr felerk worden. Seinerſeits hat der Feld: kärſchall einen Armeebefehl erlaſſen, der die Nhdenthaten der britiſchen Armee in folgenden ätzen verherrlicht: „Ich fühle, daß ich das Commando nicht geben, die Kameraden nicht verlaſſen kann, hne ihnen meine tiefe Anerkennung auszusprechen das edle Werk, das ſie für die Königin, s Land und für mich perſönlich gethan üben, ohne ihnen meinen Stolz auszudrücken her das Ergebniß ihrer Tüchtigkeit, Ausdauer, eiplin und Hingabe. Ich bedauere, daß Bande, die uns vereinigt hatten, ſo ſchnell löſen und ich wäre gerne bei der Armee blieben, bis zu deren Auflöſung; ich kam der zu dem Schluſſe, daß mein Bleiben hier cht länger nothwendig iſt, weil Lord Kitchener u Befehl zu übernehmen geneigt war und ich die Pflicht wo anders hin ruft. Der Dienſt, n die afrikaniſchen Truppen gethan haben, ht einzig da in den Annalen des Urieges. Er nicht unterbrochen worden, während der auer eines Jahres und noch länger. Es b keine Ruhe und Kaſt, und keine Winter⸗ artiere, wie in anderen Campagnen. Monate durch in glühender Hitze, in beißender älte, in ſtrömenden Regen, habt Ihr, meine ameraden gefochten und ſeit marſchirt und bt im Freien biwakirt. Oft ſeit Ihr in umpen und ſohlenloſen Schuhen marſchirt, da Euch keine Seit blieb, die Sachen zu ver⸗ heſſern. Wenn Ihr nicht im Uampfe ſtandet — [ee wurdet Ihr von den Uopjes beſchoſſen, durch unſichtbare Feinde, die jeden Zoll des Landes kennen. Ihr habt die Leiden des Urieges ohne Murren, ja mit Frohmuth ertragen. Die höchſte Höhe des Patriotismus habt Ihr erklommen! Durch Eure offenkundige Güte, und Menſchlichkeit gegen Eure Feinde, () in den beſetzten Städten, habt Ihr das Heer von England ebenſo hoch in der Achtung geſtellt, wie es fürderhin in Südafrika gefürchtet ſein muß.“ „Iſt es da ein Wunder, wenn ich ſo äußerſt ſtolz bin auf die von mir commandirte Armee? Und daß ich Euch, meine Kameraden ſo liebe, ſo bewundere, ſo ungern verlaſſe d Viele von Euch, meine — aus den Colonien und ſonſt — werde ich wiederſehen, die aber, die ich nicht mehr ſehen werde, bleiben bis an mein Lebensende in meinem Gedächtniß. Ich habe viel im Uriege gelernt und meine Erfahrung wird mich befähigen, bei meiner künftigen Arbeit, welche iſt, das Heer des Hönigreiches zum allerbeſten zu machen. nach werde ich nach Uräften ſtreben. nun: Lebet wohl. Man ſieht aus dieſem Armeebefehl, daß Lord Roberts es verſteht, ſeinen Ceuten tüchtige Schmeicheleien zu ſagen. Was er an ihnen gelobt hat, iſt wahr, inſofern die Truppen, wie das ja wirklich der Fall war, unter den Un⸗ bilden der Witterung gar arg zu leiden hatten. Ueber die poſitiven Ergebniſſe des Urieges gleitet er ſchnell hinweg; mag doch Lord Kit⸗ chener zuſehen, daß er mehr erreicht: Noch ſtolzer hat Lord Roberts, der Höchſtcommandirende der geſammten engliſchen Da- Und Möget Ihr alle geſund heimkehren und Eure Cieben wohl antreffen. Das hofft und wünſcht Euer Commandeur!“ nunmehrige Ceremoniell empfangen. Streitmacht in Pietermaritzburg ſich ausgelaſſen Dort erklärt er: „An dem Tage, an welchem der Ex präſident die Hoffnung auf eine friedliche Cöſun zerſtörte, ſah er einen harten, langen Kamp voraus. Er fühlte ſehr wohl, daß der vor zeitige Friede von 1881 den Buren einer falſchen Begriff von der Macht Englands ge geben hatte und von den Gefühlen der afri kaniſchen Bevölkerung. Eine hocherfreulich Erſcheinung des Urieges war die wunderbar Art und Weiſe, wie das Mutterland von allen ſeinen Söhnen über die ganze Erde hin unter⸗ ſtützt wurde. Das war wie eine Offenbarung für die Welt, und es war ihr zugleich ein Warnung, Britannia's Colonien hatten kaum begriffen, was Noth that, als auch ſchon aus allen Theilen der Erde Britannia's Söhne ſich um ihr Banner ſchaarten, um für di Grundſätze zu kämpfen und zu ſterben, di jedem Briten theuer ſind: für Wahrheit, Frei heit und Recht! Heute weiß die ganze Welt daß derjenige, der es wagen ſollte, dieſe Grun ſätze mit Füßen zu treten nicht nur zu rechnen hat mit Groß⸗Britannien, ſondern mit Größer⸗ Britannien, mit einem Keiche, in dem die Sonne nicht untergeht.“ Eine ſchöne Rede für einen ſcheidenden Obercommandeur, eine Rede, die in London den beſten Eindruck gemacht hat. Auf die Be⸗ wohner von Natal, die infolge des Krieges verarmt ſind, wird die Anſprache freilich an⸗ ders gewirkt haben! Haag, 8. Dezember. Königin Wilhelmina empfing heute den Burenpräſdenten Krüger. Da dieſer ſich inkognito hier aufhält, wurde er nicht mit dem für Staatsoberhäupter vorgeſchriebenen Ein Würdenträger des Seine Schweſter. zählung aus der Gegenwart von Fanny Stöckert. 