kburge Wochen Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. v. 1900, ramt, JJJCCCCCCC0G00V0V000000T00C0( 8 Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. inger Preis vierteljährlich. Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt W N . frei ins Haus. 5 Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ el a und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. ene 8 2 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitt r, Hofbuchdruckerei - i 5 Samſtag, den I. Dezember 955 ider 1 e . — 5 Politiſches. wegen boy Fa Berlin, d. Nov. Der „Keichsanzeiger“ hn pereffenzlicht die Verordnung, wodurch der Seit⸗ igel punkt, wo die Schiedsgerichte für Arbeiterver⸗ 0 1 cherung an Stelle der bisherigen, nach den dohaulke Berufsgenoſſenſchaften errichteten Schiedsgerichte zr Enſcheidung von Streitigkeiten aus der Ahfallverſicherung treten, auf den 1. Januar 1901 feſtgeſetzt wird. lin, 28. Nov. Wie die „Nordd. Aug Sig.“ hört, tritt der deutſche Botſchafter Haris, Fürſt Aünſter, mit Rückſicht auf ein hohes Alter von ſeinem Poſten zurück. In Färſten Münſter verliert der Keichs⸗ Neuß einen Staatsmann, der ein Menſchen⸗ Aier laug in diplomatiſchen Stellungen erſten Naliges feine Kenntniſſe und Erfahrungen dem Nuſchen Keiche mit anerkanntem Erfolge zur ie geſtellt hat. Georg Herbert Graf er⸗Ledenburg, Frhr. v. Grotthaus, iſt märz 1820 zu London als Sohn des ingligen hannoverſchen Cabinetsminiſters Fit Friedrich Herbert Grafen Münſter (geſt. als und Göttingen, war Erblandmarſchall been, ſtudirte in Bonn, Heidelberg Miglies der hannoverſchen Erſten Kammer, den 856 64 außerordentlicher hannoverſcher Juni 1875 wurde er zum deutſchen Reiches in London ernannt, eine Stellung, die er im Jahre 1885 mit dem Botſchafterpoſten in Paris vertauſchte. In dieſer Stellung, die er nur ſehr widerſtrebend antrat, in der er ſich aber ſpäter wohl fühlte, leiſtete er aicht nur ſeinem Baterlande werth⸗ volle Dienſte, ſondern er wußte ſich auch das Vertrauen der leitenden franzöſiſchen Kreiſe in einem derartigen Maße zu erwerben, daß man ihm einen weſentlichen Ankheil daran zuſchreiben muß, daß ſich die allgemeinen Beziehungen der beiden Nachbarreiche ſeit Jahren in ſo er⸗ freulicher Weiſe gebeſſert haben. Eine außer⸗ ordentliche Anerkennung ſeiner ausgezeichneten diplomatiſchen Leiſtungen gewährte ihm im Auguſt 1899 der Haiſer, als er ihn unter dem Namen „Münſter von Derneburg“ in den Fürſtenſtand verſetzte. — Berlin, 29. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ meldet: Als Nachfolger des Fürſten Münſter wurde der bisherige Botſchafter in Petersburg, Fürſt Radolin, zum deutſchen Botſchafter in Paris ernannt. Cronberg, 28. Nov. Das badiſche GHroßherzogspaar traf um 1 Uhr mit Gefolge hier ein und wurde am Bahnhof vom Prinzen Botſchafter des formell um ihre Vermittelung bitten, welche dann unterſtützt von Frankreich, Rußland und vorausſichtlich auch Amerika in Angriff ge⸗ nommen werden ſoll. Paris, 27. Nop. Ueber die Audienz Krügers im Elyſee teilt der „Temps“ nachträglich zahlreiche