Big fg 575 el Erſcheint jeden Dienſta Preis vierteljährlich frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 2 — g und Freitag Abend. Mark 1.— mit illuſtrirtem Son ntagsblatt Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Hofbuchdruckerei. — — ͤ—————— . — Samſtag, den S. Dezember f Die Weltlage. Die ſüdafrikaniſche Frage iſt durch die feeſwillige Miſſton, mit deren Ausübung ſich Präsident Krüger gegenwärtig in Europa be⸗ ſchäftigt, nochmals in den Vordergrund des Politiſchen Tagesintereſſes gerückt worden. Allerhand Gerüchte von einer bevorſtehenden Aplomatiſchen Aktion verſchiedener Mächte zu Hunſten der Burenſache, von einer im Werke befindlichen ſchieds gerichtlichen Entſcheidung in dem Conflict zwichen den Burenrepubliken und England nſw. umranken die Europafahrt des gleiſen Staatsoberhauptes von Transvaal und faden auch ihr Publikum, giebt es doch ſelbſt leiht noch viele Leute, welche es für unmöglich halten, daß die Buren von der hohen Diplo⸗ Ratie ſo ganz und gar in Stich gelaſſen werden unten. Und dennoch wird dies höchſt wahr⸗ ſcheinlich geſchehen, trotz aller ſtürmiſchen Be⸗ geiſterung, mit welcher Präſident Krüger von er Bevölkerung bei ſeinem bisherigen Ver⸗ Feilen auf franzöſiſcher, belgiſcher und deutſcher Erde aufgenommen worden iſt, beſagt da doch ſein Nichtempfang durch Kaiſer Wilhelm be⸗ keits genug, denn der Vorgang bekundet mit hinlänglicher Deutlichkeit, daß die deutſche Politik für Herrn Urüger und bie von ihm ſo Unverzagt vertretene Sache nichts übrig hat. Aber ſchließlich wird ſich im weiteren Verlaufe der europäiſchen Kundreiſe des transvaaliſchen Staatschef herausſtellen, daß er auch von anderen maßgebenden Stellen unſeres Welttheils nichts Greifbares erhoffen darf, mag man ihm gleich Angeſichts ſolcher Verhältniſſe iſt es kein Wunder noch ſo ſchöne Worte widmen und mit äußer⸗ lichen Auszeichnungen überhäufen. Denn Eine läßt ſich nicht hinwegdisputiren, daß England nach wie vor entſchloſſen iſt, keiner⸗ lei Intervention oder ſchiedsgerichtliche Ent⸗ Seine Schweſter. Erzählung aus der Gegenwart von Fanny Stöckert. 10, (Nachdruck verboten. Nein Niemand,“ fagte Herr Axhauſen, wäh⸗ kend ſein Blick bewundernd auf der eleganten Er⸗ ſcheinung ſeiner Tochter haftete. Sie begann jetzt ihm die einzelnen Perſönlichkeiten, mit denen ſie in nächſter Zeit unter einem Dache leben wollte, vor⸗ Aufähren. „Gefallen hat mir eigentlich unr der Aludent Fred Brenken“, erklärte ſie „zwiſchen uns heiden herrſcht Geiſtesberwandſchaft, er ſchaut mit ebenſo dürſtenden, wie ich. „Aber Carla ein Student!“ 9 0 „Ig leider iſt er nichts weiter als Studen der Mediein, der von ſeinen reichen Verwandten Haube ich noch unterſtützt wird, er gefällt mir je⸗ doch ausnehmend. Wie er da vor mir ſaß und ſeine Augen voll Bewunderung auf mir ruhten, da fühlte ich wohl zum er ſten Mal, daß ich auch ein Herz habe wie die anderen jungen Mädchen. „Mein Gott Mädchen, Du Deines Vaters Tochter wirſt doch ſolche Thorheit nicht begehen, Ach in einen Studenten zu verlieben!