5 Machdruck verboten. Fre maufmerkſamen Cavalier ſeiner Couſine gegen⸗ her zu ſpielen, ſie und keiner merkt es dann, daß wir uns gut ſind,“ erklärte ſie ihm, und ſah ihn dabei ſo neckiſch an, ſo lachend, ſo ſireneu⸗ haft, daß der arme Junge ganz verwirrt wurde, die ganze Welt vergaß und nur den blühenden Linden⸗ baum fab, unter welchem Carla ſtand den Arm um den Stamm gelegt, umwoben von den glühenden Strahlen der Abendſonne, die da drüben im Meer berſank. Und keine Stimme in der herrlichen, friedlichen Natur die ihn gewarnt bor dieſem ſriede⸗ loſen Geſchöpf, kein Flügelſchlag des Schickſals, das ihn drohend, mahnend umranſcht hätte. a „Carla — o Carla!“ weiter brachte er nichts über die Lippen, und da nahte auch ſchon Flora mit irgend einer banalen Frage, und er ſah die Welt wieder wie ſie war. 0 „Beherzigen Sie meine Ermahnungen,“ flüſterte ihm Carla nur noch zu, und er that es, es machte ihm ſogar, eitel wie er war, Spaß, die blaue Cou⸗ ſiue immer mehr in ſich verliebt zu machen. Daß das irgend wie Folgen für ſie haben könnte, das bedachte er nicht, wo all ſein Denken ſich um nahte ſich ja aber wurde von ihr ſtets angetrieben, Carla drehte. Ach der ganze berückend ſchöne Traum überhaupt ſeinem Ende, vorläufig wenigſtens im Winter das ſtand feſt bei ihm, ſetzte er ſeine Studien in Berlin fort, ſeine Mutter zu der Ueberſiedelung zu beſtimmen konnte nicht ſchwer halten, dem Onkel aber würde er auseinander ſetzen, daß er dort in den großen Krankenhäuſern, unter der Leitung berühmter Profeſſoren am beſten ſich zu dem Examen vorbereiten könne. An Studiren dachte er aber bei dieſen Pläuen viel weniger, als an das Wiederſehen dort mit Carla. An ihrer Seite würde er, dann erſt das wahre Leben kennen lernen. In der Reſidenz allein lebt man ſich voll aus, hatte ſie neulich erſt erklärt, in kleinen Städten und auf dem Lande iſt das, was man Leben nennt, nur ein troſtloſes Vegetieren. Nun er wollte nicht weiter mehr vegetiren, er wollte leben! leben! Die einzige auf dem Gute die der Carla faſt mit Mißtrauen begegnete, war Melitta. Es ſchien, als ob ihre reine Seele tiefer ſah, wie all die andern, als hätte ſie eine Ahnung don dem verſumpften Boden, aus welchem dieſe ſchöne, ſchil⸗ lernde Erſcheinung hervorgegangen. In Carlas Augen war ſie die unbedeutende Kleinſtädterin, die es nicht gelernt ihre Vorzüge zur Geltung zu bringen, die arme Verwandte, die ſich hier nützlich machen mußte, von der man nicht viel Notiz zu nehmen hatte. Melitta bemerkte dieſe Nichtachtung i kaum, ſie hatte ſo viel im Hauſe zu thun, daß ſie ſich nur ſelteu an den Spielen und Ausflügen bethei⸗ müſſe dann ſchwieg auch er. ſchönen ligen konnte. Auch heute war ſie nicht auf dem lawen tennis Platz zu ſehen, ſie arrangirte den Kaffeetiſch auf der Veranda zu welcher die breite Allee hinauf führte. Hier war es ſtill und einſam nur hin und wieder drang ein Ruf oder helles Lachen der Spielenden drüben von der andern Seite des Parkes zu ihr herauf. Nachher freilich würde es auch hier lebendig werden, die heitere Schar der Spielenden würde ſich um den Kaffeetiſch reihen, neue Vergnügungspläne würden erſonnen werden, Carla und Flora waren ja unerſchöpflich darin, an ſie aber ließen ſie nur ſelten eine Aufforderung ergehen, höchſtens daß Fred einmal ſich zu ihr wandte und ſagte „Du biſt doch auch dabei Litte? Wenn aber die Tante dann von irgend einer notwendigen Arbeit ſprach, wobei Melitta ein wenig helfen Daß er die beſchei⸗ dene Stellung, die ſie hier einnahm, als etwas ſo ſelbſt verſtändliches anſah das kränkte ſie doch bis⸗ weilen, Martin Harden würde das ſicher nicht thun. Ach es war gut, er ſah es nicht, ſah ſie hier nicht einſam ſtehn in dem ſchlichten Kattunkleide und der Wirthſchaftsſchürze, das Coſtüm wie es die Tante für ſie liebte, und das neben Floras und Carlas Toiletten geradezu ärmlich ausſah. Daß ihre in jedem Kleide durchaus feine Erſcheinung dieſen Mangel immer wieder ausglich, ahnte ſie ja ſreilich nicht, und geſagt hatte es ihr auch noch nie Je⸗ mand. Und Martin Harden, der da die breite Allee jetzt herauf kam, hatte auch kein Auge für