Einzelheiten mit: Loubet ſelbſt ordnete an, daß der Beſuch ſich unter möglichſt feierlichem Zeremoniell vollzog als Ausdruck des ehrenden Mitgefühls an dem großen Unglück Krügers. Als Krüger denz Saal betrat, waren alle An⸗ weſenden ſichtlich erſchüttert von ſeiner Erſcheinung. Krüger ging ſchweigend auf Loubet zu und ver⸗ beugte ſich, indem er die ihm entgegengeſtreckte Hand erfaßte. Dann richtete er ſich in ganzer Größe auf und ſprach langſam und bewegt. Die Stimme wurde erſt ſtark und klangvoll, als er vom Empfang in Frankreich ſprach. Krüger ſagte: Die Ovationen in Marſeille, die meinen erſten Schritt auf dem Boden des edelmütigen Frankreichs begrüßten, übertrafen meine Erwartungen und machten mich glücklich, aber in Dijon, der vor⸗ letzten Station meines durch die glühende Sym⸗ pathie der Bevölkerung in einen Triumpfzug ver⸗ wandelten Leidenswegs, konnte ich die Thränen nicht mehr zurückhalten. Dann offenbarte mir Paris noch ſchöner die Seele Frankreichs, die lle und der Prinzeſſin Adolf von Schaumburg glühend mitfühlt in jedem edlen Streit und be⸗ ii in Petersburg und ſchloß ſich nach Lippe empfangen. Nach 3 Uhr kehrte das ſonders, wenn er durch Unglück geweiht iſt. ꝛel Bliſß nien des Jahres 1866 mit voll⸗ Großherzogspaar nach Karlsruhe zurück. Krüger erinnerte an ſeine Audienz bei Grevy A peiſcher Ueberzeugung der preußiſchen Daris, 29. Nov. In der Umgebung 1884 und kommt dann auf ſeine Miſſion. Der iii an. Im November 1867 wurde des Präſidenten Krüger iſt man mit dem Er⸗ Krieg Englands ſei ungerecht und unwürdig ein 5 uche erblichen Mitgliede des preußiſchen folg, welchen Krüger bei der franzöſiſchen ] großen, ehemals ſo liberalen Nation. Nur in ihenſes ernannt, nahm auch eine Reihe Regierung hinſichtlich eines Vermittlungsver⸗ den Reihen der Buren wurde in dieſem Krieg artie Jahren am parlamentariſchen Ceben teil, ſuches gehabt hat, ſehr zufrieden. Da, wie die Menſchlichkeit geehrt und unerhörte Greu E. im norddeutſchen Keichstage von verlautet, die Hönigin von Holland ſich bereit wurden von den Engländern begangen. Währen 1 den Wahlkreis Hoslar, von 1871 erklärt hat, die Initiative zu einer Vermittelung Krüger die Brutalitäten der Engländer ſchilder wahl, ies im deutſchen Keichstage als Mitglied zu übernehmen, wird Urüger nunmehr kann iich Loubet nicht enthalten, auszurufen: D n peiſſchen Keichspartei vertrat. Am 26. direkt nach dem Haag abreiſen und die Königin Krieg iſt leider immer brutal. Krüger ſchloß, nesenbi — . „5 igſt f ö „Sie muß doch ihre Jugend genießen, ſoll ſie vielberheißende Blick mit welchem Flora bei dieſ ittſpah, Seine chweſter. denn garnichts vom Leben haben,“ berſetzte ſeine Worten zu ihrem Vetter aufſah, verurſachte dieſe — Gattin in ziemlich gereiztem Tone. ein förmliches Unbehagen. Was wollte ſie dam Whähleng gus der Gegenwart von Fanny Stöckert. „Und was iſt denn Ihr Jugendgenuß, Fräulein Melitta?