“ „Nein ich weiß, das ſchickt ſich nicht für Carla Mhauſen ich muß mir irgend einen Erbſus er— verlangenden Augen in die Welt das Drinz Tſching und Ci⸗Hung⸗Tſchang erneute Unverſchämtheit entwickeln, und zum Beiſpiel obern, wenn es auch ein Jubelgreis iſt. die Loſung heutzutage! und doch glanbe ich iſt es ö gende Meer. eee verre ſcheidung anzunehmen. Dennoch würde eine neutrale Macht, wollte ſie ſich ernſtlich für die Buren ins Seug legen, nur riskiren, in einen ernſten Gegenſatz zu England, vielleicht gar in einen Urieg mit dieſer Macht zu gerathen, hierzu haben aber offenbar weder Frankreich noch Kußland zur Seit die nöthige „Schneid.“ Sbweifellos wirken auf die einer thatkräf⸗ tigen Intervention für die Buren ungünſtigen diplomatiſchen Dispoſitionen auch die chine⸗ ſind, um die volle Aufmerkſamkeit der Cabi— nete zu erfordern. Es iſt ein offenes Geheim⸗ niß, daß zwiſchen den Mächten, im Gegenſatz zu ihren Geſandten in Peking, ſelbſt jetzt noch nicht die unbedingt nöthige Einigkeit im Auftreten gegenüber den chine⸗ ſiſchen Machthabern herrſcht. Namentlich ge⸗ fällt ſich Rußland immer wieder in bedenklichen Quertreibereien, worin es ſich der gefälligen Unterſtützung Nordamerikas erfreut, wie die der ruſſiſchen Chinapolitik geſpendete Anerken⸗ nung in der Sröffnungsbotſchaft Mac Kinley's an den amerikaniſchen Congreß erſt neuerdings wieder beweiſt, ſogar Japan macht Miene, in der chineſiſchen Angelegenheit ſeine eigenen Wege zu wandeln. Dabei ſcheint ſich die Lage in China für die verbündeten Truppen, trotz aller ihrer Erfolge in den bisherigen Zuſam⸗ ſammenſtößen mit den chineſiſchen Boxern und Soldaten allmählich zu verſchlimmern, geht doch das Gerücht, daß in ganz China Vorbe⸗ reitungen zu einem allgemeinen Cosſchlagen gegen die fremden Truppen getroffen würden. wenn die chineſiſchen Friedens bevollmächtigten in einer Note an die Geſandtſchaften in Peking — 1900. ziemlich unverblümt die Wiederräumung der Provinz Cſchili durch die verbündeten Truppen als eine Vorbedingung für die Cöſung des chineſiſchen Problems verlangt haben, eine Frechheit, welche die Mächte infolge ihrer Un⸗ einigkeit freilich auch vollkommen verdient haben. Jedenfalls macht es der Ernſt der chi⸗ neſiſchen Frage erklarlich, wenn die hohe Di⸗ i . N plomatie hieran einſtweilen genug hat und ſiſchen Dinge ein, die noch immer ernſt genug vorerſt keine weiteren Verwickelungen wünſcht, weder im übrigen Aſien, noch in Afrika oder gar in Europa. Deshalb erſcheinen eben die Bemühungen der Staatsmänner der Buren und ihrer Freunde in Europa, endlich ein actives Intereſſe bei den Regierungen der „neutralen“ Großſtaaten für die Burenſache hervorzurufen, ebenſo ausſichtslos, wie etwa die dem Prinzen Georg von Griechenland als Gouverneur von Kreta zugeſchriebenen Beſtreb⸗ ungen, die Einverleibung dieſer ſeiner Ver⸗ waltung anvertrauten türkiſchen Inſel in Griechenland herbeizuführen. Politiſches. Köhn, 6. Dez. Heute Vormittag 10 Uhr erfolgte