“ fragte da Martin Harden, unbekümmert um die ſehr erſtaunten Blicke der Frau Amtsräthin, die zu ſagen ſchienen, wie kann man zu ſolch armem Mädchen von Jugendgenuß reden? „.O, ich meine, jung ſein iſt ſchon an und für ſich ſo ſchön, daß man nichts weiter begehrt,“ berfetzte Melitta. „Da biſt Du eben eine beſcheidene Seele,“ ſagte Fred. Deinetwegen muß ſie es ſein! ſchwebte es auf Martin Hardens Lippen. e. ten ſind in 8. 8 (Nachdruck verboten. ie 100 a Die Menſchen ſind eben aus berſchiedenem 9 lun a pirklich vornehme Damen haben meiſtens b eee, a en Nerben zu thun,“ gab Flora ſchnippiſch A. Sehn zur Antwort. Martin Hardens Augen flammte es düster A, was ſollte das heißen, wollte ſie damit ſagen, E 11 11 Melitta nicht zu den wirklich vornehmen Damen gehöre? nne ö Ich kenne ein paar Damen, wirklich vor— oben, gehn Nofuren,“ begann er mit einem warmen pfthan Mie anf Melitta, „von Nervosität habe ich aber doch nie etwas bei ihnen bemerkt, am meiſten ner⸗ ind meines Erachtens Schneiderinnen, Weiß⸗ Wherinnen, arme Geſchöpfe, die nichts für ihre Mfundheit thun können. Aber vornehme, unab⸗ Mlige Damen, beſonders, wo es jetzt Mode allen Wbelg, das iſt doch alles uervenſtärkend!“ Ja, aber bedenken Sie, was ſich ſolche vor⸗ äge Ae Damen in der Hochſaiſon im Winter zu⸗ Jülbelel, hene ſagte der Amtsrath, „ganze Nächte durch⸗ hen, wie es meine liebe Tochter auch gethan hat, In muß die geſundeſte nervös werden.“ Möglichen Sport zu treiben, Schwimmen, Reiten, N Die Jugend muß genoſſen werden!“ erklärte N nicht, mit ihrem knapp bemeſſenen Zuſchuß, jede eultivirt, aber das war da Carla Axhauſen, „nur wenn man ſie mit vollen Zügen genoſſen hat, läßt ſich das Alter einiger Maßen ertragen.“ „Das meine ich auch,“ rief Fred ganz begei⸗ ſtert. „Sich hineinſtürzen in das volle, reiche Leben würdigkeit. wenn das Blut noch mit voller Jugendkraft in den Adern pulſirt, das nenne ich leben!“ „Dazu gehört aber Geld,“ erklärte Flora be⸗ dächtig⸗ „Allerdings und bin ich erſt ſoweit Geld zu berdienen, dann iſt keine Zeit mehr zum Ge⸗ nießen.“ „Du kannſt ja eine reiche Frau nehmen,“ der ſagen, wollte ſie ihm, dem einſtigen Mediziner, de ſchnöden Mammon in den Schooß werfen, und dan zuſammen mit ihm die goldenen Früchte von d Lebens reichem Baum brechen. 8 Es wallte trotzig in ihm auf, dieſes blaſſe, kränkliche Geſchöpf ſeine Gattin, nein nie und nimmer, ſolch ein Opfer der Dankbarkeit konnte Niemand von ihm verlangen, auch die Verwandten Extraausgabe verbot ſich ihm von ſelbſt. Wie gern hätte er ſich hier noch einige Tage aufgehalten, die Bekanntſchaft von Fräulein Carla noch meh für ihn den armen Stu⸗ denten viel zu koſtſpielig. 5 „Du kommſt doch mit uns nach F. und logir bei uns ?“ fragte ihn Flora jetzt voll Lieben „Ja ich weiß nicht ob das geht, meine Mutter erwartet mich morgen zurück,“ verſetzte er. 5 „O ein paar Tage mußt Du ſchon bleiber wir depeſchiren von hier aus an Tante. Und S Herr Forſtkanditat werden Sie uns auch das Vergnügen machen?“ wandte ſich Flora jetzt an Martin Harden. Mit Melitta unter einem Dach! welch verlockende Ausſicht, er ſchwankte einen Mo⸗ ment, ſollte er auch einmal leichtherzig ſein, nach den vollen Roſenkränzen des Lebens greifen, Fred