mittelſt Sonderzuges die Abreiſe des Prä⸗ ſidenten Krüger nach dem Haag. Die Straßen zum Bahnhof, die polizeilich abgeſperrt waren, waren wiederum von einer dichten Menſchenmenge beſetzt, die unter brauſenden Hochrufen dem Prä⸗ ſidenten ihre Abſchiedsgrüße entbot. Vor der Abfahrt des Zuges ließ der Alldeutſche Verband durch eine beſondere Abordnung unter entſprechen⸗ den Glückwunſchworten für die Weiterreiſe dem Präſidenten Krüger ein Blumenarrangement überreichen. Im Auftrage des Kölner Buren⸗Komites hatte Herr Karl Lemmen herzliche Worte des Ab⸗ Geld iſt kein leerer Wahn die vielbeſungene Liebe, ſo eine wahre echte Liebe wo die Herzen in Glut verlodern muß ſchön ſein!“ Träumeriſch blickte ſie hinaus auf das wo⸗ „Der Student ſcheint ja wunderbare Wandlungen bei Dir hervorgerufen zu haben,“ ſagte ihr Vater ironiſch. „Und meinen Lebensraum will ich haben,“ fuhr Carla ſeine Worte nicht beachtend, fort, „viel⸗ leicht daß ich ihn hier träume am Oſtſeeſtrand.“ „Carla ich bitte Dich ſei vernünftig!“ „Wenn wir erſt wieder in Berlin ſind Vater, ja, dann will ich vernünftig ſein, hier aber will ich es nicht ſein und auf dem Gute bei Schlieſens vollends nicht. Da will ich nur dem vollen Genuß der Gegenwart leben, will vergeſſen was hinter mir liegt, und nicht an die Zukuuft denken. An dieſem Progamm hielt Fräulein Carla feſt, als ſie nun unter dem Schlieſenſchen Dache weilte, und wie die Fee mit dem Zauberſtabe alles dort umwandelte: — Welch ein Leben! war das wirklich noch das alte ſtille Herrenhaus, wo es ſonſt ſo ruhig und ehrbar herging, und wo nun auf einmal alles aus den Fugen ſchien. Das war anders wie der beſcheidene Sonnenglanz den Melitta einſt hier in dieſe Mauern hineinzutragen verſucht, haſtende, nervöſe, am Genuß dahinſiegende Welt hier einzogen. 75 Carla und Fred, die echten Kinder ihrer Zeit, waren es, die hier den volleu Daſeinsjubel entflammt, und Flora ſchloß ſich, ſo weit es ihre bedächtige Natur vermochte, ihnen an. „Unſer Kind iſt wirklich ganz verwandelt, meinte der Amtsrath eines Tages lächelnd zu ſeiner Frau, während ſie beide dem lawen tennis-Spiel der Jugend, das Carlaz d hier eingeführt, zuſahen. Ein paar junge Damen aus dem Bade, Bekannte von Carla waren zugegen, auch die beiden Inſpek⸗ toren des Gutes waren von Fräulein Carla auf⸗ gefordert worden, ſich an dem Spiel zu betheiligen, hochroth, ganz übernommen von der Ehre ließen ſie ihre Bälle meiſt über die Grenzen hinaus⸗ fliegen. „Fräulein Carla iſt eine wahre Zauberin,“ fuhr der Amtsrath fort, „daß Flora an ſolchen Spielen Gefallen nimmt, iſt doch nur ihr Werk.“ „Ich glaube der Zauber geht mehr von Fred aus,“ verſetzte ſeine Gattin, „der ſcheint ihr ganz ausnehmend zu gefallen.“ „Das iſt mir allerdings auch ſchon vorge⸗ kommen, wieder ein Beweis von der Anziehungs⸗ kraft der Extreme, denn zwei verſchiedenere Naturen kann es kaum geben, aber wenn er ihe gefällt, es war, als wäre das ſcheidende Jahrhundert, die unſer einziges Kind brauchte ja ihrer Neigung